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Predigt zu Josua 3, 5-11,17 am 1. Sonntag nach Epiphanias 2016 Wetzlar, Hospitalkirche 1

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(1)

Ihr Lieben,

zweimal stand das Volk Israel an einem Ufer.

Und zweimal durchquerten sie ein Wasser trockenen Fußes.

Fanden einen Weg, wo alles nach tödlicher Gefahr aussah.

Beim ersten Mal war es das Schilfmeer – sie kamen aus einer schlimmen Zeit:

Sklavenarbeit und Unterdrückung allein wegen ihrer Herkunft.

Tausendfacher Mord an Neugeborenen. Das hatte ihr Leben geprägt.

Dann war einer gekommen, der sie herauslockte.

Der sprach von Freiheit, von einer guten Zukunft, von einem anderen Gott.

Und er hatte machtvolle Taten getan. Er hatte dem Pharao getrotzt.

Und schließlich die Erlaubnis bekommen, zu einem Opferfest in die Wüste zu ziehen.

Diesem Mose hatten sie vertraut und waren losgezogen.

Aber am Ufer des Meeres schien ihr Ende gekommen zu sein.

Sie hatten das Heer des Pharao im Nacken. Vor sich das Meer – eine Sachgasse.

Sie schrien – und Mose schrie auch. Und Gott öffnete Ihnen den Weg.

Sie folgten Mose – und machten eine großartige Erfahrung mit ihrem Gott.

Der Durchzug durchs Schilfmeer.

Von den ersten Christen wurde er gedeutet als die Taufe Israels.

Und sie verstanden ihre eigene Taufe von dieser Rettungserfahrung her.

Mit ihrer Taufe waren sie entronnen aus dem Todesbereich, aus der Gefangenschaft widergöttlicher Mächte.

Es folgte eine lange Zeit in der Wüste – hin und wieder griff Gott ein.

Bewahrte sie vor Feinden, zeigte ihnen Quellen und gab Nahrung.

Und so gingen die Jahre ins Land.

Vierzig Jahre der Routine des Überlebens in der Wüste.

Es war nicht das, was Mose ihnen versprochen hatte, aber immerhin:

Sie waren frei, sie mussten nur noch für sich selber arbeiten.

Kinder wurden geboren, die Ägypten nicht mehr erleben mussten.

(2)

Dann starb Mose. Ein Anderer übernahm die Führung.

Einer von der neuen Generation. Josua. Die Zeit war reif für Neues.

Josua führte sie an die Grenze, an den Fluss Jordan.

Und Josua sprach zum Volk:

„Heiligt euch, denn morgen wird der HERR Wunder unter euch tun.“

Und zu den Priestern sprach er:

„Hebt die Bundeslade auf und geht vor dem Volk her!“

Da hoben sie die Bundeslade auf und gingen vor dem Volk her.

Und der HERR sprach zu Josua:

„Heute will ich anfangen, dich groß zu machen vor ganz Israel, damit sie wissen:

Wie ich mit Mose gewesen bin, so werde ich auch mit dir sein.

Und du gebiete den Priestern, die die Bundeslade tragen, und sprich:

„Wenn ihr an das Wasser des Jordans herankommt, so bleibt im Jordan stehen.“

Und Josua sprach zu den Israeliten:

„Herzu! Hört die Worte des HERRN, eures Gottes!

Daran sollt ihr merken, dass ein lebendiger Gott unter euch ist und dass er vor euch vertreiben wird die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter:

Siehe, die Lade des Bundes des Herrschers über alle Welt wird vor euch hergehen in den Jordan.“

Und die Priester, die die Lade des Bundes des HERRN trugen, standen still im Trockenen mitten im Jordan. Und ganz Israel ging auf trockenem Boden hindurch, bis das ganze Volk über den Jordan gekommen war.

So weit die alte Geschichte. Was machen wir nun damit?

Hören wir das, wie es überliefert wurde? Als ein Stück orientalischer Literatur?

Der Kenner weiß: wichtige Dinge werden im Orient immer zweimal erzählt.

Hier also die Wiederholung des Durchzugs durch ein Wasser?

(3)

Wieder hat Gott die Wellen geteilt – oder hat Er das doch nur einmal getan?

Und nur, weil das so wunderbar war, wird es noch einmal erzählt.

An einem anderen Ort, einem, den die Hörer kannten.

So könnten wir die Geschichte hören – und verstehen.

Aber so wird sie uns fraglich bleiben. Und fremd.

Oder wir hören hier Gott durch sein Wort reden – heute zu uns.

Dann geht es nicht um Geschichte.

Dann geht es um uns. Um unseren Glaubensweg mit Gott.

