• Keine Ergebnisse gefunden

Jean-Philippe Baratier

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Jean-Philippe Baratier"

Copied!
12
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

GÜNTER BERGER

Jean-Philippe Baratier

oder die Vermarktung eines Wunderkindes

Duncker & Humblot · Berlin

BERGER ·Jean-Philippe Baratier

Wer war dieses „Schwabacher Wunderkind“ Jean-Philippe Baratier (1721–1740)? Ein vom Vater extrem gefördertes und gefordertes Multi-Talent. Einer, der als Kind viele Spra- chen beherrschte, als Jugendlicher auf unterschiedlichsten Wissensgebieten streitlustig publizierte. Einer, der in die Berliner Akademie als ihr jüngstes Mitglied aufgenommen wurde. Einer, der beachtliche Projekte zum damals hoch- aktuellen Problem der Längengradberechnung vorlegte.

Aber auch einer, der am Ende gegen väterliche Autorität und religiöse Zwänge aufbegehrte.

Nach der Promotion in Klassischer Philologie in Köln (1971) und der Habilitation in Romanischer Literaturwissenschaft in Bielefeld (1979) lehrte Günter Berger von 1986–2012 an der Universität Bayreuth auf dem Gebiet der italienischen und französischen Literaturwissenschaft.

Zu seinen wichtigsten Forschungsfeldern zählen die französische Auf- klärung und der französisch-deutsche Kulturtransfer. In diesen Kontext gehören u. a. Buchpublikationen zur französischen Enzyklopädie (2013), zum Briefwechsel der Landgräfin Caroline von Hessen-Darmstadt mit Friedrich II. und Amalie von Preußen (2015) und Biographien der Her- zogin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha (2017, mit Bärbel Raschke) und der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth (2018).

Umschlag Berger.indd Alle Seiten 25.10.2021 13:53:16

(2)

GÜNTER BERGER Jean-Philippe Baratier

oder die Vermarktung eines Wunderkindes

(3)
(4)

Duncker & Humblot · Berlin

Jean-Philippe Baratier

oder die Vermarktung eines Wunderkindes

Von

Günter Berger

(5)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlag: Jean-Philippe Baratier Porträt von Antoine Pesne 1735

(© Musée des Beaux-Arts Antoine Lécuyer, Saint-Quentin) Alle Rechte vorbehalten

© 2021 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme: L101 Mediengestaltung, Fürstenwalde

Druck: Das Druckteam, Berlin Printed in Germany ISBN 978-3-428-18441-5 (Print) ISBN 978-3-428-58441-3 (E-Book) Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier

entsprechend ISO 9706 Internet: http://www.duncker-humblot.de

(6)

5 In eigener Sache

Manchmal haben auch kleine Bücher eine län- gere Geschichte: In diesem Fall begann sie vor vier Jahren, als mich Ralf Gabriel, der Vorsitzende der Bürgerstiftung Unser Schwabach, fragte, ob ich ei- nen Vortrag zum 300. Geburtstag des „Schwabacher Wunderkindes“ Jean-Philippe Baratier halten wolle.

Ich wollte. Damals ging es noch lediglich um ein Referat über die Baratier-Biographie von Samuel Formey aus dem Jahr 1741.

Ein glücklicher Fund des Baratier-Nachlasses in der Zentralbibliothek Zürich und weitere Briefe Baratiers an den Berliner Astronomen Christfried Kirch in der Universitätsbibliothek Basel, Briefe seines Vaters François Baratier an Formey in der Jagiellonischen Bibliothek Krakau – auf letztere hat mich mein Potsdamer Kollege Jens Häseler auf- merksam gemacht, ein Schreiben des Preußenkö- nigs Friedrich Wilhelm I. an Gotthilf August Fran- cke im Archiv des Studienzentrums August Her- mann Francke und von der estnischen Universität Tartu online publizierte Baratier-Korrespondenz haben es möglich gemacht, ein in vielen Zügen neues Bild des „frühzeitigen Gelehrten“ zu zeich- nen.

Dass dies gelingen konnte, verdanke ich der hilf- reichen Unterstützung von Archivaren und Biblio-

(7)

6

thekaren der erwähnten Institutionen, aber auch der Stadt Schwabach und ihrem Oberbürgermeister Pe- ter Reiß, die mir großzügig dieses Material zur Verfügung gestellt haben. Die rasche, unbürokrati- sche Beschaffung gedruckter Quellen verdanke ich der bewährten Hilfe von Otmar Fehn von der Uni- versitätsbibliothek Bayreuth.

