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Kirschessigfl iege – so bleibt der Schaden bei Brennkirschen klein

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Academic year: 2022

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14 S C H W E I Z E R Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T - U N D W E I N B A U 8 / 1 7

Kirschessigfl iege – so bleibt der Schaden bei Brennkirschen klein

Werden Früchte mit hohem Kirschessigfl iegenbefall verarbeitet, steigt der Essigester- und Essigsäuregehalt im Destillat stark an (Heiri et al. 2016). Agroscope hat 2016 weitere

Brennversuche zu diesem Thema durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass beim Einmaischen die Säurezugabe und der Einsatz von Reinzuchthefen zwei wichtige Faktoren sind, die einen weiteren Anstieg von Essigester (Ethylacetat) und Essigsäure verhindern können. Es konnte ebenfalls gezeigt werden, dass nach der Ernte ein sofortiges Einmaischen der Früchte vorteilhaft ist.

Michele Perrino, M a rtin Heiri und Soni a Petignat-Keller, Agroscope martin.heiri@agroscope.admin.ch

Von der Ernte der reifen Früchte beim Obstproduzen- ten bis zum Einmaischen in der Brennerei können rasch einige Tage verstreichen, weil zum Beispiel eine zu geringe Tagesernte den Transport zum Brenner nicht rechtfertigt. Deswegen werden die Früchte über mehrere Tage gepfl ückt, zwischengelagert und schliesslich als Gesamternte abgeliefert. Oder der Brenner hat Maischetanks, die gefüllt werden müssen.

Es dauert oft einige Tage, bis genügend Früchte ange- liefert wurden und der Gärstart eingeleitet werden kann.

Dies ist problematisch, weil bei einem Befall durch die Kirschessigfl iege (KEF) bei der Eiablage die Frucht- haut verletzt wird. Dadurch können Sekundärinfekti- onen auftreten, was zu erhöhten Essigester- und Essig-

säuregehalten führt (Abb. 1). Bei verletzten Früchten, wie dies bei einem KEF-Befall zutrifft, muss das Ziel sein, die Zeit von der Ernte bis zum Einmaischen mög- lichst kurz zu halten. Sofortiges Einmaischen der ge- ernteten Früchte führt dazu, dass das gebildete CO2

den Sauerstoff verdrängt. In diesem anaeroben Zu- stand können die Essigsäurebakterien den Alkohol nicht zu Essigsäure oxidieren. Ein weiterer Anstieg des Essigsäuregehalts wird dadurch verhindert (Pulver 1996).

1. Versuch: Nach der Ernte sofort Einmaischen

Ziel dieses Versuchs war herauszufi nden, welche Qualitätseinbussen durch eine Verzögerung beim Einmaischen entstehen. Dazu wurden gleichzeitig geerntete Kirschen zu drei unterschiedlichen Zeit- punkten eingemaischt: ein, vier und sieben Tage nach der Ernte (Tab.).

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B R E N N E N

Die Kirschen (Sorte: Carlotta) wurden am Steinobst- zentrum Breitenhof in Wintersingen am 21. Juli 2016 (KW 29) geerntet. Zum Erntezeitpunkt wies die Par- zelle Totalbefall auf, das heisst, die Bonitur auf Ei- ablagebefall der Früchte ergab 100% Befall.

Nach der Ernte wurden die Kirschen auf die Gärfäs- ser aufgeteilt. Die Früchte der Variante a) wurden einen Tag nach der Ernte eingemaischt. Die Maische wurde mit einer Mischsäure (Milch- und Phosphor- säure im Verhältnis 1:1) auf pH 3.0 angesäuert und mit der Trockenreinzuchthefe Lalvin W15 (Lallemand) vergoren. Die beiden anderen Fässer standen bei einer Temperatur von 18 °C während vier beziehungsweise sieben Tagen, bevor sie wie oben beschrieben einge- maischt wurden (Abb. 2a und b). Nach einer Gärdauer von 22 ± 3 Tagen wurde auf einer 25 L-Brennanlage destilliert. Die Vorlaufabtrennung erfolgte sensorisch:

Mittellauf bis T-Geistrohr 85 °C, Nachlauf bei T-Geist- rohr ab 85 bis 94 °C. Für die Analytik wurden die Frak- tionen wieder in ihrem ursprünglichen Verhältnis gemischt. Die Daten in Abbildung 3 und 4 beziehen sich somit auf den Gesamtgehalt an Essigester und Essigsäure über Vor-, Mittel- und Nachlauf.

Die Analysen der Destillate zeigen, dass die Zeit- dauer von der Ernte bis zum Gärstart einen entschei- denden Einfl uss auf die Qualität der Brände hat. Inner- halb von vier Tagen hatte sich der Gesamtsäuregehalt bereits verdoppelt und stieg bis zum siebten Tag weiter auf das Fünffache des ursprünglichen Werts an

(Abb. 3). Der Essigestergehalt war bereits nach vier Tagen viermal so hoch wie zu Beginn und stieg bis am siebten Tag auf das Sechsfache des Ausgangswerts an.

2. Versuch: Spontangärung?

In einem zweiten Versuch wurde die Frage geklärt, ob die pH-Wert-Absenkung und der Einsatz von Rein- zuchthefe im Vergleich zur Spontangärung einen Ein- fl uss auf Essigester- und Essigsäuregehalt haben. Dazu wurden die Kirschen wie folgt eingemaischt:

d) mit Reinzuchthefe, mit Säureschutz e) mit Reinzuchthefe, ohne Säureschutz f) Spontangärung, ohne Säureschutz

Übersicht der Brennversuche.

