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Archiv "Strukturwandel auf dem „Medien-Markt“" (30.01.1975)

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DEUTSCHES Leserdienst

ÄRZTEBLATT

Hinweise •Anregungen

WIRTSCHAFT:

Strukturwandel

auf dem „Medienmarkt"

PRAXIS UND HAUS:

Auto-Tüte

Röntgen-Kontroll-Leuchte WC-„Randreinigerbürste"

REISE:

Kreta — Insel des Zeus

AUTO:

Opel Rekord II mit 1,7-Liter-S-Motor

Die wirtschaftliche Entwicklung der Presse wird in den nächsten Jah- ren zunehmend von den gegenwär- tig aufgebauten neuen technischen Kommunikationssystemen beein- flußt werden. Datenfernverarbei- tung, Kabelfernsehen und die Ent- wicklung neuer Breitbanddienste werden aber nicht nur wirtschaftli- che und technische, sondern auch gesellschaftspolitische Verände- rungen zur Folge haben. Die Zei- tungsverleger, die am 3. September 1973 von dem damaligen Bundes- minister Prof. Dr. Ehmke hörten, zur Erforschung von „Möglichkei- ten und Aufgaben der Nachrich- tentechnologien" werde eine neue

„Kommission für den Ausbau des technischen Kommunikationssy- stems" geschaffen, ahnten damals wohl noch nicht, daß eine ökono- mische Zukunft vor der Tür steht, die Presse und Werbung umgestal- ten wird. Diesen Wandel sollten freilich nicht nur die unmittelbar Betroffenen zur Kenntnis nehmen, es geht jeden an, der sich um das

„öffentliche Leben" kümmert.

Breitbandkabel werden die Über- tragung zahlreicher Fernseh- und Stereo-Hörfunk-Programme ermög- lichen, aber auch die Übermittlung von Telefongesprächen und Daten aller Art. Schon zur Jahreswende 1975 wird die BBC mit „Ceefax"

ein Zusatzprogramm zum Abruf von 99 Seiten Fernsehnachrichten (stehendes Bild während des lau- fenden Programms) einrichten. In der Bundesrepublik existieren heu- te schon Anlagen in Form von

Großgemeinschaftsantennen, die durch Breitbandkabel versorgt werden und für alle zukünftigen Formen der Breitbandkabelkommu- nikation nutzbar gemacht werden können: Mehr als elf Prozent aller Haushaltungen sind angeschlos- sen. Wenn alle Gemeinden über 2000 Einwohner „verkabelt" wer- den sollen, ist ein Aufwand von 12 Milliarden DM nötig, also eine zwar riesige, aber finanzierbare Summe (Neuwert der Hörfunk- und Fernsehempfänger einschließlich Empfangsanlagen in der BRD: 25 Milliarden DM).

Wenn zusätzlich zu den jetzigen Funk- und Fernsehprogrammen durch die Breitbandtechnik ein weit höheres Ausstrahlungsange- bot gemacht werden kann, kumu- lieren sich die heutigen Defizite der Rundfunkanstalten zu den not- wendigen Investitionen für weitere Programme zu Größenordnungen, die durch Gebührenerhöhungen nie mehr aufzufangen sein werden.

Sicherlich wird man noch längere Zeit darüber streiten, ob die neuen Medien öffentlich-rechtlich oder unter Beteiligung Privater betrie- ben werden sollen; realistischer- weise muß man aber davon ausge- hen, daß die notwendigen Finanzie- rungserfordernisse es erzwingen werden, Werbung in den elektroni- schen Medien der Zukunft auszu- strahlen und in den Medien der Gegenwart möglicherweise auszu- weiten. Diese Annahme ist jeden- falls solange realistisch, als an un-

Strukturwandel

auf dem „Medien-Markt"

Ein Wirtschaftsthema, das auch gesellschaftspolitische Aspekte hat

298

Heft 5 vom 30. Januar 1975

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(2)

Deutscher Stabilitätserfolg

Anstieg der Verbraucher- preise in 0/0

6,0 Europäische 9,0

Gemeinschaft (ohne BR Deutschland)

67

6,9 70

BR Deutschland

71 72 73 74 1975

3,4 1970

5,5 5,5

15,4 15,6

Allein mit marktkonformem Mit- teln der Stabilitäspolitik gelang es in der Bundesrepublik, den Preisauftrieb zu bremsen, und für 1975 steht eine weitere Preis- dämpfung in Aussicht. In den EG- Partnerländern dagegen dreht sich das Preiskarussell immer schneller. Im Durchschnitt aller EG-Länder (ohne Bundesrepu- blik) liegt die Teuerungsrate 1974

bei 15,4 und 1975 bei wahr- scheinlich 15,6 Prozent, also mehr als doppelt so hoch wie in der Bundesrepublik Globus Leserdienst

Hinweise •Anregungen

Strukturwandel auf dem „Medien-Markt"

serer Wirtschaftsordnung keine durchgreifenden Änderungen vor- genommen werden.

