• Keine Ergebnisse gefunden

Predigt am 3. Sonntag nach Epiphanias 23. Januar 2022 in der Ev. Stadtkirche in Weingarten und im Gemeindezentrum in Berg zu Matthäus 8,5-13

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Predigt am 3. Sonntag nach Epiphanias 23. Januar 2022 in der Ev. Stadtkirche in Weingarten und im Gemeindezentrum in Berg zu Matthäus 8,5-13"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Predigt am 3. Sonntag nach Epiphanias 23. Januar 2022

in der Ev. Stadtkirche in Weingarten und im Gemeindezentrum in Berg zu Matthäus 8,5-13 von Pfarrer Stephan Günzler

Matthäus 8,5-13 (Luther-Übersetzung 2017)

5 Als aber Jesus nach Kapernaum hineinging, trat ein (römischer) Hauptmann zu ihm; der bat ihn

6 und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen.

7 Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen.

8 Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.

9 Denn auch ich bin ein Mensch, der einer Obrigkeit untersteht, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er; und zu einem andern:

Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er's.

10 Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch:

Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!

11 Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen;

12 aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern.

13 Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Geh hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.

Liebe Gemeinde!

Wir haben von einem Mann gehört, über dessen Glauben sich sogar Jesus wunderte (Mt 8,10).

Es ist ein römischer Soldat, ein hochrangiger Offizier sogar.

Ihn treibt die Sorge um seinen todkranken Knecht.

Und er glaubt aus unerfindlichen Gründen, dass Jesus die Kraft hat, seinen Diener gesund zu

machen. Jesus staunt: So einen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden.

Das Wunder geschieht: Jesus sagt zu diesem Hauptmann: Geh hin. Dir geschehe, wie du

geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.

Liebe Gemeinde,

die Geschichte kommt zur rechten Zeit.

Wie oft schon hatten wir in den letzten Monaten gehofft, dass endlich alles vorbei wäre mit Corona.

Stattdessen immer neue Varianten. Das zermürbt.

Man spürt den Menschen an, dass ihr Proviant an Hoffnung langsam aufgebraucht ist.

Manche lassen ihren Frust an den Mitmenschen aus. Das Gift der Resignation tut seine Wirkung.

Der Ton im gesellschaftlichen Miteinander ist rauer geworden.

Auch auf der Bühne der Weltpolitik erleben wir wenig Erfreuliches. Man traut sich nicht über den

(2)

Weg. Wichtigtuerei und Drohgebärden lenken ab von den eigentlichen Herausforderungen wie dem Klimawandel und dem gemeinsamen Kampf gegen Hunger, Seuchen und die Gründe von Migration.

Und da hören wir heute von einem Menschen, der sich durch nichts und niemand in der Welt davon abhalten lässt, an ein Wunder zu glauben.

Dieses grenzenlose Vertrauen möchte ich haben.

Vielleicht könnte dieser Hauptmann, von dem wir nicht einmal den Namen wissen, uns helfen, ein Gegengift zu finden zur Resignation?

Ich habe einen Brief an ihn verfasst, den ich Ihnen vorlesen möchte. Zwar ist er irgendwann vor 2000 Jahren gestorben, aber Jesus hat ja verheißen, dass dieser Mann mit Abraham, Isaak und Jakob am Tisch des Reiches Gottes sitzen werde.

Also hat er bestimmt ein offenes Ohr für uns:

Sehr geehrter Hauptmann!

Wir haben eben von Ihrer Begegnung mit Jesus in Kapernaum gehört, damals als Ihr Knecht an lebensgefährlichen Lähmungen erkrankt war.

Sie erinnern sich bestimmt.

Ich bin tief beeindruckt von dem unglaublichen

Vertrauen, mit dem Sie damals vor Jesus getreten sind.

Und ich würde mir wünschen, wir heute hätten nur ein

klein wenig davon.

Sie waren ja damals mit der römischen Besatzungsmacht in Palästina stationiert. In der Hierarchie standen Sie ziemlich weit oben. Bis zum „Hauptmann“ haben Sie´s gebracht.

Aber dann gehen Sie zu diesem armen Wanderprediger, den Ihr römischer Statthalter wenig später wegen

Volksverhetzung hinrichten lassen wird, und bitten ihn um Hilfe. Ich glaube, Sie mussten gewaltig über Ihren Schatten springen.

