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Archiv "Untersuchungsprogramm für Kinder: Alarmierender Interessenschwund bei den Eltern" (26.04.1979)

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DEUTSCHE S

Ä RZTE BLATT

Ärztliche Mitteilungen

Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung

Untersuchungsprogramm für Kinder

Alarmierender

Interessenschwund bei den Eltern

Im vergangenen Jahre haben mehr als 3,1 Millionen Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder an den gesetzlichen Krankheitsfrüher- kennungsmaßnahmen teilgenommen, wie aus den jüngsten Doku- mentationsergebnissen der Spitzenverbände der gesetzlichen Kran- kenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hervor- geht. Im statistischen Durchschnitt und im Querschnitt der anspruchsberechtigten Versicherten aller Kassenarten nahmen 1977 76,1 Prozent der berechtigten Kinder die acht möglichen kostenlo- sen ärztlichen Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch.

Gegenüber 1976 hat sich die Inanspruchnahmefrequenz leicht erhöht, und zwar um 1,8 Prozentpunkte. Im Vergleich zur Inan- spruchnahme der Früherkennungsprogramme für Männer und Frauen erscheint die durchschnittliche statistische Beteiligungs- quote beim Kinderprogramm relativ hoch, ist sie doch ein Indiz dafür, daß das am 1. Juli 1971 in die gesetzliche Krankenversiche- rung eingeführte und 1977 um eine achte Vorsorgeuntersuchung erweiterte Krankheitsfrüherkennungs-Programm für Kinder inzwi- schen von der Bevölkerung weitgehend angenommen und der Vor- sorgewert der medizinischen Untersuchungen auch bei vielen pflichtbewußten Eltern anerkannt wird.

Doch bedarf es erst gar nicht der Zitierung einschlägiger Dokumen- tationen und Statistiken, um auch im „Jahr des Kindes" daran zu erinnern, daß nur eine komplette und termingerechte Inanspruch- nahme des gesamten Kinder-Früherkennungsprogrammes gewähr- leistet, daß mehr als ein Drittel aller angeborenen Schäden verhin- dert oder ärztlich rechtzeitig erkannt und wirksam behandelt werden können. Trotz intensiver gesundheitlicher Aufklärung und Informa- tion durch die Krankenkassen, die Massenmedien und durch die Ärzteschaft ist es bisher nicht gelungen, zumindest eine gleichblei-

bend hohe Inanspruchnahmefrequenz aller acht gebotenen Früher- kennungsuntersuchungen im Kindesalter zu erreichen.

Die jüngsten. amtlichen Dokumentationsergebnisse lassen einen alarmierenden Interessenschwund der Eltern nach dem ersten Lebensjahr ihres Kindes erkennen: Bis zur sechsten Lebenswoche des Kindes nehmen sie zu fast 91 Prozent das Angebot zur kostenlo- sen ärztlichen Untersuchung an — bei der achten Untersuchung sind es jedoch nur noch knapp 50 Prozent! Dabei werden den vorsorge-

Heft 17 vom 26. April 1979 1133

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Die Information:

Bericht und Meinung Früherkennungsprogramm

bewußten Eitern alle erdenklichen Hilfen und Informationen durch Klinik und Praxis angeboten, mit Hilfe eines neu konzipierten Unter- suchungsheftesfür Kinder sämtli- che Dokumentationen und Termi- ne übersichtlich aufzuzeichnen und wahrzunehmen.

Nicht zuletzt auf Betreiben der Ärzteschaft und unter gründli- cher Vorarbeit wissenschaftlicher Fachgesellschaften sind im letzten Jahrzehnt die Präventionsmaß- nahmen systematisch ausgebaut und verfeinert worden. Das ge- setzliche Früherkennungspro- gramm für Kinder ist zum 1. Janu- ar 1977 neu gefaßt und das Doku- mentationsheft grundlegend ge- ändert worden. Auch der Arzt wird dabei durch praktische, nützliche Hinweise unterstützt, die Frühdia- gnose und Therapie zu intensi- vieren.

~ Das Zentralinstitut für die kas- senärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI), Köln, hat jetzt seine wissenschaft- lichen Auswertungen über die Do- kumentation im Rahmen des Kin- der-Früherkennungsprogrammes in einer übersichtlichen Informa- tionsschrift "Vorsorgeuntersu- chungen bei Kindern. Hinweise für die Praxis der gesetzlichen Früh- erkennungsmaßnahmen" (ZI-Rei- he "Diagnose/Therapie, Band 1, Köln, April1979) zusammengefaßt.

(Die Broschüre wird allen in das Kinderprogramm eingeschalteten Ärzten kostenlos von der zuständi- gen Kassenärztlichen Vereinigung in Kürze übersandt werden.)

