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A3220 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 48½½30. November 2001
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atienten mit chronischen Schmerzen stehen unter er- heblichem Leidensdruck.Doch ihre Lebensqualität kann durch eine effektive Schmerz- therapie gebessert werden, das gilt insbesondere, wenn ein Schmerzpflaster eingesetzt wird. Dann nämlich wird der Schmerzpatient unabhängig von der Medikamentenein- nahme nach der Uhr. Er kann wieder durchschlafen und wird bis zum Pflasterwechsel nach drei Tagen nicht ständig an seine Grunderkrankung erin- nert.
Realisieren lässt sich die transdermale Behandlung mit einem neuen Schmerzpflaster mit dem Wirkstoff Buprenor- phin. Es handelt sich um ein stark wirksames Opioid, das in Form der Sublingualtablet- ten bereits seit vielen Jahren in der Schmerztherapie ge- nutzt wird. Der Wirkstoff steht jetzt auch als Matrix- pflaster unter dem Handels- namen Transtec® (Grünen- thal) zur Verfügung. Vorteil- haft ist, dass Patienten, die transdermal behandelt wer- den, ihre Schmerzspitzen mit dem gleichen Wirkstoff als Buprenorphin-Sublingualta- blette kupieren können.
Das Buprenorphin-Pflaster eignet sich zur breiten An- wendung sowohl bei Schmer- zen, die durch Erkrankungen des Bewegungsapparates her- vorgerufen werden, als auch bei Tumorschmerzen. Eine innovative Matrix-Technolo- gie sorgt für konstante Wirk- stoffspiegel über die gesam- te Tragedauer, was bei den Patienten eine zuverlässige Schmerzkontrolle gewährlei- stet. Gleichzeitig ist das neue Matrixpflaster robuster als die Reservoirpflaster. Denn das Opioid ist in eine Polymerma- trix eingebettet und wird aus dieser gleichmäßig freigesetzt.
Es gibt kein Flüssigkeitsreser- voir, und selbst bei Beschädi- gung des Pflasters besteht so- mit nicht die Gefahr einer Überdosierung.
Das Pflaster ist in drei Wirk- stärken im Handel (0,8, 1,2 und 1,6 mg, was einer Freiset- zungsrate von 35, 52,5 sowie 70 mg pro Stunde entspricht) und
einfach anzuwenden: Es wird auf die trockene, saubere Haut geklebt, wobei Haare zuvor entfernt werden sollten. Das Pflaster wird etwa 30 Sekun- den angedrückt, damit eine gute Klebeeigenschaft gewähr- leistet ist. Der Patient kann
dann damit sogar duschen, baden und Sport treiben.
Nach drei Tagen ist ein Pfla- sterwechsel erforderlich; da- bei sollte eine andere Haut- stelle gewählt werden. Das Schmerzpflaster wurde in ei- nem klinischen Entwicklungs-
programm im Rahmen von drei doppelblind-randomisier- ten Studien bei 455 Patienten mit mäßigen bis starken chro- nischen Schmerzen geprüft, und zwar sowohl bei Patien- ten mit Tumorschmerzen als auch solchen mit Schmer- zen benigner Natur wie bei- spielsweise bei einer Osteoporose oder ei- ner rheumatischen Erkrankung. Es wur- de nach Dr. med.
Reinhard Sittl, Erlan- gen, eine Schmerzre- duktion um bis zu 70 Prozent erwirkt, gleichzeitig nahm die Rate derjenigen Pati- enten, die ungestört durch Schmerzen län- ger als sechs Stun- den schlafen konn- ten, deutlich zu.
Das Pflaster er- wies sich als gut verträglich, die gastrointesti- nalen Nebenwirkungen wa- ren gering, Übelkeit und Er- brechen waren seltener als sonst unter Opioiden, und auch die Obstipationsrate war mit nur 5,3 Prozent auffallend niedrig. Christine Vetter
Buprenorphin-Matrixpflaster
Transdermal
gegen den Schmerz
Unternehmen
Das „Modulare Schulungspro- gramm Epilepsie“ (MOSES) ist das erste Schulungspro- gramm für Anfallskranke im deutschsprachigen Raum. Auf diese Weise geschulte Patien- ten können nicht nur besser mit ihrer Erkrankung umge- hen, sondern haben auch we- niger Anfälle, wie eine Stu- die von der Gesellschaft für Epilepsieforschung in Biele- feld mit 242 Betroffenen ge- zeigt hat.
Hierbei wurden 113 Teil- nehmer mit MOSES geschult und ein halbes Jahr danach er- neut befragt. Die restlichen 129 Patienten der Kontroll- gruppe erhielten die Schulung aber erst nach dieser zweiten Befragung. Obwohl die mei-
sten Patienten schon viele Jah- re an Epilepsie erkrankt waren, zeigten sich signifikante Schu- lungseffekte: in einer Zunah- me des Wissens über Epilep- sie, in einer Verbesserung der Krankheitsbewältigung und – besonders bemerkenswert – in einer Reduktion der Anfalls- häufigkeit und besseren Ver- träglichkeit der Therapie.
MOSES-Schulungen, die neun thematische Module zu durchschnittlich 90 Minuten umfassen, werden mittlerwei- le in vielen auf Epilepsiebe- handlung spezialisierten Kli- niken und Praxen angebo- ten. Hierbei werden die Be- troffenen darüber informiert, dass Epilepsie die häufigste neurologische Krankheit ist,
von der in Deutschland cir- ca 500 000 Menschen betrof- fen sind. Epileptische Anfälle können sich als leichte sub- jektive Sensationen über kur- ze „Blackouts“ bis zu schwe- ren Krampfanfällen mit Sturz und Bewusstlosigkeit darstel- len. Die Anfälle sind heute durch moderne Medikamen- te gut behandelbar; circa 60 bis 80 Prozent der Betroffe- nen werden anfallsfrei. Die dreijährige Entwicklungsar- beit von MOSES wurde von der Firma Sanofi-Synthelabo finanziell unterstützt. EB
Informationen bei: MOSES Geschäfts- stelle, Bettina Hahn, Rußheiderweg 3, 33604 Bielefeld, Fax: 05 21/2 70 48 00, E-Mail: MOSES.EUREPA@t-online.de