Einen sicheren Pfad durch die verwirrende Land- schaft der Nürnberger Gelehrtenzeitschriften der Frühaufklärung hat mir Hans Gaab als ihr Kenner gewiesen. Vor einer Venusfalle der besonderen Art in Baratiers astronomischen Beobachtungen hat mich der Astrophysiker Peter Friedrich bewahrt.

Dierk Loyal, der Leiter des Arbeitskreises Genea- logie der Deutschen Hugenottengesellschaft, hat mir wichtige Auskünfte zu Baratiers Familie gege- ben.

Andreas Beck hat spontan seine Bereitschaft er- klärt, das kleine Werk im Verlag Duncker & Hum- blot zu publizieren. Der Verleger Florian Simon hat der Publikation großzügig zugestimmt. Heike Frank hat sich kompetent um die Drucklegung geküm- mert.

Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank – ganz be- sonders aber Ralf Gabriel, der nicht nur den Anstoß zu dem Projekt gegeben, sondern es von Anfang bis Ende mit Rat und Ermutigung begleitet hat.

Bayreuth im Juli 2021 Günter Berger

(8)

7 Inhalt

Vater und Sohn Baratier in Schwabach ... 9 Wunderkinder allenthalben ... 17 François Baratier als Erzieher und Stratege der

Vermarktung seines Sohnes ... 22 Jean-Philippe als Autodidakt ... 31 Die Werbetrommel wird weiter gerührt ... 36 Von Altdorf über Halle nach Berlin – und zurück

nach Halle ... 38 Längengrad-Projekte: zwischen Erfolg und Enttäu-

schung ... 43 Fäden ziehen und Netze spannen: das Korrespon-

denznetz eines jungen Gelehrten ... 61 Briefthemen ... 67 Gelehrtenzeitschriften: Medien und Kanäle der

Verbreitung von Wissen, Diskussionsforen von Erkenntnissen – und Marktplätze für Publicity .. 78 Der Weg in die Öffentlichkeit ... 82 Überwachen und strafen? ... 97 Irrlichterndes Genie oder fleißiger Schreibstuben-

gelehrter? ... 107 Postmortale Vermarktung und Verwertung ... 113 Nachruhm ... 120

(9)
(10)

9 Vater und Sohn Baratier in Schwabach Was erwartete François Baratier (1682–1751), den Vater unseres Wunderkindes, als er im Jahr 1719 in Schwabach eintraf, um dort seine Stelle als Pfarrer der französisch-reformierten Gemeinde an- zutreten? Was brachte er mit an Erfahrungen, wel- ches geistige Rüstzeug hatte er im Gepäck? Welche Rolle hatte er in dieser Stadt auf dem Territorium des Markgrafen von Brandenburg-Ansbach zu spie- len?

Der aus dem Dauphiné, genauer gesagt: aus Ro- mans stammende neue Pfarrer traf in der kleinen Stadt von insgesamt 3.500 Einwohnern auf eine Hugenotten-Gemeinde von etwa 500 Seelen.1 Über- wiegend waren es Textilhandwerker, die in ihrer Mehrheit aus der für ihre Tapisserie berühmten Stadt Aubusson im Massif Central nahe Clermont- Ferrand kamen und ihren Weg, wie die meisten ih- rer südfranzösischen Glaubensbrüder, über die

1 Nach Wolfgang Dippert, Hugenottenansiedlung und die Geschichte der Schwabacher Reformierten Gemeinde, in: Frankenland 39, 1987, S. 139–154, hier S. 142; vgl.

auch Ulrich Distler, Jean-Philippe Baratier – Schwaba- cher Wunderkind und jüngster Magister Deutschlands:

Betrachtungen anlässlich dessen 300. Geburtstags, in:

Frankenland 73, 2021, S. 42–51, hier S. 42.

