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Archiv "Krankenversicherung: Stärkung der Einnahmeseite" (03.12.1999)

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ür 1997 können die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversi- cherung für die Familienversi- cherung auf 60,0 Milliarden DM geschätzt werden. Dies entspricht ei- nem Anteil von etwa einem Viertel der Leistungsausgaben der Gesetzli- chen Krankenversicherung.

Diesem Ausgabenvolumen ste- hen keine adäquaten Beitragszahlun- gen gegenüber. Eine derartige Situati- on ist im Hinblick auf die seit

Einführung der Familienhilfe im Jahre 1883 veränderte ge- sellschaftliche Situation und die finanzielle Zukunft der Gesetzlichen Krankenversi- cherung korrekturbedürftig, ohne dabei die Gesetzliche Krankenversicherung als So- lidargemeinschaft in Frage zu stellen.

Neue Grundlage der Beitragsbemessung

Die Reform der Fami- lienversicherung sollte die Beitragszahlung eines Haus- halts an dessen wirtschaftli- cher Leistungsfähigkeit ori- entieren. Die Bestandteile des Haushaltseinkommens

werden summiert und durch die der Haushaltsstruktur entsprechende Äquivalenzzahl dividiert. Die Äqui- valenzzahl des Haushalts ergibt sich aus der Addition der Äquivalenzzah- len für die Haushaltsmitglieder. Dem Haushaltsvorstand wird eine Äquiva- lenzzahl von 1, allen anderen Haus- haltsmitgliedern eine Äquivalenzzahl von 0,7 zugeordnet. Der geringere Wert von 0,7 für die Haushaltsmitglie- der drückt aus, daß durch die gemein- same Nutzung von Haushaltsgütern nur 70 Prozent des finanziellen Auf- wands zur Herstellung eines gleichen Wohlstandsniveaus erforderlich sind.

Mit der Methode der Äquivalenzzah- len werden Einkommen verschiede- ner Haushalte bei unterschiedlicher Haushaltsgröße und -struktur ver- gleichbar.

Die Verbindung von Haushalts- einkommen und Äquivalenzzahl des Haushalts stellt die Beitragsbemes- sungsgrundlage eines zu versichern- den Haushaltsmitglieds dar. Der zu

leistende Betrag eines Haushaltsmit- glieds zur Krankenversicherung er- gibt sich aus der Beitragsbemessungs- grundlage und dem Beitragssatz der Krankenkasse.

Es ist nunmehr erforderlich, die mit diesem Konzept erzielbaren Resultate und ihre Wechselwirkun- gen zu konkretisieren. Hierzu gehört in erster Linie die Analyse von Mikrodaten, die Aufschluß über die

Familien- und Einkommensstruktur der gesetzlich Krankenversicherten geben.

Insgesamt kann erwartet wer- den, daß sich mit diesem Konzept die Möglichkeit einer Verbesserung der Einnahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung eröffnet, in- dem es eine gerechte, an der tatsäch- lichen Leistungsfähigkeit der bei- tragzahlenden Haushalte orientierte Bemessung zur Grundlage hat. Es räumt der Gesetzlichen Kranken- versicherung einen Spielraum für Einnahmesteigerungen ein, ohne den Bereich der Lohnnebenkosten zu berühren.

Der Grey-Power-Effekt

In der Krankenversicherung von Rentnern ist der Finanzierungssaldo von 1,6 Milliarden DM im Jahre 1970 über 29,7 Milliarden DM im Jahre 1990 auf knapp 56,0 Milliarden DM

im Jahre 1997 gestiegen. Dies be- deutet, daß 1997 die Rentner in der Gesetzlichen Krankenversicherung knapp 56 Milliarden DM mehr an Leistungsausgaben verursacht haben, als die Einnahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung aus Beiträgen der Rentner betrugen.

