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Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts V. Grimmelshausens Simplicissimus

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Academic year: 2021

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(1)

Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts

V. Grimmelshausens Simplicissimus

(2)

David Teniers d. J.: Bauernleid (1648)

Kunsthistorisches Museum, Wien

(3)

Hoher Roman Niederer Roman

pikarisch heroisch-höfisch

biblisch pastoral

(4)

Hoher Roman Niederer Roman

pikarisch heroisch-höfisch

John Barclay Argenis

1621

(5)

Hoher Roman Niederer Roman

pikarisch

Johann Barclayens Argenis

Deutsch gemacht durch Martin Opitzen

1626

heroisch-höfisch

John Barclay Argenis

1621

(6)

Hoher Roman Niederer Roman

pikarisch heroisch-höfisch

Anonym

La vida de Lazarillo de Tormes, y de sus fortunas y adversidades

1552 / 1554

John Barclay Argenis

1621

(7)

Pícaro-Roman / Schelmenroman

Anonym

La vida de Lazarillo de Tormes, y de sus fortunas y adversidades

1552 / 1554

Mateo Alemán Guzmán de Alfarache

1599/1605

(8)

Pícaro-Roman / Schelmenroman

Aegidius Albertinus (Übersetzer) Der Landstörtzer Gusman

von Alfarche oder Picaro genannt

1615

Mateo Alemán Guzmán de Alfarache

1599/1605

(9)

Pícaro-Roman / Schelmenroman

Aegidius Albertinus (Übersetzer) Der Landstörtzer Gusman

von Alfarche oder Picaro genannt

1552 / 1554

Mateo Alemán Guzmán de Alfarache

1599/1605

desengaño

Ent-Täuschung Desillusionierung

(10)

Hoher Roman Niederer Roman

in medias res ab ovo

Quintus Horatius Flaccus

Ars poetica v. 147f.

ordo artificialis ordo naturalis

Mitte → Anfang → Ende Anfang → Mitte → Ende

(11)

pikarisch NICOPOMPUS

Ich/ sagt er/ will ein weitläufftige Fabel in gestalt einer Historien herauß butzen. In derselben will ich wunderliche Geschichte erzehlen/ vnd allerley Schlachten/ Heuraten/ Blutvergiessen vnd Frewde mit seltzamer Verlauffung durcheinander mengen. Die angeborne Eytelkeit der Menschen wird jhnen Lust zum lesen machen/ vnd sie werden desto fleissiger vber meinen Sachen seyn/ wann es kein Ansehen wird haben als ich sie zu lehren/ oder jhnen etwas zuverweisen begehrte. […] Wann ich sie nun also zur Lust deß Trancks werde angebracht haben/ alsdann will ich die heilsamen Kräuter darunter mischen. Ich will Tugend und Laster fürstellen/ nebenst der Vergeltung, die beyden gehörig ist.

Johann Barclayens Argenis Deutsch gemacht von Martin Opitzen (1626)

(12)

Pierre Daniel Huet

Traité de l'origine des romans Paris 1670

Übersetzung von Eberhard Werner Happel (

1682)

… cét agreable amusement des honestes paresseux …

… dieser angenehme Zeitvertreib ehrbarer Müßiggänger …

(13)

… cét agreable amusement des honestes paresseux …

… dieser angenehme Zeitvertreib ehrbarer Müßiggänger …

[...] ce que l'on appelle proprement Romans sont des fictions d'aventures amoureuses, écrites en Prose avec art, pour le plaisir & l'instruction des Lecteurs. Ie dis des fictions, pour les distinguer des Histoires veritables.

I'ajouste, d'aventures amoureuses, parce que l'amour doit estre le principal sujet du Roman.

Was man im eigentlichen Sinn ›Romane‹ nennt, sind Erfindungen von Liebesabenteuern, kunstvoll in Prosa verfasst zum Vergnügen und zur Belehrung der Leser. Ich sage ›Erfindungen‹, um die Romane von den wahren Historien zu unterscheiden. Ich füge hinzu ›von Liebes- abenteuern‹, weil die Liebe das hauptsächliche Thema des Romans sein muss.

