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Vitae sanctorum indigenarum

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Vitae sanctorum indigenarum. Edidit [et} Interpretatus est

Kar. Conti Bossini. {Corpus scriptorum christiano¬

rum orientalium. — Scriptores aethiopici. Series altera.

— Tomus XXIV.) Parisiis: C. Poussielgue, Lipsiae: 0.

Harrassowitz. MDCCCCX. 135 S. u. 120 Seiten. 5

In den vorliegenden beiden Heften gibt Conti Rossini Text

und Übersetzung der Leben zweier ätbiopiscben Möncbe, des heil.

Abakerazun und des heil. Takla Hawäryät, die beide dem 15. Jahr¬

hundert angehören. Das Leben der äthiopischen Mönche ist im

ganzen zwar eintönig , immer nach denselben Mustern gearbeitet, lo

gewinnt aber doch einiges Interesse durch gelegentliche Berührungen

mit der politischen Geschichte des Landes und mit dem, was sonst

von geistiger und geistlicher Bewegung in Abessinien bekannt ist.

Und wer mit dem Wesen, der Geschichte des Mönchtums im all¬

gemeinen näher bekannt ist , wird vielleicht auch verstehen , aus 16

diesen monotonen Schilderungen, nnter Hinzuziehung sonstiger Nach¬

richten, ein lebendigeres, geschichtlich treues Bild von der Organi¬

sation , der Geschichte , dem Treiben der. abessinischen Mönche zu

entwerfen. Es wird vielleicht möglich sein, einzelne oft wieder¬

kehrende Züge in diesen Schilderungen als geschichtlich richtig zu «o

erweisen, wenn auch nicht immer gerade für den betreffenden Einzel¬

fall (ich denke hierbei namentliqh an die S. 72, 14 ff. erzählte Ge¬

schichte, daß die Mönche ein Mädchen bei sich'hatten, vgl. WZKM.,

Bd. 20, S.221). Bei manchen dieser Züge liegt der historische

Hintergrund, wenn ein solcher überhaupt vorhanden , aber wohl so «s

weit zurück, daß sie als wertlose Schablonen aus der Darstellung

ausscheiden müßten. Manches technische Wort des äthiopischen

Mönchslebens, das sich dem Nichtkundigen jetzt als leere Vokabel

darbietet, dürfte mit Inhalt gefüllt werden können. Namentlich die

Kenntnis des ägyptischen Mönchtums und der betreffenden koptischen so

Literatur wird dabei von Nutzen sein.

Das Leben des Abakerazun habe ich vollständig durchgelesen,

das Leben des andern Mönches nur' zum Teil. Jeder äthiopische

Text, der uns neu zugänglich gemacht wird, liefert mehr oder

weniger Stoff für einen Ergänzungsband zu Dillmann's Lexikon, zu »5

dem es bald Zeit sein dürfte. So auch unsere beiden Texte, ob-

Zaitiohrlfl der D. M. O. Bd. LXV. 37

(2)

572 Anzeigen.

wohl DiUmann selbst bereits den Abakerazun ausgiebig benutzt (s.

Lexikon col. XI) und in den Takla Hawäryät wenigstens hinein¬

geblickt hat (wie sich aus col. 145 zu -f-anWh ergibt). Ich ver¬

zeichne folgende von DiUmann aus Abakerazun geschöpfte Vokabeln

8 mit ihrer Stelle in CR.'s Ausgabe : «»nfl+AO»*Al" 44, 31; aDfi,(n

38, 13; M-rn-ki. 43, 5; ^1**9 17, 32; -t-^nd 8, 31; mcö 6, 14;

mC^ 53, 7; -ton 27, 4; 35, 12; 48, 30. Von sonstigen

lexikalischen Neuheiten sei bemerkt: AifOt, besuchen öfters mit "^fl

konstruiert, z. B. 11, 17; 12, 12. — -^tt ■ ' K'i'hth. 52, 21

10 kann, wenn richtig überliefert, kaum anders aufgefaßt werden , als

„wo sein Opfer angenehm ist*. Siehe DiUmann, Lex col. 235 unter

O'9'd a. E. — 4»<-n in der Nähe von, nie mit Suffix, sondern

stets mit selbständigem Possessivum verbunden: 4><.n ' ItKü*, 4»<.n « iLJiW""*, oft. Ich glaube, diese Eigentümlichkeit auch anderswo

16 bemerkt zu haben. — aof,^(P' (plur.) im stat. constr. scheint

45, 16. 17. 19 zu bedeuten „was angemessen ist für", wofür sonst

H^Rft*«A. — 'if.tP Mangel, bei DiUmann, col. 1202 mit ? ver¬

sehen und nur einmal belegt, steht (T-^.ft») 58, 23. — VlAft" 45, 25. 29

im Zitat aus Jac. 3, 14ff. ; aber in Piatt's Novum Testamentum

so steht beidemal das gewöhnliche hrh^*- — Zu An A vgl. unten die

Bemerkung zu S. 19, 32. — Bei DiUmann nicht belegte Plural¬

formen sind 1<S.o»"U1- 15, 10; 21, 27 Wurzeln; ([A^ohC^^

26, 18; ^^•ylA;^^• 13, 28. flcn 58, 14 für das von DiUmann ver¬

zeichnete wüi möchte ich nicht ohne weiteres als Pebler ansehen.

85 Das Leben des Abakerazun ist nur in der einen Handschrift

Abbadie 174 erhalten, die außer einem kleineren Stück noch den

Hirten des Hermas enthält. Die Orthographie des Abakerazun

erinnert vielfach an die orthographischen Eigentümlichkeiten des

Hirten. Das Pronomen der 2. Pers. m. sing, wird hier wie dort

SU ht^ geschrieben statt Ferner erscheint hier wie dort mit

größter Häufigkeit statt +, seltener auch umgekehrt «(• für ^.

Diese Eigentümlichkeit möchte ich so erklären , daß der Schreiber

der Handschrift «J» wie Yi zu sprechen gewohnt war und daher +

auch an den lautlichen Eigentümlichkeiten der Gutturale teilnehmen

85 ließ. + ^ X ist ja aus den neuäthiopischen Sprachen hinreichend

bekannt. Das im Hirten beliebte PKri^ für ^Jk-fc findet sich aber

im Abakerazun nicht. Beständig wird im Abakerazun Ji-J geschrieben

für >i-V- Bruder (im Hirten kann ich das Wort nicht auffinden).

Ferner «^"1 15, 16; 24, 9; 41, 10; 59, 4 statt «T.on. Auch «>7

40 58, 32 statt ao 62, 14 (DUlmann, col. 141 „rarissime «T). ^V\rX

7, 21; 39, 8 für P\tX ist lautlich erklärbar.

Abakerazun war Schüler und Apostel des Mönches Stephanos,

der eine neue Lehre in Abessinien aufgebracht hatte. Worin diese

neue Lehre aber eigentUch bestand, erfahren wir aus dem Buche

45 selber nicht, trotz der langen Predigten (S. 42 flf.), die nicht immer

leicht zu verstehen sind, und deren Gedankengängen oft schwer zu

folgen ist. Abgesehen etwa von 45, 3 flf. , wo Vorschriften über

(3)

Praetorivui: Conti Jtoaeini, Vitae sanctorum indigenarum. 573

die Feier der Feste gegeben werden. Wir sind daher dem Heraus¬

geber dankbar, daß er in der Einleitung aus der Fülle seiner Be¬

lesenheit heraus Mitteilungen über den Kem der Lehre des Stephanos

gemacht hat. Sie richtet sich gegen die Marien- und Kreuze-

verebrung. Diese durch Stephanos hervorgerafene Reformation hat 5

eine kleine Literatur hervorgebracht. So ist 9, 26 auf das «oJCrh^ •

7Ä"A des Stephanos verwiesen; 19, 28; 31, 32; 37, 3 auf das M*Oi 7jtA und <n>3CWi^ s 7£'A einiger Anhänger des St.; 15, 11 auf die /»'»lV*h'P+ ' I^ÖVt^ des St. ,Omnia autem deperdita videntur, praeter

Acta monachi Abakerazun*. Ich habe diese Behauptung CR.'s nicht 10

nachgeprüft. Sie scheint aber glaubhaft angesichts der Verfolgungen,

welche die Stephaniten von allen Seiten her über sich ergehen

lassen mußten; s. Dillmann's Zar'a-Jacob, S. 24 u. 44 f.

Von diesen Verfolgungen , die nicht nur den Abakerazun und

seine Genossen trafen, sondern bereits den Stifter der Sekte, Stephanos 15

selbst, erfahren wir aus vorliegender Schrift bereits manches. Sie

handelt in ihrem ersten Drittel noch vom Auftreten des Stephanos

(7, 16), das unter den Klosterbrüdern heftige Erregung hervorrief.

Wir sehen . daß die Verfolgung gegen den Reformator und seine

Anhänger von den anders gesinnten Mönchen ausging. Sie be- 20

kämpften die neue Sekte mit Schlägen, Gefängnis und Rauswerfen.

Die weltliche Behörde dagegen, d. h. die Statthalter griffen wieder¬

holt vermittelnd ein zu Gunsten des Stephanos und wollten Frieden

stiften; s 11, 8 ff.; 15, 22 ff. Aber die Mönche hetzten die welt¬

liche Behörde auf; s. 15, 14 ff. Freilich scheint auch der Kaiser 86

von Anfang an der reformatorischen Bewegung feindlich gewesen

zu sein. Wir erfahren 15, 22 ff. , daß der Statthalter von Tigre

zwischen dem Kaiser und dem Sektenstifter zu vermitteln wünschte ;

und auf Veranlassung des Stephanos reiste Abakerazun zu diesem

Zwecke mit dem Statthalter zum Kaiser. Aber vergeblich. Es war so

vielleicht noch der 13, 6 genannte Kaiser ^f|rh4> < l1f'A9"f ■ A^" ■

fon/*** = l-nd •• oA+A, 1414—1429. Schließlich wurde Stephanos

aber selbst mit Gewalt zum Kaiser gebracht (16, 10 ff.) und starb

als Gefangener daselbst ; ob eines natürlichen , oder gewaltsamen

Todes erfahren wir nieht (19, 29 ff.). 35

Warum der Kaiser dem Stephanos feindlich gesinnt war, wird

nicht gesagt. Möglich, daß es wirklich Yii i Iß*^^^ war (16, 12).

Aber es lassen sich vielleicht noch andere Gründe erkennen. Es

wurde den Stephaniten u. a. vorgeworfen , daß sie einige von den

Großen des Reiches dem Mönchtum zugeführt hätten (30, 17 f.); 40

gei'adeso wie wir von einem anderen heiligen abessinischen Mönche,

der ungefähr hundert Jahre früher lebte, wissen, daß es ihm als

Verbrechen angerechnet wurde , daß er Soldaten bewogen hatte,

Mönche zu werden (Nöldeke in WZKM. 20, 220). Ein weiterer

Grund läßt sich aus 15, 16 entnehmen. Waren die Mönche schon 45

grundsätzlich arm, so waren es die überall vertriebenen Stephaniten

in noch höherem Grade , so daß sie keine Steuern zahlen konnten.

