• Keine Ergebnisse gefunden

Einleitung Interactionofantisepticsandantibiotics–principlesandfirstinvitroresults InteraktionvonAntiseptikaundAntibiotika–GrundlagenundersteErgebnisseinvitro DefinitionderInteraktion

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Einleitung Interactionofantisepticsandantibiotics–principlesandfirstinvitroresults InteraktionvonAntiseptikaundAntibiotika–GrundlagenundersteErgebnisseinvitro DefinitionderInteraktion"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Interaktion von Antiseptika und Antibiotika – Grundlagen und erste Ergebnisse in vitro

Interaction of antiseptics and antibiotics – principles and first in vitro results

Abstract

While knowledge of possible interactions of antimicrobial substances is limited, combined use of antiseptics and antibiotics is clinical practice.

Nils-Olaf Hübner

1

Ojan Assadian

2

The authors address the basic concepts and problems in interaction

Katharina Sciermoch

1

testing and show that the combination of microbiocidal substances

Axel Kramer

1

does not necessarily lead to an synergistic effect in vitro. New ap- proaches to avoid problems of existing methods are shown.

Keywords:minimal inhibitory concentration MIC, index of fractional inhibitory concentration IFIC, antiseptic, antibiotic, resistance testing, interaction

1 Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Ernst- Moritz-Arndt-Universität, Greifswald, Deutschland

Zusammenfassung

Antibiotika und Antiseptika werden im klinischen Alltag häufig kombiniert eingesetzt, obwohl wenig über die möglichen Interaktionen bekannt ist.

2 Klinisches Institut für Hygiene und Medizinische

Mikrobiologie, Medizinische Universität, Wien, Österreich Die Autoren gehen auf die Grundlagen der Beschreibung von Interaktio-

nen ein und zeigen an in vitro-Ergebnissen, dass eine Kombinationsthe- rapie nicht zwangsweise zu einer potenzierten Wirkung der Einzelsub- stanzen führen muss. Es wird ein Ausblick auf neue Ansätze gegeben, mit denen die Probleme der klassischen Ansätze umgangen werden könnten.

Schlüsselwörter:Minimale Hemmkonzentration MHK, Index der fraktionalen Inhibitionskonzentration, Antiseptikum, Antibiotikum, Resistenztestung, Interaktion

Einleitung

So häufig, wie Antibiotika und Antiseptika im klinischen Alltag (z. B. bei der Wundbehandlung, Lavage oder prä- operativen Antibiotikagabe) kombiniert eingesetzt werden, so wenig ist über die Interaktionen von Antibiotika und Antiseptika bekannt. Vergleicht man die Wirkprinzipien von Antibiotika und Antiseptika (Tabelle 1), wird deutlich, warum in der Praxis so häufig gleichzeitig verschiedene antimikrobielle Substanzen verwendet werden. Dabei werden diese im Normalfall nicht direkt miteinander kombiniert, sondern es kommt zu einer unbeabsichtigten Interaktion, z. B. bei gleichzeitiger antibiotischer und an- tiseptischer Behandlung von invasiven Wundinfektionen.

Leider lässt sich in der Literatur keine Antwort auf die Frage finden, ob die Hoffnung nach einer zumindest ad- ditiven, wenn nicht potenzierten Wirkung beim kombinier- ten Einsatz von Substanzen beider Gruppen gerechtfertigt ist. Für Antiseptika und Antibiotika sind nicht nur pharma-

kokinetische (durch gegenseitige physikalische oder chemische Beeinflussung), sondern auch pharmakodyna- mische Interaktionen denkbar. Diese können sowohl auf chemischer als auch auf molekularbiologischer Ebene ablaufen. Eine systematische Literaturrecherche in der National Library of Medicine mit den Schlüsselwörtern

„antiseptic + antibiotic + interaction“ sowie nach „Octeni- din/Chlorhexidin/Polihexanid/PVP-Iodine + interaction“

ergab 464 Literaturstellen, von denen jedoch nur vier zielführend zur Fragestellung waren [1], [2], [3], [4]. Bei allen vier wurde die Interaktion von Chlorhexidin mit ver- schiedenen anderen Substanzen untersucht. Zu den an- deren Antiseptika fehlen solche Studien.