(14)

… cét agreable amusement des honestes paresseux …

… dieser angenehme Zeitvertreib ehrbarer Müßiggänger …

[...] ce que l'on appelle proprement Romans sont des fictions d'aventures amoureuses, écrites en Prose avec art, pour le plaisir & l'instruction des Lecteurs. Ie dis des fictions, pour les distinguer des Histoires veritables.

I'ajouste, d'aventures amoureuses, parce que l'amour doit estre le principal sujet du Roman.

La fin principale des Romans, ou du moins celle qui le doit estre, & que se doivent proposer ceux qui les com- posent, est l'instruction des Lecteurs, à qui il faut toûjours faire voir la vertu couronnée; & le vice chastié.

Der Hauptzweck der Romane oder zumindest der, den sie haben sollen und den sich diejenigen vornehmen müssen, die welche verfassen, ist die Belehrung der Leser, denen es immer zu zeigen gilt, dass die Tugend gekrönt wird und das Laster bestraft.

(15)

Hoher Roman Niederer Roman

in medias res ab ovo

(spät-)antik

Heliodor

Aithiopika

(Die Abenteuer der schönen Chariklea)

um 250?

(16)

ab ovo

(spät-)antik

Heliodor

Aithiopika

(Die Abenteuer der schönen Chariklea)

um 250?

neuzeitlich

Miguel de Cervantes Saavedra

Don Quijote

1605/15

(17)

ab ovo

Miguel de Cervantes Saavedra

Don Quijote

1605/15

Miguel de Cervantes Saavedra

Cide Hamete Benengeli

(18)

ab ovo

Miguel de Cervantes Saavedra

Cide Hamete Benengeli

Manche behaupten, sein Name sei Quijada oder Quesada gewesen − die über den Fall schreiben, sind sich nicht einig −, obwohl man mit gutem Grund annehmen darf, dass er Quijana hieß.

(19)

ab ovo

1614

(20)

ab ovo

1614

(21)

Item bitte ich besagte Herren Testamentvollstrecker eindringlich, falls das Schicksal ihnen den Verfasser über den Weg führen sollte, der, wie es heißt, eine Geschichte geschrieben hat, die unter dem Titel Zweiter Teil der Heldentaten des Don Quijote von der Mancha unter die Leute gebracht wurde, dass sie ihn meines Teils so inständig wie nur möglich um Vergebung dafür bitten, dass ich ihm unwissentlich Anlass gab, so großen und erschreckenden Unfug zu schreiben, denn ich verlasse dieses Leben mit der Gewissenslast, die Ursache von solch Schreiberei gewesen zu sein.

(22)

ab ovo

aemulatio (Nacheiferung / Überbietung)

Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (1633-1717)

Die Durchleuchtige Syrerinn Aramena

5 Bände (1669-73 / 1778-80)

> 2300 Seiten

Die Römische Octavia 7 Bände (1677-1713 / 1762)

> 7000 Seiten

(23)

ab ovo

aemulatio (Nacheiferung / Überbietung)

Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683)

(24)

Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrman 2 Bände (1689/90) > 3100 Seiten

Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683)

(25)

Heinrich Anselm von

Zigler und Kliphausen

Die Asiatische Banise / Oder

Das blutig=doch muthige Pegu

Leipzig 1689

(26)

Die dritte art der Geschichtschriften / die Geschichtgedichte / tragen entweder eine warhaftige Geschicht unter dem fürhang erdichteter Namen verborgen / sind in ihren Umständen anderst geordnet / als sie sich begeben / und ihre Historie ist mit andern umständen vermehret / die sich warscheinlich begeben können: oder es sind ganzerdichtete Historien / welche der Verfasser erfunden / seinen verstand und sich in der Sprache / darinn er schreibet / zu üben / auch andere / durch lehrhafte beispiele / von lastern ab= und zur Tugend anzumahnen.

Dergleichen Geschicht-mähren sind zweifelsfrei weit nützlicher / als die warhafte Geschicht- schriften: dann sie haben die freiheit / unter der Decke die warheit zu reden und alles mit- einzufüren / was zu des Dichters gutem absehen und zur erbauung dienet; [...].