37*

4 2

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574 Anzeigen.

Und dazn kam schließlich noch die vom Verfasser öfters beklagte

Unbill der Menschen gegen die Mönche im allgemeinen.

Das Leben des Abakerazun ist in reinem Geez geschrieben

nnd ist wohl ein äthiopisches Originalwerk. Wenn in der Unter-

b Schrift das Erbarmen Gottes auch dem H+Ol" gewünscht wird,

so ist das mit Cß. sicher aufzufassen ,der das Buch vielleicht ein¬

mal übersetzen wird'. Arabische Wörter habe ich nicht bemerkt;

und auch das, was man vielleicht als innerliche Abhängigkeit von

der arabischen Literatur und vom arabischen Sprachgebrauch auf-

10 fassen könnte, hält sich in bescheidenen Grenzen. — Es fehlt nicht

an ausdrücklichen Zitaten aus der Bibel; aber wo solche nicht

vorliegen, läuft die Sprache schlicht und natürlich und trieft nicht

von biblischen Phrasen , wie z. B. die Chronik des Sarsa Dengel

(s. diese Zeitschr., Bd. 64, S. 612). Die Datierung nach hebi".- 16 syrischen Monaten findet sich auch hier zuweilen (s. Bd. 64, S. 613).

Die Handschrift des Abakerazun zählt in Bezug auf Korrekt¬

heit immer noch zu den besseren äthiopischen Handschriften. Es

fehlt allerdings nicht an Stellen, die schwer verständlich, vieUeicht

unheilbar verderbt sind. CR. hat durch Konjekturen und Über-

«0 Setzung zum Verständnis außerordentlich viel beigetragen. Auf

seinen Schultern stehend, glaube ich hier und da etwas weiter¬

gekommen zu sein ; vielleicht aber irre auch ich zuweilen. Indem

ich im Folgenden einige kurze Bemerkungen zu Text und Über¬

setzung gebe, möchte ich zunächst noch hervorheben, daß mir eine

«5 ganze Anzahl kleinerer Textveränderungen CR.'s nicht nötig er¬

scheint. Ich erwähne viele derselben im Folgenden nicht. Dagegen

greife ich wohl manchen Druckfehler mit und manche fast selbst¬

verständliche Kleinigkeit.

S. 5, Z. 15. rnh^X, nicht (DXiChX — 6, 8. ^."tT». — 15.

80 CDjkAlTlsi. — 33. Ich lese "Jdfri'«"Ihfll" ,denn es haben die

Mönche vom Kloster Digä mich verschmäht, daß ich über sie Lehrer

sei,, indem sie sagen : (Er ist) einer, der nicht aus unserem Kloster ist'. — 8, 30. P-I-^'^A. <n>C*iÜ* nicht .eins sponsi'. — 9, 27.

•fllfl. — 30. (BhUi'^d.- — 10, 9. Das sic zu +"7flTi''o»- verstehe S6 ich nicbt. — 11, 5. V»hfl>'C der Handschrift scheint richtig. — 11.

— 30. Die beiden zugefügten Worte sind wieder

zu streichen; Subjekt zu nofCYx ist vielmehr der/»"Ptm i ^l^C ■ —

Zu AdV i^-flC 12, 6. 11, auch 53, 2. 5, vgl. diese Zeitschr. Bd. 64,

S. 617. — 23. 26. Woof: ist hier schwerlich richtig übersetzt. —

40 13, 4. — 13. Die Zufügung von (D nicht nötig. — 16. .

IBwyi I fpao' 1 „und er trug ihnen reichlich Frucht". Eben¬

so 28. — 25. YiMvt. — 14, 3. Pür ^-nü^x vermute ich Ki-niXh.

(vgl. 7, 3). — 15, 2. ffl^-K-MTl. — 16, 33. Ich sehe keinen Grund,

das handschriftliche fflyfttuVI" zu ändern. — 17, 1. A,^RA*. ^

46 4. ^k,^>•^•Ji'^'^A. — 18. „und all ihren Arbeitsertrag wegzunehmen".

— 19, 32. Daß CR. 0nA mit „salutaris pulvis" sinnentsprechend

übersetzt hat , geht hervor ans De Vito , Vocabolario della Lingua

*> 2

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Praetorius: Conti Rossini, Vitae sanctorum indigenarum. 575

Tigrigna, S. 124. — 20, 7. Entweder (0-ntt"i • ttH*^P, oder iD'fltt") i

hM^O^'f- — 21, 9. rtuMfc^ der Handschrift ist richtig. —

22, 29. ^KA^ dürfte besser sein. — 23, 13. -ddö scheint hier

.Gelübde« zu bedeuten. — 17. /-CVt. — 18. Pür JC^+ wird

auch "JR-t zu lesen sein. — 19. VA+CYl-fl- — Ich glaube, 21—24 t

geben einen ganz erträglichen Sinn ; inCYl?* dürfte durch „facturus

sum" aber nicht richtig übersetzt sein. — 29. ist richtig; vgl.

43, 24. — 24, 9. |1I1A9"0 scheint näher zu liegen. — 11. JC^A-

— ibid. tthM':^'^' «darauf, abermals", vgl. diese Zeitschr., Bd. 64,

S. 618. — 23. ttdit^- — 26—28 halte ich im wesentlichen fär lo

richtig: Durch das Relativum 'h'M' wird das Zitat aus Ps. 146, 2 f.

eingeführt; deutlicher wäre < T-flA- f'thlK. llCat-9-ao.. — 29.

Es wird M?i'^Y ("ü*) zu lesen sein, wogegen die Zufügung von (1

nicht nötig ist: „Und ebenso, wie sein damaliger Gang war dieser

Weg". — 25, 20. ?.flCA. — 21. ho»R>b. — 26, 5. Die Zufügung is

von >iy"Vfl.<! ist nicht durchaus nötig. — 12. 'iXth't- — 21.

IkyT-l;»-*- — 27, 15. KMid,*. — 28, 2. Über >,CAf«»1-^JtA

vgl. Dillmann, Catal. cod. aeth. Mus. Britan., S. 27, Anm.; Guidi,

Synaxaire 6thiop., mois de Hamlö, S. 262, 13. Zur Geschichte, auf

die hier angespielt wird, vgl. Zotenberg, Catal. mscr. ethiop. de la »o

bibl. nai, S. 248, Nr. 14. Äus dieser Handschrift dürfte sich für

den hier,' wie CR. wohl mit Recht annimmt, verderbten Text manche

Verbesserung gewinnen lassen. So vermute ich ÄVA.f" für A'JA't'h

28, 2/3. — 13. CTH nicht „maledictus" (OJ'T'TI). — Bei Ko^'t

29, 9 wäre in der Übersetzung nicht bloß auf Dillmann, col. 1273, 2»

sondern auch auf col. 1325 zu verweisen. Etymologie und Grund¬

bedeutung nicht ganz sicher; s. GGA. 1893, 237. — 15. „welche

zur Freiheit herrscht". — 18. "Ki-t ■•tt-ttth^ „so oft es morgen wurde". — 31, 22. ahCT"P- — 32, 13. Das (D von fll^n möchte

ich streichen — 33, 7. ■t'i/^h' — 17. nf,=frd,*f^ fasse ich als so

Objekt zu <;il.n)- — 18. Für h<»»fl lese ich >i<»»A, "noch lieber

}i/|0D. — 24. HP-lk bezieht sich auf das vorhergehende Zitat aus

Ps. 73, 19 (in dem Ah zu lesen): Ist dies nicht (der Fall des Bibel¬

wortes), das sagt usw. — 34, 20. h*^-»l(\ — 29. K^^fLik-. —

35, 7. Ich glaube nicht, daß l-flC nach \liaB zu streichen ist; 35

und möchte auch Z. 8 IflC lesen statt IftC- — 16. ^9■^l<;V. —

36, 7. f.tl't'Pf:"- — 14. Wohl den folgenden beiden Akkusativen Öf- ' IBtiiltf" zu liebe, übersetzt CR. f-^-P'flli. transitiv. Ich über¬

setze „an Männern und Weibern". Vgl. 82, 29, wo eine Veränderung

des handschriftlich Überlieferten nicht nötig war. — 29. (Oha». — 40

30, KfrhV^iao-. — 37, 11. — 12. ViS'^r der Hand¬

schrift ist richtig. — 21. hAM". — 31. ,74". — 38, 31/32. Das richtige ^■^•«"»V^.fl" hätte in den Errata nicht in eine Unform ver¬

ändert werden sollen. — 39, 1. „um wieviel mehr nicht, wenn dn

bei uns bist". — 10. „das Messer pflanzte sich auf seinen Hals wie 45

ein Baum". — 11. Man erwartet eher RA^AiO- und H^^fli4>A. —

40, 24. nn^Vtl würde mir deutlicher scheinen. — 41, 11. Ich

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576 Anzeigen.

glaube nicht, daß fl^^J in diesem Texte die in den Chroniken ge¬

wöhnliche Bedeutung ,sich lagern" hat; möchte daher übersetzen

»sie maßen (den Bauplatz) ab". — 15. Das handschriftliche X0d9»u{.

ist beizubehalten „wie Elisa nicht hinter seinem Lehrer zurückblieb".

5 Vgl. 58, 27. — 21. Die von CR. ergänzte Ziffer g dürfte wohl

beidemal vor die Präposition (1 zu stellen sein. — 22. AAA>U* : S,

nicht SA6A•I^• — Bei ^"^i^ ist wohl kein Grund zu einem Frage¬

zeichen. — 26. i'ih'tt, oder 0i>c;h'fl statt OAC? — 31. emdiüVt

statt «»Dfliftl-? .— 42, 4 f. Obwohl der Verdacht einer Textver-

10 derbnis nicht fem liegt, so kann man doch vielleicht mit dem vor¬

liegenden Wortlaut auskommen. „Nun aber, meine Kinder, sage

ich euch gemäß dem Worte des Evangelisten Johannes, daß ihr

Gott, den ihr nicht seht, nicht lieben könnt (wenn nicht usw.):

Wie ihr eure Brüder, die ihr sehet, lieben könnt". — 6. nn^9i:)i0i>'.

16— 25. <DKf''tf>LC- — 48, 3f „Und der Segen seiner Arbeit

hinterläßt keine Spur«. — 17. +^->A. — 22. HltKf . — 25ff.