~ Der interessierten Öffentlich- keit, aber auch zugleich dem prak- tizierenden Arzt werden einige Leitgedanken transparent ge- macht, die zur Änderung des Un- tersuchungsprogrammes und des Vorsorgeheftes führten. Wesentli- che Erkenntnisse lieferte die lau- fende Auswertung der Dokumen- tationsblätter, die von Kassenärzt- lichen Vereinigungen der Länder gesammelt und aufbereitet wer- den. Daß auch noch die Dokumen- tationsarbeit verbessert werden

Untersuchungsheft für Kinder

Geburtstag:

BringenSie IhrKindzur Untersuchung·

U2 3.-lO.Lebenstag bis

~----~~---+---

U3 4_-6.Lebenswoche bis

U4 3.- 4.Lebensmonat US 6.-7.Lebensrnonat U6 10.-12.Lebensmonat

U7 21.-24.Lebensmonat _ bis: - ---1

UB 3':,_-4.Lebensjahr

Diese Untersuchungstermine sollten Sie im Interesse Ihres Kiodes bitte genaueinhalten.

Beachten Sie bitte weitere wichtige Hinweise avl der folgenden Seite.

kann und dies im Interesse einer wünschenswerten Transparenz über die medizinische Relevanz, Effizienz und Kosten von Vorsor- gemaßnahmen auch notwendig ist, daran läßt das Zentralinstitut keinen Zweifel. Nur wenn es ge- lingt, die Dokumentationsblätter noch lückenloser auszufüllen und geschlossen weiterzuleiten, ist ei- ne praxisorientierte Rückkoppe- lung der Informationen zu Klinik und Praxis möglich. Auch die Ver- mittlung von Erkenntnissen an breite Bevölkerungskreise wird entscheidend davon beeinflußt.

Zugleich leisten die Dokumenta- tionshefte und -blätter auch einen Beitrag "in Richtung der notwen- digen qualitativen Standardisie- rung dieser bevölkerungsweiten mehrstufigen , Filter' -Untersu- chung" (ZI).

Die Kinder-Präventions-Schrift des Zentralinstituts erläutert ein- gehend, inwieweit eine gründliche Revision des Gesamtprogramms es ermöglichte, dem neuesten Stand der medizinischen Wissen- schaft zu entsprechen und die vor- liegenden Erfahrungen der Praxis auszuschöpfen. Seit 1977 können die Krankheitsbilder differenzier- ter dokumentiert werden. Das frü- here Programm enthielt einen Kennziffernkatalog mit 19 Krank- heitsbildern, das neue Kinder- Früherkennungsprogramm dage- gen einen mit37Krankheitsbildern.

Mit Hilfe dieses Katalogs wird eine detaillierte Aufschlüsselung von Schäden, die die körperliche oder geistige Entwicklung des Kindes

1134 Heft 17 vom 26. April 1979 DEUTSCHES ARZTEBLATT

gefährden können, erreicht und damit zuverlässiges statistisches Material für gesundheitspolitische und medizinisch-wissenschaftli- che Zwecke gewonnen.

Die neue Form der Dokumentation ist für den Arzt kaum mit Mehrar- beit in der Befundfixierung ver- bunden. Nach den bisherigen Er- fahrungen sind etwa 85 Prozent der vorsorglich untersuchten Kin- der frei von jeglichen Auffälligkei- ten. Nur etwa 15 Prozent der Un- tersuchungen wird künftig eine genauere Kennzeichnung erwar- tet. ln diesen Fällen wird nunmehr das Untersuchungsergebnis auf je zwei Seiten des Untersuchungs- heftes fixiert (ausgenommen U 1 ).

Jede dieser Seiten enthält einen Befundkatalog, der dem jeweili- gen Entwicklungsstand des Kin- des entspricht. Der Arzt muß un- terscheiden zwischen erfragten und erhobenen Befunden.

~ Die Auswertung des Zentralin- stituts für 1977 verdeutlicht die Relevanz des Problems: Bei 15,7 Prozent aller Knaben und 14,3 Prozent aller Mädchen wurde min- destens eine behandlungsbedürf- tige Erkrankung festgestellt. Fer- ner: Bei rund 17 Prozent der ge- borenen Kinder lag eine Risiko- schwangerschaft der Mutter vor.

Erhebliche psychische und so- ziale Belastungen während der Schwangerschaft wurden von na- hezu zwei Prozent der Mütter an- gegeben. Besondere Risiken unter der Geburt traten in 26 Prozent der Fälle auf. Dazu gehören insbeson- dere Lageanomalien des Kindes, Zangengeburten, Vakuumextrak- tionen und Kaiserschnitte oder Sauerstoffmangel unter der Ge- burt. Mehrlingsgeburten wurden in rund 1 ,4 Prozent der Fälle gezählt.

Auffallende Unterschiede beste- hen zwischen Jungen und Mäd- chen sowohl hinsichtlich der Risi- ken während der Geburt als auch der danach festgestellten Erkran- kungen: Normale Werte für Herz und Kreislauf (APGAR-Index) zeig- ten eine Minute nach der Geburt

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Bundespräsident Walter Scheel empfing in der Villa Hammerschmidt aus Anlaß der 30-Jahr-Feier des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB) das Präsidium sowie die Präsidenten und Vorsitzenden der BFB-Mitgliedsverbände am 29. März in Bonn.

