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F Fingerabdruck als Passwort

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P H Y S I K I M A L LTA G

50 Physik Journal 6 (2007) Nr. 6 © 2007 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

F

ingerabdrücke nützen längst nicht mehr nur der Polizei, um Verbrecher zu überführen. Schon heute finden sich in einigen Lap- tops, Handys und Memory-Sticks Sensoren, die den Benutzerzugriff nur nach erfolgreicher Erkennung des richtigen Fingerabdrucks ge- währen und so eine unberechtigte Nutzung des Gerätes verhindern sollen. Digitale Fingerabdrücke könnten in Zukunft als personen- gebundene Merkmale auch an vielen anderen Stellen PINs und Passwörter ersetzen: etwa als Zu- gangsschlüssel für hochsensible Sicherheitsbereiche (z. B. in Flug- häfen), für Geldautomaten oder beim Einkaufen („touch and pay“).

Im November 2007 soll der deut- sche ePass der zweiten Generation1) eingeführt werden, auf dessen Chip die Fingerabdrücke zusammen mit dem digitalen Foto des Passinha- bers gespeichert sind. Diese bio- metrische Authentisierung2) setzt voraus, dass jeder Fingerabdruck einzigartig und unveränderlich ist.

Unter zehn Millionen Menschen finden sich nur zwei zum Verwech- seln ähnliche Muster. Dafür verant- wortlich sind die feinen Linien auf der Fingerkuppe – die sog. Papillar- leisten –, die ein charakteristisches Muster aus Wirbeln, Bögen oder Schleifen bilden, das tief in der oberen Hautschicht verankert ist.

Im Gegensatz zu PINs und Code wörtern lässt sich ein Finger- abdruck theoretisch nicht stehlen.

Zuverlässige Fingerabdruck- Sensoren müssen allerdings hohe Anforderungen erfüllen: Sie sollen nicht nur anwenderfreundlich einen Fingerabdruck in wenigen Sekunden erfassen und erkennen, sondern auch gelungene Silikon- Kopien entlarven. Daher werden ergänzende Verfahren entwickelt, die den Puls bzw. den Sauerstoff- gehalt im Blut messen oder ein Wärmebild aufnehmen.

Fingerabdruck-Sensoren ar- beiten heute meist mit optischen

oder kapazitiven Verfahren. Bei optischen Sensoren vermeiden drei- eckige Glasprismen, deren große Basisfläche als Auflage für den Finger dient, Verzerrungen, die bei der zweidimensionalen Abbildung eines dreidimensionalen Objekts auftreten können (Abb. 1a). Eine LED als Lichtquelle, eine Linse und eine CCD-Zeilen kamera vervollständi- gen den Sensor, dessen Funktions- weise – wie beim Regensensor3) – auf der Totalreflexion beruht.

Die LED beleuchtet die trans- parente Sensorfläche durch das Prisma hindurch unter einem Winkel von 45°, der größer ist als der Grenzwinkel der Totalreflexion.

Ohne Finger auf der Sensorfläche wird daher das gesamte einfallende

Licht an der Grenzschicht total reflektiert. Liegt nun ein Finger auf dem Sensor, so ist zwischen den einzelnen Papillarleisten Luft ein- geschlossen, sodass das Licht auch hier total reflektiert wird. Nur dort, wo die Papillarleisten in direktem Kontakt mit der Sensoroberfläche stehen, erhöht sich aufgrund des geänderten Brechzahlverhältnisses der Grenzwinkel, sodass keine Totalreflexion mehr stattfindet.

Eine Linse (in der Grafik nicht eingezeichnet) sammelt das am Fingermuster reflektierte Licht und lenkt es auf die CCD-Zeilenkamera, die anhand der detektierten Sig nale den Fingerabdruck in Graustufen abbildet. Für ein vollständiges Bild wird die Fingerkuppe zeilenweise

Fingerabdruck als Passwort

Passwörter und PINs könnten bald der Vergangenheit angehören, wenn künftig unser

Fingerabdruck als Identifikation dient und uns Zugang zu Laptops oder Geldautomaten gewährt.

1) Informationen zum ePass: www.epass.de 2) Biometrische Verfah- ren nutzen personen- gebundene (Gesichts- form, Hand geometrie, Iris) oder verhaltensbe- zogene Merkmale (Stim- me, Anschlagrhythmus auf einer Tastatur).

3) vgl. Physik Journal März 2007, S. 64

Gemeinsam mit Siemens hat die Luft- hansa ein biometrisches Check-in- und Boarding-Verfahren getestet, das Flug- gäste per Fingerabdruck identifiziert.

Das System wandelt charakteristische Merkmale der Fingerkuppe in einen zweidimensionalen Code um und druckt ihn auf eine Bordkarte.