Ich möchte am Verständnis nicht ganz verzweifeln, sondern wage

folgende Übersetzung: „Wenn ihn aber dieses Geschenk mit er¬

hobenem Ausruf ruft, nicht durch den Geist und nicht durch Wissen,

so indem es (das Geschenk) nicht erscheint in Zurückgezogenheit

zwischen der Pforte der Ordnung, und der Geist nicht da ist ((DJiti •

f^i.ti ' ÜAfll mit der Handschrift) ; wenn nicht der Geist allein

(die Stimme) erhebt, so wird es (das Geschenk) ihm entrissen

werden". — Ob 32 f. richtig ist, weiß ich nicht; aber so wie CR.

S5 würde ich die Stelle keinesfalls übersetzen. — Daß ^H»"} : ^^id

44, 16 durch „clausae non sint" übersetzt ist, ist wohl ein unbe¬

absichtigtes Versehen. — 19. Ich vermute f^^r^wf, für f.^'iwf,.

Die folgenden beiden Zeilen scheinen mir dann ganz richtig; ich

würde auch das handschriftlich überlieferte f^dOh'hP beibehalten. —

»0 26. \r}iM-itf'% — 45, 20. Wenn HOH^-}:)- nicht zu streichen

sein sollte, so würde Veränderung in Hfl»"A'>^1- nahe liegen. — 22. Besser /"C«? oder /"CID.. — 27. Tfl-fl ' M+. — 46, 2. Mh?

— 5. Kf'&K- — 18. Ich würde übersetzen „und für einen solchen

ist gesagt worden, daß er wachen soll". — 19. M. — 26. „aber

85 die, welche wollen, werden sie (die Gerechtigkeit) überschreiten". —

27. Ich vermute, daß hflR durch k.rt'Yl'tt^ Z. 20 zu erläutern ist.

— 30. Durch 1 Tim. 4, 8 zu erläutern : „denn die Übung (H^)

des Fleisches ist es, die wenig nützt; aber sie (-(- Ka:^ü) richtet

vieles aus usw." — 48, 3. "Ht,. — 15. Xfr-Hs. — 22. Es muß

40 m. E. heißen CII•fl;^^. — 27. Umgekehrt: „Und auch ich, wenn

ich die Armut nicht vorgezogen hätte, wäre es mir nicht möglich

gewesen, hier zu sitzen". — 29. mhött- — 49, 1 „nicht für sofort".

— 8. Ich halte den Text fiir vollständig. — 12. ^HhCF- — 29.

Ich vermute: „Und dieses Mannes Reden war viel; und er redete

45 in einem anderen Tone (dhATi > IJf ), weil er seine Brüder ver¬

achtete (HN^'AA)'- — 50, 17. (D^(|.ft> der Handschrift ist richtig.

— 51, 22. X.^1-hVA-V- „potestis?"? — 24. M+CP. — 62, 27.

(7)

Praetorius : Conti Rossini, Vitae sanctorum indigenarum. 577

OKi-t-i.- — 30. MJCV-A. — 53, 10. ^A[+^]M. — 12. Besser

rP"fP — 18- — 54, 1. mKCkh- — 11. —

23. A.P'l-h-V'J- — 55, 32. „daß der Weg der Gerechtigkeit nicht

abgeschlossen ist". Vgl. 56, 27. 31; 58, 18; auch 43, 4. —

56, 5. AH « h*"!!, vielleicht „der derartigen (Versammlung)". — &

7. flJAMh"" ist mir unklar ; „sicut olim" ? — 29. Ich möchte kon¬

struieren „und er begann mit allen Toten, vom gerechten«Abel'an".

Der Gegensatz dazu 57, 18/19. — 57, 6. Besser „Preund des

Schöpfers". — 9. 00*}^^ ' """A „der den Geist Mosis empfing". —

21. fli»J4A*+. — 22. ^h. — 58, 26. ao'MiJtk.. — 32. nM^. — 10

59, 2. l-AW-fl. — 8. Mir scheint }ilfi richtig. Ich verstehe den

Sinn der Stelle so : Prüher vyar ein und dasselbe Gesetz, das Gesetz

des (weltlichen) Gerichts und der (geistlichen) Ordnung. „Aber

jetzt ist es nicht (mehr) so. Euch steht es zu, alle Segnungen zu

erlangen durch Vergewaltigung seitens der Menschen. Und dazu 15

habt ihr verschiedene Wege". — 13. Uft. — 22. ^AlU <

„und sich seihst anklagt". — 25. nH < K^CU „indem ich fürchte".

60, 5. „nach dem Ritus des Gebetes zu beten, wollen wir uns alle

beschränken* ; und ebenso 8: „zu einem und demselben Ritus kann

nicht jeder gelangen". Es handelt sich hier m. E. um den Unter- so

schied zwischen dem rituellen, liturgischen und dem individuellen

Gebet (bX>o bez. tLco). Zu vgl. ZAss., Bd. 11, S. 414. Dieses

Wort hat m. E. also hier anderen Sinn, als 33, 30. — 6. ß>flA*.

— 9. p.1-hYA° ' A^-RA.. — 29. K$-^%^ der Handschrift ist m.

E. nicht zu ändern: „welche sich selbst nicht mehr geliebt haben S5

als den Tod für usw.* Preilich sollte man eher erwarten,

als AI"!*; abor Ä ist gewählt ad sensum. — 61,12. Nicht Axi.f'XCno^

(s. Errata), sondern thif-tmo.. — 62, 13. AN(l>*/*'^aO' brauchte

nicht verändert zu werden ; denn Beispiele des Infinitivs auf ömü

aus 5 + ömü sind nicht ganz selten. Darauf hat zuerst aufmerk- so

sam gemacht Trumpp, Taufbuch, S. 37 [183] Anm. 1, bei Gelegen¬

heit eines mir freilich zweifelhaft erscheinenden Beispiels. S. femer

Dillmann, Chrestom. 17, Z. 13; Jean de Nikiou 25, Z. 29. Auch

in Guidi's Historia Gentis Galla 224, Z. 34 hat die Handschrift

'i'd.fifl^i'o- , was Guidi in +^A<">f'fl'»* verändert hat. — 17. 26. 86

A^n. — 63, 24. ffll^R.

Mit diesen Bemerkungen zum Abakerazun will ich diese An¬

zeige schließen. Meine textkritischen Bemerkungen zum Leben des

Takla Hawäryät gebe ich vielleicht später in anderer Form, sobald

sie abgeschlossen sind. F. Praetorius.

4 2 *

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578 Anzeigen.

Kalila und Dimna, Syrisch und devisch von Fried¬

rich Schultheß. 1. Syrischer Text, XVI u. 198 S.;

II. Übersetzung, XXVII u. 245 S. Berlin, Georg Reimer,

1911. Mk. 20.—.

6 Die Editio princeps des Buches Kalilag wDamnag, der syrischen

Übersetzung der verlorenen Pehlewi-Übertragung eines indischen

Originals , beruhte auf einer einzigen Kopie der , wie es scheint,

einzigen erhaltenen Handschrift dieses Werks, die früher in Märdin

war und sich jetzt in Mosul befindetDer Herausgeber, Gustav

10 Bickell, hat sehr viel zur Verbesserung der äußerst schlechten

handschriftlichen Überlieferung getan, und andere Gelehrte haben

dann seinen Emendationen noch weitere hinzugefügt, aber da blieb

doch noch viel zu tun übrig. Inzwischen sind, durch Sachau ver¬

anlaßt, noch drei neue Kopien jener Handschrift gemacht worden

16 und nach Berlin gekommen. Es war also an der Zeit , an eine

zweite Ausgabe des für die Weltliteratur bedeutsamen Werkes zu

denken, zumal wir jetzt durch allerlei neues Material die arabische

Bearbeitung des Pehlewi-Buches besser haben kennen lernen und

wir dazu in der Übersetzung des indischen Werkes Tanträkhyäyika

so durch Johannes Hertel*) für den Hauptteil jenes eine weit

festere Basis erhalten haben, als vorher, wo wir nur das spätere

Paficatantra vergleichen konnten. Und daß Bickell's Übersetzung,

auch abgesehen von den durch genauere Erkenntnis des richtigen

Textes nötig gewordenen Änderungen , verbesserungsbedürftig war,

S5 hat sich längst gezeigt.

So ist es denn erfreulich, daß Schultheß mit Unterstützung

der Berliner Akademie der Wissenschaften das Werk neu heraus¬

gegeben und übersetzt hat. Und er hat erfüllt, was man von einem

so tüchtigen Kenner der Sprache und exakten Philologen verlangen

so konnte. Besser hätte es nicht leicht einer gemacht. Daß trotzdem

der uns jetzt vorliegende Text noch an vielen, zum Teil schweren,

Mängeln leidet, ist nicht seine Schuld. Denn ihm standen doch

eben nur vier flüchtige , schlechte Kopien einer recht schlechten

Handschrift zu Gebote^). Nicht einmal die naheliegende Voraus-

S5 Setzung hat sich bestätigt, daß durch die vier Abschriften wenigstens

durchweg festgestellt werde , was im Mosuler Kodex steht. Zwar

sind die drei neuen Kopien nicht ganz so schlecht wie die, auf

welche Bickell allein angewiesen war, aber schlecht sind sie auch.

Und die oft wunderliche Übereinstimmung zweier von ihnen gegen -

«über den beiden andern in bezug auf zwei, an sich mögliche Les-

1) Vgl. S. 560, Z. 3 £f. und den Nachtrag S. 588. (Die Redaktion.) 2) Tanträkhyäyika, die älteste Fassung des Pancatantra. 1. Teil, Ein¬

leitung. 2. Teil, Übersetzung und Anmerkungen. Leipzig und Berlin 1909.

3) Dafi die Handschrift selbst sehr schlecht und die Kopien alle lieder¬

lich sind, ergab schon die sorgfältige Arbeit L. Blumenthal's in ZDHQ. 44 (1890), 287 ff.

(9)

Nöldeke: Schultheß, Kalila und Dimna. 579

arten macht die Entscheidung oft unsicher. Wo es sich nur um

unbedeutende Dinge handelt, wie z. B. ob ein Objektverhältnis dmxh

\ ausdrücklich angedeutet ist oder nicht, mag das allenfalls hin¬

gehen, aber gar oft kommt in solchen Fällen Wichtigeres in Frage.

Sehr zu beklagen ist also, daß der Herausgeber nicht in der Lage

war, eine Photographie oder wenigstens eine von einem zuverlässigen

Europäer gemachte Kopie der Handschrift vor Augen zu haben.

Ich kann allerdings die Hoflfnung nicht aufgeben, daß es noch ge¬

lingen werde, für die Wissenschaft eine solche ganz treue Wieder¬

gabe dieser zu gewinnen.

