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Archiv "Von Elefanten und Menschen" (06.06.1991)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Zeit für eine knappe erste Zwi- schenbilanz: Seit etwa 15 Mo- naten besteht nun der auf Initia- tive des Tierschriftstellers Vitus B. Dröscher in Hamburg ge- gründete Verein „Rettet die Elefanten Afrikas" 1) , der die An- ti-Wilderer-Arbeit im etwa 2000 Quadratkilometer umfassen- den Queen's Elizabeth Natio- nalpark in Uganda unterstützt.

Über die beachtlichen Erfolge dieser Bemühungen, insbeson-

B

ei Dreharbeiten für einen Tierfilm in Uganda waren den zwei deutschen Brüdern Wilhelm Möller, einem Bio- logen, und Peter Möller, eigentlich Maschinenbauingenieur von Beruf, die Gefahren der Tiere-Ausrottung durch Wilderer und der zunehmen- den Umweltzerstörung in weiten Tei- len dieses Landes erschreckend be- wußt geworden. Sie beschlossen, nach Kräften selber dagegen aktiv zu werden. Als — mittlerweile — leitende Angestellte im Queen's Elizabeth Nationalpark, der dem Ministerium for Wildlife and Tourism mit Haupt- verwaltung in der Hauptstadt Kam- pala unterstellt ist, versuchen sie mit Leidenschaft und in harter Arbeit, hier zur Lösung dieser Probleme Entscheidendes beizutragen.

Inzwischen wird das Projekt von der CIM, einer Tochterorgani-

1) Zu den Gründungsmitgliedern des Ver- eins, über den das DEUTSCHE ÄRZTE- BLATT bereits in Heft 13/1990 kurz berichtet hat, gehören bekannte Autoren wie Henry Ko- larz und Johannes Mario Simmel sowie auch

„Ottifanten"-Schöpfer Otto Waalkes. Vorsitzen- der des mittlerweile gemeinnützigen Vereins ist der Hamburger Verleger Hans-Helmut Röhring.

dere aber über die noch außer- ordentlich großen Schwierig- keiten bei der gesundheitli- chen Versorgung der Wildhü- ter, ihrer Angehörigen und der Bewohner eines Students Camp, das sich der Natur- schutz-Aufklärungsarbeit unter den Einheimischen verschrie- ben hat, berichtet nachfolgend ein deutscher Arzt. Er war wäh- rend eines Urlaubs im Frühjahr

1990 in diesem Camp tätig.

sation der (deutschen) Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), und von zahlreichen anderen Vereinigungen unterstützt. Was in- nerhalb kürzester Zeit erreicht wur- de, ist schon beeindruckend. Der auf etwa 150 Tiere abgesunkene Bestand an Elefanten im Queen's Elizabeth Park — Ende der 60er Jahre hatte er noch bei 3000 bis 4000 gelegen! — hat sich inzwischen auf rund 400 Tiere

Der Verfasser im Camp des Queen's Elizabeth Park bei der Untersuchung eines Kindes mit bronchopneumoni-

schem Infekt. Im Hintergrund die Krankenschwester.

In dem Lager le- ben zur Zeit etwa 600 Einheimische

erhöht. Waren zum Tätigkeitsbeginn der Gebrüder Möller im Monat 80 bis 100 Wilderer gestellt und festge- nommen worden, so sind es gegen- wärtig nur noch 15 bis 20. Die ver- stärkte Aufklärungsarbeit unter den Einheimischen trägt erheblich zu diesen Erfolgen bei: die Bevölkerung selbst spürt Wilderer auf und liefert sie bei den Wildhütern ab. So hat sich der gesamte Wildbestand im Nationalpark bereits erholen kön- nen.