(11)

10

Schweiz nach Deutschland gefunden hatten.2 Nach- dem sie Hennenbach, ihren ersten Ansiedlungsort im Markgraf tum, wegen Streitigkeiten mit den Einheimischen hatten verlassen müssen, konnten sich die Hugenotten im Juli/August 1686 in Schwa- bach niederlassen.3

Die Tapeten- und Wandteppichweber aus Aubus- son stellten nicht nur quantitativ, sondern auch ökonomisch einen bedeutsamen Faktor dar.4 An ih- rer Spitze stand als Gründer der Gobelin-Manufak- tur Michel de Claraveaux (1642–1688),5 während Jacques Tronchin (1656–1706) die Strumpfwirkerei in Schwabach einführte.6

Mit etwa 14 % der insgesamt 3.500 Einwohner Schwabachs bildeten die „Franzosen“ also schon quantitativ einen enormen Faktor, einen ähnlich hohen wie etwa in Berlin, wo ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung um 1700 das Maximum von 18 % erreichte, um dann im Jahr 1732 wieder auf 12 % zu fallen, auch wenn ihre schiere Zahl mit

2 Vgl. Wilhelm Beuleke, Die nach Franken eingewan- derten hugenottischen Tapetenweber und Gobelinwirker, ihre Herkunft und ihr Verbleib, in: Johannes E. Bischoff (Hrsg.), Hugenotten in Franken, Sickte 1979, S. 42–55, hier S. 42.

3 Dippert (wie Anm. 1), S. 142.

4 Beuleke (wie Anm. 2), S. 49.

5 Beuleke (wie Anm. 2), S. 43.

6 Vgl. Johannes E. Bischoff, Hugenotten – mobile Glaubensflüchtlinge in Franken, in: Frankenland 39, 1987, S. 121–138, hier S. 135.

(12)

11 8.000 zu dieser Zeit am höchsten war.7 Was die Sozialstruktur angeht, so war sie in Berlin ungleich weniger homogen als in der vom Textilhandwerk dominierten Schwabacher Kolonie. Diese war wohl im Durchschnitt wohlhabender als die der brandenburgisch-preußischen Hauptstadt; dafür war dort der Anteil der Intellektuellen, der in Bil- dung, Kunst und Wissenschaft aktiven Hugenotten, mit mehr als 10 % gewiss höher als in der fränki- schen Kleinstadt.8 Mit anderen Worten: François Baratier hatte hier vergleichsweise wenig Chancen, auf gleich Gebildete unter seinen Glaubensbrüdern zu treffen.

Dass er, der neue Pfarrer der Schwabacher Ge- meinde, sich als Intellektueller verstand, davon dürfen wir ausgehen. Denn er hatte schon einiges im Gepäck, als er mit fast vierzig Jahren im Juni 1719 dort eintraf, um neben Jacques Astruc (? – 1729) seine Stelle als zweiter Prediger anzutre- ten9: etwa ökonomisches Denken, das er seiner Herkunft aus einer Kaufmannsfamilie aus Romans

7 Vgl. Jürgen Wilke, Zur Sozialstruktur und demogra- phischen Analyse der Hugenotten in Brandenburg-Preu- ßen, insbesondere der in Berlin, in: Ingrid Mittenzwei (Hrsg.), Hugenotten in Brandenburg-Preußen, Berlin 1987, S. 27–99, hier S. 33.

8 Wilke (wie Anm. 7), S. 65 f.

9 Nach Johann Heinrich von Falckenstein, Chronicon Svabacense oder ausführliche Beschreibung Der Hoch=

Fürstl. Brandenburg-Onolzbachischen Haupt=Münz=

und Lege=Stadt Schwabach […], Schwabach 1756, S. 240.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Mit elf Jahren muss Thomas nicht drängeln, damit sein Vater ihn auf die erste richtige Tour mitnimmt: Es geht zur Untersberg-Südwand, einer der schönen Wände in den

wie ich mein Baby pflege wie ich mein Baby füttere was mein Baby essen darf was mein Baby lernt.. was mein Baby von

Gemeinschaftswerk von Naturschützern, Jägern, Förstern und Waldbesitzern 

Darum sollst du keine Bilder haben, weil an ihnen der Geruch des Todes hängen kann und weil Gott das Leben über alles liebt gegen den Tod..

Mittellange Tour, hauptsächlich auf Fahrradwegen und wenig befahrenen Nebenstraßen mit der Möglichkeit, nacheinander vier Kirchen zu besuchen. Von der A Stadtkirche Schwabach auf

Gott, der Herr, und das Lamm sind der Tempel in ihr (Offb. 21:22), was eine völlige Einheit. (Ineinanderwohnen) zwischen Christus und der

Die neue Ausgabe Deutsch mit Vater und Sohn bietet eine Auswahl von 10 Geschichten, die sich nicht nur besonders gut für das Erzählen eignen, sondern auch wegen ihrer

Im Frühling hüpfen die Frösche über die Strasse Im Frühling hüpfen die Frösche über die Strasse und. Im Frühling hüpfen die Frösche über die Strasse