Freilich wird die Herstellung des Textes, wie ihn der syrische

Pariodeut Bud^) niederschrieb, auch dann kaum annähernd zu er¬

zielen sein , denn wir wissen jetzt genau , wie wenig die Mosuler

Handschrift taugt. So darf man denn dieses, von Haus aus m. E.

in vortreifiicbem Syrisch geschriebene Buch für die Grammatik und

selbst fürs Lexikon nur mit Vorsicht benutzen. Ich bin nicht ein¬

mal völlig sicher, ob die ziemlich häufigen o im Anfang eines Nach¬

satzes — nicht überall in allen Kopien — dem Original angehören

oder auf Nachlässigkeit von Schreibern beruhen, wie ja auch bessere

syrische Abschreiber ira Setzen und Weglassen von o und j leicht

Fehler begehen ; doch ist die Echtheit dieses o wahrscheinlich, dann

aber durchaus nicht als Sprachfehler, sondern als Eigentümlichkeit des populären Stils anzusehen

Ich habe in ZDMG. 30, 754 als wahrscheinlich bezeichnet,

daß Bud ein christlicher Perser war. Schultheß stimmt dem bei

und ist darum geneigt, ihm keine volle Sicherheit im Gebrauche

des Syrischen zuzuschreiben; mir scheint aber die letztere Annahme

nicht genügend begründet. Was Schultheß 2, XVI f. hervorhebt,

beweist sie m. E. nicht. Einiges davon erkennt er ja selbst als

gut syrisch an, hebt nur hervor, daß Bud es ganz ungewöhnlich

häufig anwende. Aber jeder Schriftsteller hat leicht eine bewußte

oder unbewußte Vorliebe für diese oder jene Ausdrucksweise; das

kann ein kleiner Stilfehler sein, ist aber kein Sprachfehler. Andres,

was Schultheß da anführt, kommt nicht in Anschlag, weil es als

Textentstellung aufzufassen oder aber genügend zu rechtfertigen ist.

So bezeichnet auch in diesem Buche die 3. sg. m. sicher nicht unser

1) Oder wie der Name sonst laaten mochte.

2) Schon vor einiger Zeit machte mich Bevan aufmerksam darauf, daß die Bestimmung in meiner Grammatik § 339: ,Die Conjunetion O dient nicht dazu, den Nachsatz einzuleiten' nicht aufrecht zu erhalten sei. Allerdings dUrfte er ftir die theologischen Originalschriftsteller durchweg gelten. Aber in volks- timlichen Schriften scheint dies O gern zu stehen, z. B. in ,The History of the blessed Virgin Mary", hg. von Budge (London 1899) 18, 7. 104, 14. 169, 12.

So auch im Sin. der Evangelien, s. Burkitt's Ausg. 2, 69 ff. Vgl. ^ ^&30 in dem ebengenannten Marienbuch 75, Anm. 1.

(10)

580 Anzeigen.

„man": nach , -\\.i « jJo 136, 18 ist entweder .jj/ ausgefallen, oder

es ist zu übersetzen „wir müssen üben". Zu einigen etwas auf¬

fallenden Ausdrucksweisen führt Schultheß selbst Parallelen aus

meiner Grammatik an. Gar keinen Anstoß nehme ich an der Con-

5 structio ad sensum ooO) yiOV> ^'*^ )^ SP^Ä"^

36, 10 und entsprechend 124, If. — 61, 14 f. ist der Plural in

,$0)fckOOy ganz in Ordnung. — 109, 12 ist fraglich, ob die Hand¬

schrift \^\Xi oder ojaLL/ bat, und natürlich erst recht, was der

Übersetzer selbst geschrieben. — Das mehrfach angewandte o '■'^f, - ,

• 10 „für etwas halten" würde ich selbst dann nicht wagen als nicht gut

syrisch zu betrachten, wenn es nicht auch Qardagh 78, 9 f. (Feige

= Abbeloos 88, 7 f.) vorkäme ^) ; es mag sich auch sonst noch finden

und nur übersehen worden sein. — o6) jü/ so Qardagh 63 ult.

(Feige = Abbeloos 74, 11), und zur sonstigen Behandlung von

15 Jü/ als determiniert s. Grammatik S. 221. — Zu der Konstruktion

\i]x> ,^/\>jQJt s. ebd. § 288 Nr. 4 (S. 219 f.). — Zu Konstruktionen

wie l^|<Qjt 44, 19 hat schon Schultheß Gramm. § 308 heran¬

gezogen (Anm. 430); noch genauer entspricht ^ ,^

Ishö'jfthb, Epist. 237, 6«). — Zu Loaoo 147, 5 vgl. einerseits

20 ^0)S, dais PSm. allerdings nur aus späten Schriftstellem belegt,

andererseits Looo» »6o Land 3, 256, 20; übrigens ist die Eichtig¬

keit der Lesart zweifelhaft. — wfcOD/''^.a3 „nicht immer" 61, 18

wird gut syrisch sein. — Jl•,y>-- setzt Barh., Gr. 1, 8, 27, sicher

nach alten Zeugnissen, = es wird gestützt durch jüd. Nnnttn,

25 neusyr. /J.V2Ö». (in der Bibelübersetzung und bei Lidzbarski 1, 230, 2) und durch "sjUs», wofür ich klassische Belege habe. — .'s^.. nicht bloß „küssen* (gitietv), sondem auch „liebkosen, umarmen" belegt PSm. genügend. — In )>^ yy>r> „hat man nötig" finde ich nichts Auffallendes.

so Von Graecismen, soweit solche nicht schon tief in die Sprache

eingedrungen sind, ist dies Werk wohl ganz frei. Und biblische

Reminiscenzen (2, XIV) spielen darin keine große Rolle. Jv nn\

1) l^lÖk,^ w\ yS>.>.. )3l.. >^n'l\Y>? )|äa^ llJoQ^ „die unreinen Befehle eures heidnischen Königs halte ich für Lfisterungen".

2) Da auch mit dem Adverbium >^00)L 34, 9.

(11)

Nöldeke: Schultheß, Kalila und Dimna. 581

.Mahlzeit" geht zwar allem Anschein nach auf Dnb Dan. 5, 1 zurück

(und dieses selbst wieder auf das hebräische Dnb), aber es war

schon in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen, wie Ahiqar

65, 16 zeigt; s. Schultheß, 2, XVII, Anm. 2. — Auch Jrr>o>'^^ j^)^

(oder, wie ich schon früher vorgeschlagen habe, ö)0D2»a3) dürfte

gemeinsyrisch gewesen und eben deshalb in der Pesh. Lev. 15, 19

statt einer wörtlichen Ühersetzung von nmsa ninn verwandt

worden sein. — Das Schlußwort der Geschichte von Bilär t ^\-..^

jo^l jb» 179, 2 ist nicht spezifisch biblisch; so kurz vorher

jo^il Q-Jo/ -^^8, 18, dem im arabischen Text jJÜ! (}iA*s> ent¬

spricht (de Sacy 265, 4). — Das gänzlich unpassende J-\« p>..-\

66, 3, Eeminiscenz aus Luc. 4, 7, ist der törichte Zusatz eines Ab¬

schreibers. — Biblisch aber ist ,die Kinder der Hölle" 31,13 (Anm.132),

g. JjOj^J OiVS Mth. 23, 15^). Eine andere biblische Eeminiscenz

hat Löw nachgewiesen ZDMG. 31, 540. — Bei zwei weiteren Stellen

dachte Schultheß an solche, fand aber selbst, daß der Gedanke nicht

genügend begründet sei 2).

Die Vermutung, daß vielleicht auch Burzöe, der Pehl.-Über-

setzer, ein Christ gewesen sei (2, XIV Pußnote) und deshalb hier

und da christliche Ausdrücke angewandt haben möge, ist schwer¬

lich richtig. Sie steht ja in Widerspruch damit, daß er selbst im

Anfang seiner Einleitung sagt, sein Vater habe zu den Kriegern

gebört, seine Mutter sei aus einem vornehmen Geschlecht zoroastriscber Priester (iC<jL«jJ!) gewesen. Und selbst wenn, was höchst unwahr¬

scheinlich, auch diese Worte erst von Ibn Moqaffa' herrührten,

wie allerdings ein Teil dieser Einleitung, so dürften wir doch

bis zum Beweis des Gegenteils annehmen, daß er dabei einer

richtigen Überlieferung folgte.

Nicht unwahrscheinlich ist es, daß Bud seine Vorlage gelegentlich

mißverstanden oder sie doch ungeschickt wiedergegeben habe. Selbst

Mißgriffe des Inders, der dem Burzöe den Sanskrittext erklärte, sind

1) JjOJ^wüb belegt PSm. 584.

2) Das „Dach", das ihn an 2 Sam. 11, 2 erinnerte, wird auch (iir den

arabischen Text gesichert durch de Sacy's ^^^^ oben) und dnrch

NasrallSh's |.b gjij ji (S. 94 der Teheraner Lithographie vom Jahre 1305 d.H.,

die mir Prof. Browne in Cambridge gütig geliehen hat), in Cheikho's

Text 71, 20 ist verkehrt, denn, wenn sie in einem Zimmer saß, konnte der Kabe sie nicht sehen und bestefalen. — Dazu Anm. 512.

(12)

682 Anzeigen.

ja nicht ausgeschlossen. Aber beweisen läßt sich das alles kaum. An

Jf. lv^ 8, 12, wie Bickell für Ji*3^ bessert, nehme ich keinen An¬

stoß (gegen Anm. 51). Die verderbte Stelle 16, 14 läßt sich zur

Erhärtung jener Vermutung so wenig benutzen wie viele andere

6 Textkorruptionen (Anm. 76). Und die Worte 42, 17—43, 1 kann

ich nicht gerade ungeschickt finden. Daß Bud aber die fremden

Eigeimamen mehrfach unrichtig wiedergibt, spricht durchaus nieht

gegen seine Kenntnis des Pehlewi. Denn in solchen Fällen die

unglückliche Schrift richtig zu interpretieren, war ebenso ein reiner

10 Glücksfall wie in entsprechenden die arabische Schrift ohne alle

Punkte. Daß er die Schriftzüge von ^ar, die bna, bo», ■neu, ^tii

und vielleicht noch anderes^) bedeuten konnten, ^2U^nnd nicht

^\3Ck^las, ist ihm ebensowenig zum Nachteil anzurechnen, wie dem

Ibn Moqaffa', daß er sie mit ßy>- wiedergab, statt mit y>js>- oder 15 i}j>y>-, nnd so wäre wieder keiner von ihnen besonders zu loben,

wenn er zufWig göpäla richtig transkribiert hätte. Durchaus ab¬

zuweisen ist aber die Annahme (Anm. 37), daß JJj^Sj J»q^ stehe,

weil der Übersetzer das persische büland ,hoch' mit pülädh „Stahl"

verwechselt hätte. Auch einer, dem wir weniger Kenntnis des

so Pehlewi zuschreiben dürfen als unserm Übersetzer, hätte doch nicht

leicht -»^jj 13bia in ^fty^o nDSbic") verlesen; da ist weiter keine

Ähnlichkeit, als daß in beiden bi vorkommt. Ferner ist „Stahl*

nicht „Eisen* JJj'^, und endlich paßte „hoch* hier schlecht und

wird durch das „steil, unzugänglich' der andem Texte ziemlich

S6 ausgeschlossen. Ein entsprechendes Adjektiv wird hier ursprünglich

auch gestanden haben und in das gänzlich unpassende jjjv^v ent¬

stellt worden sein.

