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Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts

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(1)

Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts

VII. G. E. Lessing: Miß Sara Sampson / Minna von Barnhelm

(2)

William Hogarth: ›Before‹ (1736)

(3)

Daniel Chodowiecki

1726-1801

›Minerva als Symbol der Toleranz‹

1791

(4)

Gotthold Ephraim Lessing

1729-1781

(5)

Joseph Highmore 1743/44

(6)

Alles Stoische ist untheatralisch; und unser Mitleiden ist allezeit dem Leiden gleichmäßig, welches der inter- essierende Gegenstand äußert. Sieht man ihn sein Elend mit großer Seele ertragen, so wird diese große Seele zwar unsere Bewunderung erwecken, aber die Bewunderung ist ein kalter Affekt, dessen untätiges Staunen jede andere wärmere Leidenschaft, so wie jede andere deutliche Vorstellung, ausschließet.

Laokoon-Gruppe

1. Jh. v. Chr. (??)

Vatikanische Museen, Rom

(7)

Alles Stoische ist untheatralisch; und unser Mitleiden ist allezeit dem Leiden gleichmäßig, welches der inter- essierende Gegenstand äußert. Sieht man ihn sein Elend mit großer Seele ertragen, so wird diese große Seele zwar unsere Bewunderung erwecken, aber die Bewunderung ist ein kalter Affekt, dessen untätiges Staunen jede andere wärmere Leidenschaft, so wie jede andere deutliche Vorstellung, ausschließet.

(8)

SIR WILLIAM. [...] Ich würde doch lieber von einer lasterhaften Tochter, als von keiner, geliebt sein wollen.

Gotthold Ephraim Lessing Miß Sara Sampson

1755

Johann Christoph Gottsched

Erste Gründe der gesammten Weltweisheit 1733/34

[...] so sind auch die Handlungen schon an sich selbst, und ihrer innern Natur nach, entweder gut oder böse.

(9)

Frühaufklärung

Rationalismus

Hochaufklärung

Emotionalismus

Natürlichkeit & Nützlichkeit

(10)

Hochaufklärung

Emotionalismus

Empfindsamkeit  Ataraxie (Unempfindlichkeit)

›La nature humaine est donc bonne?‹

Oui, mon ami, et très bonne.

Denis Diderot (1713-1784)

›Die menschliche Natur ist also gut?‹

Ja, mein Freund, und sehr gut.

(11)

Empfindsamkeit  Ataraxie (Unempfindlichkeit)

Johann Christoph Adelung

Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

1774-86 / 1793-1801

Empfindsam, [...] Fähig, leicht sanfte Empfindungen zu bekommen, fähig leicht gerührt zu werden; [...].

Hochaufklärung

Emotionalismus

(12)

Johann Christoph Adelung

Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

1774-86 / 1793-1801

Empfindsam, [...] Fähig, leicht sanfte Empfindungen zu bekommen, fähig leicht gerührt zu werden; [...].

›moral sense‹

(13)

Anthony Ashley Cooper

3

rd

Earl of Shaftesbury

1671-1713

Francis Hutcheson

1694-1746

›moral sense‹

That REASON, PASSION, answer one great aim;

That true Self-love and Social are the same;

That Virtue alone makes our bliss below;

And all our knowledge is, ourselves to know.

Alexander Pope: Essay on Man (IV v. 395-398) 1733/34

(14)

Briefe die neueste Litteratur betreffend: 17. Brief (16. Februar 1759)

Er hätte aus

unsern alten dramatischen Stücken, welche er vertrieb, hinlänglich abmerken können, dass wir mehr in den Geschmack der Engländer, als der Franzosen einschlagen [...].

(15)

Briefe die neueste Litteratur betreffend: 17. Brief (16. Februar 1759)

Wenn man die Meisterstücke des Shakespear, mit einigen bescheidenen Veränderungen, unsern Deutschen übersetzt hätte, ich weiß gewiß, es würde von bessern Folgen gewesen seyn, als daß man sie mit dem Corneille und Racine so bekannt gemacht hat.

