1/3
Vortragsreihe: wohnen+/-ausstellen (online, 20 Nov-10 Dec 20)
online / Universität Bremen, Institut für Kunstwissenschaft – Filmwissenschaft – Kunstpädagogik und Mariann Steegmann Institut. Kunst & Gender,
20.11.–10.12.2020
www.mariann-steegmann-institut.de Mariann Steegmann Institut
wohnen+/-ausstellen Studio-Vorträge WS 20/21 Studio-Vortrag
20. November 2020, 19.00 Uhr
Zoom-Vortrag via: https://uni-bremen.zoom.us/j/98196230283?pwd=aFRtQlI4OWt3b3pPRkgrK1B- JMXcrdz09
(Meeting-ID: 981 9623 0283, Kenncode: mnxCF6) Irene Nierhaus, Bremen
Weißblende: Zur Ausstattung des Schlafzimmers des Adolf Loos Vorhänge, Fell und Wäsche weiß, der Teppich blau.
Adolf Loos radikalisiert 1903 gängige Materialien und Ausstattungen von Schlafzimmern, nimmt ihnen Ornamente und Möbelkonturen, lässt ein verschleiernd Textiles, eine betonte und zugleich poröse Materialität zurück. Das transluzide und fließende weiße All-Over vermittelt ähnlich dem Raum zwischen Wachen und Schlafen Durchlässigkeit und Entgrenzung. Das Schlafzimmer ist auch ein Manifest des schreibenden und disputierenden Architekten, als „Schlafzimmer meiner Frau“ publiziert, ist es in Kampfrhetoriken um ein Ethos der Moderne geflochten. Nah an Text und Bild suchend werden Verweisstellen und Diskursanschlüsse zu De- und Refigurierungen in Gestal- tung, Rede und Bild (Sparsamkeit, Disziplinierung, Entgrenzung, Geschlecht, Sexualität) und ihr Imaginäres angesprochen.
In Kooperation mit der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst im Rahmen der Ausstellung „gerlach en koop. Was machen Sie um zwei? Ich schlafe.“
----
Studio-Vortrag
1. Dezember 2020, 18.00 Uhr
Zoom-Vortrag via: https://uni-bremen.zoom.us/j/94616805331?pwd=RTVrbXZjOXVXS0hxQUU4W- G5CaVpJQT09
(Meeting-ID: 946 1680 5331, Kenncode: Vu3Bix)
ArtHist.net
2/3
Karin Gludovatz, Berlin
Klappen. Zur Topologie des Bildes in der niederländischen Malerei des 15. Jahrhunderts
Der Vortrag widmet sich ästhetischen Ordnungskriterien, die das Verhältnis von Bildraum und - fläche regeln und den Konflikt zwischen Zwei- und Dreidimensionalität auf pikturaler Ebene ver- söhnen – als Voraussetzung frühneuzeitlicher Bildproduktion. Er fokussiert auf Interieurs des Flé- malle-Kreises, die ein besonderes Interesse an bildimmanenter Bewegung zeigen. Dieses äußert sich einerseits in der Darstellung von Klappen aller Art, andererseits wird die Funktion des Klap- pens selbst ins Bild gesetzt. Das Klappen lässt sich als Scharnierfunktion verstehen, die Bildtafeln organisieren und Bildwerke performieren konnte, vermittels derer sich innerbildlich aber zugleich das Verhältnis von Raum und Fläche metaphorisieren und präzisieren lässt. Als heuristische Figur verstanden, regelt die Klappe auf
verschiedenen Ebenen die Betrachtung und bestimmt damit unter den Konditionen der Beweglich- keit maßgeblich mit, was angesichts steten Wandels als evident verstanden werden kann.
----
Studio-Vortrag
10. Dezember 2020, 19.00 Uhr
Zoom-Meeting via: https://uni-bremen.zoom.us/j/92326167000?pwd=VERYMDZIOGQrN2h- jWnNneCtsUFVaUT09
(Meeting ID: 923 2616 7000, Passcode: 646778) Sebastian P. Klinger, New York/Berlin
„Sommeil en bouteille“: Bildwelten von Schlaf und Geschlecht
In einem wegweisenden Beitrag zur empirischen Schlafforschung prägte der französische Physio- loge Henri Piéron (1913) den Begriff vom „Schlaf in der Flasche“. Er bezeichnete damit das spekta- kuläre Versprechen, das die Pharmaindustrie denjenigen gab, die auf die moderne 24/7-Gesell- schaft mit nervöser Unruhe und Schlaflosigkeit reagierten. Der Vortrag untersucht historische Wer- bung für Schlaftabletten, Materialien aus der visuellen Kultur, ausgewählte epistemische Genres und Medien der Schlafforschung sowie die literarische Reflexion dieser Praktiken. Er vermittelt zudem, wie Schlafmittel seit Anfang des 20. Jahrhunderts das Potenzial erreicht haben, Selbstbe- wusstsein gleichsam zu generieren und zu zerstören. Fragen zu Geschlecht, Handlungsfähigkeit und kulturellen Ängsten gegenüber Produktivität werden dabei zutage treten.
In Kooperation mit der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst im Rahmen der Ausstellung „gerlach en koop. Was machen Sie um zwei? Ich schlafe.“
----
Die Zoom-Links sind ebenfalls zu finden unter:
www.mariann-steegmann-institut.de www.uni-bremen.de/kunst
Wohnen – jener vermeintliche Ort des Privaten – ist in der Moderne als gesellschaftlicher Schau- platz figuriert, an dem sich die innenorientiert moderne Subjektivität fortwährend veräußert, auss- tellt und ausstellen muss. Wohnen richtet als politische, soziale
ArtHist.net
3/3
und kulturelle An-Ordnung Zuschreibungen an Geschlechter, Ethnien, Körper und Nation ein. Das Forschungsfeld ist eine Kooperation des Instituts für Kunstwissenschaft – Filmwissenschaft – Kunstpädagogik der Universität Bremen mit dem Mariann Steegmann Institut. Kunst & Gender.
Leitung und Konzept: Irene Nierhaus, Kathrin Heinz
studio ist die Vortragsreihe des Forschungsfeldes, Koordination und Durchführung: Christiane Keim
Informationen
www.mariann-steegmann-institut.de keim@uni-bremen.de
Tel. 0421/218-67711, -67700, -67701
Quellennachweis:
ANN: Vortragsreihe: wohnen+/-ausstellen (online, 20 Nov-10 Dec 20). In: ArtHist.net, 14.11.2020. Letzter Zugriff 27.02.2022. <https://arthist.net/archive/23913>.