Während Burzöe , wie Schultheß mit Recht bemerkt (2, XV),

manche indische Namen ins Persische überführt oder durch persische

so ersetzt , hat Bud die Namen fast immer nur einfach nach seiner

Auffassung transkribiert. Dazu gehört, wie ich noch immer an¬

nehme, auch ij;^/ 145 usw. Der von Justi, Namenbuch 141 auf¬

geführte Pehl.-Name aus Indien kann sehr verschieden gelesen werden.

Was das im Zand-Pahlavi Glossary 24, 2 angeführte re»^-", das

1) Wenn nämlich in der Schrift der Vorlage das Zeichen für 3 auch sehen mit denen für ^ und ^ zusammengefallen war.

2) Das ist die Pehlewi-Form.

(13)

Nöldeke: Schultheß, Kalüa und Dimna. 583

nNT'», nniTi und noch anders gelesen werden kann, hedeutet, ist

wohl noch immer ganz ungewiß; np. o\jJ^, das Vullers nach dem

Burhän anführt, ist auch wohl nur eine richtige oder unrichtige

Transkription und entstammt einem solchen Glossar ; die Bedeutung

ist unsicher. Das Alles berechtigt uns nicht, in diesem jj;^/ ein 5

bekanntes iranisches Wort zu sehen (Anm. 488) und die Ähnlich¬

keit mit dem indischen Angaravati zu ignorieren, als dessen in¬

direkte Wiedergabe ich es noch immer betrachte. )ov3fc«Jt ^^Lü

145, 9 (und Varianten) entspricht zwar nicht genau dem saMskrit.

Öandrapradyota , ist aber doch gewiß bloß Transkription einer 10

diesem ähnlichen Form, nicht persisch (Anm. 482) ^).

Mit erfreulicher Unbefangenheit hat der Syrer allerlei bei¬

behalten, was einem guten Christen bedenklich klingen mochte. So

hat er in der Geschichte vom weisen Schakal die Seelenwanderung

132, 14ff. ; sagt ,sie war so schön wie einer von den Göttern* 15

157,4-; «schön als wäre sie von Göttem gezeugt" 177,2; »weil

Ihr [o König] vom Göttergeschlecht seid" 175,8; .weil er vom

Geschlecht und Stamm der Götter ist, so ist er auch der Gott der

Erde" 2) 185, 17 f; und so heißt es vom König .Eure Göttlichkeit"

177, 8. 12. Das alles durfte Ibn Moqaffa' seinen Lesem nicht bieten, jo

Was er von bedenklichen Ideen ausdrücken wollte, das hat er vor¬

sichtig versteckt.

Schultheß hat zur Herstellung des syrischen Textes alle Quellen

ausgebeutet, die für die Herstellung des arabischen zugänglich sind,

mit Ausnahme der persischen Nasralläh und seiner Umarbeitung

(Anwäri Suhaili), die ihm auch höchstens ganz wenig geboten hätten.

Er erkennt dankbar an, daß Cheikho's Ausgabe uns wenigstens eine

gewisse Grundlage für Ibn Moqaffa"s Texte gibt, der selbst leider

noch in unerreichbarer Ferne liegt und vielleicht immer liegen wird.

Ganz besonders wichtig ist aber, daß Schultheß, eifrig von Hertel so

unterstützt, für den größten Teil das sanskr. Tanträkhyäyika oder

vielmehr Hertel's Übersetzung aufs sorgsamste verglichen und dazu

auch dem Leser durch beständige Referenzen am Rande die Ver¬

gleichung dieser leicht gemacht hat 8). In den betreffenden Ab-

1) Bei der Gelegenlieit bemerke ich noch, d&S der Anm. 305 behandelte persische Name O^^SOpD jedenfalls in 0^x3003 Mähpanäh zu verbessern ist und dafi Gulpanäh (Anm. 508) ein kurzes u hat. Ob der Name im .Mäuse¬

könig' Mihrjär oder Mihräjadh, bleibt unsicher. Für die letztere Form läßt sich der Name Züdhämadh in derselben Geschichte anführen, der das Präte¬

ritum des Verbnms enthält, dessen Präsens dem Gebrauch nach äjadh ist.

2) Genauer ,der olxovfiivri" .

S) Schade aber, daß nicht auch am Kande des Textes die Seitenzahlen von Bickell's Ausgabe stehen; dadurch wären Zitate aus dieser in jenem leicht auffindbar geworden.

(14)

584 Anzeigen.

schnitten stimmt das syrische Werk im Ganzen und Großen zu dem

indischen und zwar meist genauer als das arabische, eine freiere

Bearbeitung des dazwischenliegenden Pehlewi-Werkes. Burzöe hat,

das ist klar, einen Text übertragen, der sich mit dem uns in Hertel's

5 Übersetzung vorliegenden ziemlich deckt. Aber wenn wir auch

annehmen dürfen, daß er (oder sein indischer Inspirator) manchen

von den gar zu reichlichen indiscben Sprüchen weggelassen und

auch im Einzelnen das üppige Geranke vielfach beschnitten , daß

er ferner zuweilen rein indische Dinge, die seinen Lesern ganz un-

10 verständlich hätten sein müssen, abgeändert oder ganz übergangen

haben mag, so bleiben doch immer noch zwischen dem syrischen

Text als getreuestem Repräsentanten des Pehl.-Textes und dem Tanträ¬

khyäyika zu viele Differenzen, als daß wir annehmen dürften, Burzöe's

Vorlage sei mit diesem vollständig identisch, mit Ausnahme nur

16 von solchen kleinen Abweichungen, wie sie in handschriftlichen

Werken, besonders aber dieser Art, nun einmal unvermeidlich sind.

Ob es möglich ist, eine noch ursprünglichere Gestalt des genannten

Sanskritwerkes zu ermitteln , und ob eine solche vielleicht noch

mehr Ähnlichkeit mit den Repräsentanten von Burzöe's Übersetzung

20 zeigen möchte als Hertel's Text, das später zu entscheiden, müssen

wir kundigen Indologen überlassen. Einstweilen sind wir Hertel

zu großem Dank verpflichtet, daß er uns der indischen Quelle dieser

ganzen Literatur viel näher gebracht hat als seine Vorgänger , die

uns mit dem Pancatantra bekannt machten.

25 Wie gesagt, hat Schultheß den syrischen Text sehr verbessert.

Dabei hat er natürlich die früher von Anderen gemachten Emenda¬

tionen gründlich erwogen und, je nachdem, angenommen oder nicht.

Die drei neuen Kopien ergaben immerhin für viele Stellen bessere

Lesarten als die, welche Bickell allein kannte, und so wird jetzt

30 auch zuweilen eine von ihm angebrachte oder von mir vorgeschlagene

Verbesserung als Lesart der Handschrift selbst bezeugt, während

andere Eraendationen durch den jetzigen Befund nicht begünstigt

oder geradezu abgewiesen werden. Wie schon Bickell scheut sich

auch Schultheß nicht , gelegentlich schärfer einzugreifen , was bei

35 dem elenden Zustand der Überlieferung durchaus berechtigt ist,

aber mitunter wagt er es nicht einmal, eigene evidente Vorschläge

oder selbst Verbesserung grober grammatischer Fehler (wie 3, 5)

in den Text zu setzen. Das ist aber nicht zu verkennen : des Heraus¬

gebers Text wie jeder andere, der nur auf Grund der Mosuler

40 Handschrift hergestellt wird, muß von dem ursprünglichen leider

noch sehr verschieden bleiben. Wollte ich alle Stellen aufzählen,

deren Lesart mir wenigstens noch unsicher scheint, so müßte ich

recht weitläuflg werden. Übrigens kommt es mir vor, daß der

Text bei der einfachen Erzählung im Ganzen etwas besser zu sein

45 pflegt als bei den Weisheitssprüchen, die den Abschreibern weniger verständlich waren.

Ich gestatte mir nun wieder, eine Reihe von Verbesserungs-

(15)

Nöldeke: Schultheß, Kalüa und Dimna. 585

vorschlagen und sonstigen Bemerkungen zu einzelnen Stellen zu

geben, wobei ich aber richtige oder unrichtige Stellung von j und

O nur ausnahmsweise berücksichtige.

2, 17. Für das überflüssige erwartet man etwas wie )oJjÖ;

vgl. 10, 4. — 4,8 ist für ^ etwa .aju.60D zu setzen = ..y^J 6

Cheikho 56, 8. — 6,6 ist das erste J-,.o>» wohl zu streichen. —

6, 12 ist das handschriftliche 0)l.Q*Xi*xi^^) richtig, oder der Inf,

müßte ohne Personalsuffix oayiavN heißen. jLojtSaÄ» {mäamm-

äüifä) könnte nur Abstrakt vom passiven jüO«^ sein. — 8, 7. Ob

für Einsetzen von Juwelen stehen kann , ist mir zweifelhaft, lo

— 8, 9 lies JjjtioSo für JjOaqSo. — 9, 6 ist Bickell's .^^^^^ x^ ju/

beizubehalten. >^vjO jü/ ist gegen den Sprachgebrauch unseres

Autors, und .aj/ wSre nicht so genau. — 9, 8 ist wohl jjj/

nach einzufügen. — 10, 4 ist, wie ich schon früher bemerkt

habe, nach ^fcoo/ ein mit j beginnender Satz ausgefallen. — 18, 4 15

erwartet man für oder etwa JJp. — 19, 12f. ist^^,^

^O) gewiß richtig. — 19, 14 lies 0)\^>iJ^. — 24, 9. Für -.vonvNS

lies etwa -^.sojeciS.., oder es ist etwas ausgefallen. — 24, 18. Mit

■■-t )N.if> w»jy ist nichts anzufangen, aber was ungefähr dafür zn

setzen sei , bringe ich nicht heraus. — 26, 2 ist j..-^ ^ nicht gut io

möglich; das würde heißen ,zu Staub, Schutt geworden, zertrümmert*;

„putruit" bei PSm. ist ungenau. Ich lese mit engstem Anschluß

an die Überlieferung ^»A.;. — 27, 5 doch wohl jsj^jo. — 29, 8

lies 06. für iiO^- — 30, 2 lies jujo. — 30, 5 Ues JLs ohne

\. — 34, 17 lies JjJ,. — 36, 2 ist CHODjioS falsch, oder es fehlt »6

etwas; aber was? — 40, 19 streiche ich lieber jOj als ^jy. —

46, 9 lies mit BickeU >ioLly. — 46, 14 hat Schultheß nicht be¬

achtet, daß das Ende der Geschichte, das die eigentliche Pointe

enthält, ausgefallen ist; s. Cheikho 97,11 f. Tanträkhyäyika 53, 21 ff.