Die meisten von uns heute Morgen sind schon eine Weile in Sachen Glauben und Kirche unterwegs.

Wer wie ich Mitte fünfzig geworden ist, ist vielleicht auch etwa vierzig Jahre so unterwegs.

Haben wir auch damals eine einschneidende Erfahrung der Rettung gemacht?

Und sind seither mit Gott unterwegs?

Haben irgendwann in ihrer Geschichte eine Entscheidung getroffen:

„Ich gehe meinen Weg mit Gott.

Ich vertraue ihm. Ich engagiere mich für seine Sache. In der Kirche.“

Getragen und motiviert von einem großen Versprechen:

Eines Tages, da wird Gott uns in ein gutes Land führen.

Ein fruchtbares Land, das keine Sorge kennt, keinen Überlebenskampf.

Ein Land, das genug gibt zum Leben.

Wo keine Feinde drohen, wo niemand mir den Erfolg neidet.

So war das Versprechen. Eines Tages, noch nicht heute.

Da sind wir noch nicht. Vielleicht eher – im Bild gesprochen – in der Wüste.

Jemand hat einmal gesagt. Jesus hat den Anbruch des Reiches Gottes versprochen – und was kam, war die Kirche.

Und Insider wissen: das ist nicht das Gleiche. Auch nicht ansatzweise.

Sicher, unterwegs haben wir die Gebote kennen gelernt.

(4)

Und haben im Abendmahl so etwas wie Wegzehrung für die Seele gefunden.

Geheimnisvoll, nicht geeignet zur Bevorratung – eben tägliches Brot.

Wer in Gemeinde lebt, der weiß etwas von Sehnsucht.

Davon, dass da unbedingt noch etwas Anderes kommen muss.

Etwas Vollkommenes.

Eine Zeit ohne endlose Sitzungen und zermürbende Kleinarbeit.

Ohne Neues Kirchliches Finanzwesen und ohne Landessynoden.

Ohne all das, was Leben in der Gemeinde oft so schwer macht.

Es gibt doch solche Versprechungen – auch für die Gemeinde Jesu Christi.

„Ihr werdet das Leben in Fülle haben.“

„Wer an mich glaubt, der wird nicht mehr sterben.“

„Euer himmlischer Vater weiß, was ihr braucht – macht Euch keine Sorgen.“

Stehen wir heute am Ufer – wie damals das Volk.

Und sehen vor uns all diese wunderbaren Verheißungen – aber wir sind eben nicht dort. Sondern immer noch auf der anderen Seite - in der Wüste?

Immer noch bestimmt von den Gesetzen dieser Welt.

Gilt uns heute der Ruf:

„Heiligt Euch! Morgen wird der Herr Wunder unter Euch tun.“

Also, ich merke: ich wage es ja kaum, das auszusprechen.

Sollte das wahr sein? Sollte das Jahr 2016 wirklich anders werden als all die vierzig Jahre Wüstenzeit, die hinter uns liegen.

Ihr Lieben, am Ufer des Jordan stecken wir mitten in der Spannung zwischen unseren Erfahrungen und Gottes Versprechen.

Und das sind zwei sehr verschiedene Dinge.

Wie geht es weiter in der Geschichte:

Eines fällt auf: Geschildert wird nicht das Morgen, sondern das Heute!

Die Priester kriegen am gleichen Tag den Auftrag:

„Geht Ihr voran. Wartet nicht auf morgen. Wartet nicht auf Wunder.

Packt die Lade und geht los.“

(5)

Die Priester – das waren nicht die Pfarrer. Das war eher das Presbyterium.

Die, die ausgewählt waren, um Leitung auszuüben.

Ihr lieben Presbyter – Ihr kommt vor in dieser Geschichte!

„Geht Ihr vor dem Volk her!“ – Das braucht Mut.

Und Entschlossenheit. Auch den Mut, sich nasse Füße zu holen.

Keine leichte Aufgabe – aber auch nichts, was unmöglich wäre.

Die Lade tragen – das kannten die Priester.

Neu war die Richtung: „Blickt dorthin, wo das versprochene Land ist.

Blickt auf die versprechen, die uns Gott gegeben hat.

Und in die Richtung geht voran.“

Presbyter haben eine besondere Verantwortung.

Sie geben die Richtung vor.

Wunder werden nicht von ihnen erwartet. Das übernimmt Gott.

Und die Gemeinde? Die geht den Weg mit.

Froh, dass da welche sind, die vorangehen.

Gott segne den Weg, der vor uns liegt.

Gott öffne uns den Zugang in die neue Welt.

In der Verheißungen wahr werden.

In der Friede und Zukunft stark sein werden.

Amen!

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