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Erklärung.
Prof. Leumann hat in dieser Zeitschr. S. 578ff. , angeregt
durch das „Gevatterschaftsverhäitnis", in dem er zu unserer Amitagati-
Ausgabe steht, eine Kritik unseres siebenten Kapitels geliefert, die
sich hauptsächlich auf die Übersetzung bezieht. Wie er zu anderen
nicht aus seiner Peder geflossenen Arbeiten .— wir denken z. B. an
W e b e r 's Ausgabe und Übersetzung des Campaka§restbikatbänaka oder an T a w n e y 's Übersetzung des Katbäkoäa — höchst schätzens¬
werte Bemerkungen und Besserungen geliefert hat, so hat er dies
auch bei unserer Arbeit getan.
Zu Str. 4 möchten wir bemerken , daß auch wir ekanta-drS
als Bahuvrihi aufgefaßt und angenommen haben, daß iti nachgestellt
ist. Aber freilich ist L.'s Übersetzung richtiger. Ob in Str. 19
cäru payah oder cärupayah zu sebreiben ist, wird sich kaum ent¬
scheiden lassen. Warum sollten nicbt zwei adjektivische Attribute
— „gezuckerte süße Milch" — hintereinander stehen? Zu Str. 21
sagt L., das die Strophe beginnende ananta stehe als Kürzung für
anantänubandhin „unendliche Zeit dauernd". Wir meinen dasselbe,
wenn wir übersetzen : ,des endlosen Zornes', und haben für
ananta eben „endlos", nicht „unendlich" gewählt, weil wir den Ein¬
druck vermeiden wollten, als sei „ingens" gemeint. Daß wir auch
in Str. 33 durchaus der Meinnng L.'s sind, zeigt doch schon die
Übersetzung: „Diese bei den Guten getadelte Tat habe ich voll¬
bracht!" Wir glaubten also bei der wörtlichen Übersetzung
(ohne Zufügung eines weiteren Personalpronomens) bleiben zu dürfen.
Auch zu 38 vermögen wir den Unterschied zwischen „rechtem*
Glauben und „reinem" Glauben nieht zu erkennen und meinen mit
„unendlichen Krankheiten" „unendlich währende Krankheiten", halten
also unsere Übersetzung von durantarogopahatesu für richtig.
Andererseits erkennen wir gern an, daß L.'s Bemerkungen in
den übrigen Fällen das Richtige treifen. Es steckt viel Scbarfsinn
und Gelehrsamkeit darin, die unserer Arbeit zugutekommen werden.
Wir würden also gar nicht entgegnet haben, wenn L. S. 582 nicht
sagte : „Wenn ich deshalb von Anfang an Dr. Hertel auf den oben
bereits erwähnten Tattvärtha Ümäsväti's hingewiesen habe in
dem Sinne, daß da wohl über vieles Aufklärung zu erlangen wäre,
so ist dieser Wink leider unbeachtet geblieben". Sein Wink ist
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820 Erhlärung.
fiir unsere Übersetznng nicbt unbeacbtet geblieben. Insbesondere
hat Schmidt den Tattvärtha genau durchgearbeitet Wir glauben
aber, daß wir nicht die einzigen sind, denen in diesen Sütren vieles
unverständlich geblieben ist. Wer, wie L. , seit langen Jahren die
Jaina-Literatur nicht nur aus den bisher gedruckten Texten, sondern
aus einer Fülle von Handscbriften auf das eingehendste kennt, der
mag diese Sütren auch obne Kommentar verstehen. Bei anderen
wird dies nicbt der Fall sein. Der Kommentar aber, den der Ver¬
fasser dieser Sütren selbst dazu zu schreiben für nötig hielt, ist
uns erst nach Beginn des Druckes unserer Arbeit zugänglich ge¬
worden. Daß er überhaupt erscheinen würde , konnten wir nicht
voraussehen , sonst würden wir unsere Übersetzung noch zurück¬
gehalten haben. Dasselbe gilt von den Hss. von Haribbadra's
Kommentar zum Tattvärtha und vom Ratnakarandaka, die L. an
Hertel zu senden die Güte hatte. Die Amtsarbeit und die nicht
aufschiebbare Arbeit am Paücatantra haben ihn beim besten Willen
auch nicht zum nachträglichen Studium der beiden Werke kommen
lassen.
Da wir nun außerdem erfahren , daß von einer Autorität auf
dem Gebiet der Jaina-Literatur demnächst eine deutsche Bearbeitunsr o
des Tattvärtha in dieser Zeitschrift erscheinen soll, so werden wir
die Fortsetzung unserer Arbeit über den Subhasitasarndoha zurück¬
stellen, bis diese deutscbe Bearbeitung des Tattvärtha erschienen ist.
Johannes Hertel.
Richard Schmidt.
Erwiderung auf die obige Erklärung.
Den vorunterzeichneten Kollegen mochte freilich mein Urteil
über ihre Stellung zum Tattvärtha etwas befremdlich erscheinen.
Daß man ein solches Werk zusammen mit einem Kommentar kon¬
sultieren würde, hielt ich nämlich für selbstverständlich, weshalb
ich am 24. März 1905 Dr. Hertel's Bitte um den Text in der Weise
beantwortete, daß ich den Kommentar des Haribhadra mitschickte.
Meiner Meinung nach hätte auch da noch, weil Hertel und Schmidt
erst ein Anfangsstück ihrer Arbeit im Druck hatten, das Material
einigermaßen verwertet werden können. Von einer „genauen Durch¬
arbeitung des Tattvärtha' zu reden , wenn man dabei den bloßen
Text ira Auge hat, geht schwerlich an. Ira Übrigen lassen Hertel
und Scbmidt, indera sie nur von Ümäsväti's eigenem Tattvärtba-
Kommentar, der, weil ein bhä,sya, ihnen nicbt viel geholfen haben
würde, reden, gänzlich unerwähnt, daß ich ihnen den viel passen¬
deren Kommentar Haribhadra's zugänglich gemacht hatte, der nicht
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