Definition der Interaktion

Klassischer Weise wird die Synergie, d. h. ein überadditi- ver Effekt, vom Antagonismus als subadditiver Effekt unterschieden. Dazwischen steht die Nicht-Interaktion bei einem rein additiven/unabhängigen Effekt.

1/3 GMS Krankenhaushygiene Interdisziplinär 2007, Vol. 2(2), ISSN 1863-5245

Originalarbeit

OPEN ACCESS

(2)

Tabelle 1: Wirkprinzipien von Antibiotika und Antiseptika

Tabelle 2: Kombinationseffekte von Gentamycin mit Octenidin und Chlorhexidin [12]

Modelle zur Beschreibung der Interaktion zweier Substan- zen stammen von Bliss und von Loewe. Das Modell von Bliss beruht auf der unabhängigen Wirkung zweier Sub- stanzen an verschiedenen Wirkorten (Bliss-Independence, similar and independent) [5]. Loewe's Modell geht dage- gen von gleichem Wirkort und gleichem Wirkungsmecha- nismus aus (Loewe-Additivität) [6], [7]. Von Loewe wurde 1953 das Isobologramm zur Beschreibung der Interaktion zweier Stoffe eingefügt. In diesem wird die Wirkung der Substanzen in Kombination als Funktion der Konzentra- tion der beiden Stoffe dargestellt. Isobolen verbinden Punkte gleicher Wirkstärke miteinander [8]. Eine Über- sicht zur mathematischen Modellbildung für die Bewer- tung von Stoffgemischen zeigt das Dilemma des Fehlens einer allgemein anerkannten standardisierten Methode zur Bewertung von Kombinationseffekten auf [9].

Um die Interaktion von Antibiotika zu beschreiben, wird klassischer Weise die Fraktionale Inhibitorische Konzen- tration (FIC = fractional inhibitory concentration) verwen- det. Diese errechnet sich aus der Minimalen Inhibitori- schen Konzentration (MIC) des Antibiotikums in Kombi- nation, geteilt durch die MIC des Antibiotikums allein. Die IFIC, also der Index der FICs, der durch Addition der bei- den FICs gebildet wird, dient als Maß für die Interaktion.

Eine IFIC >1 ist Ausdruck eines antagonistischen Effekts, eine IFIC kleiner 1 ist Ausdruck eines synergistischen Ef- fekts [10]. Das Problem der IFIC liegt in den Bewertungs- grenzen für Synergie oder Antagonismus. Je nach Publi- kation werden Werte <0,7 bis 0,4 als synergistisch, Werte >4 als antagonistisch bewertet. Das erschwert eine statistische Bewertung oder einen Vergleich verschiede- ner Publikationen. Zudem setzt die FIC lineare Dosis- Wirkungs-Beziehungen der Einzelsubstanzen voraus.

Trotz diesen und weiteren Nachteilen ist die FIC ein eta- bliertes Maß zur Interaktionstestung von Antibiotika [11].

Soll die kombinierte Wirkung von Antibiotika und Antisep- tika beschrieben werden, sind jedoch weitere Probleme zu lösen. Während die antimikrobielle Wirkung von Anti- biotika normalerweise über die minimale Hemmkonzen- tration (MHK, MIC) bzw. über die minimale bakteriozide Konzentration (MBK/MBC) beschrieben wird, wird die antimikrobielle Wirkung von Antiseptika typischerweise

im quantitativen Suspensionsversuch geprüft. Auf dieser Grundlage ist keine direkte Vergleichbarkeit der antimi- krobiellen Wirkung von Antiseptika und Antibiotika mög- lich. Die in der Vergangenheit hierzu vorgenommen Tes- tungen wurden ausschließlich auf der Basis der Bestim- mung von MHK-Werten im gleichen Testsystem vorgenom- men, d.h. entweder als Verdünnungsreihe in flüssigen Medien, als Diffusionstest in festen Medien, als Inkorpo- rationstest in festen Medien oder als Kombination von Diffusions- und Inkorporationsmethoden [9].

