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Die religiöse Situation in Osteuropa

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Academic year: 2021

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202 Buchbesprechungen

Trevor Beeson, Mit Klugheit und Mut. Die religiöse Situation in Osteuropa. Wien - Frei- burg - Basel (Herd er) 1979, 346 S.

Eigentlich fast mehr durch Zufall erhielt Rez. bei einem Besuch in Würzburg von der Re- daktion dieser Zeitschrift das vorliegende Buch zur Besprechung. Nach der Lektüre des Bandes (auf dessen Titelblatt obiger Untertitel steht - auf dem Umschlag dagegen heißt es:

„Zur religiösen Situation in Osteuropa") ist zu sagen: wie dankbar kann man manchmal

"Zufällen" sein! Es handelt sich nämlich um ein Werk, das in sehr informativer und kom- pakter Weise einen Überblick zur religiösen Situation im gesamten Ostblock gibt- näherhin die Gegebenheiten in der UdSSR, Polen, DDR, Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien, Albanien, Bulgarien und Rumänien darstellt. Ein abschließendes Kapitel „Die Weltkirche und die Christen Osteuropas" sowie ein „Register der Kirchen und Religionsgemeinschaf- ten" (die im Buch behandelt werden) runden den Band ab.

Bei dieser Studie haben wir es mit einer Übersetzung aus dem Englischen zu tun. Vf. ist Kanonikus der Church of England, die Originalausgabe des Buches stammt aus dem Jahre 1974. Wie das ergänzte Vorwort zum deutschen Exemplar aus dem Jahr 1979 (vom Autor geschrieben) jedoch bemerkt, brauchten im Vergleich zur älteren Originaledition nur einige geringfügige Verbesserungen vorgenommen zu werden. So haben wir es also durchaus mit einer Information zum gegenwärtigen Stand zu tun.

Einem Rez. ist es nun freilich nicht möglich, alle Angaben des äußerst reichhaltigen Ma- terials, das von Experten recherchiert, gesammelt sowie gesichtet und vom V erfass er formu- liert und redigiert wurde, nachzuprüfen. Doch ergibt die Überprüfung von Details aus Län- dern und Kirchen bzw. Religionsgemeinschaften, für die dem Rez. eine Beurteilung ansteht (etwa DDR und Polen), daß die Angaben und die Situationsschilderungen zutreffen und man von daher auch an der Richtigkeit der übrigen Bereiche nicht zu zweifeln braucht.

Insgesamt gesehen bemerkt Vf., daß das religiöse Leben in Osteuropa intensiv und zu- gleich anpassungsfähig ist. Wenn auch die „Fassade der Religionen" oft deprimierend aus- schaut - die effektiv dahinter stehenden Gemeinschaften sind lebendig. Im einzelnen stellt sich die Situation freilich sowohl in den verschiedenen Ländern als auch nach Religionen (Christentum; Islam; Juden) und Konfessionen (Großkirchen; Kleinkirchen bzw. ,,Sek- ten") sehr unterschiedlich dar. Allgemein starkem Druck sind die Juden ausgesetzt; dies ist freilich noch mitbedingt durch eingebürgerten „Antisemitismus" und heute speziell „Anti- -Israelismus". Was die katholische Kirche betrifft ist zu bemerken, daß sie in traditionell mehr orthodoxen Bereichen größere Schwierigkeiten hat als etwa in Polen und der DDR.

Eine ganz besondere Situation ergibt sich hinsichtlich der uniert-katholischen Ritusgruppen (spe2iell der katholischen Byzamino-Slawen), die aufgrund ihrer Polarität oft „ungeliebt"

von verschiedensten Seiten her sind. Hinsichtlich protestantischer Kirchen ist zu sagen, daß ttps://doi.org/10.20378/irbo-55678

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Buchbesprechungen 203 manchen die „Umstellung" verschiedentlich nicht so schwer fiel wie orthodoxen Kirchen, die oft stark mit dem Staatsleben verzahnt waren und mitunter P~ivilegien genossen.

Fragen wir den Autor nach einem Gesamturteil, kann man etwa folgendes konstatieren:

Viele Probleme wurden durch den Kommunismus nicht gelöst, und es besteht wenig Aus- sicht auf eine Lösung. So sehen sich die (intelligenteren) Vertreter der staatlichen Gewalten- vorsichtig ausgedrückt-im ganzen gesehen in stärkerem Maß dazu gezwungen, die Kirchen nicht mehr (nur) als überwindenswertes Überbleibsel früherer unaufgeklärter Jahrhunderte zu betrachten, sondern als potentielle Bundesgenossen - zumindest auf einigen Sektoren.

Von daher ergibt sich für die Glaubensgemeinschaften an einigen (anderen) Stellen zum Teil ,,mehr Luft", ihr eigenes Leben zu gestalten.

Freilich muß etwas bedacht werden: Westliche Maßstäbe der Beurteilung - speziell be- treffs Bekenntnis, Widerstand oder Anpassung - sind mit Vorsicht anzulegen und werden von Fall zu Fall unterschiedlich sein müssen. Ein überziehen des Urteils ist auf jeden Fall fehl am Platze. Denn: will die Kirche unter solch erschwerten Umständen das Leben mitge- stalten, bleibt im ganzen gesehen nur der Weg möglich, den der Titel des Buches ausdrücken will- einerseits Tapferkeit bzw. Mut(,, valour"), andererseits aber vor allem ständig neu zu realisierende Klugheit (,,discretion").

Bamberg Hermann Reifenberg

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