— 47,13 paßt ^y;OQaD nicht. Da stand etwas wie „pflegen* so

(Tantr. 54) oder .streicheln* (Cheikho 98, 13; de Sacy 131).

— Die Schlußworte oiLoso«^ JJy können so nicht richtig sein. —

52, 7 schreib ^v*-- — ^3, 8. Daß ^ richtig, kann ich nicht

1) Ich versehe die Wörter zuweilen eigenmÄchtig mit Vokalpunkten.

(16)

586 Aiaeigen.

glauben (arab. ^jOJu). — 56, 4 lieber nach dem Parallelsatz }-srr\

für J-Nfir» . — 66, 9 ist |sQO nicht anzufechten (Anm. 211); das

Wort steht (Ps.-)Dion. Teim. 4, 211, 5; Ps.-Callisth. 171, 7 (Handschr.

JsQS); 80 jüdisch «313, arab. i-Jji', dessen Plural ^\J\ schon

8 aus dem KorSn bekannt ist. — 57, 1 ist mir zweifelhaft, ob schon

grammatisch ,ju|J ^ü/fcco zulässig sei; die Gramm. S. 184 an¬

geführten Pälle sind andersi). Vielleicht ^fc^? — -57, 17 lies

>l'oot — 63, 13. Das letzte Wort der Zeile muß aller¬

dings m. E. für einen Behälter mit \ stehen. Ich habe an JjoNa^,

10 np. gedacht, allein das ist eine Schüssel, s. Rahmani's

Chronicon 137, 8 v. u. , und Levy s. v., hier ist aber ein Korb

nötig: jb^,CD 59,17 wie im arab. ijL- . *jLsiuiö, dem etwa *)mol5kji^

entspräche, läge der Überlieferung allerdings noch näher, ist aber

eine Art Schrank und paßt erst recht nicht. Darum , daß das

16 ein persisches Lehnwort wäre, brauchte Schultheß es allerdings nicht zu verwerfen (Anm. 239); ich halte es vielmehr für wahrscheinlich,

daß wir hier gerade ein solches haben, leider entstellt. — 65, 17

lies i nH inr/i wie ich schon früher vorschlug. — 69, 3 lies

nicht „evasit", nicht ,evadebat". — 70, 20. Wenn hier nicht

so etwas fehlt, so ist JJ in JJj zu streichen. -— 76, 1 doch wohl

jjQiJCDO (Cheikho 168,15 iCfj^^U, de Sacy 210, 4 —

76, 13 jftQnn ft gibt keinen passenden Sinn. Darauf Ji..\r»Oi-\ . —

79, 4 J-s<>rr> (Anm. 292) wird nomen actionis, J-nqp p (oder J^nm ?^

Bezeichnung des Effekts sein. — 81, 3 lies mit Bickell JaoaSB- —

25 83, 15 lies etwa Joop ',-0 -Q — 83, 17 wird Jp-Jj

JfiV\ zu streichen sein. JoYv ist ja auch nur schlecht bezeugt;

Jyt.« stammt aus dem, was unmittelbar vorhergeht. — 84, 5 ist

doch «5>^J 2U lesen. — 88, 8 wohl j .^fcoo/ JoO) fc^/. — 93, 12

lies etwa — 96, 1 lies oÖ)Sl oder oö). — 96, 9 lies

so Jj»Jj ohne 3. — 104, 8. Ob J-^ ^nn oder J-j^^cT», ist nicht ganz

1) Allerdings kenne ich jetzt eine Stelle, in der wirklich der Täter beim passiven Verb. fin. durch \. bezeichnet wird: J'^^y -^ J< JSQ^ ,das Volk, das von den Schlangen gebissen wurde' Balai (Zettersteen) S. 37 nr. IV, Str. 3.

(17)

Nöldeke: Schultheß, Kalila und Dimna. 587

sicher. Gottheil's BA. (in den ,Atti dei Lincei' 1910, 147) hat

dieses; für jenes spricht eher das hebr. -laio Ez. 19, 9; ob aber

einer so auffallenden Punktation des vereinzelten Wortes zu,trauen?

— 108, 6 halte ich an .-loOtv fest; bei ..Xn.oiy fehlte die Be¬

zeichnung des logischen Objekts. — 115, 15 lies o^. — 120, 17 6

|oo^? oder ist stärker einzugreifen? — 120, 18 fehlt nach J'sonvN

etwas wie »zeigst du'. — 121, 1 ist eine Lücke nach .^.-n .• f» «

— 121, 6. Ich bemerke ausdrücklich, daß Schultheß mit Recht

JfO\ r>. beibehält und meine Emendation verwirft, so nahe sie

zu liegen scheint (Anm. 404). — 121, 18 bleibt aber ^o>.\ « richtig, lo

■0»,\ »anhängend' kann ich jetzt noch weiter belegen. — 128,4

lies j oOfO- — 127, 19 ist mit Löw JJ nach ^^ rO einzusetzen. —

128, 11 möchte ich doch |-,^aS beibehalten. — 129, 14 ist JoO) JJ

zu streichen, man müßte denn den Satz als Fragesatz nehmen. —

180, 3 ist streichen, oder es fehlt mehr. — 134, 4 ist i6

dOjj Jü/ nicht in Ordnung. Dann lese ich JJo J^ ^'^-»a». —

134, 9 lies . o.>«.naY>\ ■ — 138, 14 lies «^jfcjojo wie 174, 12

•,^t>yv> , wenn hier nicht eine phonetische Schreibung vorliegt mit

Assimilation des J, an das j. Das Reflexiv ist nötig; dem Pael

fehlte das Objekt. — 140, 7 etwa ^-nqt» / nach o>a2>A. einzusetzen, ao

— 141, 4 lies JJoaio- — 141, 19 halte ich J yv.^ ri nicht für zu¬

lässig , weiß aber nichts besseres vorzuschlagen. — 146, 9 ist meine

Emendation q^^joO nötig. Der Singular wäre gut, wenn nicht

vorher der Befehl des Königs erwähnt wäre ; dessen Ausführung

muß Anderen überlassen werden. Anch arabisch könnte man nur 26

sagen tjlaäs u5UUt yct. — 150, 2 lies ^j»,o mit zwei Kopien. —

156, 10 lies ^o (arab. U). — 159 oben sind die Feminin¬

formen durchzuführen. Wie die Abschreiber mit den Formen des

Fem. pl. umgehen, sieht man z. B. an dem ,^0)3 für ^0)3 160, 4. —

160, 3 lies mit Bickell »j^. — 160, 5 ist am Ende doch J\^«<^ so

zu lesen. Daß ,3'*\jfc>jt/ »sich mit etwas abgeben' heißen könne,

bleibt mir trotz Anm. 444 und 543 sehr unwahrscheinlich. —

165, 16 lies )qvj ^^i?, was vielleicht auch die Handschrift hat. —

165, 19 lies jü/. — 166, 2 etwa JJj oojo- — 166, 15.

Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXV. 38

(18)

588 Anzeigen.

Wegen Jjfc^ bleibe ich bei meinem Vorschlag ^ooptL». — 196, 2

lies ,^0) statt .^O)^)-

Welche Mühe Schultheß sich mit dem Werke gegeben hat,

zeigen besonders die 663 Anmerkungen, die der Übersetzung bei-

5 gegeben sind (S. 171—244), sich aber zum großen Teil auf den

Text beziehen. Die Übersetzung ist eben wesentlich für die Be¬

nutzer des Textes bestimmt. Doeh werden sie auch des Syrischen

Unkundige mit Interesse lesen. Solchen Lesern zu Liebe hätte

Schultheß wohl besser darauf verzichtet, bei fremden Namen nur

10 die Konsonantenschrift zu transkribieren z. B. Pnzuh für o)rtjiO>

Bl'd für jJJa Qnpr »Sli^ statt sie ihnen durch deutliche Zugabe

von Vokalen aussprechbar zu machen. Es hätte nichts geschadet,

wären die Namen, die doch so schon vielfach entstellt sind, dadurch ihrer Urform noch etwas mehr entfremdet.

15 Ich muß übrigens gestehen, daß ich von der Übersetzung

zwar manche Stelle angesehen, jedoch nicht größere Stücke im Zu¬

sammenhang mit dem Text verglichen habe. Aber überall habe

ich von der Übersetzung einen günstigen Eindruck bekommen, der

dadurch nicht abgeschwächt worden ist, daß sich an wenigen Stellen,

JO nm eine bedenkliche Lesart zu schützen , eine etwas gezwungene

Interpretation zeigt ^).

Das Werk ist mit rühmlicher Pietät ,Dem Andenken

Gustav Bickell's* gewidmet, wie Hertel seine Übersetzung

des Tanträkhyäyika dem Andenken des großen Pfadfinders auf

25 diesem Gebiet, Theodor Benfey, gewidmet hat.

Th. Nöldeke.

Nachtrag. Im Journ. as. 1911, 1, 550 macht Nau darauf

aufmerksam, daß wir aus einer Notiz Basset's ira Journ. as. 1902,

1, 455 hätten wissen müssen, daß das „Mosuler" Manuskript längst so in guten Händen in Europa ist und daß es der wissenschaftlichen

Benutzung zur Verfügung stand und steht!

1) leb schließe hieran die Verbesserung einiger Druckfehler. 52, 8 lies

^ Jj*. Tür \o Jj*.. — 64, 9 lies VsjL»» für'^V»- — 75, 12 lies J^mXO

für j N-ir» — 80, 15 lies \\-c^ für Jaxi^ 90, 8 lies ^ jL für / —

103,10—11 ist »^fcOjJ J^VQ^. zweimal gedruckt. — 119, 3 lies JüD für

WtH^ — 132, 8 lies j^i.J für

2) Eine Kleinigkeit: S. 125 wäre )»oVQ^J Ji^V besser durch Turkistan wiedergegeben &tatt durch Türkei, worunter man doch allgemein das Land der Osmanen versteht

(19)

Wvlf: W. Schmidt, Anthropot (ZeiUchrift) Ö89

Anthropos , Internationale Zeitschrift für Völker- und

Sprachenkunde (im Auftrage der österreichischen Leo-

Gesellschaft mit Unterstützung der deutschen Görres-

Oesellschaft herausgegeben unter Mitarbeit zahlreicher

Missionare von P.W. Schmidt. S. V. D.). Bändel — IV s

(1906—1909). — Druck und Verlag der Mechitaristen-

Buchdruckerei in Wien, VII. — SS. 1032. 1121. 1142.

