DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
ÜBERSICHTSAUFSATZ
Transkutane und
endoskopische B-mode-Sonographie der Halsweichteile
Martin Westhofen und Alexander Rauchfuss
Aus der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten (Kommissarischer Direktor:
Privatdozent Dr. med. Alexander Rauchfuss)
des Universitätskrankenhauses Eppendorf, Hamburg
Tumorrezidive des Parapharyn- geal- und Paralaryngealraumes sind selbst computertomogra- phisch selten im Frühstadium zu erkennen. Wegen ihres hohen Auf- lösungsvermögens ist die B- mode-Sonographie hier deutlich überlegen. Der Einsatz der endo- skopischen zusätzlich zur transku- tanen Sonographie des Halses verbessert die Tumorfrüherken- nung in dieser Region wesentlich.
nie recht neue Entwicklung V hochauflösender Ultraschall- sonden in sogenannter Phased- Array-Technik ermöglicht den Ein- satz der B-mode-Sonographie zur Schnittbilddarstellung der Hals- weichteile. Insbesondere die gro- ßen Kopfspeicheldrüsen sind we- gen ihrer oberflächlichen Lage so- nographisch mit einfachen Mitteln darzustellen. Die hochauflösende Abbildung der tiefer gelegenen Halsweichteile und der perivasku- lären Lymphabflußwege erfordert aufwendige, dynamisch fokussier- te Ultraschall-Arrays.
Die von uns seit mehr als zwei Jah- ren mit der hochauflösenden B- mode-Sonographie gesammelten Erfahrungen belegen ihren Wert für die Tumordiagnostik und ihre Überlegenheit in der Erkennung von Tumorrezidiven gegenüber der Palpation und der Computer- tomographie. Die Ultraschall- Schnittbilddarstellung des Para- pharyngeal- und Paralaryngeal- raumes ist wegen der begrenzten Eindringtiefe des Ultraschalls durch die Haut nicht möglich. Zur Früherkennung weit medial gele- gener Rezidivtumoren bei Patien- ten mit Kopf- und Halstumoren wurde daher zusätzlich die endo- skopische Sonographie des Pa- rapharyngeal- und Paraösopha- gealraumes eingesetzt. Endo- skopische Ultraschallsonden wer- den in neuerer Zeit erfolgreich bei der Echokardiographie und zur Pankreasdiagnostik eingesetzt.
Methode
Für die endoskopische Sonogra- phie wurden Gastroskope der Fir- men Pentax und Machida verwen- det, an deren Spitze jeweils ein mi- niaturisiertes U ltraschal I-Li neer- Array montiert ist. Die Mittenfre- quenz betrug 7 beziehungsweise 5 MHz (Abbildung 1). Die Scanbreite betrug 37 beziehungsweise 32 mm. Die Positionierung der Arrays erfolgte endoskopisch unter Sichtkontrolle. Unter analgeti- scher und sedativer Prämedika- tion waren die Untersuchungen in Lokalanästhesie durchführbar.
Resultate
Die Lage und Ausdehnung von Tu- moren des Parapharyngealraumes
Abbildung 1: Endoskopische Ultraschall- Linear-Arrays an der Spitze von Gastro- skopen montiert. Oben: 7 MHz. Unten: 5 MHz
und die Infiltration der großen Ge- fäße sind ebenso wie Lymphome und Lymphknotenmetastasen er- kennbar. Die Eindringtiefe der transkutanen wie auch der endo- skopischen Schallsonde sind aus- reichend groß, so daß die Hals- weichteile überlappend durch Schnittbilder dargestellt sind. Das Auflösungsvermögen der transku- tanen wie auch der endoskopi- schen Sonden liegt zwischen 1 und 2 mm.
Rezidivtumoren im Bereich des paraösophagealen, parapharyn- gealen und paralaryngealen Rau- mes sind bei bestrahlten und ope- rierten Patienten nicht ausrei- chend früh zu diagnostizieren. B- mode-sonographische Verlaufs- kontrollen unter Einsatz der Endo- sonographie können Rezidivtumo- ren früher erkennen, als es durch Palpation und Computertomogra- phie allein möglich wäre. Die für die Prognose bestimmenden und für die Indikation zu chirurgischer Intervention relevanten Fragen nach einer Tumorinfiltration der großen Halsgefäße sind sonogra- phisch verläßlich zu klären.
Die Gefäßstrukturen sind von ho- her Echogenität und gegen ihre Nachbarschaft deutlich abge- grenzt. Die Gefäße lassen sich da- her von Rezidivtumoren, die sich mit geringer Echogenität darstel- len, eindeutig differenzieren. Ver- drängung der ortsständigen Hals- weichteilstrukturen und Venen- Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 43 vom 22. Oktober 1986 (53) 2947
Abbildung 2: Links:
Endoskopische B- mode-sonographi- sche Aufnahme, 5 MHz, Linearscan, Sagittalebene, obe- rer Bildrand der Hy- popharynxmukosa entsprechend, Areal geringer Echogeni- tät in Nachbarschaft der großen Halsge- fäße. TU = Tumor.