Ein Zentrum dieser Aufklä- rungsarbeit ist das von den Möllers wieder aufgebaute Students Camp, in dem Schülern aus dem ganzen Land der Sinn des Naturschutzes, der Erhaltung des Öko-Systems, na- hegebracht wird. Beispiele für die Folgen der Zerstörung dieses Sy- stems geben unter anderem Äthio- pien und Somalia, Gebiete, die durch Massenrodungen, extensive Rinderzüchtung und Brunnenwas- servergeudung zum Kargland ge- macht wurden. Zu den Arbeitsberei- chen des Aufklärungsprogramms im Students Camp gehört so auch eine Baumschule, in der die Schüler dazu angeleitet werden, auf Schulhöfen und anderen Flächen Bäume anzu- pflanzen, die dann als Feuerholz ge- nutzt werden können — einer sinnlo- sen Abholzung der Baumsavanne soll künftig planmäßig vorgebeugt werden.

Die Tätigkeit der Wildhüter, an- derer Mitarbeiter und deren Famili- enangehörigen ist natürlich ohne hinreichende medizinische Betreu-

Von Elefanten

und Menschen

Erfolge und Nöte im Queen's Elizabeth Nationalpark von Uganda • Zwischenbilanz eines deutschen Arztes

A-2050 (34) Dt. Ärztebl. 88, Heft 23, 6. Juni 1991

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ung nicht aufrechtzuerhalten. Im vergangenen Jahr wurde die Kran- kenstation im Camp (Foto Seiten- mitte) von den Möllers neu errichtet.

Geleitet wird sie von einem Medical Assistant — einem vorzüglich ausge- bildeten Mann — und einer Kranken- schwester.

Bei meinem Aufenthalt vor Ort habe ich mit beiden zusammengear- beitet. Mr. Muhe, der Medical Assi- stant, ist durchaus in der Lage, die gängigen Erkrankungen zu erkennen und zu behandeln. Von seinem Aus- bildungsstand her beherrscht er die

„Kleine Chirurgie", kann Geburten durchführen und wäre auch in der Lage zu mikroskopieren. Leider aber fehlt es in der Krankenstation des Lagers fast an allem. Wesentliche In- strumente und Medikamente brach- te ich bei meiner Reise mit. Sie rei- chen jedoch natürlich bei weitem nicht aus, müßten ständig erneuert und ergänzt werden (eine Liste der benötigten Medikamente und Instru- mente kann bei mir angefordert wer- den).

Der monatliche Verdienst eines Medical Assistant nach vierjähriger Ausbildung beträgt hier übrigens nur etwa acht Dollar; das sind etwa sie- ben Prozent des für die hiesigen Ver- hältnisse geltenden Existenzmini- mums.

Infektionen vorbeugen...

Mr. Muhe ist trotz aller widrigen Umstände äußerst motiviert. Neben der Abhaltung seiner Sprechstunden stellt er Statistiken über die behan- delten Patienten auf und führt Auf- klärungskampagnen bei den etwa 600 im Camp lebenden Einheimi- schen durch. Ziel ist vor allem, den Menschen die Wichtigkeit sanitär- hygienischer Verhältnisse und ent- sprechende Verhaltensweisen nahe- zubringen, um Infektionskrankhei- ten vorzubeugen. Ein Beispiel: Mala- ria') kann zu 70 Prozent verhindert werden, wenn man einige Kenntnisse über das Verhalten der Anopheles- Mücke besitzt und sich entsprechend verhält. Diese Insekten können nur kniehoch fliegen; außerdem sind sie nachtaktiv, das heißt sie stechen le- diglich in der Zeit von Sonnenunter-

Bild oben: Elefan- ten im Queen's Elizabeth Natio- nalpark. Vom die Leitkuh, die sich schützend vor die Familienmitglie- der stellt. - Rechts: Blick auf die neu errichtete Krankenstation des Camps, für die weiterhin drin- gend Medika- mente und auch.

Instrumente benö- tigt werden.

Fotos (3):

Gerding

gang bis Sonnenaufgang. Also sollte man unbedingt abends lange Hosen sowie Strümpfe, Schuhe tragen und unter einem intakten Mosquitonetz schlafen . . .