Ändern sich alle Medien?

Möglichkeiten der Informations- übermittlung mit der Breitband- kabeltechnik und der Optoelektro- nik (Festbildspeicher) werden mög- licherweise nicht nur eine Vermeh- rung der schon vorhandenen soge- nannten Massenmedien herbeifüh- ren. Denn sie schaffen weitere Nut- zungsmöglichkeiten, die man den bisherigen „Fachmedien" — etwa nach Art der Fachzeitschriften — zuordnen könnte, angefangen vom individuellen Abruf stehender Bil- der (Nachrichtentexte) bis hin zu der Nutzung zusätzlicher Übertra- gungsmöglichkeiten während der Ausstrahlung von Fernsehprogram- men (zum Druck von Texten) und der ungeheuren Kapazitäten des individuellen Abrufs von Daten durch Informationszentren der ver- schiedensten Art.

Die Gestalt der bisherigen Medien könnte sich verändern, und zwar im Hinblick auf ihr redaktionelles Programm und ihren Werbeteil. An Stelle der bisherigen Zweiteilung von Massen- und Fachmedien könnte möglicherweise eine neue Art von Medienverbund entstehen, etwa nach Art von TV-Programmen, mit der Möglichkeit zusätzlicher gezielter individueller Informations- abrufe.

Besonders für die Presse wird die Frage entscheidend sein, ob kom- mende Medien von der Allgemein- heit oder den durch sie angespro- chenen Zielgruppen so intensiv genutzt werden, daß die Nutzung der herkömmlichen Medien vermin- dert wird — eine Frage, die für die Verlage wegen des Anzeigenauf- kommens, aber auch für die Leser von Bedeutung ist.

Als Beispiel lassen sich — mit Vor- behalt — die neuen Dritten Pro- gramme des Hessischen und des Bayerischen Rundfunks heranzie- hen. Während ursprünglich nicht

an einen großen Erfolg geglaubt wurde, aktivierte das leichte Musik- programm, das diese Sendergrup- pen ausstrahlen, neue Hörergrup- pen, die also nicht von anderen Programmen abgezogen wurden:

Vielmehr stellten sich zusätzliche Hörer und längere Hörzeiten ein.

Aber dieses Beispiel ist nicht ver- allgemeinerungsfähig; denn die Nutzungszeit für Medien ist nicht unbegrenzt. Das Angebot an Medi- en hat sich in der Bundesrepublik stark erweitert (Ausweitung der Fernsehzeit, mehrere Fernsehpro- gramme, Auflagenerhöhungen bei den Publikumszeitschriften, neue Titel), ohne daß sich die Zeit, die insgesamt den Medien gewidmet wird, wesentlich verlängert hat.

Und die bisherigen Erfahrungen der vergangenen Jahre beweisen:

Wenn neue Medien hinzukommen, wird die Gesamtheit der Medien- nutzung nur unerheblich erhöht, und die Zeit, die man einem neuen Medium widmet, geht primär auf Kosten anderer Medien.

Die Rolle der Fachmedien

Nahezu unprognostizierbar ist die Zukunft des Fachmedienbereichs.

Fachmedien — etwa Fachzeit- schriften — könnten vom Anzei- geneinschaltungsprinzip abgehen und statt dessen Möglichkeiten des Abrufs von Angebotsinformationen anbieten, unter Umständen in ei- ner Kombination von gedrucktem und elektronischen Kommunika- tionssystem. Bei den Fachzeit- schriften würde dies auch zu einer Umgestaltung des redaktionellen und/oder des Anzeigentee' - führen können.

Während bis vor einiger Zeit die Entwicklung neuer audiovisueller Bild- und Tonträger ein geradezu übermäßiges Interesse verursacht hat, ist die vor der Tür stehende Entwicklung im Zusammenhang mit der Einführung neuer Kommu- nikationsmittel nahezu unbeachtet geblieben. Die werbungtreibende Wirtschaft etwa, die doch hier be- sonders beweglich sein müßte, hat sich an der (im öffentlichen Be-

reich schon lange geführten) Dis- kussion nur schwach beteiligt, was unter anderem dazu geführt hat, daß heutzutage Fachleute aus den Planungskreisen der öffentlich- rechtlichen Gebietskörperschaften mehr oder weniger zwanglos da- von ausgehen, die kommenden neuen Medien würden eine öffent- lich-rechtliche Struktur, nach dem Beispiel der herkömmlichen Rund- funkanstalten, aufweisen. ZWA/EB

Aus der

pharmazeutischen Industrie

Dr. Wilhelm Boehringer verstorben

— Am 12. Januar starb im Alter von 43 Jahren Dr. Wilhelm Boehringer, Mitinhaber der Firma C. H. Boeh- ringer Sohn, Ingelheim. Der Ver- storbene war in der Geschäftslei- tung für die Bereiche Produktion und Technik verantwortlich. kl 300 Heft 5 vom 30. Januar 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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