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High- oder low-risk?

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114 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juli 2018 | www.diepta.de

I

m Jahr 2008 ging der Medizin-Nobelpreis in deutsche Hände: Harald zur Hausen gelang es nach jahrelanger Forschung die Virustypen HPV-16 und HPV- 18 aus einer Gebärmutterhals- krebsprobe zu isolieren und somit den Zusammenhang zwi- schen der Entstehung des Kar- zinoms und einer Infektion mit dem Humanen Papillomvirus nachzuweisen. Die kurz nach seiner Veröffentlichung auf dem Markt eingeführte Imp- fung wurde als „Impfung gegen Krebs“ gefeiert. Dennoch wird der HPV-Impfstoff kontrovers diskutiert.

Das Virus Mittlerweile sind mehr als 150 Vertreter der DNA-Viren bekannt. Aufgrund ihrer Häufigkeit kommt fast jeder sexuell aktive Mensch jedes Geschlechts einmal in sei- nem Leben mit ihnen in Kon- takt. Ein nicht-sexueller Über- tragungsweg ist möglich, aber recht selten. Eine Infektion führt an den Zellen von Haut oder Schleimhäuten zu einem unkontrollierten Wachstum – es entstehen Tumoren, die meist gutartig sind, sogenannte Warzen (lat. Papilla: Warze).

Treten diese im Anogenitalbe-

reich auf, spricht man von Ge- nital- oder Feigwarzen. Eine In- fektion verläuft dabei meist unbemerkt und heilt oft inner- halb von zwei Jahren von selbst wieder aus. Einige der Vertreter finden sich allerdings gehäuft in Tumorzellproben. In diesem Fall spricht man von high-risk Typen, sie treten bei über 99 Prozent der Gebärmutterhals- karzinome auf. Vor allem HPV- 16 und HPV-18 können nach- gewiesen werden, aber auch die Genotypen 31, 33, 45, 52 und 58. Virustypen, die selten mit einer Tumorerkrankung asso- ziiert werden, zählt man zu den low-risk-Typen.

Zervixkarzinom Bei bis zu zehn Prozent der Frauen persis- tiert der Virus allerdings, was bei Hochrisiko-Typen zum Problem werden kann. Häufig wird dies bei Frauen beobach- tet, die zusätzlich hormonelle Kontrazeptiva einnehmen oder rauchen.

Neben Krebserkrankungen der Vagina und des Analbereiches, sind die Viren für circa 90 Pro- zent aller Gebärmutterhals- krebserkrankungen verant- wortlich. HPV dringt durch kleine Verletzungen der oberen (Schleim-)Hautschichten in das Gewebe des Gebärmutterhalses (Zervix) ein und infiziert die tiefer liegenden Basalzellen.

Durch Vermehrung dieser infi- zierten Epithelzellen entstehen nach und nach krankhafte Ver- änderungen. In seinem Früh- stadium ist der Tumor aller- dings noch klar abgrenzbar und befindet sich nur am ursprüng- lichen Infektionsort (med. Car- cinoma in situ, CIS, Krebs am Ursprungsort). Wird das be- troffene Gewebe allerdings nicht entfernt, kann sich der Tumor in umliegende Gewebe ausbreiten (invasiver Tumor) oder metastasieren.

© Creatas Images / Creatas / Getty Images

High- oder low-risk?

PRAXIS HPV

Humane Papillomviren sind die am häufigsten sexuell übertragbaren

Viren und für die meisten Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich,

einer der häufigsten Krebserkrankung bei Frauen.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juli 2018 | www.diepta.de

Pap- und CIN Bei der jähr- lichen Krebsvorsorge beim Frauenarzt wird neben einer Tastuntersuchung auch ein Ab- strich der oberen Zellschicht des Muttermundes und des Ge- bärmutterhalskanals durchge- führt. Das Ergebnis dieses soge- nannten Pap-Tests (nach dem griech. Arzt George N. Papani- colaou) gibt Aufschluss über mögliche Zellveränderungen in diesem Bereich. Ein auffälliger Befund ist nicht gleichbedeu- tend mit einer Krebs-Diagnose, es können auch beispielsweise Entzündungen vorliegen. Es wird unterteilt in die Befund- gruppen Pap I bis Pap V.

Gruppe I steht für normale, ge- sunde Zellen und V für den Nachweis bösartiger Tumorzel- len, wobei zwischen den Grup- pen verschiedene Abstufungen liegen. Leichte Zellverände-

rungen bilden sich oft zurück, sodass lediglich eine engma- schigere ärztliche Kontrolle durchgeführt werden muss.