Pierre Corneille 1606 - 1684

Jean Racine 1639 - 1699

(16)

Heroisches Trauerspiel Verse (Alexandriner)

historischer Stoff hoher Stil

idealisierte Helden Fürst

Schicksal des Staates tragischer Ausgang

Bürgerliches Trauerspiel Prosa

fiktiver Stoff mittlerer Stil mittlere Helden

Familie

Schicksal der Familie tragischer Ausgang

Gotthold Ephraim Lessing

Miß Sara Sampson

Ein bürgerliches Trauerspiel

1755

Johann Christoph Gottsched

Sterbender Cato

Ein Trauerspiel

1732

(17)

Bürgerliches Trauerspiel Prosa

fiktiver Stoff mittlerer Stil mittlere Helden

Familie

Schicksal der Familie tragischer Ausgang

Gotthold Ephraim Lessing

Miß Sara Sampson

Ein bürgerliches Trauerspiel

1755

George Lillo

The London Merchant

1731

or the History of George Barnwell

(18)

Gotthold Ephraim Lessing

Miß Sara Sampson

Ein bürgerliches Trauerspiel

1755

George Lillo

The London Merchant

1731

or the History of George Barnwell

Lady Millwood

Lessing: ›Marwood‹ / Schiller: ›Milford‹

(19)

Gotthold Ephraim Lessing

Miß Sara Sampson

Ein bürgerliches Trauerspiel

1755

Erstdruck

G. E. Leßings Schrifften Sechster Theil

Berlin 1755 Uraufführung

Frankfurt/Oder: 10. 7. 1755

Gotthold Ephraim Lessing

Miß Sara Sampson

Ein Trauerspiel in fünf Akten

1755

Zweitdruck Trauerspiele

von Gotthold Ephraim Lessing Berlin 1772

(20)

Gotthold Ephraim Lessing

Miß Sara Sampson

Ein bürgerliches Trauerspiel

1755

Erstdruck

G. E. Leßings Schrifften Sechster Theil

Berlin 1755

Gotthold Ephraim Lessing

Miß Sara Sampson

Ein Trauerspiel in fünf Akten

1755

Zweitdruck Trauerspiele

von Gotthold Ephraim Lessing Berlin 1772

Tragödie: »das Unglück der Großen und die Unfälle ganzer Staaten«

Trauerspiel: »unser häusliches Unglück«

G. E. Lessing: Das Theater des Herrn Diderot (1760)

(21)

Gotthold Ephraim Lessing

Miß Sara Sampson

Ein bürgerliches Trauerspiel

1755

SIR WILLIAM SAMPSON MISS SARA, dessen Tochter MELLEFONT

MARWOOD, Mellefonts alte Geliebte [gibt sich als Lady Solmes aus]

ARABELLA, ein junges Kind, der Marwood Tochter WAITWELL, ein alter Diener des Sampson

NORTON, Bedienter des Mellefont BETTY, Mädchen der Sara

HANNAH, Mädchen der Marwood

DER GASTWIRT und einige Nebenpersonen

(22)

SIR WILLIAM SAMPSON MISS SARA, dessen Tochter MELLEFONT

MARWOOD, Mellefonts alte Geliebte [gibt sich als Lady Solmes aus]

ARABELLA, ein junges Kind, der Marwood Tochter WAITWELL, ein alter Diener des Sampson

NORTON, Bedienter des Mellefont BETTY, Mädchen der Sara

HANNAH, Mädchen der Marwood

DER GASTWIRT und einige Nebenpersonen

Samuel Richardson

Clarissa

or the

History of a Young Lady Briefroman 1747/48

(23)