In seiner Replik auf die Grußadresse des Bundespräsidenten bedankte sich der Präsident des Bundesverbandes der Freien Berufe, Dr. med. Rolf Schlögell (vierter von rechts), Köln, für das lebhafte Interesse und die Anteilnahme des höchsten Repräsentanten unseres Staates an den vitalen Problemen der freien Berufe (über die Veranstaltung des BFB wird noch ausführlich berichtet) Foto: L. P. Wachsmann

Die Information:

Bericht und Meinung Früherkennungsprogramm

82,4 Prozent der neugeborenen Mädchen, jedoch nur 80,9 Prozent der Jungen. In der „Gefahrenzo- ne" lagen in der ersten Minute 2,8 Prozent der Jungen, aber nur 2,3 Prozent der Mädchen.

Insbesondere bei mit den Gehirn- funktiorien zusammenhängenden Schäden oder Erkrankungen schnitten die Jungen bei späteren Untersuchungen wesentlich un- günstiger als die Mädchen ab. Be- zogen auf 100 000 Untersuchun- gen litten 1440 Jungen gegenüber nur 1023 Mädchen an zerebralen Bewegungsstörungen. Bei Hüft- gelenkanomalien rangierten die Mädchen mit 3658 Erkrankungen deutlich vor den Jungen mit 2183 Erkrankungen.

Daß es künftig weniger Sorgenkin- der - geben sollte, daran sollte vor- sorgebewußten Eltern ebenso wie Ärzten gerade im „Jahr des Kin- des" gelegen sein. Aktionen der

„Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation" (BAR) zur Verbes- serung der Situation behinderter Kinder, an der sich die Kassenärzt- liche Bundesvereinigung (KBV) beteiligt ebenso wie die von der Bundesärztekammer und der KBV gemeinsam unterstützte Vorsor- ge-Initiative „Gesunde Kinder — unsere Verantwortung" der Stif- tung „Aktion Sorgenkind" wollen das Bewußtsein für diese Proble- me schaffen und die Verantwor- tungsfreude des Bundesbürgers für die Gesundheit ihrer Kinder stärken. Denn zum Sorgerecht für Kinder gehört auch die Sorge- pflicht, die konkret auch Vor-Sor- ge-Pflicht bedeutet. Und in einem Aufruf an die Bevölkerung, gerade das Kinderprogramm vollständig und termingerecht zu nutzen, erin- nerte Dr. med. Hans Wolf Mu- schallik, Erster Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung, Köln, an eine ärztliche wie allgemeine Grunderfahrung: „Die ersten Lebensmonate und ersten Lebensjahre sind es, die die Grundlage für eine gute Gesund- heit und eine Verbesserung der Lebensqualität pflegen."

Dr. rer. pol. Harald Clade

Privatassekuranz: Kosten- übernahme-Erklärung im Krankenhaus

Die umsatzstärksten Unternehmen der privaten Krankenversicherung (PKV) streben eine einheitlichere Gestaltung der Kostenübernah- meerklärungen bei Krankenhaus- aufenthalten von Privatpatienten an, sehen jedoch keine Veranlas- sung, an den bisher praktizierten Verfahren Wesentliches zu än- dern. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage anläßlich eines im Mo- dellversuch probeweise eingesetz- ten „Krankenversicherungsaus- weises" durch das größte Unter- nehmen der Branche, die Deut- sche Krankenversicherung AG (DKV), Köln. Die zehn größten PKV-Unternehmen (mit Ausnahme der Deutschen Krankenversiche- rung) verwenden ein im wesentli- chen gleiches Verfahren: Sie ge- ben ihren ins Krankenhaus ein- gewiesenen Versicherten eine schriftliche, gegebenenfalls auch telefonische Kostenübernahmeer- klärung ab, worauf die Kranken-

NACHRICHTEN

häuser auf Vorauszahlungen durch die Patienten verzichten.

Formal ist der Vorgang der Ko- stenübernahmeerklärung unter- schiedlich gestaltet. Während eini- ge Unternehmen noch auf ent- sprechende Aufforderung ihrer Versicherten hin eine solche Er- klärung abgeben, haben andere, wie Continentale, Signal und No- va, ihre Versicherten bereits mit entsprechenden „Scheckheften"

ausgestattet. Diese sind, ähnlich wie der DKV-Ausweis, bei der Ein- weisung der Krankenhausverwal- tung vorzulegen, die dann mit Hil- fe des Scheckformulars die ge- wünschte Kostenübernahmega- rantie von dem PKV-Unternehmen einholt. In einer Befragung der Un- ternehmensverwaltungen wird die Absicht des PKV-Verbandes, Köln, unterstützt, der seit Jahren eine Vereinheitlichung der Formular- gestaltung für die Kostenübernah- me anstrebt. Offen bleibt aller- dings, wie sich die Unternehmen mit Krankenhausausweis und Scheckheften dann verhalten wer- den. EB

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 17 vom 26. April 1979 1135

Referenzen

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