638 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 106|
Heft 39|
25. September 2009M E D I Z I N
solches Vorgehen kenne ich jedenfalls nicht. Am ehes- ten sind hier noch die „artificial neural networks“ zu nennen (1, 2), die allerdings meines Wissens bislang nur bei symptomatischen Patienten angewendet wur- den.
DOI: 10.3238/arztebl.2009.0638 LITERATUR
1. Astin ML, Wilding P: Application of neural networks to the interpreta- tion of laboratory data in cancer diagnosis. Clin Chem 1992; 38:
34–8.
2. Schwarzer G, Schumacher M: Artificial neural networks for diagnosis and prognosis in prostate cancer. Semin. Urol Oncol 2002; 20:
89–95.
3. Bautsch W: Requirements and assessment of laboratory tests—
part 5 of a series on evaluation of scientific publications [Anforderun- gen und Bewertung der Ergebnisse von Laboruntersuchungen].
Dtsch Arztebl Int 2009; 106: 403–6.
Prof. Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Wilfried Bautsch Institut für Mikrobiologie, Immunologie und Krankenhaushygiene
Celler Straße 38 38814 Braunschweig
E-Mail: w.bautsch@klinikum-braunschweig.de
Interessenkonflikt
Die Autoren aller Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.
Schlusswort
Ich kann den Überlegungen von Herrn Prof. Hopf nur zustimmen: Die Indikation zur Durchführung eines Borreliosetests dürfte bei den von ihm genannten „har- ten Indikatoren“ unbestritten sein. Die Bemerkung, dass der Borreliosetest „bei unklaren klinischen Bil- dern“ (das sind ja wohl die genannten „weichen“ Indi- katoren) hilfreich sei, ist dagegen als höchst problema- tisch zu werten. Die vorhandenen serologischen Tests sind meines Erachtens in dieser Situation unbrauchbar und sollten deshalb gar nicht erst angefordert werden!
Seroprävalenzdaten lassen sich natürlich in die Ab- schätzung des positiv prädiktiven Wertes einbauen (sie werden in diesem Fall den PPW senken!). Allerdings sind solche Daten für Deutschland nur recht dürftig vorhanden, geographisch heterogen verteilt und unter- liegen der zeitlichen Änderung (schließlich scheint es so, als würde die Borreliose zunehmen). Zudem ist die Serodiagnostik aussagefähiger als nur „positiv“/„nega- tiv“: Antikörperklasse (IgM/IgG), Borrelienspezies und Bandenmuster im Immunoblot zeigen eine gewisse Korrelation zu den klinischen Zeichen einer Borreliose, sodass mir eine allgemein gültige quantitative Antwort an dieser Stelle leider nicht möglich ist.
Zu den Ausführungen von Herrn PD Eising möchte ich zunächst einmal klarstellen, dass ich mich in mei- nem Artikel keineswegs generell gegen Screeningun- tersuchungen ausspreche. Das Neugeborenenscreening oder das Screening von Blutprodukten auf Infektions- marker sind sogar häufig sinnvoll oder gar unvermeid- lich. Der Artikel sollte vielmehr auf ein grundlegendes Problem hinweisen, das für jede Untersuchung gilt: Je mehr gesunde Probanden untersucht werden, desto hö- her wird der Anteil falsch positiver Ergebnisse sein.
Ohne genauere Angaben zur Spezifität und Sensitivität des Testverfahrens und Prävalenz der gesuchten Er- krankung kann der klinische Wert vorgeschlagener Screeningmaßnahmen also überhaupt nicht rational be- urteilt werden. Das gilt dann natürlich auch für das vor- geschlagene stationäre CT-Screening von Personen über 70 Jahren.
Ob es bei stationären Patienten gilt, „schnell ernst- hafte Begleiterkrankungen auszuschließen“ hängt stark von der Definition von Begleiterkrankungen ab: Wenn diese Begleiterkrankungen mit der Grunderkrankung assoziiert sind (zum Beispiel CMV bei AIDS), dürfte das unumstritten sein (die Prävalenz im Untersu- chungskollektiv ist nämlich hoch!). Bei einer 20-jähri- gen Patientin mit Appendizitis ohne entsprechende Symptomatik umfangreiche Untersuchungen zum Aus- schluss von Tumorerkrankungen durchzuführen, dürfte dagegen sehr umstritten sein – zumal sich die Frage stellt, wieso dann diese Untersuchung nur bei Patienten und nicht bei allen Bürgern durchgeführt wird.
Dass es in naher Zukunft gelingt, durch Computer- gestützte Auswertung der Ergebnisse eines Laborscreen - ings („Laborlatte“) echt positive von falsch positiven Ergebnissen unabhängig von Informationen zur Präva- lenz etwaiger Krankheitsbilder zu unterscheiden, wage ich doch stark zu bezweifeln. Gute Beispiele für ein