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Archiv "Zum Stand der MVA-Stufenimpfung gegen Pocken: Mitteilung des Wissenschaftlichen Beirats des Paul-Ehrlich-Instituts" (25.12.1975)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

EKG-Repetitorium

mehr oder weniger ausgeprägten muldenförmigen ST-Senkung mit präterminal negativer T-Welle.

Bei exzessiver Hypokaliämie kommt es zu einer scheinbaren QT-Verlängerung, die aber durch eine TU-Verschmelzungswelle vor- getäuscht wird.

Bei der seltener vorkommenden Hyperkaliämie, die zum Beispiel bei schwerer Niereninsuffizienz be- obachtet wird, tritt eine zunehmen- de T-Wellen-Überhöhung ein, wo- bei die T-Welle schmalbasig ist.

Hinzu können bei starker Kaliumer- höhung QRS-Verbreiterungen, ein Sinusstillstand und Extrasystolien kommen. Hier ist schnelles Han- deln geboten, um den sonst unver- meidlichen Herztod zu verhindern (Dialyse oder lonenaustausch).

Bei der Hypokalzämie ist als cha- rakteristisches Symptom die QT- Verlängerung im EKG zu nennen, die die frequenzbezogene QT-Dau- er um mehr als 20 Prozent über- schreitet. Die T-Welle ist meist nor- mal. Eine Hypokalzämie kommt vor bei der Urämie und bei dem Hypoparathyreoidismus sowie ins- besondere bei der Pankreatitis.

Die Hyperkalzämie ist charakteri- siert durch eine QT-Verkürzung, die aber sehr oft schwer von der normalen Schwankungsbreite der QT-Dauer zu trennen ist. Sie kommt insbesondere beim Hyper- parathyreoidismus, Knochentumo- ren und ins Knochensystem meta- stasierendem Bronchialkarzinom oder Mammakarzinom vor.

Beispiele zum Thema Erregungs- rückbildungsstörungen werden in der nächsten Folge erscheinen.

Darstellung 73: Gesenkter ST-Ab- gang mit ansteigendem Verlauf (1) und geringfügige, etwas durchhän- gende ST-Senkung mit T-Abfla- chung (2) sind als uncharakteristi- sche Störung des Erregungsrück- gangs aufzufassen. Der muldenför- mige ST-Verlauf (3) wird am häu-

figsten bei der Digitalismedikation beobachtet. Eine ST-Strecken-Sen- kung von mehr als 0,5 mm mit waa- gerechtem Verlauf (4), eine ab- wärts gerichtete ST-Strecke mit Übergang in eine präterminal ne- gative T-Welle (5), ein abwärts ge- richteter ST-Verlauf mit Übergang in eine präterminal negative T-Wel- le (6) sowie eine gleichschenklige tiefe negative T-Welle (7) sind in der Regel organischen Ursprungs.

Die unter 4 dargestellte Form wird am häufigsten bei der Spontan- ischämie im Angina-pectoris-Anfall beobachtet. Die in 5 und 6 darge- stellte Form kommt am häufigsten bei der hypertrophiebedingten Stö- rung des Erregungsrückgangs oder bei Innenschichtnarben vor. Die unter 7 dargestellte Form wird häu- fig bei einer Myokarditis oder bei einem nichttransmuralen Infarkt beobachtet

Darstellung 74: Die schmalbasig überhöhte T-Welle wird am häufig- sten bei der Hyperkaliämie, aber auch bei der Sympathikotonie (Er- regungsform) beobachtet (2). Die breitbasig überhöhte T-Welle kommt dagegen bei der Vagotonie und beim Erstickungs-T des Infark- tes vor (3). Die reine T-Abflachung (4) wird am häufigsten bei labilen, von Tageszeiten abhängigen EKG- Schwankungen beobachtet. Sie kommt aber auch bei der Sympa- thikotonie (Ermüdungsform) vor.

