DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Aus Bund und Ländern
Deutsche Krebshilfe wird 15 Jahre alt — eine Zwischenbilanz
BONN. Die Deutsche Krebshilfe fördert erstmals ein Projekt „Biologische Krebstherapie". Damit soll der Diskussion um eine sol- che Therapieform ein wissen- schaftlich begründetes Fun- dament gegeben werden. Ei- ne Arbeitsgruppe des Insti- tuts für medizinische Onkolo- gie und Hämatologie am Kli- nikum der Stadt Nürnberg werde neue, naturwissen- schaftlich entwickelte, biolo- gische Heilverfahren in klini- schen Studien prüfen, berich- tete Dr. Helmut Geiger, Vor- standsvorsitzender der Deut- schen Krebshilfe. Untersu- chungsschwerpunkt sei dabei das Wirken von Immunmodu- latoren. Darüber hinaus un- tersuche die Gruppe alterna- tive Heilverfahren auf Wirk- samkeit und Nebenwirkungen hin. Über eine Laufzeit von zehn Jahren stehen acht Mil- lionen DM zur Verfügung.
Das Projekt „Biologische Krebstherapie" ist nur eines von vielen, die die Deutsche Krebshilfe bzw. die Dr. Mil- dred Scheel Stiftung für Krebsforschung, eine Schwe- sterorganisation, unterstüt- zen. 1988 wurden beispiels- weise drei neue palliative und schmerztherapeutische Ein- richtungen in der Bundesre- publik Deutschland einge- richtet. Die Deutsche Krebs- hilfe fördert „onkologische Nachsorgeleitstellen" und fi- nanziert die Arbeit von Selbsthilfegruppen mit. Sie unterhält einen Härtefonds für Krebspatienten, die in fi- nanzielle Not geraten. Über 15 000 Anfragen, teils schrift- lich, teils fernmündlich, bear- beitete der Informations- und Beratungsdienst der Organi- sation 1988.
Im bislang erfolgreichsten Geschäftsjahr 1988 gingen 50,7 Millionen DM auf den Konten der Deutschen Krebshilfe ein. Allein ein Drittel davon stammt aus
Erbschaften und Vermächt- nissen. Damit hat die Krebs- hilfe seit ihrer Gründung vor fünfzehn Jahren rund 500 Millionen DM Spendengel- der erhalten. Zu ihren An- fangsleistungen zählt bei- spielsweise die Einrichtung der ersten vier Tumorzentren sowie der ersten palliativen Krebsstation in der Bundes- republik Deutschland. th
„Frühfbrderung"
BONN. Einen Wegweiser zu Einrichtungen der Früh- förderung in der Bundesrepu- blik Deutschland hat der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung herausge- geben. Die Broschüre soll El- tern von behinderten Kindern oder von Behinderung be- drohten Kindern auf fördern- de Stellen hinweisen. Sie ist zu beziehen beim Bundesmi- nisterium für Arbeit und So- zialordnung, Referat Öffent- lichkeitsarbeit, in Bonn; Tele- fon 02 28/5 27 51 13 oder 5 27 51 30/31. WZ
Gebrauchte Geräte für die „Dritte Welt"
MARBURG. Terra tech startet eine neue Initiative zur Beschaffung gebrauchter medizinischer Geräte, die aufgearbeitet werden, um dann in einem Land der soge- nannten Dritten Welt einge- setzt zu werden. Terra tech will mit seinen Aktivitäten den Auf- und Ausbau von Ba- sisgesundheitsdiensten in ländlichen Regionen fördern.
Deshalb sollten nur Geräte gespendet werden, deren Einsatz auch sinnvoll ist.
High tech-Geräte scheiden für Terra tech ebenso aus wie beispielsweise Krankenhaus- betten, die in dem jeweiligen Land selber hergestellt wer- den könnten. Ansprechpart- ner sind: Horst Gerke, Sie- mensstraße 18, 3550 Mar- burg, Tel. 0 64 21/ 8 20 31 so- wie Mathias Remmel, Am Schlag 8, 3550 Marburg, Tel.