Nach plausiblen Annahmen kann erwartet werden, daß eine Steigerung der geschätzten Behandlungsausga- ben durch demographische Effekte, durch den techni- schen Fortschritt in Höhe von einem Prozent pro Jahr und durch einen wachsenden Ein- fluß der älteren Generation auf politische Entscheidungen (Grey-Power-Effekt) von ei- nem halben Prozent pro Jahr von 1997 bis 2040 von rund 231 auf 402 Milliarden DM zu erwarten ist. Dies entspricht einem Beitragssatz im Jahre 2040 von 15,7 Prozent (aus- schließlich demographische Effekte) über 24,7 Prozent (zusätzlich technischer Fort- schritt) auf 28,2 Prozent (zu- sätzlich Grey-Power-Effekt).

Es sind zwei Maßnahmen möglich: die Einführung einer Altersrückstellung und die Erweiterung der Beitragsbe- messungsgrundlage. Mittels Alters- rückstellung würden auch in der Ge- setzlichen Krankenversicherung gera- de im Sinne des Solidaritätsprinzips Elemente einer Kapitaldeckung ein- geführt. Für pflichtversicherte Rent- ner könnte die Bemessungsgrundlage wie für freiwillig versicherte Rentner um die sonstigen Einnahmen erwei- tert werden.

Will man die Beitragssätze zur GKV stabil halten oder unter Um- ständen sogar senken, ohne den Weg über eine Leistungsreduktion zu ge- hen, dann müssen neue Wege be- schritten werden. Hierzu gehören auch Veränderungen in der Familien- versicherung und in der Krankenver- sicherung von Rentnern.

Prof. Dr. med. Fritz Beske Dr. Michael Thiede

Institut für Gesundheits-System- Forschung Kiel

Weimarer Straße 8 24106 Kiel

A-3086

P O L I T I K KOMMENTARE

(22) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 48, 3. Dezember 1999

F

Krankenversicherung

Stärkung der Einnahmeseite

Familienversicherung und Krankenversicherung der Rentner

sind reformbedürftig.

Vorschläge für eine gerechte Lösung.

(2)

A-3087 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 48, 3. Dezember 1999 (23)

ie Unternehmen der privaten Krankenversicherung (PKV), im Umgang und in den zuneh- menden Auseinandersetzun- gen mit der Ärzteschaft nicht

gerade zimperlich, verwen- den in den tagtäglichen Schreiben an Privatpatienten und die privat behandelnden Ärzte in der Regel ein Voka- bular, das nichts anderes als diskriminierend und herab- setzend ist: So wird sowohl in Geschäftsbriefen als auch in den Musterbedingungen MB/KK 94, die den privaten Krankenversicherungsverträ- gen regelmäßig zugrunde lie-

gen, der Unbegriff „Behandler“ statt die richtige und gesetzlich geschütz- te Berufsbezeichnung „Arzt/Ärztin“

verwendet. Die privaten Krankenver- sicherungen sind dabei entweder ge- dankenlos oder faktenresistent, ver- kennen sie doch, daß die Bezeichnung

„Behandler“ beziehungsweise „Kran- kenbehandler“ der Nomenklatur und der entwürdigenden Titulatur aus dem Dritten Reich entspricht.

Alle Proteste und Interventionen von Ärzten und medizinischen Fach- gesellschaften haben bisher nichts ge- nutzt, die private Krankenversiche-

rung blieb bei ihrem Jargon, ihrer Hartleibigkeit. Es müßte auch den Oberen von privaten Krankenversi- cherungen bekannt sein, daß der Ur- sprung des Begriffes „Krankenbe- handler“ auf die „IV VO“ zum Reichsbürgergesetz vom 25. Juli 1938 zurückgeht. Dort heißt es unter ande- rem: „Bestallungen (Approbationen) jüdischer Ärzte erlöschen am 30. Sep- tember 1938. Der Reichsminister des

Inneren kann Ärzten, deren Bestal- lung erloschen ist, die Ausübung des Arztberufes zur Behandlung von Juden sowie ihrer Frau und ihrer Kin- der widerruflich gestatten . . . Diejenigen, die die Genehmi- gung erhalten, dürfen nicht die Bezeichnung ,Arzt‘, son- dern nur die Bezeichnung ,Krankenbehandler‘ führen.“

Die von Versicherungen vollzogene semantische Dif- ferenzierung zwischen dem Begriff „Behandler“ und der Bezeichnung „Krankenbe- handler“ ist pure Sophisterei.