Rechts: Transkuta- ne B-mode-sono- graphische Aufnah- me, 5 MHz, Linear- scan, Sagittalebene, oberer Bildrand der Halshaut entspre-
chend, Areal geringer Echogenität in Nachbarschaft der Carotisbifurkation, Gefäß- wand intakt. TU = Tumor, AC = A. carotis communis
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Angina pectoris Sonographie der Halsweichteile
kompression werden dargestellt.
Die Abmessung der Tumorgröße und Beurteilung der lokalen Infil- tration in die Halsweichteile er- leichtert die Planung chirurgi- scher Eingriffe. Während einer Chemotherapie läßt sich sonogra- phisch der Therapieerfolg kon- trollieren.
Die endoskopische B-mode-So- nographie kann in Ergänzung zur transkutanen B-mode-Sonogra- phie Rezidive bei Kopf-Hals-Tumo- ren in geringer Größe frühzeitig erkennen. Die transkutane und die endoskopische B-mode-Sonogra-
Angina pectoris:
Stumme Ischämien und Frühprognose
Patienten mit instabiler Angina, d. h. recent onset-, crescendo- oder Ruheangina sind besonders gefährdet, einen plötzlichen Tod zu erleiden. Patienten mit Ruhean- gina werden auf der Überwa- chungsstation behandelt. Obwohl hier die Schmerzfreiheit medika- mentös erzielt werden kann, kommt es bei diesen Patienten zu stummen Ischämien. Stumme Ischämien führen zu definierten
phie sollten in Ergänzung zu Pal- pation, Endoskopie und Compu- tertomographie zur Verlaufskon- trolle bei Patienten mit Kopf-Hals- Tumoren eingesetzt werden.
Literatur bei den Verfassern Anschrift für die Verfasser:
Privatdozent Dr. med.
Alexander Rauchfuss HNO-Klinik des Universitäts- krankenhauses Eppendorf Martinistraße 52
2000 Hamburg 20
ischämischen Veränderungen im EKG, gehen aber nicht mit subjek- tiven Symptomen einher. Eine amerikanische Arbeitsgruppe un- tersuchte die Häufigkeit von stum- men Ischämien bei Patienten mit Ruheangina, die auf einer Wach- station behandelt wurden, und die damit verbundene Frühprognose nach Ablauf von 30 Tagen. Über 48 Stunden wurde bei 70 Patienten ein Langzeit-EKG abgeleitet, und zwar über den Ableitungen, die Ischämieveränderungen am be- sten zeigten. Alle Patienten erhiel- ten Nitrate, mindestens 160 mg Propranolol und mindestens 80
mg Nifedipin täglich. Die Progno- se nach 30 Tagen wurde anhand der Ereignisse Tod, Myokard- infarkt oder Maßnahmen zur Re- vaskularisierung (PTCA oder aortokoronare Bypass-Operation) bestimmt. 37 von 70 Patienten zeigten stumme Ischämien von durchschnittlich 20 Minuten Dau- er. 29 dieser Patienten hatten
überhaupt keine und 8 wenigstens einmal Schmerzen verspürt. 33 Patienten zeigten keine stummen Ischämien. Beide Gruppen, mit und ohne stumme Ischämien, wa- ren vergleichbar. Nach einem Mo- nat waren 7 Myokardinfarkte ein- getreten, davon 6 in der Gruppe der Patienten mit stummen Ischä- mien. Bei 13 Patienten waren Maß- nahmen zur Revaskularisierung notwendig geworden. 10 dieser Patienten zeigten ebenfals stum- me Ischämien. Nach 30 Tagen war kein Patient verstorben. Die Analy- se von 15 Variablen ergab, daß das Auftreten von stummen Ischä- mien, gefolgt von Schmerzen in- nerhalb der ersten zwei Tage, die sicherste Vorhersage für einen In- farkt oder eine Revaskularisie- rungsmaßnahme erlaubte.
Trotz Intensivbehandlung treten bei Patienten mit instabiler Angina passagere Ischämien auf, die kli- nisch stumm verlaufen können. Als Ursachen werden Koronarspas- men und thrombotische Verschlüs- se angenommen. Die Autoren hal- ten stumme Ischämien für einen wichtigen klinischen Indikator für das aktive dynamische Krankheits- geschehen neben den anatomi- schen Stenosen bei der koronaren Herzerkrankung. Patienten mit stummen Ischämien sollten ag- gressiv therapiert werden. Weitere Untersuchungen dieser Art werden sicher folgen. Einschränkungen der diesbezüglichen Anwendung des EKG-Monitorings ergeben sich daraus, daß nicht alle Patienten da- für geeignet sind. kue
Gottlieb, 0. S., Silent lschemia As A Marker for Early Unfavorable Outcomes In Patients With Unstable Angina. N. Engl. J. Med. 1986; 314:
1214-1219.
Gottlieb, 0. S., Francis Scott Key Medical Cen- ter, The Johns Hopkins Hospital, 4940 Eastern Ave., Baltimore, MD 21224.
FÜR SIE GELESEN
2950 (56) Heft 43 vom 22. Oktober 1986 83. Jahrgang Ausgabe A