Früchte eingemaischt:

Varianten einen Tag

nach Ernte

vier Tage nach Ernte

sieben Tage nach Ernte

Reinzucht- hefe

pH-Wert- Senkung

a) Einmaischen einen Tag nach Ernte x ja ja

b) Einmaischen vier Tage nach Ernte x ja ja

c) Einmaischen sieben Tage nach Ernte x ja ja

d) mit Reinzuchthefe, mit Säureschutz x ja ja

e) mit Reinzuchthefe, ohne Säureschutz x ja nein

f) Spontangärung, ohne Säureschutz x nein nein

1. Versuch2. Versuch

Abb. 1: Bildung von Essigsäure und Ethylacetat durch Sekundärinfektion nach Eiablage durch die KEF.

Abb. 2a und b: Kirschen vier (links) und sieben Tage nach der Ernte – vermehrt weiche Kirschen, teils Schimmel- befall, viele geschlüpfte Larven nach sieben Tagen.

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B R E N N E N

Die Resultate zeigen, dass eine Spontangärung bei KEF befallenen Früchten zu erhöhten Essigester- und Essigsäurewerten führt. In diesem Versuch erhöhten sich der Essigestergehalt um das 1.5-fache und der Essigsäuregehalt um das Dreifache (Abb. 4). Bei der Variante ohne Säurezugabe gab es keinen Anstieg des Essigestergehalts, während sich der Essigsäuregehalt fast verdoppelte.

Fazit

Die Versuche zeigen, dass die Zeit von der Ernte bis zum Gärstart einen grossen Einfl uss auf die Qualität der Brände hat. Die Kirschen, die bereits einen Tag

nach der Ernte eingemaischt worden sind, ergaben fruchtige, aromaintensive Kirschbrände mit tiefen Essigester- und Essigsäurewerten. Dies, obwohl die Kirschen aus einer Anlage mit Totalbefall stammen.

Jedoch handelte es sich um einen frischen Befall und dank der raschen Ernte und dem sofortigem Einmai- schen konnte ein fehlerfreier, aromaintensiver Kirsch hergestellt werden. Anders präsentieren sich die Brände, bei denen die Früchte vier beziehungsweise sieben Tage nach der Ernte eingemaischt worden sind.

In dieser Zeit konnten sich erhebliche Mengen an Essi- gester und Essigsäure bilden. Mit einem gut koordi- nierten Ablauf von der Ernte bis zum Einmaischen kann dieser Zeitraum kurz gehalten werden. Frühzei- tige Absprachen zwischen den Hochstammbesitzern und den Brennern sind deshalb unabdingbar. Zum Ernezeitpunkt muss bereits abgesprochen sein, wer die Früchte liefert oder wann diese abgeholt werden können.

Weiter zeigen die Resultate, dass eine Vergärung der Maischen unter Säureschutz in einem pH-Bereich 2.8 bis 3.2 unverzichtbar ist. In diesem sauren Milieu können selektionierte Reinzuchthefen noch arbeiten, während die «wilden» Mikroorganismen kaum aktiv sind. Durch diese Unterdrückung kommt es zu keinen unerwünschten Stoffwechselprodukten. Ein weiterer Anstieg von Essigester und Essigsäure wird dadurch verhindert.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Maische mit Mischsäure angesäuert und der Gärstart schnellstmöglich mit einer Reinzuchthefe eingeleitet werden soll. Bei der Destillation vereinfacht lang- sames Destillieren mit starker Verstärkung (zwei Glo- ckenböden geschlossen) die Abtrennung des leicht- fl üchtigen Essigesters über den Vorlauf. Weiter führt eine frühzeitige Nachlaufabtrennung dazu, dass die schwerfl üchtige Essigsäure in der Maische zurückbe-

halten wird. Q

Literatur

Heiri M., Perrino M., Petignat-Keller S. und Kuske S.: Kirschessig- fl iege – erste Erfahrungen in der Brennerei, Schweiz. Z. Obst- Weinbau 152 (11), 8−11, 2016.

Pulver D.: Weinfehler: Essigstich und Esterton, Schweiz. Z.

Obst-Weinbau 132, 385−385, 1996.

La mouche du vinaigre – comment contenir

les dommages sur les cerises à distiller R É S U M É

Si l’on distille des cerises fortement contaminées par la mouche drosophile, la teneur en acétate d’éthyle et en acide acétique va fortement monter dans le distillat. Agroscope a mené des tests de distillation étendus à ce sujet en 2016. Il s’est avéré que l’ajout d‘acide (acide lactique et phosphorique 1:1) au moment du foulage et l’utilisation de souches pures de levure étaient essentiels pour empêcher

l’acétate d’éthyle et l’acide acétique de monter en- core plus. Il est également apparu que le temps qui s’écoule entre la cueillette et le début de la fer- mentation avait une grande infl uence sur la qualité des eaux-de-vie. Le démarrage de la fermentation devrait être initié le plus rapidement possible après la cueillette au moyen d’une souche pure de levure.

d) mit Reinzuchthefe, mit Säure

e) mit Reinzuchthefe, ohne Säure

f) Spontangärung, ohne Säure 3307

318 506

3015 905

4786 5500

5000 4500 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0

Ethylacetat Gesamtsäure als Essigsäure

Ethylacetat / Essigure (mg/L r.A.)

a) Verzögerung: 1 Tag b) Verzögerung: 4 Tage c) Verzögerung: 7 Tage

736 165 318

3307 843

4061 5000

4500 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0

Ethylacetat Gesamtsäure als Essigsäure

Ethylacetat / Essigure (mg/L r.A.)

Abb. 3: Einfl uss der Zeitdauer von der Ernte bis zum Einmaischen auf Ethylacetat- und Essigsäuregehalt.

(N = 2).

Abb. 4: Einfl uss verschiedener Einmaischvarianten vier Tage nach der Ernte auf Ethylacetat- und Essig- säuregehalt. (N = 2).

Referenzen

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