Das gleiche gilt auch für die Dop- pelgipfligkeit (5). Präterminal nega- tive T-Wellen sind in der leichten Form oft Ausdruck der Digitalisme- dikation, in der ausgeprägten Form Folge einer Linkshypertrophie (6 und 7). Die terminal negativen

T-

Wellen (8 und 9) werden am häufig- sten bei Myokarditiden und Infark- ten beobachtet.

Anschrift der Verfasser:

Dr. med. G. Kober Dr. med. H.-J. Becker 6 Frankfurt am Main Theodor-Stern-Kai 7

NOTIZEN

Zum Stand der

MVA-Stufenimpfung gegen Pocken

Mitteilung

des Wissenschaftlichen Beirats des Paul-Ehrlich-Instituts

Der Wissenschaftliche Beirat des Paul-Ehrlich-Instituts (Bundesamt für Sera und Impfstoffe) hat zur Klarstellung, wie im Bundesge- sundheitsblatt 18 (1975) 392 mitge- teilt, darauf hingewiesen, daß der MVA-Impfstoff ärztlich erprobt wird, seine Zulassung beantragt ist, er aber noch nicht zum Verkauf zuge- lassen ist.

Der MVA-Impfstoff soll als Vorimp- fung vor der konventionellen Pok- kenimpfung angewandt werden.

Die Antragsteller behaupten, durch den MVA-Impfstoff könne die Häu- figkeit der mit der konventionellen Pockenerstimpfung gelegentlich verbundenen Komplikationen, spe- ziell der postvakzinalen Enzephali- tis (pvE), entscheidend gesenkt wer- den, ohne die Wirksamkeit des Impfverfahrens zu beeinträchtigen.

Die Behauptung, daß die Vorimp- fung mit MVA-Impfstoff die Häufig- keit der mit der konventionellen Pockenimpfung gelegentlich ver- bundenen Komplikationen beson- ders der pvE entscheidend zu sen- ken vermag, ist weder aus dem Schrifttum noch aus den für die Zulassung eingereichten Unterla- gen zu belegen. Bisher sind knapp 10 000 Impflinge in kontrollierten Studien geimpft worden. Bei die- sen verlief die nachfolgende kon- ventionelle Pockenimpfung in 70 Prozent der Fälle wie eine Wieder- impfung.

Weiterhin sind etwa 25 000 Perso- nen ohne genaue Überwachung der Impffolgen mit MVA-Impfstoff vorgeimpft worden. Diese Zahlen liegen weit unter dem Erwartungs- wert der pvE nach Erstimpfung mit dem Stamm Elstree, deren Häufig-

3512

Heft 52 vom 25. Dezember 1975

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Blutzucker-

und Seruminsulinverlauf beim oralen Glukosetoleranztest

Horst Gutsche, Thea Schirop und Edda Buschmann

Aus der Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses Berlin-Britz (Leitender Arzt: Privatdozent Dr. Horst Gutsche)

und der Diabetes-Sprechstunde der Medizinischen Poliklinik im Klinikum Charlottenburg der Freien Universität Berlin

Der orale Glukosetoleranztest mit 100 Gramm Oligosacchariden oder 100 Gramm Glukose ist heute das Mittel der Wahl zur Früher- kennung einer diabetischen Stoffwechsellage. Um seine Aussage- kraft zu erhöhen, sind verschiedene Faktoren vor und während der Durchführung des Tests zu berücksichtigen. Die von der Epidemio- logischen Studiengruppe der Europäischen Diabetesgesellschaft (ESGDE) empfohlenen Blutzuckergrenzwerte haben die Falschein- ordnung von Diabetikern und Nichtdiabetikern wesentlich redu- ziert. Die Fehlklassifikation liegt nach unseren Untersuchungen zwi- schen eins und vier Prozent,

Zur Fortbildung - Aktuelle Medizin

ÜBERSICHTSAUFSATZ

Das Ansteigen der Diabeteserkran- kungen in allen zivilisierten Län- dern ist ein echtes soziales Pro- blem. Umwelteinflüsse, Überernäh- rung, Bewegungsmangel und ande- re Faktoren fördern die Entwick- lung dieser verbreiteten Stoffwech- selerkrankung. Nicht das Coma diabeticum, sondern überwiegend Gefäßkomplikationen führen heute bei der Zuckerkrankheit zum Tode.