Methoden

Durch Assadian et al. wurden zur Erfassung der Interakti- on von Antibiotika und Antiseptika in einem ersten Schritt in vitrofür ausgewählte Antiseptika MICs für 8 Staphylo- coccus aureus Stämme nach der Mikrodilutionsmethode bestimmt. Auf Grundlage dieser Daten erfolgte dann die Interaktionstestung mit Antibiotika nach der gängigen Schachbrettmethode zur Bestimmung der IFIC [12], [13].

Ergebnisse

Bei aller Vorsicht vor endgültigen Schlussfolgerungen zeigten sich bereits in diesen ersten Versuchen deutliche Unterschiede im Interaktionspotential verschiedener An- tiseptika und Antibiotika (Tabelle 2).

Die Ergebnisse zeigen, dass z.B. Chlorhexidin die Wirkung von Gentamicin verringert (Antagonismus), während Oc- tenidin die Wirkung verstärkt (Synergismus).

Das lässt vermuten, dass die simple Formel „Antiseptikum + Antibiotikum = doppelte Wirkung“ nicht generell zutref- fen muss, sondern für jede Kombination einzeln zu be- stimmen ist. Genauere Aussagen zu Interaktionen erhof- fen sich die Autoren durch einen neuen Assay, indem zeitliche und Konzentrationsverläufe beschrieben werden können, die eine bessere Modellierung der Ergebnisse über den gesamten Wirkungsbereich erlauben. Derartige In-vitro-Ergebnisse können die Grundlage für weitere Studien sein und einen ersten Anhalt für eine effizientere Behandlung von Infektionen bilden.

2/3 GMS Krankenhaushygiene Interdisziplinär 2007, Vol. 2(2), ISSN 1863-5245

Hübner et al.: Interaktion von Antiseptika und Antibiotika – Grundlagen ...

(3)

Schlussfolgerung

Aufgrund der hohen klinischen Relevanz ist die Erfor- schung der Interaktion von Antiseptika und Antibiotika von großer Bedeutung. Weitere Studien zur Interaktion und die Entwicklung neuer Untersuchungsmethoden sind dringend notwendig, weil nur die optimale Kombination antimikrobieller Substanzen zum bestmöglichen Thera- pieerfolg führen kann.

Literatur

1. Barkvoll P, Rolla G, Bellagamba S. Interaction between chlorhexidine digluconate and sodium monofluorophosphate in vitro. Scand J Dent Res. 1988;96(1):30-3.

2. Barkvoll P, Rolla G, Svendsen K. Interaction between chlorhexidine digluconate and sodium lauryl sulfate in vivo. J Clin Periodontol. 1989;16(9):593-5.

3. Kratzer C, Tobudic S, Schmoll M, Graninger W, Georgopoulos A.

In vitro activity and synergism of amphotericin B, azoles and cationic antimicrobials against the emerging pathogen Trichoderma spp. J Antimicrob Chemother. 2006;58(5):1058- 61.

4. Roques C, Luc J, Toselli D, Michel G. Chlorhexidine digluconate/chlorocresol combination. In vitro study of interactions observed against potential cutaneous strains. Pathol Biol (Paris). 1993;41(4):358-63.

5. Bliss CI. The toxicity of poisons applied jointly. Ann Appl Biol.

1939(26):585-615.

6. Loewe S. The problem of synergism and antagonism of combined drugs. Arzneimittelforschung. 1953;3(6):285-90.

7. Loewe S. Antagonisms and antagonists. Pharmacol Rev.

1957;9(2):237-42.