Sie waren ein sehr mächtiger Mann. Aber Ihr sterbender Diener, dem keiner mehr helfen konnte, hat Ihnen vor Augen geführt, wie wenig Sie ausrichten konnten mit all Ihrer Macht.

Hundert Leute Töten, wäre Ihnen ein Leichtes gewesen, ein einziges Wort hätte genügt.

Aber einen Menschen Gesundmachen, einen einzigen nur, da sind Sie an Ihre Grenzen gestoßen.

Jesus war Ihre letzte Hoffnung.

Sie haben alles auf diese eine Karte gesetzt:

Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, aber sprich nur ein Wort, dann wird mein Knecht gesund.

Schwäche zeigen, gehört sich eigentlich nicht beim Militär. Man darf sich doch nicht angreifbar machen.

Sehr geehrter Herr Hauptmann, leider hat sich in 2000 Jahren wenig geändert.

(3)

100.000 Soldaten hat Russland gerade aufmarschieren lassen an der Grenze zur Ukraine.

Und die NATO streckt weiter demonstrativ ihre Fühler nach Osten aus. Gestern hat sie ein großes Manöver im östlichen Mittelmeer angekündigt.

Beide Seite demonstrieren Stärke. Säbelrasseln aller Orten. Sie spielen wieder Krieg, unsere Militärs.

Noch schweigen die Waffen.

Noch redet man wenigstens miteinander.

Aber wie lange noch?

Vor drei Tagen sind im bitterarmen Jemen bei Luftangriffen wieder 70 Menschen gestorben.

Und vorgestern gab es in Syrien wieder einer Anschlag mit vielen Toten.

Gewalt und Krieg sind offenbar nicht auszurotten auf dieser Welt.

Sie mit ihren Soldaten sind damals im besetzten Palästina bestimmt auch nicht zimperlich gewesen, denke ich. Mit einer römischen Uniform musste man auf der Hut sein.

Die jüdischen Freiheitskämpfer warteten nur auf eine passend Gelegenheit, um sich an den verhassten Römern zu rächen.

War es da nicht sogar brandgefährlich für Sie, zu diesem Jesus zu gehen? Sie haben einem Menschen vertraut, der ihr Feind hätte sein können!

Ich kann Sie da nur bewundern.

Sie müssen Ihren Knecht sehr geliebt haben!

Es hat bestimmt einiges an Mut gekostet, sich zu outen.

Sie waren bereit, zu ihrem Freund zu stehen mit allen Konsequenzen. Sie haben sich Ihrer Angst um ihn nicht geschämt.

„Mein Knecht liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen!“

Herr Hauptmann, offen gesagt, in Ihrem kranken Knecht finde ich mich eher wieder, als in Ihnen und ihrem

enormen Vertrauen.

Ob es eine Krankheit ist, an der unsere Zeit leidet, wird sich vielleicht erst später erweisen.

Aber auch wir sind manchmal wie gelähmt.

Schon morgens beim Aufstehen lastet eine dunkle Wolke über uns. Die Probleme wachsen uns über den Kopf.

So vieles läuft in die falsche Richtung, aber uns fehlt die Kraft, aufzustehen und dem Rad in die Speichen zu fallen.

Herr Hauptmann,

entschuldigen Sie, dass ich Ihren Seelenfrieden störe und Sie mit den Problemen der Menschen am Anfang des dritten Jahrtausends belaste.

Aber Ihre Begegnung mit Jesus damals in Kapernaum ist eine bewegende Geschichte, bewegend auch für Gelähmte wie uns heute.

Sie kamen damals zueinander: der hohe römische Militär auf der einen Seite und der jüdische Wanderprediger,

(4)

über alle Barrieren hinweg.

Die Sorge um den kranken Knecht trieb Sie um, und Jesus spürte es.

Er spürte dieses enorme Vertrauen.

Vertrauen kann Berge versetzen.

Und so sagt er nur:

Geh, dir geschehe, wie du geglaubt hast.

Dieses Vertrauen beruht übrigens auf Gegenseitigkeit.

Sie waren der erste Ausländer und Angehörige einer fremden Religion, auf den Jesus sich einließ.

Durch Menschen wie Sie, oder die Samariterin am Brunnen oder die syrische Frau mit der todkranken Tochter, hat Jesus sich auch für Menschen außerhalb seines Volkes geöffnet.