Frühzeitige Diagnose und rechtzei- tige, gezielte Therapie verbessern entscheidend die Prognose des Diabetes mellitus.

Eine diabetische Stoffwechsellage wird nach den heutigen Erkennt- nissen frühzeitig am besten mit dem einzeitigen oralen Glukoseto- leranztest erkannt. In Deutschland hat sich weitgehend die einmalige morgendliche Belastung mit 100 Gramm Glukose oder 100 Gramm Oligosacchariden in einer 25pro-

zentigen Lösung durchgesetzt.

Auf den früher durchgeführten Be- lastungstest mit 50 Gramm Gluko- se wird heute weitgehend verzich- tet. Zur Früherkennung eines Dia- betes reichen die alleinige Unter- suchung des Harnes auf Zucker auch nach einer Glukosebelastung, die alleinige Bestimmung des Nüchternblutzuckers oder ein Blut- zuckertagesprofil nicht aus. Nur die gleichzeitige Bestimmung des Blutzuckers, am besten in Abstän- den von einer Stunde, und die Un- tersuchung des Harnes auf Zucker am Ende des zwei- bis dreistündi- gen Tests erlauben eine Beurtei- lung der untersuchten Personen bezüglich einer normalen oder si- cher diabetischen Stoffwechsella- ge. Es gibt keine scharfe Trennung zwischen normaler und diabeti- scher Glukosetoleranz. Die Pro- banden mit einer gestörten Glu- kosetoleranz, die sogenannten keit heute nach allgemeiner An-

sicht bei etwa 1:50 000 bis 1:100 000 angenommen wird.

Man kann nur, wie die Antragstel- ler, mit der Analogie argumentie- ren, daß die große Seltenheit der pvE bei Pocken-Wiederimpflingen für 70 Prozent der mit der MVA- Stufenimpfung Geimpften zu erwar- ten ist.

Sinngemäß gelten vorstehende Ausführungen auch für die übrigen schweren Komplikationen der Pok- kenimpfung (Vaccinia necrosa, ge- neralisierte Vakzine, Eccema vacci- natum).

Das entscheidende Kriterium für die Wirksamkeit jeder Impfung ist das Verhalten des Impflings bei Ex- position. Ob die Stufenimpfung mit MVA-Impfstoff in dieser Beziehung den Erwartungen entspricht, wis- sen wir nicht und werden wir nicht wissen, solange dieses Impfverfah- ren nicht in Endemiegebieten er- probt ist. Auch hier muß infolge- dessen mit Analogien argumentiert werden, und es erscheint nötig, darauf mit der gebotenen Deutlich- keit hinzuweisen.

Der Beirat des Bundesamtes für Sera und Impfstoffe wird jedoch die Zulassung des MVA-Impfstoffes dem Bundesamt für Sera und Impf- stoffe empfehlen, sobald noch ungeklärte, bei anderen vergleich- baren Virusimpfstoffen selbstver- ständliche Fragen der der Zulas- sung vorangehenden Prüfung von den Antragstellern befriedigend beantwortet sind. Die Zulassung des MVA-Impfstoffes wird sich, wenn sie erfolgt, nur auf seine „An- wendung als Vorimpfung vor der Impfung mit Pockenvakzine" bezie- hen.

Der Wissenschaftliche Beirat des Paul-Ehrlich-Instituts (Bundesamt für Sera und Impfstoffe): Prof. Dr.

med. R. Haas (Vorsitzender), Prof.

Dr. med. K. Fischer, Prof. Dr. med.

E. Macher, Prof. Dr. med. H.

Spiess, Prof. Dr. med. 0. Vivell.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 52 vom 25. Dezember 1975 3513

Referenzen

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