1124. 4". (Bd. I anastatischer Neudruck von Breitkopf &

Härtel. Leipzig 1910).

Den eigentlichen Zweck der Zeitschrift, deren vier ersten Bänae lo

hier zu besprechen sind, findet man mit aller Deutlichkeit ausge¬

sprochen in einem an die Spitze des ersten Bandes gestellten Aufsatz

des Msgr. Le Roy, welchen man kaum anders denn als das Pro¬

gramm der Zeitschrift auffassen kann. Msgr. Le Roy führt aus, wie

es aus praktischen , aber auch aus ideellen Gründen Pflicht des 15

Missionars ist, Land und Leute seines Missionsgebietes kennen zu

lernen, und zwar nicht nur oberflächlich, sondern tief eindringend, besonders in die Gedankenwelt, die Sitten und Gebräuche, die Rechts¬

auffassung, die religiösen Vorstellungen und — das wichtigste von

allen — die Sprache des Volkes, bei dem er tätig ist. Der Vor- 20

wurf, daß die Missionen die Wichtigkeit solcher Studien verkennen,

wird entschieden zurückgewiesen — ebenso sehr mit Recht, wie

er oft mit Recht erhoben worden ist. Abel-, so heißt es weiter,

diese Studien des einzelnen Missionars sollten nicht nur der Mission

dienen, sondern dem „monde Europöen' zugänglich gemacht werden : 25

„celui le (den Missionar) suivrait avec plus d'attention, d'estime et

d'interet; sa mission y gagnerait; la religion chretienne elle m6me

y trouverait son avantage . . Ab^ nicht jeder Missionar hat sich

die nötige Vorbildung verschaffen können, um die Untersuchungen

so auszuführen , daß sie für Europa erheblichen Wert hätten , es so

hat auch an Zeit, Geld, Organisation der Arbeit, Ermutigung dazu

gefehlt und, last not least, an einem Organ. Ein, oder richtiger

das Organ, welches diesen Mängeln abhelfen soll, ist die Zeitschrift

„Anthropos". Betitelt ist der soeben referierte Artikel „Le röle

scientifique des Missionnaires' : „des Missionnaires catholiques" sollte ss

die Überschrift eher lauten, denn nur von diesen ist darin die Eede ;

obwohl genau dasselbe von jedem Missionar gesagt werden kann,

wendet der Verf. des Artikels sich — wohl nicht unbewußt —

nur an die katholischen.

Den großen Wert, ja die Unentbehrlichkeit der Mitarbeit der 40

wenigen Europäer, die in fernen, nur von Völkern fremder Kultur

bewohnten Gegenden dauernden Wohnsitz haben — und vor allen

kommen da ganz natürlich die Missionare jedes Bekenntnisses in

Betracht — haben die wissenschaftlichen Disziplinen , welche sich

mit eben diesen Völkern befassen , schon früher erkannt und zu 45

schätzen gelernt; am meisten die Sprachwissenschaft, aber auch die

(20)

590 Anzeigea.

Ethnologie und die Religionswissenschaft. Viel ist schon von den

Missionen für die Wissenschaft geleistet worden, aber lange nicht

genug; vieles, das schon vorhanden war, ist unzweifelhaft auch für

die Wissenschaft verloren gegangen , und die Gründe dieser Tat-

5 Sachen sind unfraglich hauptsächlich die von Msgr. Le Roy ange¬

gebenen. Man bedenke nur, was z. B. holländische Beamte und

Missionare zur Kenntnis des indischen Archipels und seiner Völker

beigetragen haben, dank der Organisation der Forschungsarbeit in

den Kolonien, in der gerade die Holländer so hervorragendes ge-

10 leistet haben. Über die Begründung der Notwendigkeit der wissen¬

schaftlichen Mitarbeit von Seiten der Missionare, die in dem oben

referierten Programm ausgesprochen ist und die ganz andere als

wissenschaftliche Rücksichten nicht nur in den Vordergrund rückt,

sondem als die einzigen erwähnt, mag man denken, wie man will;

15 über die offene und einseitige Hervorhebung der Konfession, deren

Vertreter sich die Zeitschrift in erster Reihe als Mitarbeiter wünscht,

mag jeder nach seiner Auffassung urteilen — dem Referenten

erscheint sie allerdings ein wenig unwissenschaftlich —: Über

die Nützlichkeit eines straff organisierten und gut redigierten Unter-

20 nehmens dieser Art , welches überall in der Welt Verbindungen

anzuknüpfen die denkbar beste Gelegenheit bat, kann niemand im

Zweifel sein, der sich mit den vom „Anthropos' vertretenen Disziplinen

beschäftigt. Von entscheidender Bedeutung für die Beurteilung des

wissenschaftlichen Wertes der Zeitschrift sind ja auch nicht diese

25 prinzipiellen Fragen, sondern ist nur das, was sie für die Wissen¬

schaft bietet; und von diesem Gesichtspunkt betrachtet, kann ihr

eine gauz außerordentliche Bedeutung nicht abgesprochen werden.

Auch muß ausdrücklich hervorgehoben werden, daß die Redaktion

es verstanden hat, mit größter Umsicht und ohne Einseitigkeit aus-

30 gezeichnete Mitarbeiter aus allen Lagem und allen in Betracht

kommenden Disziplinen zu gewinnen. Daß die Zeitschrift einem

wirklichen Bedürfnis entgegenkam , zeigt am besten der große

Reichtum an wichtigen und tüchtigen Arbeiten, der ihr gleich zu¬

geflossen ist und eine bedeutende Vergrößerung des Formates schon

35 nach dem ersten Band notwendig gemacht hat ; wenn man die

Fülle des Gebotenen überschaut, so muß man sich unwillkürlich

fragen , wie viel von diesem wohl je der Wissenschaft zugänglich

geworden wäre, wenn dies neue Organ es nicht an den Tag ge¬

fördert hätte, und wie viele wertvolle Beobachtungen und Sammlungen

40 derer noch zugrunde gehen mögen, die nicht zu dem Kreis der

Mitarbeiter der „Anthropos' gehören.

Wie schon der Untertitel besagt , der auf dem Titelblatt in

sechs verschiedenen Sprachen auftritt, will „Anthropos' eine inter¬

nationale Zeitschrift sein, und dies ist kein leerer Name, denn

45 wir finden unter den zahlreichen Mitarbeitern Vertreter sehr vieler Nationen ; die Durchführung des internationalen Prinzips ist ja auch

durch den ümstand ganz außerordentlich erleichtert, daß die Zeit-

4 3

(21)

Wulff': W. Schmidt, Anthropos (Zeitschrift). 591

sehrift gewissermaßen als ein gemeinsames fachliches Organ aller

Missionen der internationalen Kirche auftritt. Sechs Sprachen sollen

darin zur Anwendung kommen, und zwar außer den beiden Welt¬

sprachen, Latein und Englisch, die der größten Nationen, in welchen die katholische Kirche die oder eine von den herrschenden ist : Deutsch, 5

Französisch , Italienisch und Spanisch. Nach den (Bd. I, S. 1—2)

für die Anwendung dieser Sprachen gegebenen Regeln hat im all¬

gemeinen jeder Mitarbeiter freie Wahl; die besonders für die

Missionare einer bestimmten Gegend bestimmten orientierenden

Aufsätze werden jedesmal in der Sprache abgefaßt, welche von 10

allen Missionaren dieses Gebietes vertanden wird; instruktive Auf¬

sätze allgemeineren Inhalts werden meistens in deutscher und

französischer Sprache, kleinere Mitteilungen entweder in diesen

beiden Sprachen oder lateinisch abgefaßt, Bücherbesprechungen in

derselben Sprache , in der das betreifende Buch geschrieben ist. 16

Wie man sieht, ein praktisches und sorgfältig zurechtgelegtes System,

das für die umsichtsvolle Art der Organisation typisch ist.

Gewissermaßen programmatische Bedeutung hat auch eine um¬

fangreiche Abhandlung des Herausgebers : ,Die moderne Ethnologie'

(Bd. L 134—163. 318—387. 592—643. 950—997; Deutsch und »o

Französisch). „Anthropos" nennt sich eine „Zeitschrift für Völker-

und Sprachenkunde"; der Begriff und der Umfang der Sprach¬

wissenschaft ist nun einigermaßen fest umschrieben. Anders bei

der Ethnologie, über deren Grenzen und Aufgaben die Ansichten

noch auseinandergehen. Hier war es denn nun ein praktisches 25

Erfordernis festzusetzen, was die Zeitschrift mit dem Wort „Völker¬

kunde" meiut, und besonders diese von der Anthropologie abzu¬

grenzen; der Verf tut dies, indem er eine Skizze der Geschichte

beider Wissenschaften in ihrem Verhältnis zueinander gibt. Die

Darlegungen sind so speziell ethnologisch , daß ein ausführliches so

Referat in dieser Zeitschrift nicht am Platze ist; erwähnt sei nur,

daß im „Anthropos' die Ethnologie alle Gebiete des Menschenlebens

umfaßt, die in die Sphäre des Geistes gehören und in diesem ihren

Ursprung haben. Die Grenzen sind damit ziemlich weit gezogen

und wir finden demgemäß sehr verschiedenartige Gegenstände in S5

der Zeitschrift behandelt: Religion, Wissenschaften, Literatur, Kunst

und Gewerbe, soziale Zustände und äußere Lebensformen usw., alle

diese Wörter im weitesten Sinne gefaßt. Meistens sind es natürlich

kleinere Aufsätze über einzelne dieser Themata, aber auch umfang¬

reiche Arbeiten, welche ein Volk in allen Teilen seines Lebens 40

darstellen, fehlen nicht ; eine solche Arbeit ist der im Bd. I ange¬

fangene und im Bd. V noch nicht zum Schluß gelangte Artikel von

M 0 r i c e , „The Great Dene Race'. Auch die Hilfswissenschaften der Ethnologie und Linguistik sind vertreten , so die Prähistorie

(Zumoffen: 'Lage de la pierre en Phönicie' Bd. III, 431—455), 45

die Bibliographie (Lehmann: „Essai d'une monographic biblio-

graphique sur l'ile de Paques' Bd. II, 140—151. 257—268. Teil-

(22)

592 Anzeigen.

weise bibliographisch ist auch Uhlenbeck: ,Die einheimischen

Sprachen Nord-Amerikas bis zum Rio Grande', Bd. III, 773—799).

An dieser Stelle sei noch erwähnt, daß jedes Heft außer Rezensionen anch eine „Zeitschriftenschau' enthält, die u. a. deshalb sehr nützlich 5 ist, weil die Inhaltsverzeichnisse einer ganzen Anzahl abgelegener

Zeitschriften darin regelmäßig mitgeteilt werden.