Gottes Barmherzigkeit macht nicht halt vor den Grenzen, die Menschen voreinander trennen.

Im Reich Gottes ist Platz für alle.

Danke, dass Sie Jesus die Augen dafür geöffnet haben.

So paradox es klingt: Ein Soldat wurde also der erste Zeuge von Jesu wunderbarer weltumspannender Friedensvision:

Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen.

Herr Hauptmann, heute gibt es Flugzeuge.

Die Menschen können damit um die ganze Welt jetten.

Wir haben das Fernsehen, wo jeder live sehen kann, was

auf der anderen Seite der Welt geschieht.

Und wir haben sogar ein Internet, wo jeder mit jedem auf der Welt in Sekundenbruchteilen in Kontakt kommen kann.

Aber dass zwei Menschen wirklich zueinander kommen?

Es gelingt so selten! Weniger vielleicht als je zuvor.

Weil die Welt ein globales Dorf geworden ist, gerade deshalb versucht sich jeder vom anderen abzugrenzen.

Deshalb werden die Schotten dicht gemacht für die

Menschen aus anderen Ländern, weil man Angst hat, von Armen überflutet zu werden.

Deshalb suchen Christen und Muslime das Böse immer beim Anderen, anstatt vor der eigenen Haustür zu kehren.

Sie, sehr geehrter Herr Hauptmann, sind Jesus begegnet.

Sie vertrauten darauf, dass ein Wort von ihm reichen würde, Ihren Knecht gesund zu machen – auch über die räumliche Entfernung hinweg.

Meinen Sie – und ich frage das mit ziemlichem

Herzklopfen, für uns steht mit dieser Frage ja einiges auf dem Spiel – meinen Sie, dass das Wort Jesu auch über die Zeiten hinweg wirken kann?

Dass es 2000 Jahre überbrücken und auch unter uns wirken kann?

Dass sein Wort noch etwas zum Guten wenden kann in unserer Welt heute?

Dass Friede möglich ist?

(5)

Sie brauchen nicht zu antworten.

Wir wissen, dass wir die Antwort selber finden müssen.

Nur eins noch zum Schluss:

Danke für Ihr Vertrauen!

Verstehen Sie das bitte nicht als leere Floskel.

Ihr Vertrauen ist ein Signal für uns heute!

„Gebt die Hoffnung nicht auf!

Findet euch nicht ab mit der Krankheit eurer Zeit!

Haltet euch an Jesus Christus, der die Macht hat im Himmel und auf Erden!“

Sie hatten den Mut, auf Jesu Wort zu vertrauen.

Und es hat Wunder gewirkt!

Warum sollten nicht auch wir Vertrauen wagen?

Ihr gelähmter Freund ist wieder gesund geworden.

Ihr Glaube war seine Rettung.

Keiner glaubt für sich allein.

Wir glauben einer für den anderen.

Danke, Ihnen, Herr Hauptmann!

Danke für Ihr Vertrauen!

Herzlich grüßt Sie aus der Stadtkirche in Weingarten

Ihr Stephan Günzler

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn. Amen.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Jesus hat diese Frage gegenüber dem Schrift- gelehrten Nikodemus so beantwortet: „Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten

D 3: Tüfteln, Bauen und Coden: Entdecke und gestalte deine digitale Welt (Aufbau) In diesem weiterführenden Kurs könnt ihr „intelligente“ Häuser mit Bewegungsmeldern,

Der Hauptmann sprach zu Jesus: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht ge- sund.. Sprich nur

„Heiligt euch, denn morgen wird der HERR Wunder unter euch tun.“.. Und zu den Priestern

Es ist nun herauszufinden und in der Predigt den Menschen zu zeigen, was Paulus denn meint mit »den Leib hingeben als Opfer, das heilig lebendig und Gott wohlgefällig ist.«

In allen Gottesdiensten wird das Aschenkreuz ausgeteilt. Alexius Benhausen Wortgottesdienst Grundschule 10:00 FamZ St. Marien Bad Lippspringe Wortgottesdienst KiTa St. Marien

Besuchen Sie uns im ESAG-Shop an der Beundengasse 1 in 3250 Lyss, rufen Sie an unter 032 387 02 22, schreiben Sie uns an esag@esag-lyss.ch, kontak- tieren Sie uns via Facebook oder

Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.. 5 Ich