8. Tallarida RJ. Drug synergism: its detection and applications. J Pharmacol Exp Ther. 2001;298(3):865-72.

9. Kramer A, Weuffen W, Grimm H. Wirkstoffkombinationen bei antiseptischen Präparaten. In: Krasilnikow A, Kramer A, Gröschel D, Weuffen W (Hrsg). Faktoren der mikrobiellen Kolonisation, Handbuch der Antiseptik, Bd. I/4. Stuttgart: Fischer;1984. S.

258-362.

10. Hall MJ, Middleton RF, Westmacott D. The fractional inhibitory concentration (FIC) index as a measure of synergy. J Antimicrob Chemother. 1983;11(5):427-33.

11. Te Dorsthorst D, Verweij PE, Meis JF, Punt NC, Mouton JW.

Comparison of fractional inhibitory concentration index with response surface modeling for characterization of in vitro interaction of antifungals against itraconazole-susceptible and -resistant Aspergillus fumigatus isolates. Antimicrob Agents Chemother. 2002;46(3):702-7.

12. Assadian O, Hübner NO, Kramer A. prep. 2007.

13. Empfindlichkeitsprüfung von mikrobiellen Krankheitserregern gegen Chemotherapeutika, Teil 7: Bestimmung der minimalen bakteriziden Konzentration (MBK) mit der Mikrodilution. 1994.

Korrespondenzadresse:

Dr. med. Nils-Olaf Hübner

Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Ernst-Moritz- Arndt-Universität, Greifswald, Walther-Rathenau-Straße 49a, 17489 Greifswald, Deutschland

nhuebner@uni-greifswald.de

Bitte zitieren als

Hübner NO, Assadian O, Sciermoch K, Kramer A. Interaktion von Antiseptika und Antibiotika – Grundlagen und erste Ergebnisse in vitro. GMS Krankenhaushyg Interdiszip. 2007;2(2):Doc59.

Artikel online frei zugänglich unter

http://www.egms.de/en/journals/dgkh/2007-2/dgkh000092.shtml

Copyright

©2007 Hübner et al. Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen

(http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.

3/3 GMS Krankenhaushygiene Interdisziplinär 2007, Vol. 2(2), ISSN 1863-5245

Hübner et al.: Interaktion von Antiseptika und Antibiotika – Grundlagen ...

Abbildung

Tabelle 1: Wirkprinzipien von Antibiotika und Antiseptika

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Muss ein solcher VRE-Träger operiert wer- den, erhöht sich sein Risiko für eine postoperative Infek- tion, die sich aufgrund der Multiresistenz dieser Erreger kaum mehr wirksam

Ziehen sich Patienten eine größere Wunde – beispielsweise eine Platz- oder tiefe Schnittwunde – zu, dann.. sollten sie in jedem Fall einen Arzt

ellen Behandlung von Hauterkrankungen werden dabei jedoch nicht nur Antibiotika, sondern auch Antiseptika eingesetzt, so dass auch diese in diesem Beitrag neben den Antibiotika

Walgenbach zeigte außerdem anhand von Biopsien aus chronischen Wunden, dass es durch die Vakuumversiegelung zu einer Angiogenese kommt und die Anzahl der Kapillaren im Wundgebiet

Grundsätzlich gilt es, einen Verband zu wählen, der für den jeweiligen Wundtypen geeignet ist, eine feuchte Wundheilung aufrechterhält (verringert die Reibung an der

In einer elf 1-Jahres-Studien (n=2769) umfassenden Metaanalyse unterstützten Correl et al. Hierbei ist allerdings zu beachten, innerhalb welcher Dosierungen die unterschiedlichen

Wie bedeutend jedoch tatsächlich die Infektionsquellen Lebensmittel, Nutz- und Haustiere sowie der Be- reich Nutztierbestände in der Land- wirtschaft für die ESBL-Problema-

Daher ist das Buch für Exper- ten interessant, bietet aber für den ärztlichen Alltag zu wenig Einsich- ten und Hilfen.. Joosten