Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 2016. Mai 2008 A1079
K U LT U R
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n der heiligen islamischen Stadt Fes, gegründet von Mulay Idriss II., dem Ururenkel des Propheten Mo- hammed, findet seit 14 Jahren ein einmaliges Treffen der Weltreligio- nen statt. Musiker unterschiedlichs- ter Traditionen und Glaubensrich- tungen zelebrieren vom 6. bis 15. Ju- ni eine Art Weltenseele. Das Festival Musiques Sacrées du Monde ist zu einem Aushängeschild des aufge- klärten Islams eines modernen Ma- rokkos geworden.Ensembles und Solisten aus Belgi- en, Deutschland, Frankreich, Indi- en, Mali, Marokko, Norwegen, Pa- kistan, Saudi-Arabien, Spanien und Vietnam präsentieren gemeinsam ih- re religiöse und kulturelle Identität.
Aus den USA reist Operndiva Jessye Norman an, aus dem Senegal der Weltmusiker Ismaël Lô. Das musika- lische Spektrum reicht von Folkmu- sik über populäre U-Musik bis zu tra- ditioneller Klassik.
Die Festivaltage werden vormit- tags mit Workshops und Symposien eingeleitet. Philosophen, Politiker, Priester und Wissenschaftler disku- tieren mit dem Publikum über kultu- relle Zukunftsmodelle. Nachmittags finden im schattigen, andalusischen Garten des ehemaligen Wesirpalasts Dar Batha Konzerte im intimen Rahmen statt. Anschließend unter- halten Popbands unterschiedlicher Ausrichtung auf dem Place Baghda- di ein eher junges Publikum. Nach
Sonnenuntergang startet das jewei- lige Highlight des Tages am festlich illuminierten Bab-el-Makina. Auf dem ehemaligen königlichen Exer- zierplatz herrscht eine gediegene Stimmung. Den Tagesabschluss bil- den Sufimusiker verschiedener Tra- ditionen mit rhythmischer Trance- musik im Dar Tazi, dem Palast des ehemaligen französischen Konsuls von Marokko.
Fes erhielt seine kulturelle Prä- gung im Mittelalter durch die Flücht- linge aus dem maurischen Spanien.
In Andalusien wie in Fes lebten über die Jahrhunderte Muslime, Christen und Juden friedlich miteinander. Das diesjährige 1 200-jährige Stadtjubi- läum unterstreicht mit dem Festival Musiques Sacrées du Monde die Be- deutung von Respekt und Toleranz zwischen den Religionen und Kultu- ren. Neben dem Festivalprogramm sollte man sich die Zeit nehmen, um die 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Medina von Fes zu erkunden. Sie gilt als größte und lebendigste arabische Altstadt der Welt. Die einmalige Ausstrah- lung von Fes schafft einen perfekten Rahmen zu der sakralen Stimmung des Festivals.
Oasen der Ruhe und Entspan- nung finden Festivalbesucher in den zahlreichen Riadhotels (restaurierte Stadtpaläste) der Altstadt.
Internet: www.fesfestival.com I Eberhard Hahne
14. WELTFESTIVAL DER SAKRALEN MUSIK IN DER KÖNIGSSTADT FES/MAROKKO
Einigkeit in der Verschieden heit
Das Festival unterstreicht die Bedeutung von Respekt und Toleranz.
Jessye Norman aus den USA, eine der anerkanntesten Opernsängerinnen, eröffnet das Festival am 6. Juni.
Cantus Cölln aus Deutschland singt Lieder von Johann Sebastian Bach.
Ismaël Lô aus dem Senegal, gilt als der Bob Dylan Afrikas.
Foto:Eberhard Hahne
Fotos:Fesfestival