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Archiv "zu Rot-Grün: Mit der Brechstange" (15.11.2002)

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E

r gelangte in unsere Woh- nung, als wir fürchteten, einen ganz anderen Ad- vent zu erleben: keine Zeit zum Plätzchenbacken, keine Zeit für Weihnachtsgeschich- ten, keine Zeit für Stille. Das zweite Kind, erst kurz auf der Welt, litt tagein, tagaus unter Bauchschmerzen und saugte Zeit und Kraft wie ein dicker Schwamm.

Freunde brachten den Ka- lender mit. Wie hatten wir sie früher begehrt, die mit Schokolade gefüllten, selbst wenn der Inhalt von schlech- ter Qualität war. Nun hing im Flur ein Exemplar ohne Süßigkeiten, aber mit einem anderen Vorzug ausgestat- tet: Man konnte ungeniert schon am 7. Dezember nach dem 12. oder dem 23. gucken, wenn man es gar nicht mehr

aushielt vor Neugierde.

Die Zeit mit ihm brachte wei- tere Vorzüge ans Licht. Er versam- melte besinnliche, anregende, humor-

volle Texte in schönem Ge- wand. Er war bescheidener als die dicken Romane im Re- gal und versprach, dass wir für ihn Zeit finden würden – so wie dies auch sein Nachfolger verspricht: „Zum ruhigen Le- sen des Kalenders raten wir Ihnen, sich jeden Tag unge- fähr zwölf Minuten Zeit zu nehmen. Suchen Sie sich eine stille Ecke in Ihrer Wohnung, in der Sie ungestört über sei- ne Anregungen nachdenken können.“

Vier Frauen und drei Män- ner übernehmen das Nach-

denken weit im Voraus,

damit der Kalender entsteht. Sie engagieren sich im Rahmen des Projekts

„Andere Zeiten/Initiativen zum Kirchenjahr“ (www.

anderezeiten.de). Mit gro- ßem Erfolg: 1995, als der Kalender zum ersten Mal er- schien, betrug die Auflage 4 000 Stück, im Jahr 2001 lag sie bereits bei 150 000.

Zwölf Minuten Zeit pro Tag? Siehe da, es ging. Zur Not konnte man mit dem

Baby

auf dem Arm am Kalen- der vorbeischuckeln, lesen und nachsinnen. (Bestellung:

Telefon: 0 40/47 11 27 27, Fax:

0 40/47 11 27 77 oder E-Mail:

vertrieb@anderezeiten.de.) Noch eine Beruhigung: In der „Anleitung“ heißt es:

„Hier müssen Sie nichts inter- pretieren oder erarbeiten.

Die Adventszeit ist für Sie da – und nicht umgekehrt.“ Rie

K

önnte es etwa sein, dass die Nichtwählerstimmen bei der letzten Bundes- tagswahl dem Herrn Schrö- der zugerechnet wurden? Wie anders kann es denn angehen, dass ich bei der Suche nach Diskutanten über die finanz- politischen Folgen der Koali- tionsvereinbarungen fast nur auf Schwarze stoße. Mit Grummeln in der Stimme hö- re ich fast allerorten, „also den habe ich nun wirklich nicht gewählt“. Wirklich selt- sam, alle weg plötzlich.

So haarig es ist, sich zu poli- tischen Themen,Achtung Fett- näpfchen,zu äußern,so wichtig ist es in einer Demokratie auch, die Stimme zu erheben, wenn etwas im Argen liegt.

Nun wird das nicht die er- ste und letzte Bundesregie- rung sein, die ihre Wahl- zückerchen nicht einhält, und es ist auch längst nicht ausge- macht, was alles und was kon-

kret ein Sieger Edmund Stoi- ber besser gemacht hätte.

Allerdings sind die diesmal von Rot-Grün verbreiteten

„Wahrheiten“ vor der Wahl und nach der Wahl von einer so eklatanten Differenz, dass einem schon das Grausen kommen mag, einsetzend mit dem Studium der Koalitions- vereinbarung und erst recht endend mit der jüngsten völ- lig nichtssagenden gleichwohl platten Regierungserklärung des Bundeskanzlers.

Wie kokett Gerhard Schrö- der sein kann, lasse ich ihn am besten mit einem Ori- ginalzitat von ihm höchst- selbst belegen. Also sprach er am 24. Januar 2000: „Allein seit dem Regierungswechsel

im September 1998 hat der DAX bis heute um mehr als 50 Prozent zugelegt . . . Ursa- che hierfür ist natürlich nicht nur – aber eben auch – die Regierungspolitik . . . Ich fin- de, dass ich selbstbewusst sa- gen darf, dass die Bundes- regierung ihren Anteil zur guten Börsenstimmung bei- getragen hat . . .“

Mein lieber Schwan, vor dem Weiterlesen dieses Bei- trages ist wohl jetzt im An- blick des mausetoten Aktien- marktes eine Schweigeminu- te angesagt, wiewohl zu ver- muten ist, dass unser Bundes- kanzler damit nix zu tun ha- ben will.

Es reicht auch so. Die Be- steuerung von Aktienkursge-

winnen, die sorglose Schlud- rigkeit beim Schuldenma- chen, der lieblos leichtsinnige Umgang mit EU-Stabilitäts- kriterien, die Einschränkung der Verlustvorträge für Un- ternehmen, all diese Grau- samkeiten sind bestens geeig- net, den Finanzmärkten allge- mein und dem Anleger im Besonderen nachhaltig zu schaden. Wenn der Wähler das alles vorher gewusst und Rot-Grün trotzdem gewählt hätte, könnte ich das ja alles noch verstehen, so aber nicht.

Eines fand ich in der Regierungserklärung wirklich enorm, Gerhard Schröder kri- tisiert das Anspruchsdenken des deutschen Volkes. Das sei nicht die feine Art, meint er.

Sein Anspruch aber, wieder- gewählt zu werden, und das auf Teufel komm raus, sei wohl des Souveräns Berufung. So wahr ihm Gott helfe. Man- nomann, Kanzler. ) S C H L U S S P U N K T

[84] Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 4615. November 2002

zu Rot-Grün

Mit der Brechstange

Börsebius

Post Scriptum

der NDERE A DVENT

Meditationen und Anregungen vom 1. Dezember 2002 bis 6. Januar 2003

A

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