Der Hinweis eines Vorstands- mitgliedes einer großen priva- ten Krankenversicherung an einen leitenden Klinikarzt ist mehr als be- zeichnend und aus PKV-Sicht wohl lo- gisch. Der PKV-Mann erklärte doch ganz blauäugig: Unter dem Oberbe- griff „Behandler“ in den Musterbe- dingungen würden doch nur die Ärz- te, Zahnärzte und Heilpraktiker im Sinne des deutschen Heilpraktikerge- setzes unter einem Oberbegriff zu-

sammengefaßt . . . DÄ

P O L I T I K KOMMENTARE

nter die Rubrik „Waschmittel- werbung“, nicht aber in die Abteilung „Seriöse Informa- tion und Aufklärung“ über die

„Gesundheitsreform 2000“

muß man die von der SPD- Bundestagsfraktion heraus- gegebene und in Umlauf ge- brachte Broschüre einord- nen, die mit „Gesundheit un- ser wertvollstes Gut – und unbezahlbar“ tituliert.

Die eigentlichen „Ma- cher“ der Broschüre sind je- doch Werbeagentur-Speziali- sten aus Berlin und Bonn, die offenbar ihre Kalauer und zündenden Parolen be- reits für die Konsumgüterin- dustrie getestet haben. Als

„Bearbeiter“ der Inhalte der SPD- Broschüre wird Klaus Vater genannt, bislang persönlicher Referent und Büroleiter des „Chef-Sopo“ Rudolf Dreßler MdB.

Einige Kostproben aus der Bro- schüre – ein „Maßstab“ für Seriösität, Ernsthaftigkeit und Wahrhaftigkeit

der SPD bei der Gesundheitsreform?

Zum Globalbudget: „Statt der unan- tastbaren Säulen bekommt das Ge- sundheitswesen ein Globalbudget.

Kein Deckel drauf, aber ein Himmel drüber . . . Nicht die Säulenheiligen entscheiden, wo was finanziert wird, sondern die Interessen von König Kunde. Das ist in der Tat revolu- tionär.“ „Medizin wie im alten China.

Das Zeitalter der Fließbänder ist vorbei. Dem Netzwerk gehört die

Zukunft . . . “ „Das System soll sich künftig um den Patienten herum organisieren, statt daß der Kranke von Station zu Station, von Arzt zu Arzt weitergeleitet wird . . .“

„Onkel Doktor und Va- ter Staat gehen in Pension.

Mündige Bürger möchten nicht mehr als Versorgungs- objekt behandelt werden . . .“

– Zum Krankenhaus: „Die Festung wird geschleift. Das offene Krankenhaus ist ange- nehmer und billiger.“

Und schließlich die SPD zu den noch verborgenen Gesundheitsschätzen: „Die Gesundheitsreform soll die Mauern schleifen und die Schatzkammern öffnen . . .“

Zur dualen Krankenhausfinan- zierung wird eine Szene aus dem Dschungelbuch präsentiert: „Die Mär vom putzigen kleinen Flußkrokodil (Krankenhäuser, die Red.), das später so alles frißt, kann dem Spender (Bundesländer, die Red.) ja egal sein . . .“ Dr. Harald Clade

D

U

Private Krankenversicherung

Diskriminierend

Gesundheitspolitik

Waschmittel-

Slogans

Referenzen

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