Miß Sara Sampson

Ein bürgerliches Trauerspiel in fünf Akten

SIR WILLIAM SAMPSON MISS SARA, dessen Tochter MELLEFONT

MARWOOD, Mellefonts alte Geliebte

ARABELLA, ein junges Kind, der Marwood Tochter WAITWELL, ein alter Diener des Sampson

NORTON, Bedienter des Mellefont BETTY, Mädchen der Sara

HANNAH, Mädchen der Marwood

DER GASTWIRT und einige Nebenpersonen

(24)

Miß Sara Sampson

Ein bürgerliches Trauerspiel in fünf Akten

Mellefont. […] Sara Sampson, meine Geliebte! Wie viel Seligkeiten liegen in diesen Worten! Sara Sampson, meine Ehegattin! − Die Hälfte dieser Seligkeiten ist verschwunden! und die andre Hälfte − wird verschwinden. − Ich Ungeheuer!

(25)

Miß Sara Sampson

Ein bürgerliches Trauerspiel in fünf Akten

Sara. [...] Wenn ich der Marwood Erfahrung gehabt hätte, so würde ich den Fehltritt gewiß nicht getan haben, der mich mit ihr in eine so erniedrigende Parallel setzt. Hätte ich ihn aber doch getan, so würde ich wenigstens nicht zehn Jahr darin verharret sein. Es ist ganz etwas anders, aus Unwissenheit auf das Laster treffen; und ganz etwas anders, es kennen und dem ungeachtet mit ihm vertraulich werden.

Sara. […] Wenn zum Exempel, ein Mellefont eine Marwood liebt, und sie endlich verlässt; so ist dieses Verlassen, in Vergleichung mit der Liebe selbst, etwas sehr Gutes. Es wäre ein Unglück, wenn er eine Lasterhafte deswegen, weil er sie einmal geliebt hat, ewig lieben müsste.

Typ → Charakter

›mittlere‹ bzw. ›ver-/gemischte‹ Charaktere

(26)

Miß Sara Sampson

Ein bürgerliches Trauerspiel in fünf Akten

Sir William. [...] Wenn sie mich noch liebt, so ist ihr Fehler vergessen.

Es war der Fehler eines zärtlichen Mädchens, und ihre Flucht war die Wirkung ihrer Reue. Solche Vergehungen sind besser, als erzwungene Tugenden ‒ Doch ich fühle es, Waitwell, ich fühle es; wenn diese Vergehungen auch wahre Verbrechen, wenn es auch vorsätzliche Laster wären: ach! ich würde ihr doch vergeben. Ich würde doch lieber von einer lasterhaften Tochter, als von keiner, geliebt sein wollen.

›mittlere‹ bzw. ›ver-/gemischte‹ Charaktere

Typ → Charakter

(27)

Miß Sara Sampson

Ein bürgerliches Trauerspiel in fünf Akten

Empathie

Sir William. Hier meine Tochter? Hier in diesem elenden Wirtshause?

Waitwell. […] ‒ Ach, Sie weinen schon wieder, schon wieder, Sir! - Sir!

Sir William. Laß mich weinen, alter ehrlicher Diener. Oder verdient sie etwa meine Tränen nicht?

Waitwell. Ach! sie verdient sie, und wenn es blutige Tränen wären.

Sir William. Nun so laß mich.

Es ist bekannt, dass, wenn man zwei Saiten eine gleiche Spannung gibt, und die eine durch die Berührung ertönen lässt, die andere mitertönt, ohne berührt zu sein.

Lessing an Moses Mendelssohn, 2. Februar 1757

(28)

Briefwechsel über das Trauerspiel (1756/57)

Lessing an Friedrich Nicolai

November 1756

Wenn es also wahr ist, daß die ganze Kunst des tragischen Dichters auf die sichere Erregung und Dauer des einzigen Mitleidens geht, so sage ich nunmehr, die Bestimmung der Tragödie ist diese: sie soll unsre Fähigkeit, Mitleid zu fühlen, erweitern. Sie soll uns nicht blos lehren, gegen diesen oder jenen Unglücklichen Mitleid zu fühlen, sondern sie soll uns so weit fühlbar machen, daß uns der Unglückliche zu allen Zeiten, und unter allen Gestalten, rühren und für sich einnehmen muß.