So wenig wie die allgemeine Sprachwissenschaft beschränkt

sich die Ethnologie auf bestimmte Teile der Welt; das Gebiet der

letzteren wie der ersteren »erstreckt sich über alle Gegenden, wo

10 überhaupt Menschen leben. Es liegt aber in der Natur der Zeit¬

schrift „Anthropos" begründet, daß sie sich praktisch zur Hauptsache mit den Völkern beschäftigt, die außerhalb des europäischen Kultur¬

kreises steheu ; denn eben bei diesen fallen den Missionen Aufgaben

zu, welche nur durch sie gelöst werden können. Das gilt sowohl

15 für das Studium der Sprachen als auch für das der Kulturzustände,

denn beide können bei den Völkern europäischer Kultur von den

zunächst dazu berufeneii Fachgelehrten auf Grund eigener An¬

schauung , sozusagen am lebendigen Objekt studiert werden , was

bei jenen trotz allen Forschungsexpeditionen nur in sehr beschränktem

80 Maße der Fall ist. Europa ist daher nur ganz vereinzelt im

„Anthropos' vertreten , die übrigen Weltteile alle viel häufiger.

Ab'-r auch auf die letzteren verteilt sich das Material nicht ungleich¬

mäßig ; in den zu dem britischen Reich gehörenden Gebieten hat

die Zeitschrift wohl am wenigsten Verbindungen anknüpfen können,

86 so daß z. B. der australische Kontinent, der in vielen Beziehungen

so besonders interessante Verhältnisse aufweist und wo noch so

viel zu erforschen ist, nur selten behapdelt wird; besser steht es

allerdings um Vorderindien. Auch das nördliche und zentrale Asien

sowie Indonesien bleiben etwas zurück, ebenso die meisten Länder

so der semitischen Rasse, obwohl sich auch über diese mehrere Arbeiten

finden , die nicht ohne Interesse sein dürften. Aus Japan , China

und Hinterindien sowie aus Südamerika liegt eine große Anzahl

von bemerkenswerten Arbeiten vor. Den breitesten Raum aber

nehmen , wie es eigentlich gar nicht anders zu erwarten war , die

35 deutschen Schutzgebiete ein, und „Anthropos' kann schon jetzt mit

Recht einen hervortretenden Platz in der wissenschaftlichen Kolonial¬

literatur Deutschlands beanspruchen ; wer die Völker der deutschen

Schutzgebiete und ihre Sprachen studieren will, wird in diesen

Bänden eine reiche Fülle wichtigen Materials finden , an dem er

40 nicht achtlos vorübergehen darf.

Betrachten wir nun kurz die besonderen Aufgaben, die „Anthropos'

sich gestellt hat, so zerfUllt die Wirksamkeit der Zeitschrift in

zwei Teile : einerseits soll sie Arbeiten von Missionaren der Wissen¬

schaft zugänglich machen, anderseits diesen Arbeiten von Fachleuten

46 bieten, aus denen sie sich die nötigsten allgemeinen Kenntnisse auf

dem Gebiete der heutigen Linguistik und Ethnologie erwerben,

einen Einblick in die Methoden und Hilfsmittel dieser Disziplinen

(23)

Wulff: W. Schmidt, Anthropos (Zeitschrift).

gewinnen können. Was die Missionare beisteuern können, ist ganz

natürlich in den meisten Fällen nur zuverlässiges und gut ver¬

arbeitetes Material ; es liegt in der Natur der Sache, daß die wissen¬

schaftliche Untersuchung und Einreihung dieses Materials im allge¬

meinen den Fachgelehrten überlassen werden muß, denen die Be- 6

nützung und Beherrschung der ganzen einschlägigen Literatur möglich

ist, während sie dem weit entfernt von aller europäischen Kultur

weilenden Missionar meistens versagt sein wird. Die Arbeiten dieser

letzteren von den beiden oben erwähnten Gattungen sind nicht nur

allgemeiner, orientierender Art, in denen mehr oder weniger um- lO

fassende Forschungsgebiete nach den bisherigen Resultaten der

Wissenschaft zusammenfassend dargestellt werden, sondem man findet

auch streng wissenschaftliche Spezialuntersuchungen verschiedener

Art, deren Inhalt auch für den Fachgelehrten von großem Interesse

ist. Es herrscht ofFenbar das Bestreben vor, die Zeitschrift nach 15

jeder Seite hin so reichhaltig zn gestalten, wie nur möglich, und

diese Bemühungen sind nicht ohne Erfolg geblieben.

Auf engbegrenztem Raum eine bloß einigermaßen vollständige

Übersicht und Beurteilung des ganzen Inhaltes der vier schweren

Bände zu geben, ist uatürlich unmöglich und außerdem eine Auf- so

gäbe, zu der es dem Referenten an den nötigen Voraussetzungen

fehlt. Um einen Eindruck davon zu geben, was in der Zeitschrift

geboten wird, sollen deshalb nur die Arbeiten kurz gemustert

werden, welche sich auf ein bestimmtes zusammenhängendes Gebiet,

Indonesien und Ozeanien, beziehen. Indonesien ist, wie schon 25

erwähnt wurde , ziemlich schwach vertreten ; fangen wir mit den

Philippinen an : Eine nicht ganz unverdiente Ehrenrettung der viel¬

geschmähten spanischen Mönche in diesen Archipel versucht Hu onder

(„Die Verdienste der philippinischen Mönche um die Wissenschaft",

Bd. I, 529—551), in dem er an der Hand bibliographischer Nach- so

weise und einiger Äußerangen von europäischen Gelehrten zu zeigen

sucht, wie sie sich auf allen Gebieten der Erforschung des Archipels

lebhaft betätigt haben. Daß sie wirklich manches gute geleistet

haben, ist richtig; wenigstens die Sprachwissenschaft verdankt ihnen

einige sehr brauchbare Hilfsmittel, anderseits aber kann sie ihnen S5

doch den Vorwurf nicht ersparen, daß sie sich um das wissenschaft¬

liche Studium der Sprachen zu wenig bekümmert, und fast nur

praktische Zwecke verfolgt haben. Daß die Arbeiten der philippinischen

Mönche so häufig unterschätzt werden, ist gewiß größtenteils darin

begründet, daß sie so schwer zugänglich sind: die wichtigeren iO

Werke, die sie hervorgebracht haben, sind fast ausnahmslos so selten

und teuer, daß sie der großen Mehrzahl der Gelehrten einfach ver¬

schlossen sind. — Eine recht dankenswerte kleine Arbeit ist Baer's, .Contribution ä I'etude des langues des indigenes aux iles Philippines"

(Bd. II, 467—491); sie enthält ein vergleichendes Vokabular (mit 45

Erläutemngen) von 110 Wörtern in 22 Dialekten, darnnter 10 der

Negritos, 2 von Igoroten-Stämmen (Bontok und Busau) 1 der Mang-

4 3*

(24)

594 Anzeigen.

yanen; dazu kommen ein weiteres Vokabular von 393 Wörtern

im Negrito- Dialekt von Montalvan (Balete, in der Gegend von

Manila) und zwei ganz kleine Wörterverzeichnisse aus zwei aaderen Negrito-Dialekten. — Zwei andere Vokabulare (nicht ganz 100 Wörter)

(aus Nord -Luzon veröffentlicht Scherer in seinen , Linguistic

Travelling Notes from Cagayan' (Bd. IV, 801—804); der eine Dialekt

ist wiederum eine Negrito-Sprache. Der Wert solcher Wörterver¬

zeichnisse ist immer ein beschränkter, sie müssen mit größter Vor¬

sicht benutzt werden, wenn sie nicht von gründlichen Kennern der

10 betreffenden Sprachen zusammengestellt sind; trotzdem ist jedes

neue lebhaft zu begrüssen, zumal wenn mehrere verschiedene Auf¬

nahmen derselben Sprache erscheinen, so daß durch die Vergleichung

die Zuverlässigkeit einigermaßen kontrolliert werden kann. — Ein

kleiner Aufsatz in demselben Band (IV, 1069—1074) von Conant

18 (,The Names of Philippine Languages") beschäftigt sich mit der

bisher sehr bunten und inkonsequenten Benennung der philippinischen

Dialekte, und macht den sehr vernünftigen Vorschlag, die ein¬

heimischen Namen in der wissenschaftlichen Literatur zu benutzen;

die von dem Verf. vorgeschlagenen Abkürzungen scheinen allerdings

so nicht alle gleich praktisch. — Aus Celebes stammt eine (schon

früher veröffentlichte) Erzählung der Toumbulur (in der Minahasa), deren verbesserten Text Boi sius (,Une legende Alfoure", Bd. IV,

879—891) mit französischer Übersetzung und erklärenden An¬

merkungen herausgibt. — Eecht wichtig ist die Abhandlung Dunn's,

S6 „Religions Eltes and Customs of the Iban Dyaks of Sarawak, Borneo"

(Bd. I, 11—24. 165^185. 403-425); es ist eine Übersetzung des

in der Dyak-Sprache abgefaßten schriftlichen Berichtes eines Ein¬

geborenen mit einer Einleitung des Übersetzers. Leider ist in der

Sprache des Originals nur das erste von den 21 Kapiteln mitgeteilt, 30 sonst wäre es ein auch für die Sprachwissenschaft sehr wertvoller

Text; der veröffentlichte Teil des Originals ist auch mit Vorsicht

zu benutzen, denn der englische Text ist voll von Druckfehlern. —

Von Sumatra finden wir Moszkowski, „Sagen und Fabeln aus

Ost- und Zentralsumatra« (Bd. IV, 989—997), eine freie Wieder-

ss gäbe einiger Erzählungen, die der Verf. bei den Sakai und Malajen

aufgezeichnet hat. — Nehmen wir Madagaskar mit, das ja linguistisch

und ethonologisch zu Indonesien gehört, so treffen wir zunächst

zwei Abhandlungen von Cambouö, „Notes sur quelques moeurs

et coutumes malgaches" (Bd. II, 981—989) und die Fortsetzung

40 dazu: „Les dix premiers ans de l'enfance chez les Malgaches"

(Bd. IV, 375—386); die erstere bespricht, leider sehr kurzgefaßt,

die Sitten und den Aberglauben, die sich an die Geburt und die

ersten Lebensmonate des Kindes knüpfen, die zweite hauptsächlich

die Beschneidungsfeierlichkeiten, dann Namengebung und in ganz

46 kurzen Zügen den Lebensgang des Kindes in seinen 10 ersten Lebens¬

jahren. Im Bd. IV (190—206) gibt der bekannte Madagaskar¬

forscher G. Ferrand („Notes sur l'alphabet arabico-malgache«) eine

4 3*

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