A 2258 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 106|
Heft 45|
6. November 2009 Im Saarland hat man bereits vorzehn Jahren die erste Telematikin- frastruktur zur standortübergreifen- den Bildkommunikation und Bild- verarbeitung auf Basis von CT-Bil- dern aufgebaut, die Krankenhäuser bundesweit betreut. Ging es zu- nächst darum, für kleine Kranken- häuser mit CT-Geräten die Bildbe- fundung teleradiologisch rund um die Uhr zu sichern, nutzen inzwi- schen vor allem Kliniken, die kei- nen radiologischen Bereitschafts- dienst stellen können, die Infra- struktur. Der Patient erhält eine zeitnahe, qualitativ hochwertige Befundung, und das Krankenhaus
sichert den Nachtdienst zu finan- ziell tragbaren Konditionen. Im Vordergrund der teleradiologischen CT-Notfallbefundung steht der Schlaganfall.
Die Systeme und Lösungen für die Teleradiologie, die auf der Mes- se zu sehen sind, umfassen bildge- bende Systeme, Hard- und Soft- ware sowie spezielle Dienste der Telekommunikationsanbieter.
Telemedizin im Notarztwagen Die Telemedizin in der Rettungs- medizin ist ein weiteres Schwer- punktthema der Medica Media (Donnerstag, 19. November). So wird etwa im Projekt „Med-on@ix“
ein mobiles telemedizinisches Sys- tem für den notärztlichen Einsatz erprobt. Von der Einsatzstelle und aus dem Notarztwagen heraus wer- den Daten, Messwerte, wie EKG und Sauerstoffsättigung, sowie Livebilder direkt an eine Telenot- arztzentrale übertragen. Dort beur- teilt ein erfahrener Notarzt die Si- tuation, holt bei Bedarf zusätzliche Informationen ein und unterstützt das Rettungsteam vor Ort beim Ein- satzablauf und bei der Behandlung des Patienten. Das Krankenhaus kann sich noch vor dem Eintreffen des Notfalls vorbereiten und die Therapie in kürzester Zeit einleiten.
An dem vom Bundeswirtschaftsmi-
nisterium geförderten Projekt betei- ligt sich das Universitätsklinikum Aachen. Während einer einjährigen Evaluationsphase wird ein Notarzt- wagen 40 Stunden wöchentlich per Funktechnik an ein mit Telenotärz- ten besetztes Kompetenzzentrum des Klinikums angebunden. Für die Datenübermittlung werden unter- schiedliche Funkstandards genutzt:
im Rettungswagen vor allem Blue- tooth und WLAN, für die Strecke zum Krankenhaus das Mobilfunk- netz und der Behördenfunk Tetra.
Die Daten werden für den Transport verschlüsselt. Zusätzlich werden aus Gründen des Datenschutzes au- ßerdem die medizinischen Daten getrennt von administrativen Daten übertragen.
„Stroke Angels“ heißt ein weite- res Projekt aus der telemedizinisch gestützten Notfallmedizin, an dem sich die Stiftung Deutsche Schlagan- fall-Hilfe, das Forschungszentrum Informatik in Karlsruhe, das Univer- sitätsklinikum Düsseldorf und das Rhön-Klinikum Bad Neustadt betei- ligen (Halle 15/A12). Dabei geht es darum, die Versorgung von Schlag- anfallpatienten dadurch zu verbes- sern, dass deren Daten schon vor der stationären Aufnahme an die jeweili- ge Klinik gefunkt werden. Die Zeit bis zur ersten Bildgebung im Kran- kenhaus konnte dadurch um 30 Pro- zent verkürzt werden.
Die technische Basis ist ein Kleincomputer oder ein Handheld- PC mit Touchdisplay, auf dem mit der sogenannten 3-Item Stroke Scale eine einfache Checkliste zur Indi - kation des Schlaganfalls zur Verfü- gung steht. Außerdem ist auch das Rettungsdienstprotokoll nach dem Standard der Deutschen Interdis- ziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin elektronisch verfügbar.
Ein ähnliches Projekt („Cardio Angel“), ebenfalls am Rhön-Klini- kum Bad Neustadt, versucht, bei Herzinfarktpatienten die Zeit zwi- schen Erstkontakt mit dem Patien- ten und Behandlung im Herzkathe- terlabor zu verringern, da eine schnellere Versorgung sowohl beim Herzinfarkt als auch beim Schlag- anfall hoch relevant ist. ■ Heike E. Krüger-Brand
T E C H N I K
Erstmals bietet der Medica-Kongress zusätzlich zum deutschen auch einen englischsprachigen Fortbildungsteil an. An drei Halbtagen präsentieren Ex- perten medizinische Hintergründe zu wichtigen Innovationen und Entwick- lungen, die auch auf der Messe ver- treten sein werden (Informationen per E-Mail: info@medicacongress.de). Die fünf Hauptthemen:
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Integrated Diagnostics and Therapy in Oncology: Neue Anwendungen der integrierten Diagnostik und Therapie in der Onkologie bilden den Schwerpunkt. Stichworte:digitale Bildanalyse, bildgebende Verfahren, Biomarker, Schwerionen - bestrahlung.
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Patient Monitoring: Zentrale Pro- bleme der Überwachung von Pa- tienten im Operationssaal und auf der Intensivstation●
New Challenges in Breast Cancer:Bildgebung, neue chirurgische Techniken
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Future Trends in Cardiac Surgery:Minimalinvasive Techniken, prä - operative Planung, Erstellung von Modellen, Bildunterstützung wäh- rend des Eingriffs, neue Systeme zur Herz-Kreislauf-Unterstützung
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Palliative Care: Welche palliativme- dizinische Versorgung wird benö- tigt, und was können Ärzte im Um- gang mit Krankheit, Trauer und Liebe von ihren Patienten lernen? KBrENGLISCHSPRACHIGE FORTBILDUNG
Einen Überblick über zertifizierte Kartenlesegeräte und über künftige Anwendungen der Gesundheitskarte ermöglicht die Ausstellung.
Foto: Medica