Viele Ärzte empfehlen dann al- lerdings einen HPV-Test oder eine Biopsie des betroffenen Gewebes. Beim HPV-Test wird die gewonnene Gewebeprobe auf DNA-Material des Virus untersucht. Da jeder Genotyp eine genetische Einzigartigkeit aufweist, kann an dieser Stelle nicht nur die Existenz der Viren, sondern auch der vorlie- gende Typ bestimmt werden.

Eine Biopsie bietet den Vorteil,

dass mehr Zellmaterial ent- nommen und untersucht wer- den kann als beim Pap-Test.

Sie kommt meist dann zum Einsatz, wenn auch eine vor- her gehende Scheidenspiege- lung (genaue Begutachtung des betroffenen Gewebes mit ei ner Lichtquelle während der frauen ärztlichen Untersu- chung) kein genaues Ergebnis geliefert hat. Bei der histolo- gischen Auswertung kann dank mehr Zellmaterial auch be- urteilt werden, ob sich auffäl- lige Zellen bereits in umlie- gende Gewebe ausgebreitet ha ben. Es wird unterschieden in CIN 1 (leichte Zellveränderun- gen), CIN 2 (mittelschwere Veränderungen, die aber noch bei ei nem Drittel der Frauen aus heilen) und CIN 3 (weit fort geschrittene Krebsvorstufe im Übergang zum Karzinom).

Konisation CIN 1 und 2 stel- len zunächst keinen Behand- lungsbedarf dar. Das betroffene Gewebe wird engmaschig kon- trolliert und jedes Mal neu be- wertet. Findet keine spontane Rückbildung statt, sollten die Krebsvorstufen allerdings ent- fernt werden. Bei einem CIN 3-Befund wird ein operativer Eingriff direkt empfohlen.

Bei dieser Konisation wird das erkrankte Gewebe durch einen kleinen operativen Eingriff unter Kurznarkose aus dem Gebärmutterhals entfernt.

Meist dauert dies nicht länger

als eine halbe Stunde. Die rest- liche Gebärmutter bleibt da- von unberührt, sodass nach Abheilung der Wunde weder Einschränkungen beim Ge- schlechtsverkehr noch die Gefahr einer Unfruchtbarkeit bestehen.

Vorbeugung möglich? Die Nutzung von Kondomen und die regelmäßige Vorsorgeunter- suchung beim Frauenarzt führ- ten bereits zu einem leichten Rückgang der Erkrankung in den letzten Jahren. Die Ein- führung der HPV-Impfstoffe 2006/07 soll dies auf lange Sicht noch verstärken. Sie beinhalten vor allem die Genotypen 16 und 18, Vertreter der auch für die Entstehung von Genitalwanzen verantwortlichen HPV 6 und 11. Der recht neu eingeführte Neunfach-Impfstoff enthält

noch zusätzlich die high-risk- Typen 31, 33, 45, 52 und 58.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Immu- nisierung für alle Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren und einen Abschluss der Impfserie (Impfschema mit 3 Dosen) vor dem ersten Geschlechtsver- kehr. Dennoch wird seit Ein- führung öffentlich über den Nutzen dieser Impfungen dis- kutiert. Für Kritiker stehen die unerwünschten potenziellen Nebenwirkungen (vor allem allergische Reaktionen, Kopf- schmerzen, Abgeschlagenheit)

in keiner Relation zu einer möglichen Reduktion der Tu- morentstehung durch HPV beziehungsweise hochgradi- ger Dysplasien (Gewebeverän- derungen). Zudem befürchten sie viele Langzeitschäden, die noch unentdeckt sind. Eine ak- tuelle Cochrane-Auswertung spricht der Impfung nun einen guten Schutz zu. Demnach hät- ten vor allem geimpfte Frauen im Alter von 15 bis 26 Jahren ein deutlich geringeres Risiko, Krebsvorstufen zu entwickeln.

Je doch lief die Untersuchung nicht lange genug, um die Ent- wicklung von Gebärmutter- hals krebs zu untersuchen. Das heißt, Langzeitstudien fehlen derzeit noch. Die Unsicherheit unter den Eltern zeigt sich vor allem in den aktuellen Impf- quoten: Nur etwa jedes dritte Mädchen ist in Deutschland

geimpft. Seit kurzem empfiehlt die STIKO die Impfung auch für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren.

Bei flächendeckender Impfung gehen wissenschaftliche Prog- nosen von einer langfristigen Senkung der Krebsrate aus.

Einen 100-prozentigen Schutz gibt es nicht, auch bei bestehen- dem Impfschutz wird eine re- gelmäßige frauenärztliche Kon- trolle empfohlen. ■

Farina Haase, Apothekerin/Redaktion

Die Häufigkeit und Mortalität eines Gebärmutter­

halskarzinoms gehen dank des Früherkennungs­

screenings immer weiter zurück.

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