Schweiz Monatsschr Zahnmed Vol. 119 8/2009 781 Editorial
Editorial Kürzlich wurde ich von Journalisten zu der Frage der Low-Cost- Kliniken befragt. Abgesehen von der Tatsache, dass der Titel «günstigste Zahnklinik in der Schweiz» sehr nach Trickdiebstahl riecht, wie sich an vielen Beispielen belegen lässt, sind Journalisten fasziniert von dem Gedanken, es gebe einen genialen Weg, für Zahnbehandlungen weniger zu bezahlen. Der Einfallsreichtum unserer vermeintlichen Kolleginnen und Kollegen in diesen Kliniken kennt keine Grenzen, wenn es darum geht, Kunden anzuwerben … Kunden – genau hier beginnt das Problem! Zahnärzte behandeln Patienten, mit ärztlichem Wissen und medizinischen Mitteln. Einige Zahnkliniken aber haben Kunden und beschränken sich auf ein kommerzielles Geschäft, in dem die Regeln von Angebot und Nachfrage gelten. Kein Arzt aus meinem Be- kanntenkreis hat jemals Patienten mit Grippe, Masern oder einem Nagelge- schwür ohne gründliche Vorabklärung versorgt. Denn eine Behandlung kann nicht im Supermarkt an der Ecke wie Salat und Radieschen eingekauft wer- den. Dasselbe gilt auch für den Zahnarzt. Zweifellos herrscht auch im Ge- sundheitsbereich eine Marktsituation, aber hier werden Watterollen, Bohrer und andere dentalmedizinische Produkte geliefert. Der Wettbewerb, den die Politik so gerne zwischen den Ärzten sehen würde, existiert doch bereits und ist sogar schon untrennbar verbunden mit einem unserer wichtigsten Anlie- gen – der freien Arztwahl. Die Konkurrenz durch Abschaffung der freien Arzt- wahl ankurbeln zu wollen, ist expressis verbis ein abwegiger Widerspruch.
SSO – unsere Zahnärzte: Es macht mir immer Freude, wenn auf unserem Freitagsmarkt in Sitten eine meiner Patientinnen mich ihrer Nachbarin vor- stellt: «Dies ist Dr. Barras, mein Zahnarzt! » Etienne Barras