Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen
BRIEFE AN DIE REDAKTION
che Gespräch über die Weiterent- wicklung der Gesundheitspolitik in der Bundesrepublik dankbar bin und zur Verfügung stehe, da es der Sache sicher nicht dienlich ist, wenn gerade die Leser Ihrer Zeit- schrift so einseitig und falsch infor- miert werden wie durch den Artikel von Herrn Scholmer. Bei dem An- sehen Ihrer Zeitschrift in der Füh- rungsgruppe der Sozialdemokrati- schen Partei Deutschlands muß befürchtet werden, daß solche ein- seitigen falschen Darstellungen po- litische Fehlentscheidungen in der Führung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands verursachen können.
J. F. Volrad Deneke Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer 5 Köln 41
Haedenkampstraße 1
AUS DER DDR
Zu dem Aussprachebeitrag von Prof. Dr.
Matthias Krahe in Heft 46/1974 erhielt die Redaktion (auf einem Umweg) die Zuschrift eines Arztes aus der DDR:
„Geringe Säuglingssterblichkeit ein echter Erfolg des sozialistischen Gesundheitswesens"
Der Diskussionsbeitrag von Herrn Krahe aus dem DEUTSCHEN ÄRZ-
TEBLATT war für mich sehr inter- essant. Ich glaube nicht, daß man die Dinge so abtun kann. Natür- lich wird alles getan, um die Säug- lingssterblichkeit so gering wie ir- gend möglich zu halten, daß dabei aber mit unlauteren Mitteln gear- beitet wird, dürfte nur für wenige Einzelfälle zutreffen. Es ist mir nicht bekannt, daß irgendwo ein Chef abgelöst worden wäre, weil in seinem Einzugsbereich das „Soll"
nicht erreicht wird. Allerdings ge- hen wir den Dingen nach und ver- suchen zu ergründen, weshalb wohl in einem bestimmten Zeit- raum und in einer bestimmten Ge- gend die Mortalität ansteigt, um beeinflußbare Faktoren in geeigne- ter Weise zu verändern.
Es ist in diesem Zusammenhang auch klar, daß, wenn Nachlässig- keit eines Arztes nachweisbar ist, man sich mit diesem Kollegen in geeigneter Weise auch auseinan- dersetzt. Ich bin doch sicher, daß die geringe Säuglingssterblichkeit und insbesondere die sehr niedrige perinatale Mortalität ein echter Er- folg des sozialistischen Gesund- heitswesens ist, den man dort zur Kenntnis nehmen sollte, wo leider im Vordergrund ärztlichen Han- delns nur zu häufig eigene Profitin- teressen stehen und die Wirksam- keit von Maßnahmen des öffentli- chen Gesundheitsdienstes torpe- dieren. Wenn eine Schwangere
vom Beginn der Schwangerschaft an systematisch durch einen Gynä- kologen in der Schwangerenbera- tung betreut wird, der die Schwan- gere monatlich mindestens einmal sieht und alle unserem gegen- wärtigen wissenschaftlichen Stand entsprechenden Vorsorgeuntersu- chungen ausführt, sie im Falle der geringsten Unregelmäßigkeit des Schwangerschaftsverlaufs in seiner Klinik stationär aufnimmt und letzt- lich im Regelfall selber auch die Entbindung leitet (und dies alles selbstverständlich völlig kosten- los!), ca. 99 Prozent unserer Ent- bindungen sind jetzt Anstaltsent- bindungen, dann ist es doch nicht verwunderlich, wenn es gelingt, das Risiko für das Kind und auch für die Mutter so niedrig wie nur möglich zu halten.
Ich habe oft den Eindruck, daß die- se Seite unseres Systems von der Mehrzahl unserer Kollegen in der Bundesrepublik nicht gesehen wer- den will. Die Mahnung an das eige- ne ärztliche Gewissen, soweit noch vorhanden, wäre für viele vielleicht unerträglich. Nun will ich natürlich nicht das Kind mit dem Bade aus- schütten, aber wenn ich die in der Literatur immer wieder offen zu- tage tretenden Kämpfe der Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdien- stes gegen die Schutzbehauptun- gen und oft bornierten Argumente der freien Praktiker gegen Schutz- impfungen, Vorsorgeuntersuchun- gen, Beratungswesen usw. ver- folge, dann geht mir immer wieder nur der Hut hoch. Wie kann jemand ernstlich gegen eine generelle BCG- oder Polioimpfung auftreten, wenn er die Erfolge unserer Bemü- hungen, so er sie nur zur Kenntnis nimmt, beobachtet. Ich hatte dar- über kürzlich mit Windörfer erst eine interessante Korrespondenz!
Es ist halt vieles faul im Staate Dä- nemark! — Man müßte sich mal wieder unterhalten können, dann könnte man auch über die Kehrsei- ten sprechen!
Name und Anschrift des Verfassers sind der Redaktion bekannt
Erhalten Sie das
DEUTSCHE ÄRZTEBLATT regelmäßig?
Nein? Dann
sollten Sie die Vertriebsabteilung des Deutschen Ärzte-Verlags unbedingt informieren: sie sorgt sofort dafür, daß Sie das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT wieder pünktlich be- kommen. Und falls Sie einmal umziehen: Senden Sie einfach eine Postkarte mit Ihrer neuen Anschrift an:
Deutscher Ärzte-Verlag GmbH
Vertriebsabteilung, 5023 Löven ich Postfach 14 40
Telefon-Sammelnummer (0 22 34) 70 11-1
690 Heft 10 vom 6. März 1975 DEUTSCHES AR,ZTEBLATT