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Archiv "Von schräg unten: Erstkontakt" (07.10.2011)

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[68] Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 40

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7. Oktober 2011

VON SCHRÄG UNTEN

Erstkontakt

Dr. med. Thomas Böhmeke

D

er erste Kontakt zwischen Patient und Arzt ist entscheidend für den gesamten Behandlungsablauf im gro- ßen und die weiteren gemeinsamen Schritte im kleinen Ganzen, dies zur Besserung und Heilung der Gebre- chen unserer Schutzbefohlenen.

Hier besteht eine ganz besondere Herausforderung für den behan- delnden Arzt, der in kürzester Zeit den kranken Menschen in all seinen Facetten erfassen muss: Die persön- liche Beeinträchtigung durch die medizinische Problematik, die fami- liäre Unterstützung neben den beruf- lichen Zwängen, die psychischen Auswirkungen der Erkrankung auf alle Beteiligten. Dies alles dient der Gestal- tung einer individuellen und umfassen- den, genauso ganzheitlichen wie im Detail präzisen Therapie. Denn der Patient soll nicht nur wieder seine Gesundheit zurückge- winnen; nein, der Gewinn erstreckt sich auch auf eine gesunde Lebensgestaltung, ein Gewinn an Le- bensfreude, und für uns Ärzte ist die tiefe Befriedigung durch Ausübung unserer Heilkunst der größte Gewinn.

Es ist Sprechstunde, ein neuer Patient kommt in mein Sprechzimmer, und ich weiß sofort: Ich habe verloren.

Denn die Türzarge wird komplett ausgefüllt, schwer schnaufend zwängt sich ein Mann mittleren Alters hin- durch, allein der Schatten seines Oberarmes lässt mich (BMI 20,3) verschwinden. Ich habe verloren, denn ich weiß, was jetzt kommt. Er wird nämlich sagen, dass er für sein Übergewicht nichts kann, es würde an den Ge- nen, also an seinem Stoffwechsel liegen. Er wird auch darüber klagen, dass wir Ärzte immer nur auf seinem Übergewicht herumtrampeln würden, er könne das nicht mehr hören. Er wird erzählen, wie viel Diäten er schon durchgemacht habe, er sei aber immer nur dicker gewor- den, weil man ja gegen den Jo-Jo-Effekt nicht ankäme.

Er wird sagen, dass er von den Ärzten enttäuscht ist, weil sie ihm nicht helfen könnten. Er wird über das Ver- sorgungsamt schimpfen, und dass das eine Schweinerei ist, dass er weder Luft noch Rente kriegt.

Sicher kann man mir jetzt vorwerfen, ich würde nur meine Vorurteile pflegen, ungerechterweise meine ei- gene Magersucht zum Maß der Dinge erheben. Auch dass ich unsere übergewichtigen Patienten nicht verur- teilen soll, dass ich mich lieber tief in die besondere Problematik des ausufernden Fettgewebes hineinver- senken soll.

„Also, Herr Doktor, damit das klar ist: Ich kriege keine Luft wegen den Genen und muss endlich Prozen- te, Rente und das G kriegen. Und wenn Sie Hungerha- ken auf mein Gewicht zu sprechen kommen, haben wir uns das letzte Mal gesehen, alles klar?!“

Ich wusste es. Ich hatte bereits verloren, bevor wir überhaupt angefangen hatten.

Dr. med. Thomas Böhmeke ist niedergelassener Kardiologe in Gladbeck.

S C H L U S S P U N K T

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