• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Erythromycin-Derivat Stinoprat: Antibiotikum inclusive Mukolyse" (19.01.1996)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Erythromycin-Derivat Stinoprat: Antibiotikum inclusive Mukolyse" (19.01.1996)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A-119 Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 3, 19. Januar 1996 (69)

V A R I A WIRTSCHAFT

Die Renditen am deut- schen Rentenmarkt sind der- art gesunken, daß sich der su- chende Blick der Rentenspa- rer auf attraktivere Anlageal- ternativen richtet. Wer im DM-Bereich bleiben und auch bei der Bonität der Emittenten keine Zugeständ- nisse machen will, wird zwangsläufig auf die Genuß- scheine deutscher Banken kommen. Sie sind überwie- gend anleiheähnlich ausge- stattet und bieten Renditen bis zu 7,78 Prozent – das sind gut zwei Prozentpunkte mehr, als im Durchschnitt mit öf- fentlichen Anleihen zu erzie- len ist.

Allerdings kommen nicht alle Genußscheine in gleicher Weise als Alternative zu den weniger attraktiv geworde- nen Anleihen in Frage, denn Genußschein ist nicht gleich Genußschein. Genußscheine können sehr unterschiedlich ausgestaltet sein. Sie sind ein Zwitter aus Aktie und Anlei- he. Ein Genußschein ver- brieft Gläubigerrechte wie die Anleihe, gewährt dem Anleger also schuldrechtliche Ansprüche. Zu diesen zählt vor allem die Rückzahlung zum Nominalwert. Insoweit steht der Genußschein der Anleihe näher, die am Ende der Laufzeit ebenfalls zu 100 Prozent getilgt wird. Der Ge- nußschein kann aber auch weitere Rechte verbriefen, etwa zur Umwandlung in Ak- tien oder zum Bezug von Ak- tien. Dann liegt er näher bei der Aktie, und die Kursent- wicklung orientiert sich stär- ker an den Bewegungen am Aktienmarkt als am Zins- trend.

Auf keinen Fall verbrieft der Genußschein aber das Recht, an der Hauptver- sammlung teilzunehmen oder dort gar das Stimmrecht auszuüben. Aber anders als

die Anleihe kann der Genuß- schein auch die Beteiligung am Verlust einschließen.

Dann trägt der Inhaber un- gleich höhere Risiken als der Anleihebesitzer.

Genußscheine haben vor allem für die Kreditinstitute als Emittenten eine akti- enähnliche Bedeutung. In ge- wissen Grenzen gilt das Kapi- tal hier als haftendes Eigen- kapital. Bis zu 50 Prozent kann das haftende Eigenkapi- tal aus Genußscheinkapital bestehen (Ergänzungskapi- tal). Gleichwohl haben Ban- kengenußscheine für den An- leger überwiegend anlei- heähnlichen Charakter, wenn sie mit einer Mindestverzin- sung oder einer festen Verzin- sung ausgestattet sind. Dies ist bei den meisten Scheinen der Kreditinstitute der Fall.

Genußscheine bieten der- zeit im Durchschnitt eine Rendite, die 1,2 Prozent über der von Pfandbriefen liegt.

Pfandbriefe wiederum rentie- ren in der Regel einen Tick besser als öffentliche Anlei- hen. Eine Analyse der SGZ-

Bank zeigt, daß der Rendite- vorteil der Genußscheine ge- genüber Pfandbriefen in der Vergangenheit aber nur 0,7 Prozent betrug.

Was die Risiken anbe- langt, so ist das Ausfallrisiko des Emittenten zu beachten.

In der Vergangenheit hat es solche Ausfälle gegeben (Klöckner). Aber die von den Banken emittierten Scheine können als sicher eingestuft werden. Wie bei Anleihen trägt der Anleger das Zinsän- derungsrisiko. Wenn die Zin- sen steigen, fallen die Kurse der umlaufenden Titel – dies gilt für Genußscheine ebenso wie für Anleihen. Genuß- scheine reagieren auf Rendi- teänderungen nur unwesent- lich stärker als Anleihen, die Volatilität ist also kaum größer als bei Anleihen. Je- denfalls ist sie nicht so groß, daß damit der Renditevorteil der Genußscheine wieder kompensiert würde. Da bei dem derzeit niedrigen Zinsni- veau aber die Gefahr besteht, daß die Zinsen langfristig steigen (was Kursverluste bei

Anleihen und Genußschei- nen bedeutet), rät Genuß- schein-Analyst Jürgen Graf von der SGZ-Bank, sich beim Erwerb von Genußscheinen auf Restlaufzeiten von unter fünf Jahren zu beschränken.