Siegmund von Birken (1669): Vorrede zu Anton Ulrichs Aramena

(27)

mehrfacher Schriftsinn

a)zweifach

•sensus litteralis

•sensus spiritualis

b) vierfach

•sensus litteralis (›buchstäblicher/historischer Sinn‹)

•sensus allegoricus (›eigentlicher‹ Schriftsinn)

•sensus moralis/tropologicus (›belehrender Schriftsinn‹)

•sensus anagogicus (›verweisender Schriftsinn‹)

Jerusalem ›buchstäblich‹: die reale Stadt

›eigentlich‹: die Kirche Christi

›belehrend‹: die menschliche Seele

›verweisend‹: das Reich Gottes im Jenseits

(28)

mehrfacher Schriftsinn

a)zweifach

•sensus litteralis

•sensus spiritualis

Ihre Zusammenrottung/ welche der Obrigkeit sehr beschwerlich ist/ hat sich zu vnserer Zeit von einem der Vsinulca hiesse angefangen. Dieser verwarff die alte Art die Götter zu ehren/

welche in Sicilien allzeit vblich gewesen <...>.

(29)

mehrfacher Schriftsinn

a)zweifach

•sensus litteralis

•sensus spiritualis

Ihre Zusammenrottung/ welche der Obrigkeit sehr beschwerlich ist/ hat sich zu vnserer Zeit von einem der Vsinulca hiesse angefangen. Dieser verwarff die alte Art die Götter zu ehren/

welche in Sicilien allzeit vblich gewesen <...>.

Johannes Calvin

Jean Cauvin (1509-1564)

Vsinulca: Anagramm für ›Calvinus‹

(30)

mehrfacher Schriftsinn

a)zweifach

•sensus litteralis

•sensus spiritualis

Wann jhr mit reiffem Rahte solcher

Zusammenrottung nicht zuvor kompt/ wirdt es hier auch anders ergehen als in Merganien? Es war ein Landt welches einer allein beherrschete; nunmehr ist es auß Trägheit oder Vbersehung der Regenten vnter so viel Fürsten zhertrennet worden/ daß der so zuvor vollmächtiger Herr war/

jetzundt nichts mehr darvon hatt.

(31)

Matthaeus Merian: Gelnhausen (ca. 1640)

Hans Jakob Christoph (Christoffel)

von Grimmelshausen

1621/22 - 1676

(32)
(33)

Emblem

inscriptio pictura

subscriptio

(34)

Verfasser (laut Titelblatt):

German Schleifheim von Sulsfort Ich-Erzähler:

Melchior Sternfels von Fuchshaim Verfasser (laut ›Beschluß‹)

Samuel Greifnson vom Hirschfeld Christoffel von Grimmelshausen

Verfasser des ›Beschluß‹:

H. I. C. V. G.

P. zu Cernhein [Prätor zu Renichen]

Anagramme

(35)

Chimäre

(36)

Ich ward gleich wie Phoenix durchs Feuer geboren.

Ich flog durch die Lüftte? ward doch nicht verloren Ich wandert im waßer ich streiffte zu Land,

in solchem Umschwermen macht ich mir bekant was oft mich betrüebet und selten ergetzet.

was war das? Ich habs in dies Buch hier gesetzet Damit sich der Leser gleich wie ich itzt thu,

entferne der Torheit und lebe in Ruh.

(37)
(38)

[…] ich war nur mit der Gestalt ein Mensch, und mit dem Namen ein Christenkind, im übrigen aber nur ein Bestia! Aber der Allerhöchste sahe meine Unschuld mit barmherzigen Augen an und wollte mich beides, zu seiner und meiner Erkantnus bringen:

Und wiewohl er tausenderlei Weg

hierzu hatte, wollte er sich doch ohn

Zweifel nur desjenigen bedienen, in

welchem mein Knan und Meuder,

andern zum Exempel, wegen ihrer

liederlichen Auferziehung gestraft

würden.

