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Komorbiditäten bei COPD S2k-Leitlinie betont Wichtigkeit von Begleiterkrankungen

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Academic year: 2022

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Bei Patienten mit COPD sind häufig Begleiterkrankungen an- zutreffen. Dies hat teilweise mit dem Rauchen als gemeinsa- mem Auslöser, teilweise auch mit körperlicher Inaktivität, Reaktionen chronischer Entzündung und Mechanismen vor- zeitiger Alterung zu tun. Den Komorbiditäten ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken, denn sie sind es, an denen eine Mehrzahl der COPD-Patienten versterben, insbesondere an kardiovaskulären Erkrankungen und Lungenkrebs. Ana- mnestische Angaben reichen in diesem Zusammenhang nicht aus, Komorbiditäten müssen proaktiv gesucht und dann nach den Leitlinien der entsprechenden Fachgesellschaften behandelt werden, dies verlangt die COPD-Leitlinie.

Kardiovaskuläre Erkrankungen

Insgesamt geht die COPD mit einem 2,5-fach erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen einher, und die Risiken für koronare Herzerkrankheit, Myokardinfarkt, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und periphere arterielle Verschlusskrankheit sind jeweils in vergleichbarem Ausmass erhöht. Schlaganfälle sind bei COPD-Patienten im Vergleich zu Kontrollkollektiven höchstens tendenziell häu- figer.

Bei COPD-Patienten beträgt der Anteil von Herz-Kreislauf- Erkrankungen an der Gesamtmortalität zirka 20 Prozent, vor allem in den leichteren COPD-Stadien sind sie eine füh- rende Todesursache. Bei gleichem Schweregrad der Erkran- kung haben COPD-Patienten mit weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren (neben Rauchen zum Beispiel Hypertonie oder Diabetes mellitus) ein höheres Sterberisiko. Als be - sonders verletzliche Phase mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko gilt die Zeit während und nach einer Exazerbation.

In der Behandlung kardiovaskulärer Krankheiten wird nicht unterschieden zwischen Patienten mit COPD und solchen ohne. Dies stützt sich auf retrospektive Analysen, etwa zu Statinen oder kardioselektiven Betablockern, die für COPD- Patienten klare Überlebensvorteile zeigten.

Bei COPD wird häufig eine Herzinsuffizienz als Begleitleiden nachgewiesen. Ursächlich werden dafür ischämische oder hypertensive Myokardschädigung sowie in höheren COPD- Stadien eine sekundäre pulmonale Hypertonie angenommen.

Nach jüngeren Daten gibt es aber auch einen Zusammen- hang zwischen Lungenüberblähung, reduzierter Herzfüllung und Abnahme von Schlag- beziehungsweise Herzzeitvolu- men. Sowohl für pharmakologische wie für chirurgische Therapien zur Verminderung der Lungenüberblähung konnte eine Verbesserung der Herzfüllung nachgewiesen werden.

Gegen die sekundäre pulmonale Hypertonie bei COPD-Pa- tienten sollte keine spezifische Therapie durchgeführt wer- den, da eine solche in kleineren Studien häufig zu uner- wünschten Nebenwirkungen, vor allem einer schlechteren Sauerstoffsättigung, führte. Vielmehr sollte eine konsequente Therapie mit Rauchentwöhnung, intensiver Bronchodilata- tion und Sauerstoff erfolgen.

Lungenkarzinom

Die COPD gilt als eigenständiger Risikofaktor für die Ent- wicklung eines Lungenkarzinoms. Dieses Risiko ist 2- bis 6-mal höher als bei rauchenden Kontrollkollektiven ohne COPD. Besonders gefährdet scheinen COPD-Patienten über 60 Jahre mit mehr als 60 Packungsjahren, tieferem Body- Mass-Index (BMI < 25 kg/m2) und Lungenemphysem zu sein.

FORTBILDUNG

482

ARS MEDICI 11 | 2018

Komorbiditäten bei COPD

S2k-Leitlinie betont Wichtigkeit von Begleiterkrankungen

Experten aus Deutschland und Österreich erarbeiteten die deutschsprachige Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD) und berücksichtigten dabei aktuelle Studien und Metaanalysen sowie das neueste Dokument der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD).

Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DPG)

Komorbiditäten der COPD sollten proaktiv diagnostiziert und leitliniengerecht therapiert werden.

Die Therapie von kardiovaskulären Begleiterkrankungen, Lungenkarzinom, Osteoporose, metabolischem Syndrom beziehungsweise Diabetes, Angst und Depression unter- scheidet sich bei COPD nicht von derjenigen bei Patienten ohne COPD.

Die Mehrzahl der Patienten verstirbt nicht an der COPD, sondern an kardiovaskulären Erkrankungen und am Lungen- karzinom.

Eine abschliessende Aussage zum Lungenkarzinomscreening bei Patienten mit COPD kann derzeit nicht getroffen werden.

MERKSÄTZE

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FORTBILDUNG

484

ARS MEDICI 11 | 2018

Vor allem in den leichteren COPD-Stadien sind Lungenkar- zinome mit bis zu 50 Prozent eine führende Todesursache.

Die Therapie eines Lungenkarzinoms bei COPD unterschei- det sich nicht von derjenigen ohne COPD, die Prognose ist jedoch schlechter.

In den letzten Jahren haben sich einige Studien mit dem Lun- genkarzinomscreening mittels Niedrigdosis-Computertomo- grafie befasst. Die Leitlinie gibt sich im Hinblick auf ein flä- chendeckendes Screening von Risikopopulationen sehr zu- rückhaltend und empfiehlt sie nicht, insbesondere auch nicht für COPD-Patienten, da bei ihnen bisher keine Überlebens- vorteile nachgewiesen werden konnten.

Osteoporose

Bei COPD-Patienten lässt sich in rund einem Drittel eine Os- teoporose nachweisen. Das Ausmass der Lungenüberblä- hung und der Schweregrad des Emphysems sind prädiktive Faktoren für eine Begleitosteoporose. Niedriger BMI, nied- rige fettfreie Masse und systemische Langzeitkortikoidthera- pie sind Risikofaktoren, offenbar aber nicht inhalative Kor- tikosteroide. Die Behandlung der Osteoporose unterscheidet sich bei COPD nicht von derjenigen bei Patienten ohne COPD.

Muskeldysfunktion

Eine Abnahme der Masse der Extremitätenmuskulatur gilt als systemische COPD-Konsequenz. Vor allem der körper -

lichen Inaktivität aufgrund der Dyspnoe kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. In der Therapie der COPD haben das Mus- keltraining und die Instruktion zu regelmässiger körperlicher Aktivität «ausserordentliche Bedeutung», wie die Leitlinie betont.

Metabolisches Syndrom und Diabetes mellitus

Patienten mit COPD haben in den industrialisierten Ländern in rund der Hälfte der Fälle ein begleitendes metabolisches Syndrom. Aufgrund der Risikokonstellation der Komponen- ten des metabolischen Syndroms in Kombination mit einer höheren systemischen Entzündungsaktivität ist zu vermuten, dass COPD-Patienten mit metabolischem Syndrom ein höhe- res kardiovaskuläres Risiko tragen als Patienten mit metabo- lischem Syndrom, aber ohne COPD. Dies ist bisher aber nicht prospektiv untersucht worden, eine entsprechende Studie läuft.

Mentale Erkrankungen

Bei COPD-Patienten werden Angst und Depression häufig beobachtet. Zudem beeinträchtigen Dyspnoe, fehlende kör- perliche Belastbarkeit und Einschränkungen bei den Alltags- aktivitäten das Selbstwertgefühl und fördern eine soziale Iso- lation. Multimodalen pneumologischen Rehabilitationsin- terventionen kommt daher eine entscheidende Rolle zu. Zur medikamentösen Behandlung mit Antidepressiva gibt es bei COPD-Patienten keine aktuellen randomisierten, kontrol- lierten Daten.

Halid Bas

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DPG): S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chro- nisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD). Stand:

1.1.2018, gültig bis 31.12.2021. AWMF-Registernummer: 020-006.

http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-006.html

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