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Deutscher Sparkurs unter Druck

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Nr. 45/2016 01. Dezember 2016

DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Deutscher Sparkurs unter Druck

Wolfgang Schäuble ist sauer. Einen „Brandbrief“ soll der Bundesfinanzminister an die EU-Kommission ge- schrieben haben, berichten Zeitungen. Der Grund: Die Kommission hatte empfohlen, die Sparpolitik in der Eu- rozone zu lockern, um Wachstum zu fördern. Insbeson- dere Deutschland solle seine gute Haushaltslage zur Stärkung von heimischen Investitionen nutzen.

Schäubles Reaktion zeigt, dass das deutsche Finanzmi- nisterium mit seinem Ruf nach „Schwarzer Null“ und europaweitem Kürzungskurs zunehmend in die Defen- sive gerät. Denn weltweit wächst die Erkenntnis, dass lockere Geldpolitik nicht ausreicht, um die Euro-Krise zu beenden, dass es endlich auch einer expansiven Fiskal- politik und öffentlicher Investitionen bedarf.

Bereits im Sommer hatte der Internationale Währungs- fonds (IWF) gefordert, dass Deutschland die „Schwarze Null“ zugunsten von mehr Investitionen aufgibt. Vor zwei Wochen legte dann die EU-Kommission nach. In einer Mitteilung empfiehlt sie einen zusätzlichen fiskal- politischen Impuls für die gesamte Eurozone in Höhe von 0,5 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das ent- spräche öffentlichen Mehrausgaben von insgesamt rund 50 Milliarden Euro in 2017 (siehe Grafik). Sie betont dabei, dass ein solcher Kurs nicht nur kurzfristig die Ar- beitslosigkeit senken würde, sondern auch langfristig zu einer Stärkung der Zukunftsfähigkeit der europäischen Wirtschaft und zu einer Stabilisierung der Weltwirt- schaft beitragen könnte. Selbstkritisch wird eingeräumt, dass die letzten europäischen Empfehlungen an die Mit- gliedsstaaten zu sehr auf einen Sparkurs abzielten und deren Umsetzung deshalb heute kontraproduktiv wäre.

Die Kommission betont zwar, dass finanzkräftige Län- der, wie Deutschland, überdurchschnittlich investieren

müssen, während stark verschuldete Staaten weiter sparen sollen. Doch auch letzteren wird „Flexibilität“

bei den EU-Schulden-Regeln zugesichert.

Weiter geht hier die Organisation für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung (OECD). Sie stellt in ih- rer neuesten Wirtschaftsprognose die europäischen Schuldenregeln insgesamt in Frage und empfiehlt – wie der DGB – öffentliche Investitionen künftig von den Re- geln auszunehmen. Die OECD regt sogar an, solche öf- fentlichen Investitionen durch die Europäische Zentral- bank mit ihrem Aufkaufprogramm für Staatsanleihen fördern zu lassen. Ähnlich wie die EU-Kommission emp- fiehlt die OECD den Industriestaaten einen fiskalpoliti- schen Impuls in Höhe von 0,5 % des BIP und rechnet bei koordiniertem Vorgehen mit zusätzlichem BIP- Wachstum von bis zu 0,7 %. Gemessen am BIP würde so auch der öffentliche Schuldenstand nicht steigen.

Insbesondere von ihrem Mitglied Deutschland verlangt die OECD einen deutlichen Impuls durch Investitionen.

Die internationale Kritik zeigt: Das Bundesfinanzministe- rium isoliert sich zunehmend mit dem steten Ruf nach Haushaltskonsolidierung. In Deutschland gibt es im- mensen Investitionsbedarf, die Bedingungen waren nie so gut. Auch Schäuble muss das endlich erkennen.

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