[. . .] Der mitleidigste Mensch ist der beste Mensch, zu allen gesell- schaftlichen Tugenden, zu allen Arten der Großmuth der aufgelegteste.

Wer uns also mitleidig macht, macht uns besser und tugendhafter.

(29)

1767-69

(30)

Hamburg, Gänsemarkt

Theaterleiter: Johann Friedrich Löwen (1727-1771) Eröffnung: 22. April 1767

(31)

Hamburg, Gänsemarkt

Nationaltheater

(32)

Nationaltheater

nicht-höfisch + ›stehend‹

(33)

Die Tragödie ist Nachahmung einer guten und in sich geschlossenen Handlung [...], die Jammer und Schaudern hervorruft und hierdurch eine Reinigung von derartigen Erregungszuständen bewirkt.

Übersetzung: Manfred Fuhrmann

Hamartia (αμαρτία): Fehler

Pathos (πάθος): Leiden

Phobos (φόβος): Schauder + Eleos (ελέος): Jammer ,

,

Katharsis: Reinigung

κάθαρσις

(34)

Das Wort welches Aristoteles braucht, heißt Furcht: Mitleid und Furcht, sagt er, soll die Tragödie erregen; nicht, Mitleid und Schrecken.

Katharsis: Reinigung

κάθαρσις

Er spricht von Mitleid und Furcht, nicht von Mitleid und Schrecken; und seine Furcht ist durchaus nicht die Furcht, welche uns das bevorstehende Übel eines andern, für diesen andern, erweckt, sondern es ist die Furcht, welche aus unserer Ähnlichkeit mit der leidenden Person für uns selbst entspringt; es ist die Furcht, daß die Unglücksfälle, die wir über diese verhänget sehen, uns selbst treffen können; es ist die Furcht, daß wir der bemitleidete Gegenstand selbst werden können. Mit einem Worte: diese Furcht ist das auf uns selbst bezogene Mitleid.

(35)

Da nämlich, es kurz zu sagen, diese Reinigung in nichts anders beruhet, als in Verwandlung der Leidenschaften in tugendhafte Fertigkeiten, bei jeder Tugend aber, nach unserm Philosophen, sich diesseits und jenseits ein Extremum findet, zwischen welchem sie inne stehet: so muß die Tragödie, wenn sie unser Mitleid in Tugend verwandeln soll, uns von beiden Extremis des Mitleids zu reinigen vermögend sein; welches auch von der Furcht zu verstehen.

Das tragische Mitleid muß nicht allein, in Ansehung des Mitleids, die Seele desjenigen reinigen, welcher zu viel Mitleid fühlet, sondern auch desjenigen, welcher zu wenig empfindet. Die tragische Furcht muß nicht allein, in Ansehung der Furcht, die Seele desjenigen reinigen, welcher sich ganz und gar keines Unglücks befürchtet, sondern auch desjenigen, den ein jedes Unglück, auch das entfernteste, auch das unwahrscheinlichste, in Angst setzet.

Katharsis: Reinigung

κάθαρσις

(36)

Katharsis: Reinigung

κάθαρσις

Brief an Friedrich Nicolai (November 1756)

[. . .] Der mitleidigste Mensch ist der beste Mensch, zu allen gesell- schaftlichen Tugenden, zu allen Arten der Großmuth der aufgelegteste. Wer uns also mitleidig macht, macht uns besser und tugendhafter.

Hamburgische Dramaturgie (1768)

[...] so muß die Tragödie, wenn sie unser Mitleid in Tugend verwandeln soll, uns von beiden Extremis des Mitleids zu reinigen vermögend sein; welches auch von der Furcht zu verstehen.

Maximum des Mitleids  gesundes Mittelmaß

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