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Gehen Deutschland die Anästhesisten aus?

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266 I EDITORIAL

© Anästh Intensivmed 2009;50:266-267 Aktiv Druck & Verlag GmbH Unter diesem zugebenermaßen provokanten

Titel zeichnen Knichwitz und Wenning in ihrem Beitrag ab Seite 276 dieses Heftes ein unserer Meinung nach sehr aufschlussreiches Bild der anästhesiologischen Nachwuchssituation. Ohne der Analyse und den daraus resultierenden Empfehlungen des außerordentlich lesenswer- ten Textes vorgreifen zu wollen, entbehrt unsere derzeit „gefühlte“ Nach wuchssituation kontext - unabhängig, d.h. rein zahlen- bzw. bilanzmäßig, scheinbar einer validen Daten basis. Nach wie vor kommen jährlich ca. 900 neue Fach - ärztinnen und Fachärzte für Anästhesio logie auf den Markt, bei einem Frauenanteil von deutlich über 40%, mit steigender Tendenz. Das bedeu- tet, dass auf jeden aus Altersgründen ausschei- denden Facharzt vier neue Kolleginnen und Kollegen kommen. Also kein Grund zur Sorge oder gar Panik? Handelt es sich demnach bei den Klagen nur um „Hirn gespinste“ oder verein- zelte hausgemachte Probleme vor Ort? Keines - wegs! Betrachtet man nämlich die geographi- sche Verteilung des beklagten Mangels, so zeigt sich bereits auf den ersten Blick ein Verteilungsproblem, das von Süd nach Nord, von West nach Ost und von den Ballungs - gebieten der Republik zum ländlichen Raum zunehmend deutlich wird. Bezogen auf alle Fach gebiete ist vielfach schon heute in man- chen Regionen eine geordnete ärztliche Ver - sorgung großer Teile der Bevölkerung ernsthaft gefährdet. Das bestätigt nicht nur – gleichsam als Finger am Puls des Arbeitsmarktes – der immer dicker werdende Anzeigenteil des

„Deutschen Ärzteblatts“, sondern auch das

„Krankenhausbarometer“, das 2008 in mittler- weile 67,3 % der deutschen Krankenhäuser offene Stellen im ärztlichen Dienst ausweist, wobei - nicht überraschend - der Schwerpunkt in den neuen Bundesländern liegt.

Dass Zu- und Abgangsbilanz, obwohl rein rech- nerisch einen Überschuss ausweisend, nicht die Realität trifft und korrigiert werden muss, liegt vor allem an der Zunahme von Teilzeitstellen sowie an dem steigenden Ärztebedarf durch

das Arbeits zeitgesetz im weitesten Sinne.

Demgegenüber spielt die Abwanderung von Ärztinnen und Ärzten ins, wie viele meinen, wirt- schaftlich lukrativere Ausland eine zwar sympto- matische, aber mit etwa 2.600 Kollegen aller Fachgebiete jährlich zahlenmäßig eher eine nachrangige Rolle.

Auf politischer Ebene wird man dieser Situation zumindest kurzfristig – entsprechend unseren bisherigen Erfahrungen mit der Gesund - heitspolitik – mit staatsdirigistischen Maßnah - men kaum Herr werden. Hier und dort wird aller- dings versucht, aus dieser Mangelsituation poli- tisches Kapital zu schlagen, indem vermehrt ärztliche Aufgaben auf Nichtärzte übertragen werden. Vielmehr ist hier Eigen initiative unserer Verbände, der Krankenhausträger und der Abteilungen vor Ort gefragt.

Auf universitärer und damit Verbändeebene bedeutet das, die Anästhesiologie den Studieren den frühzeitig nahezubringen und schmackhaft zu machen, wobei einer alten Anglerweisheit zur Folge der Köder dem Fisch und nicht dem Angler schmecken muss. Wir werden unser Angebot daher an dem „Ge - schmack“, d.h. den Interessen unserer Studienabgänger orientieren und ausrichten müssen.

Auf Krankenhausebene sind die jeweiligen Träger gefordert. Die Einrichtung von Betriebs - kindergärten, Essenszuschuss und sonstige Anreize bis hin zu außertariflicher Bezahlung sind hier die richtigen Maßnahmen. Be- bzw.

entstehende Besetzungs lücken gleichsam im

„Hau-Ruck“-Verfahren mit Honorarärzten zu schließen, kann – mit den jeweiligen Abteilungs - leitern abgestimmt – nur eine vorübergehende, keinesfalls aber eine nachhaltige Lösung sein.

Wobei auch hier gilt: „sola dosis facit venenum“.

Auf der Mikroebene der betroffenen oder noch nicht vom Personalmangel in Mitleidenschaft gezogenen Einrichtung bedeutet dies – auch Zum DAC 2009 – Das betrifft uns alle:

Gehen Deutschland die Anästhesisten aus?

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EDITORIAL I 267

© Anästh Intensivmed 2009;50:266-267 Aktiv Druck & Verlag GmbH hier –, auf die Wünsche unseres Nach -

wuchses vermehrt einzugehen. Im Klartext heißt das, den jungen Ärztinnen und Ärzten eine ebenso strukturierte wie qualifizierte und in einer kalkulierbaren Zeit zu absolvierende Weiter - bildung anzubieten. Dabei sollten sämtliche Möglichkeiten der Arbeitszeitgestaltung geprüft und im Sinne einer „Win-win“-Situation für alle Beteiligten ausgeschöpft werden. Wiederein - steiger(innen), vor allem nach einer Elternzeit, sollten willkommen sein und nicht auf überkom- mene Vorurteile stoßen. Sonstige Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten etwa auf dem Management- und Forschungssektor etc. soll- ten dabei – obwohl aus Studentensicht zu - nächst naturgemäß weniger gefragt – keinesfalls außen vor bleiben.

Dieses Angebot sollte den Interessenten auch im Internet bekanntgemacht werden.

Hilfestellung hierbei bietet das von den Verbänden eingerichtete Weiterbildungsportal

„anaesthesist-werden.de“, das im Dezember 2008 auf dem NAT in Hamburg erstmals vorge- stellt wurde, ab diesem Monat nun online ist und deutschlandweit über die bestehenden Weiter - bildungsmöglichkeiten, vertragsärztliche Ein -

richtungen selbstverständlich eingeschlossen, rasch und umfassend orientiert.

Dass Weiterbildung personalaufwändig ist, wird gerade in Zeiten immer knapper werdender Budgets besonders spürbar. Aus diesem Grund hat die Anästhesie zusammen mit der Chirurgie, Inneren Medizin und anderen eine Initiative zur zusätzlichen Honorierung der Weiterbildung gestartet. Inwieweit dieser Erfolg beschieden ist, bleibt abzuwarten. Die Chancen für ein posi- tives, unseren Weiterzu bildenden zu Gute kom- mendes Ergebnis stehen nicht schlecht, zumal es gelungen ist, die Bundes ärztekammer und die Deutsche Krankenhaus gesellschaft als Verbündete zu gewinnen.

Alles in allem sind bei entsprechendem Engage - ment aller Beteiligter die Aussichten nicht schlecht, zu verhindern, dass Deutschland die Anästhesisten ausgehen.

Prof. Dr. B. Landauer Prof. Dr. Dr. h.c. J. Schüttler – Präsident BDA – – Präsident DGAI –

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