Zu den weiteren Gesundheits- problemen in dem Camp: Wurmer- krankungen und Diarrhöen vor al- lem auch bei Kindern beruhen größ- tenteils auf unhygienischen Verhält-

2, In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß Lariam® nicht, wie oft beob- achtet, als Prophylaxe bei Ostafrika-Reisen ein- gesetzt werden sollte, sondern - bis auf Ausnah- men - erst im Fall einer manifesten Malaria-Er- krankung. Die Prophylaxe, vor allem bei Langzeitaufenthalten, mit Proguanil-Paludrin®

(ohne nennenswerte Nebenwirkungen) und die Beachtung entsprechender Verhaltensmaßre- geln bieten einen extrem hohen Schutz vor Er- krankungen. Der Verfasser.

nissen; die Benutzung installierter Aborte scheitert häufig an der man- gelnden Einsicht der Bewohner, die bisher gewohnt waren, die Notdurft hinter ihren Hütten zu verrichten. So ist die Infektionsrate bei den im Schmutz spielenden Kindern mit Gastroenteritis, Typhus und Cholera verursachenden Keimen drastisch hoch, zumal Keime auch in das Grundwasser dringen, aus dem die Camp-Bewohner ihr Trinkwasser ge- winnen. Ursachen für juckende Hauterkrankungen sind Wurmbefall, Filariasis und Scabies.

Besonders bedrohlich ist die Häufung von urogenitalen Infektio- nen in Kombination mit Gonorrhö, Syphilis und AIDS. Etwa 80 Pro- zent der Camp-Bewohner sind ge- A-2052 (36) Dt. Ärztebl. 88, Heft 23, 6. Juni 1991

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schlechtskrank, schätzungsweise 20 Prozent HIV-infiziert!

Verletzungen und Abszesse schlagen mit 30 bis 40 Prozent zu.

Buch, von Infektionen des Respirati- onstraktes ist ein etwa gleicher An- teil der Bewohner betroffen; rund je- der zehnte leidet an Conjuctividen.

Dagegen ist es zur Zeit nicht mög- lich, Erhebungen über Hochdrucker- krankungen anzustellen: In der Krankenstation des Lagers fehlt auch ein Blutdruckmeßgerät. Diabe- tiker können — selbst bei ausreichen- der Aufklärung und Medikation — ohnehin nicht ordnungsgemäß einge- stellt werden; sie verfügen nicht über das notwendige Geld für die Zusam- menstellung der geeigneten Ernäh- rung.

In vielen Fällen kann der Medi- cal Assistant trotz meist ausreichen- der diagnostischer und therapeu- tischer Kenntnisse nicht helfen: We- der verfügt er bisher über einen Kühlschrank für Impfmaterial noch über EKG-Gerät oder Mikroskop, und auch an wichtigen Medikamen- ten und chirurgischem Instrumenta- rium mangelt es sehr. So müssen im- mer wieder zahlreiche erkrankte Camp-Bewohner die eineinhalbstün- dige strapaziöse Fahrt ins 50 Kilome- ter entfernte Kagando-Hospital zur ambulanten oder stationären Be- handlung auf sich nehmen.

Es wäre gut, wenn sich hierzu- lande noch mehr Kolleginnen und Kollegen zur Hilfe auch für diese Menschen zusammenfinden würden, die unter so schwierigen Bedingun- gen für den — uns allen doch überle- benswichtigen — Arten- und Natur- schutz arbeiten.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Hartmut Gerding Holzgasse 7

W-8621 Weissenbrunn am Forst Spendenkonto des Vereins

„Rettet die Elefanten Afrikas" e. V.:

Konto Nr. 1 360 014 500 Bank für Gemeinwirtschaft Hamburg

Bankleitzahl 200 101 11 Anschrift des Vereins:

Postfach 30 06 50, Bornheide 10e W-2000 Hamburg 53

EG-Kommission: Eine Million DM für Peru

SANTIAGO/TABATINGA/

BOGOTA. Die Cholera, die seit An- fang Februar in Peru grassiert, hat sich inzwischen auch auf Chile aus- geweitet. Wie das chilenische Ge- sundheitsministerium mitteilte, wur- de ein 58jähriger Mann mit Cholera in ein Krankenhaus der Hauptstadt eingeliefert. Damit sind mit Peru, Kolumbien, Ecuador und Chile offi- ziell vier lateinamerikanische Länder von der Epidemie betroffen. In Bra- silien wurden inzwischen ebenfalls Cholerafälle bekannt, die jedoch vom Gesundheitsministerium noch nicht offiziell bestätigt wurden. Die EG-Kommission in Brüssel stellte ei- ne Million Mark für die Cholera- und Erdbebenopfer in Peru bereit, wo die Seuche zuerst ausgebrochen war.