Allerdings ist zu beachten, daß Genußscheine meist eine geringere Marktliquidität aufweisen. Die Genußschein- Emissionen sind in der Regel wesentlich kleiner als Anlei- heemissionen. Daraus resul- tiert bei einigen Scheinen ei- ne ausgesprochene Markten- ge. Auf jeden Fall sollte bei der Auftragserteilung ein Kurslimit angegeben werden.

Genußscheine haben aber auch einen gewissen steuerli- chen Charme. Hier werden keine Stückzinsen berechnet, Genußscheine werden „flat“

notiert. Daraus können sich steuerliche Vorteile ergeben.

Denn die Ausschüttung, die in der Regel einen Tag nach der Hauptversammmlung gezahlt wird, sammelt sich sukzessive im Kurs an und geht am Tag nach der Hauptversammlung aus dem Kurs heraus.

Anleger, die vor der Aus- schüttung den Genußschein verkaufen, erzielen nur steu- erfreie Kursgewinne, wenn sie zwischen Erwerb und Ver- kauf mindestens ein halbes Jahr verstreichen lassen. Am Tage nach der Ausschüttung kann der Anleger den Ge- Tabelle

Genußscheine deutscher Banken (Auswahl)

Emittent WKN Emissionsvolumen Laufzeit Ausschüttung Besonderheiten (Rendite)

Bayer. 802 011 DM 480 Mio. 15. 10. 99 7,75% (6,44%) – Hypobank

802 018 DM 500 Mio. 31. 12. 01 9,25% (6,54%) Wandelgenuß- schein1 Commerz- 803 279 DM 500 Mio. 31. 12. 03 9,50% (7,71%) – bank

803 330 DM 800 Mio. 31. 12. 04 9,15% (7,78%) – Deutsche 804 028 DM 1 200 Mio. 31. 12. 02 9,00% (7,49%) – Bank

804 031 DM 1 500 Mio. 31. 12. 03 8,75% (7,64%) –

1Frist: 15. 6.–15. 12. 1992–99. Verhältnis 1:30 in Inhaberaktien. Wandlungspreis DM 33,33 pro Aktie, ab 26. 9. 94 ermäßigt um 1,586 DM pro Aktie (dieser Betrag wird bei Wandlung ausbezahlt) Quelle: SGZ-Bank

Geldanlage

Genußscheine der Banken:

Kleiner Renditevorsprung

(2)

nußschein billiger zurück- kaufen, da der Kurs um den Ausschüttungsbetrag gefal- len ist. Da allerdings viele steuerorientierte Anleger so handeln, fällt der Kurs der Genußscheine meist nicht um den vollen Ausschüt- tungsbetrag, weil die vielen Kaufaufträge tendenziell zu festeren Preisen führen. Ge- rade an solchen Tagen emp- fiehlt es sich daher, mit Li- mit-Aufträgen zu arbeiten.

Außerdem sollten die steuer- frei erzielten Kursgewinne hin und wieder in einen an- deren Genußschein reinve- stiert werden, weil der Fiskus sonst Gestaltungsmißbrauch unterstellen könnte. Wenn das Spiel „Verkauf einen Tag vor der Hauptversammlung, Rückkauf am Tag danach“

öfter wiederholt wird, sind die Kursgewinne zu versteu-

ern. Armin Löwe

A-120 (70) Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 3, 19. Januar 1996

V A R I A AUS UNTERNEHMEN

Nach den Empfehlungen, die die Paul-Ehrlich-Gesell- schaft 1993 formuliert hat, gehören Makrolide zusam- men mit Cephalosporinen und Amoxicillin plus Betalac- tamase-Inhibitor zu den Anti- biotika erster Wahl in der Therapie von bakteriellen In- fektionen der oberen und tie- fen Atemwege (Sinusitis, Oti- tis, Pharyngitis, Tonsillitis, Bronchitis und Pneumonie).

Ältere Makrolide wie Erythromycinbase, Erythro- mycin-Ethylsuccinat, -Estolat oder -Stearat wiesen vor al- lem den Nachteil einer kur- zen Wirkdauer und einer schwankenden Bioverfügbar- keit auf. Seit Anfang Septem- ber steht mit Erythromycin- Stinoprat (Erysec®, Lindo- pharm GmbH) ein neuartiges Erythromycin-Derivat zur Verfügung. Als Besonderheit hervorzuheben ist, daß es sich sozusagen um ein „doppeltes Prodrug“ handelt, aus dem im Organismus die antibiotisch aktive Erythromycinbase und das mukolytisch wirksame N- Acetylcystein hervorgehen.