(39)
(40)
(41)
(42)

Herzbruder ↔ Simplex ↔ Olivier

(43)

Adjeu o Welt, o schnöde arge Welt, o stin- kendes elendes Fleisch, dann von deinet- wegen und um daß man dir gefolget, gedienet und gehorsamet hat, so wird der gottlos Unbußfertig zur ewigen Verdamm- nus verurteilt, in welcher in Ewigkeit anders nicht zu gewarten, als anstatt der verbrachten Freud, Leid ohne Trost, anstatt des Zechens Durst ohne Labung, anstatt des Fressens, Hunger ohne Fülle, anstatt der Herrlichkeit und Prachts, Finsternus ohne Liecht, anstatt der Wollüste, Schmerzen ohne Linderung, anstatt des Dominierens und Triumphierens, Heulen, Weinen und Weheklagen ohne Aufhören, Hitz ohne Kühlung, Feuer ohne Leschung, Kält ohne Maß, und Elend ohne Ende.

(44)
(45)

[…] ein ehrlich gesinnter christlicher

Leser wird sich vielmehr verwun-

dern und die göttliche Barmherzig-

keit preisen, wann er findet, daß so

ein schlimmer Gesell wie ich

gewesen, dannoch die Gnad von

Gott gehabt, der Welt zu resigniern,

und in einem solchen Stand zu

leben, darinnen er zur ewigen Glori

zu kommen, und die selige Ewigkeit

nächst dem heiligen Leiden des

Erlösers zu erlangen verhofft, durch

ein seligs ENDE.

(46)

Hochgeehrter, großgünstiger lieber Leser etc.

Dieser Simplicissimus ist ein Werk vom Samuel Greifnson vom Hirschfeld, maßen ich nicht allein dieses nach seinem Absterben unter seinen hinderlassenen Schriften gefunden, sonder er bezeugt sich auch selbst in diesem Buch auf den Keuschen Joseph, der er gemacht, und in seinem Satyrischen Pilger auf diesen seinen Simplicissimum, welchen er in seiner Jugend zum Teil geschrieben, als er noch ein Musketierer gewesen; aus was Ursach er aber seinen Namen durch Versetzung der Buchstaben verändert, und German Schleifheim von Sulsfort an dessen Statt auf den Titul gesetzt, ist mir unwissend; [...]. Der Leser leb wohl.

Dat. Rheinnec, den 22. Aprilis Anno 1668.

H.I.C.V.G.

P. zu Cernheim.

(47)

Der Wahn betreügt.

Also wurde ich beizeiten gewahr, daß nichts Beständigers in der Welt ist, als die Unbeständigkeit selbsten.

(48)

[…] ich wußte nicht, ob er sie oder er wäre, dann er trug Haar und Bart auf französisch, zu beiden Seiten hatte er lange Zöpf herunderhangen wie Pferds- schwänz, und sein Bart war so elend zugerichtet und verstümpelt, daß zwischen Maul und Nasen nur noch etlich wenig Haar so kurz darvongekommen, daß man sie kaum sehen konnte: Nicht weniger setzten mich seine weiten Hosen seines Geschlechts halber in nicht geringen Zweifel, als welche mir viel- mehr einen Weiberrock, als ein paar Mannshosen vorstelleten. […] Und demnach ich also im Zweifel stunde, und nicht wußte, was die jetzige Mode war, hielt ich ihn endlich vor Mann und Weib zugleich.

(49)

... daß ich aber zu zeiten etwas possierlich auffziehe/ geschiehet der Zärthling halber/ die keine heilsame Pillulen können verschlucken/ sie seyen dann zuvor überzuckert vnd vergült.

(50)

ordo artificialis ordo naturalis historiografisch autobiografisch hohes Personal niederes Personal exotische Vergangenheit vertraute Gegenwart

edle Abenteuer derbe Abenteuer

körperlos grobianisch

verrätselt offensichtlich

umfangreich kurz

idealisch satirisch

Überbietung der Realität Unterbietung der Realität

hoher Roman niederer Roman

(51)

›Glücksritter‹

ca. 1620

Referenzen

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