Peruanische Mediziner warnten, daß die Krankheit immer wieder ausbrechen wird, da sich die hygieni- schen Bedingungen nicht verbesser- ten und die Regierung zu wenig ge- gen die Epidemie unternehme. Die Ärzte wiesen vor allem auf die hygie- nischen Zustände der Straßenkü- chen hin, von denen die größte An- steckungsgefahr ausgehe. afp

Begnadigung für

Frauenarzt in Spanien

MADRID. Der spanische Mini- sterpräsident Felipe Gonzalez hat überraschend einen wegen Abtrei- bung zu vier Jahren Gefängnis verur- teilten Frauenarzt begnadigt. Als Entscheidungsgrund führte der Re- gierungschef lediglich an, der Mini- sterrat habe die Gnadengesuche zu- gunsten des Arztes studiert und es

„für gerecht befunden", ihnen zu entsprechen.

Der Gynäkologe, der in einer Klinik in Malaga praktiziert, war der Abtreibung in 24 Fällen für schuldig befunden worden. Dem Gnadenakt wird in Spanien eine große Bedeu- tung beigemessen, weil nach dem Gesetz eine Abtreibung einzig bei ei- ner Mißbildung des Fötus, Gefahr

für Gesundheit der Mutter oder im Falle einer Vergewaltigung erlaubt ist. Bei einer der Patientinnen des Gynäkologen handelte es sich um ein 14jähriges Mädchen, das wiederholt von seinem Onkel vergewaltigt wor- den war. Ein Gericht hatte dies je- doch lediglich als Unzuchtsdelikt be- wertet, da es sich um Verwandte handelte. afp

Zahlreiche Tote nach Wirbelsturm

DHAKA. Mit jeder Stunde ist die Zahl der Toten nach der Wirbel- sturm-Katastrophe in Bangladesch gestiegen. Die Lage der Überleben- den wird von Augenzeugen als äu- ßerst dramatisch geschildert.

Unterdessen stellte das Auswär- tige Amt in Bonn 250 000 Mark aus den Mitteln für humanitäre Hilfe zur Verfügung. Der Betrag wird dem Roten Kreuz für seine Hilfsaktion

„Cyclone shelter" übergeben. Die EG will zehn Millionen ECU (rund 20 Millionen DM) zur Verfügung stellen. afp

„Gesundheitsferien"

in Japan gefordert

TOKIO. Die Arbeitswut der Ja- paner, die durchschnittlich nur die Hälfte ihrer 14 jährlichen Urlaubsta- ge in Anspruch nehmen, beginnt das japanische Gesundheitsministerium zu beunruhigen. In einer Empfeh- lung des Ministeriums werden die ja- panischen Arbeiter und Angestellten aufgefordert, wenigstens hin und wieder einen freien Tag zu nehmen.

Die Empfehlung ist Teil eines Be- richts des Gesundheitsministeriums, in dem ausdrücklich die Möglichkeit von „Gesundheitsferien" gefordert wird. Dabei soll es sich um freie Ta- ge handeln, die nur aus gesundheitli- chen Gründen genommen werden.

In dem Bericht heißt es, die Japaner arbeiteten nach wie vor durch- schnittlich 2000 Stunden im Jahr, deutlich mehr als ihre Kollegen in anderen Industrieländern. Dies füh- re zu Überbelastung und chronischer Erschöpfung. afp Ärztebl. 88, Heft 23, 6. Juni 1991 (37) A-2053 Dt.

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