Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 37|
14. September 2012 A 1793Die Pathologen sind eine der Fachgruppen, für die die Zulas- sungssperre gilt.
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RANDNOTIZ
Johanna Protschka
Wilhelm von Humboldt wusste um die Bedeutung der Sprache. Nach seiner Auffassung ist sie konstituie- rend für unser Denken und Verste- hen: „Durch die Mannigfaltigkeit der Sprachen wächst (. . .) der Reichtum der Welt und die Mannigfaltigkeit dessen, was wir in ihr erkennen“, so der Human- und Sprachwissen- schaftler. Das macht das Anliegen des Arbeitskreises Deutsche Spra-
che in der Medizin nachvollziehbar, die Pflege der deutschen Wissen- schaftssprache und den Erhalt der Mehrsprachigkeit zu fördern. Doch auf universitärer Ebene geht der Trend in eine andere Richtung. „Say it in English, please“ ist angesagt.
Die Folge: Seminare auf Englisch, Publikationen auf Englisch, Kongres- se auf Englisch – und das sogar, wenn mehrheitlich deutsche Teilneh- mer anwesend sind! Englisch ist zur lingua franca geworden, weshalb ei- nige Beobachter der Lage eine zu- nehmende Verflachung der Kommu- nikation und damit der Inhalte be- fürchten. Komplexe Sachverhalte seien einfach am besten in der Mut- tersprache zu verstehen und zu ent- wickeln – das lässt sich kaum be- streiten. Doch wie soll in einer im- mer weiter globalisierten Welt die kollektive Entwicklung des wissen- schaftlichen Fortschritts stattfinden, wenn sich die Wissenschaftswelt einer gemeinsamen Sprache ver- schließt? Und: Es gab schon härtere Zeiten. Man denke nur daran, dass Latein lange Zeit das „non plus ul- tra“ war. Eine umständliche Spra- che, die über sieben Fälle verfügt und den Hauptsatz gerne zwischen achtzeiligen Nebensätzen versteckt.
In einer Vorlesung gesprochen ist sie auch keine Freude. Es scheint also, dass in Sachen Wissenschaftsspra- che die Würfel gefallen sind oder wie der Brite sagt: The dice is cast.
Say it in
English, please
Die Bundesärztekammer (BÄK) und der Verband der privaten Kran- kenversicherung (PKV) haben sich bei einer Klausursitzung Ende Au- gust in Köln nicht auf einen Rah- menvertrag für die Reform der Amtlichen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) geeinigt. „Die Posi- tionen liegen zurzeit so weit aus - einander, dass weitere Verhandlun- gen in nächster Zeit keinen Sinn machen“, sagte Dr. med. Theo Wind- horst, Vorsitzender des BÄK-Aus- schusses „Gebührenordnung“. De- tails nannte er jedoch nicht.
Dem Vernehmen nach beharrt der PKV-Verband jedoch auf einen pauschalen Risikoabschlag für alle privatärztlichen Rechnungen in Hö- he von 25 Prozent. Damit wollen die Krankenversicherer offenbar ausschließen, dass ihre Leistungs- ausgaben explodieren, falls die neue GOÄ teurer wird als kalku- liert. Ein weiterer Streitpunkt dürfte GOÄ-REFORM
Keine Einigung in Sicht
die von PKV-Seite geforderte Öff- nung für einzelvertragliche Lösun- gen sein: „Wir haben einfach zu wenige Möglichkeiten, auf Quali- tät, Menge und Preis einzuwirken“, sagte PKV-Verbandsdirektor Volker Leienbach beim Gesundheitswirt- schaftskongress in Hamburg.
Bis auf weiteres wird es somit keinen Rahmenvertrag zwischen Ärzteschaft und PKV-Verband ge- ben. Genau den hatte aber das Bun- desgesundheitsministerium von den Parteien eingefordert, um darauf aufbauend einen Entwurf für die Novellierung der GOÄ vorzulegen.
„Wir haben das Bundesgesund- heitsministerium bereits über den Verhandlungsstand informiert“, be- richtete Windhorst. Demnächst wer- de es dann wohl ein Spitzentreffen im Ministerium geben. Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe: „Na- türlich ist die Tür für eine Einigung nicht zu. Aber es wird schwierig.“ JF
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat eine Zulassungssperre für neun bislang nicht in die Be- darfsplanung eingeschlossene Fach- arztgruppen verhängt. Sie gilt seit 6. September bis zum Jahresende.
Von 2013 an sollen die Arztgruppen dann in die neue Bedarfsplanung einbezogen werden. Darunter fallen Kinder- und Jugendpsychiater, Nu- klearmediziner, Strahlentherapeu- ZULASSUNGSSPERRE
Neun Arztgruppen sind betroffen
ten, Neurochirurgen, Humangeneti- ker, Laborärzte, Pathologen, Transfu- sionsmediziner und Ärzte für Physi- kalische und Rehabilitative Medizin.
Der Beschluss gilt auch für Ärzte, die angestellt werden sollten.
Die Sperre solle verhindern, dass kurzfristig alle zulassungswilligen Ärzte der genannten Gruppen zuge- lassen werden müssten, teilte der G-BA mit. Denn dann könnten Krankenkassen und Kassenärztli- che Vereinigungen auf eine mögli- che regionale Überversorgung kei- ne Rücksicht nehmen. Nach Anga- ben der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung gab es Hinweise auf überproportional viele Zulassungs- anträge bei bestimmten Gruppen.
Der Berufsverband Deutscher Pathologen kritisierte den Be- schluss. Der Berufsverband für Kin- der- und Jugendpsychiatrie, Psycho- somatik und Psychotherapie in Deutschland stellte den Sinn der Sperre ebenfalls infrage. Rie