0 64 21/60 62 27. WZ
Psychiatrie:
Fortschreitende Verzahnung
BREMEN. In Bremen ist es nach Einschätzung der Ge- sundheitssenatorin, Dr. Vera Rüdiger, beispielhaft gelun- gen, die Empfehlungen der Psychiatrie-Enquete umzu- setzen und psychisch Kran- ken soweit wie möglich ein normales Leben in der Stadt zu ermöglichen. Diese Auf- fassung äußerte sie anläßlich eines „Psychiatrietages" in Bremen.
Seit 1981, als eine grundle- gende Reform der psychiatri- schen Einrichtungen eingelei- tet wurde, ist nach Beurtei- lung von Dr. Gert Schöfer, dem Psychiatriereferenten der Senatorin, eine bessere gemeindenahe Versorgung erreicht worden. Heute stün- den in den fünf Stadtregionen gleiche Einrichtungen und Dienste zur Verfügung. Mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst (SPD), den das Ge- sundheitsamt, das Sozialamt und das psychiatrische Kran- kenhaus gemeinsam tragen, ist man nach Schöfers Ein- schätzung einer Verzahnung von ambulantem und statio- närem Bereich nähergekom- men. Mehr als ein Viertel der psychiatrischen Kranken- hauspatienten seien heute gleichzeitig Patienten des SPD. Schöfer führte es auf die gemeinsame Betreuung zurück, daß 51 Prozent der Klinikpatienten innerhalb der ersten 30 Tage wieder entlas- sen werden könnten.
Forciert wurde auch der Ausbau des teilstationären Bereichs. Heute stehen im Stadtstaat Bremen rund 100 Tages- und Nachtklinikplätze zur Verfügung.
Die auffälligste Reform- maßnahme war die Schlie- ßung des Klosters Blanken- burg vor den Toren Bremens, wo als unheilbar angesehene psychiatrische Patienten ge- meinsam mit geistig Behin- derten verwahrt wurden. Im Rahmen des Psychiatrietages wurde berichtet, die statt des- sen geschaffenen Heime und
Wohngemeinschaften in der Stadt hätten sich bewährt.
Schöfer wies offen darauf hin, daß die Veränderungen nicht reibungslos abgelaufen seien. So bezeichnete er die Kooperation mit niedergelas- senen Ärzten als „viel zu ge- ring". Auch hätten die Ko- stenträger, so die Kranken- kassen, zu den neuen Versor- gungsformen wenig beigetra- gen, obwohl auch sie deutlich davon profitierten. EB
Care unterstützt Fortbildung
BONN. Care Deutschland hat das finanziell erfolgreich- ste Jahr seit seiner Gründung abgeschlossen: 1988 gingen rund 8,6 Millionen DM auf den Konten der Hilfsorgani- sation ein; ein gutes Drittel mehr als im Vorjahr. Mit ei- nem Teil des Geldes wurde beispielsweise polnischen Ärzten eine Fortbildung in der Bundesrepublik Deutsch- land ermöglicht. Der Fortbil- dung von Arzten, Schwestern und Pflegern in Ruanda dien- te ein mehrwöchiger Kon- greß. Ruanda zählt nach wie vor zu den wichtigsten Part- nerländern von Care Deutschland. Die Hilfsorga- nisation fördert generell aus- gewählte Hilfsprojekte in den am wenigsten entwickelten Ländern der sogenannten Dritten Welt. Dennoch bilde- te die Sofort- und Katastro- phenhilfe im vergangenen.
Jahr einen weiteren Schwer- punkt der Arbeit. So wurde Opfern der Dürrekatastrophe in Äthiopien ebenso geholfen wie Erdbebenopfern in Ar- menien. EB
Tropeninstitut
mit neuer Rufnummer
HAMBURG. Das Tropen- institut Hamburg (Bernhard- Nocht-Institut für Tropenme- dizin), Bernhard-Nocht-Stra- ße 74, 2000 Hamburg 36, hat eine neue Rufnummer: Tele- fon 0 40/3 11 82-0, Telefax 0 40/3 11 82-3 94. WZ A-2334 (26) Dt. Ärztebl. 86, Heft 34/35, 28. August 1989