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Dr. Friedrich Moritz Heymann (1828 – 1870)

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Ärzteblatt Sachsen 10|2020

Bereits 1999 rief die WHO als dauer- hafte Kampagne die Mission „Vision 2020 – the right to sight“ ins Leben, das heißt gutes Sehen für jedermann durch Eliminierung der Hauptursachen ver- meidbarer Erblindung . Das Jahr 2020 steht aber auch im Zeichen des großen Reformators der Augenheilkunde in der 2 . Hälfte des 19 . Jahrhunderts: Albrecht von Graefe (1828 – 1870) . Er war eine außergewöhnliche Persönlichkeit und 1857 der Gründer der Deutschen Oph- thalmologischen Gesellschaft (DOG) in Heidelberg, der ältesten medizinischen Gesellschaft weltweit . Anlässlich sei- nes 150 . Todesjahres widmet ihm die DOG dieses Jahr in Berlin ein virtuelles medizinhistorisches Symposium [1] . Das gleiche Geburts- und Sterbejahr verbindet durch eine doppelte selt- same Tragik den Reformer der Augen-

heilkunde im Königreich Sachsen: Dr . Friedrich Moritz Heymann .

Er wurde am 24 . Mai 1828 in Schnee- berg im Erzgebirge geboren [2] . Sein Vater war zu dieser Zeit Oberpfarrer an der spätgotischen evangelischen Hal- lenkirche St . Wolfgang (Abb . 1) . Bereits 1833 übersiedelte die Familie nach Dresden . Der Vater war zunächst Stadt- prediger und ab 1838 Superintendent an der Kreuzkirche . Hier besuchte der Knabe den naturwissenschaftlichen Zweig der Kreuzschule von 1840 bis 1847 . Danach studierte Heymann an der Universität in Leipzig von 1847 bis 1850 Medizin . Er wohnte in der Münz- gasse, einer Nebenstraße vom Peters- steinweg . Im Mai 1850 wurde er in Leipzig mit einem Thema „Über Milz- Tumoren“ mit „Censura prima“ promo-

viert [3] . Wie es damals für junge bildungshung-

rige Ärzte üblich war, trat Heymann im Juli 1850 seine sogenannte „akademi- sche Kavaliersreisen“ nach Prag, Wien, Paris und London an . Schon im Som- mer 1850 lernte er in Wien den bereits erwähnten gleichaltrigen Albrecht von Graefe kennen . Es entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft [4, 5] . Durch den Einfluss von Graefe fand Heymann seinen weiteren beruflichen Weg zum Augenarzt und hospitierte 1851 einige Monate bei von Graefe in Berlin . Hier lernte Heymann den Schmalmesser- schnitt zur Cataract-Operation und das Spiegeln des Augenhintergrundes . Der Augenspiegel wurde 1851 von Her- mann von Helmholtz (1821 – 1894) kre- iert und durch von Graefe propagiert (Abb . 2) . So wurde die Augenheilkunde nun ein selbstständiges Fach in der Medizin [6] .

Bereits 1851 erfolgte die Niederlassung Heymanns als Augenarzt in Dresden, MEDIZINGESCHICHTE

Dr. Friedrich Moritz Heymann (1828 – 1870)

Reformer der Augenheilkunde im Königreich Sachsen und Freund von Albrecht von Graefe

Abb . 1: Schneeberg (Erzgebirge), Lithografie um 1830, Meister unbekannt

Abb . 2: Albrecht von Graefe, Porträt mit Briefmarke, DDR 1978

© Privat © Privat

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Ärzteblatt Sachsen 10|2020

1852 trat er in die Diakonissen-Anstalt als Hilfsarzt der Augen-Abteilung ein, wurde 1858 Oberarzt und 1859 deren leitender Augenarzt (Abb . 3) . Damals verfügte das Hospital der Diakonissen- Anstalt Dresden über 50 Betten für Augenkranke, die Universität in Leipzig nur 31, dagegen befanden sich bei Alb- recht von Graefe in Berlin 120 Betten [7] . Das Krankenhaus der Diakonissen war in dieser Epoche, als es noch keine staatliche Sozialfürsorge gab, eine große Hilfe für Unbemittelte und Arme . In Dresden erlebte Heymann nach Prof . Julius Hirschberg (1843 – 1925), in kur- zer Zeit ein bedeutendes Arbeitsfeld:

jährlich etwa 2 .000 ambulante Patien- ten, von 1854 bis 1870 2 .576 stationär behandelte Patienten, darunter 400 Star-Operationen . Heymann erstellte exakte Protokolle zu allen behandelten Patienten und veröffentlichte auch detailliert alle Operationen [8] . So hatte er bei 354 „Staar“-Operationen mit dem Schmalmesserschnitt nach Graefe (Abb . 4) nur 7,5 Prozent Misserfolge, die meisten Augenkliniken der deutschen Universitäten dagegen mehr [4] . Aus

heutiger Sicht muss vermerkt werden, dass sich dieser sogenannte Graefe- Schnitt in den Händen der Ophthal- mochirurgen bis in die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts bewährt hat!

Wir finden in einem eigenen Kapitel bei Hirschberg (1914) – dem Geschichts- schreiber der Augenheilkunde – welcher Heymann noch gut gekannt hat, dass

„Heymann den heutigen Fachgenossen aus dem Gedächtnis verschwunden ist, aber während der Reformzeit die Augenheilkunde mit großem Erfolge vertreten und Wichtiges geleistet hat“ . So war Heymann wissenschaftlich sehr fleißig und erfolgreich . Das beweisen seine 24 Publikationen [4] .

Bereits 1853 hatte die Königlich-Belgi- sche Akademie der Medizin eine Preis- aufgabe über den Einfluss verschie- dener Nerven auf die Bewegungen von Iris und Pupille gestellt . Heymann gewann die Goldmedaille durch eine Abhandlung in Latein . Es folgten zwei Veröffentlichungen in der Prager Vier- teljahresschrift, danach sieben Bei- träge über Erkrankungen von Netzhaut und Aderhaut in von Graefes Archiv für Ophthalmologie . Darunter war die erst- malige Beschreibung der Funduspatho- logie mit Amaurose bei Nierenleiden (Brightsche Krankheit) . Auch in den Kli- nischen Monatsblättern für Augenheil- kunde erfolgten fünf Publikationen, unter anderem Glaukom bei Aphakie . Interessant ist, dass in einer Fest- schrift zum 50-jährigen Doktor-Jubi-

läum von Carl Gustav Carus (1789 – 1869) im Jahre 1861 Heymann mit einer Kasuistik vertreten war . Auch drei Monografien sind von Heymann be - kannt . Die wertvollste war wohl „Die Autoskopie des Auges“, erschienen 1863 . Das Auto-Ophthalmoskop wurde in Dresden von der Firma Stöhrer ge - baut und im fundamentalen Werk „Der Augenspiegel“ 1996 gewürdigt [9] . Als Augenarzt war Heymann auch Mitglied der Gesellschaft für Natur- und Heil- kunde in Dresden .

Der leicht kränkelnde Heymann ver- starb im 43 . Lebensjahr an einer Meningitis am 21 . Oktober 1870, drei Monate nach seinem Freund von Grae- fe . Wenn Albrecht von Graefe in der 2 . Hälfte des 19 . Jahrhunderts als der große Reformator der Augenheilkunde allgemein gilt, so ist Friedrich Moritz Heymann als sein kleines Double in Dresden und Reformer unseres Faches im Königreich Sachsen von 1851 bis 1870 anzusehen .

Danksagung

Der Autor bedankt sich für die freund- liche Unterstützung schon 2016 beim Verwaltungsdirektor, Dr . Matthias Schröter, und der Öffentlichkeitsrefe- rentin, Frau B . Mutzek, vom Diakonis- senkrankenhaus Dresden .

Literatur beim Autor Priv .-Doz . Dr . med . habil . Manfred Jähne,

Schneeberg

MEDIZINGESCHICHTE

Abb . 3: Friedrich Moritz Heymann (1828 – 1870) aus J . Hirschberg, Reform der Augenheilkunde,

§ 1162, S . 207, Springer, Berlin 1918

Abb . 4: Starschnittmethoden bis von Graefe 1864

© Wikipedia

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