Nur zweimal täglich

Mit dem Stinoprat werden höhere Plasmakonzentratio- nen von Erythromycin er- reicht als mit dem Ethylsucci- nat: Die Fläche unter der Plasmaspiegelkurve (AUC) beträgt das Neunfache. Nach oraler Applikation des Stino- prats bleibt die Plasmakon- zentration von Erythromycin rund neun Stunden oberhalb der minimalen Hemmkon- zentration von Streptococcus pneumoniae, während dies nach Gabe des Succinats nur für rund sechs Stunden der Fall ist. Die Bioverfügbarkeit von Erythromycin-Stinoprat

wird durch die Nahrungsauf- nahme nicht beeinflußt, so daß weniger Schwankungen auftreten als bei älteren Ery- thromycin-Präparaten. Ery- thromycin-Stinoprat muß auf- grund seiner pharmakokineti- schen Eigenschaften nur zwei- mal täglich verabreicht wer- den. Die antibiotische Wirk- samkeit ist der anderer mo- derner Makrolidantibiotika vergleichbar. Auch die muko- lytische Wirkung scheint kli- nisch zum Tragen zu kommen, wie bisherige Untersuchungen nahelegen. Die Daten weisen auch darauf hin, daß das neue Erythromycin-Derivat besser verträglich ist als zum Bei- spiel Erythromycin-Ethylsuc- cinat oder -Estolat. Dies hat besonders in der Pädiatrie große Bedeutung, da Makro- lide bei Kindern besonders breit eingesetzt werden.

In einer doppelblinden, randomisierten Vergleichs- studie an insgesamt 80 Patien- ten mit bakteriellen Bronchi- tiden wurden Wirksamkeit und Verträglichkeit von Erythromycin-Stinoprat und Clarithromycin, einem weite- ren modernen Makrolidanti- biotikum, untersucht. Je 40 Patienten erhielten für fünf bis zehn Tage zweimal täglich 650 mg Erythromycin-Stino- prat (Gruppe A) oder 250 mg Clarithromycin (Gruppe B).

In beiden Gruppen führte die Therapie in nahezu 100 Prozent der Fälle zur voll- ständigen Rückbildung der klinischen Symptome.

Unerwünschte Arznei- mittelwirkungen, vor allem Übelkeit und Durchfall, tra- ten bei vier Patienten der Gruppe A beziehungsweise sieben Patienten der Gruppe B auf. Sie führten in einem beziehungsweise in drei Fäl- len zum vorzeitigen Abbruch der Therapie.

Dr. med. Angelika Bischoff

Erythromycin-Derivat Stinoprat

Antibiotikum

inclusive Mukolyse

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Auch im Saar- land ist die Internetnutzung über die 50-Prozent-Marke gestiegen, sodass erstmals die Onliner in allen Bundes- ländern in der Mehrheit sind.

Beim Kind nach einer Spontangeburt oder einer erschwerten Geburt, bei Schiefhals, Still- und Schlafproblemen, Bauch- krämpfen, Ängsten, Schreikindern, Hyperaktivität und

Alle politisch Verantwortlichen müssen endlich kapieren, dass es nicht ausreicht, wenn nur die Reichen noch unbeschwert und sorgenfrei in diesem Land leben können... Seite 5

Leitung: Sigrid Alexander, Beratung Nachhaltige Lebensmittel; Patricia Schwitter,

In der Praxis bedeutet dies, daß sich die Diagnose einer Pneumonie auf die Anamnese und auf den klini- schen Befund stützen muß, wobei nach Lode zwei Er- krankungsformen

Seit Okto- ber 1995 lernen 13 Ärztinnen und Ärz- te sowie eine Zahnärztin in Mainz Fachübergreifendes, um in Zukunft vielleicht als Beauftragte für Qua- litätssicherung im

Denn bereits zwei Handvoll täglich reichern den Körper mit natürlichen Stoffen an und erhalten ihn gesund.. Früchte

Bereits zum dritten Mal fand beim dies- jährigen Dental Summer Ende Juni in Timmendorf das beliebteTages-Semi- nar von DGI, DGÄZ und Dentista für Im-