Siemens

Abb. 1 Optische Fingerabdruck-Sen- soren arbeiten mit Glasprismen (a). Bei kapazitiven Sensoren verändert die

Struktur der Fingerkuppe den Abstand des Minikondensators und damit die gemessene Kapazität (b).

Kondensatorplatte Papillare Finger

kapazitiver Sensor optischer Sensor

CCD

Prisma

a b

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P H Y S I K I M A L LTA G

© 2007 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 6 (2007) Nr. 6 51

Dr. Katja Bammel, science & more redaktionsbüro, kb@science-and- more.de

abgetastet. Die so entstandenen Bilder haben eine Auflösung von bis zu 500 dpi mit immerhin 20 Bildpunkten pro Millimeter.

Im Vergleich zu den relativ großen optischen Sensoren beste- chen kapazitive Fingerabdruck- Sensoren, die u. a. in Laptops oder Handys integriert sind, durch ihre Kompaktheit und ihren geringen Preis. Als Auflagefläche dient eine etwa 1,5 Quadratzentimeter große, mit einem dünnen Schutzfilm versehene Siliziumschicht, die aus etwa 65 000 winzigen, regelmäßig angeordneten Kondensatorzellen besteht. Dieses Array bildet zu- sammen mit der aufliegenden Fin- geroberfläche einen Kondensator.

Durch die Hautrillen ergeben sich unterschiedliche Plattenabstände d für die einzelnen Minikondensa- toren, wonach sich die Kapazitäten C gemäß C = ε0A/d (A: Fläche des Kondensators und ε0: Dielektrizi- tätskonstante) ändern (Abb. 1b). Aus diesem kapazitiven Ladungsbild des Fingerabdrucks lässt sich ein Graustufenbild generieren, dessen Auflösung durch die Anzahl der Kondensatorzellen bestimmt ist und ebenfalls etwa 500 dpi beträgt.

Neuere Sensoren nutzen Ultra- schall zur Abtastung der Finger- kuppe und bilden diese anhand der Echostärke ab. Da Ultraschallwel- len weit in menschliches Gewebe eindringen, liefert ein Ultraschall- Sensor sogar bei verletzten, ver-

schmutzten, zu feuchten oder zu trockenen Fingern zuverlässige Er- gebnisse. Ultraschallwellen, deren Wellenlängen mit etwa 0,1 mm den Abständen und Breiten der Papil- larleisten entsprechen, tasten die Fingeroberfläche aus unterschied- lichen Winkeln ab. Die reliefartigen Strukturen an der Fingerkuppe zeigen ein unterschiedliches Re- flexionsverhalten. Aus der Lauf- zeit und Größe der detektierten Echos berechnet sich der Abstand des jeweiligen Empfängers zur Finger oberfläche. Daraus wird ein dreidimensionales Bild von dessen Struktur erzeugt.

Um eine Person anhand ihres Fingerabdrucks möglichst schnell zu identifizieren, muss die Größe des digitalen Datensatzes reduziert werden. Aus diesem Grund wird in

der Regel nicht der gesamte Finger- abdruck, sondern eine Kombinati- on aus charakteristischen Punkten auf der Fingerkuppe gewählt. Dabei handelt es sich um sog. Minutien, also unterschiedlich orientierte Endungen und Verzweigungen der Papillarleisten, deren Position spezielle Algorithmen aus dem voll- ständigen Datensatz extrahieren.

Auf jedem Finger finden sich gut 40 Minutien, deren Muster sich in Sekundenschnelle mit einem hin- terlegten Referenzmuster verglei- chen lassen. Fingerabdrücke sind identisch, wenn eine hohe Anzahl gleicher Minutien erkannt wird.

Meist genügen bereits 14 Minutien für eine sichere Identifikation.

Da ein Finger bei jedem Scan anders auf der Sensorfläche liegt, sind zwei digitale Abbilder eines Fingerabdrucks niemals identisch.

Die Parameter, die über den Tole- ranzbereich entscheiden, müssen entsprechend eingestellt sein, damit ein Nutzer nicht zu häufig, z. B.

beim Einloggen in seinen Compu- ter, zurückgewiesen wird. Finger- abdrücke werden daher meist nicht auf ihre Gleichheit, sondern nur auf eine hinreichende Ähnlichkeit untersucht. Aus diesem Grund wird bei hohen Sicherheitsanfor- derungen eine Kombination ver- schiedener Methoden, wie z. B. die Identifikation über Fingerabdruck und Iris-Scan, favorisiert.

Katja Bammel Ein neuartiger Fingerabdruckscanner für

die Einführung des deutschen e-Passes der zweiten Generation

Cross Match Technologies

Abbildung

Abb. 1 Optische  Fingerabdruck-Sen- Fingerabdruck-Sen-soren arbeiten mit Glasprismen (a)

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