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Archiv "Deutsches Krebsforschungszentrum: Mit starken Partnern auf neuen Wegen" (12.11.2004)

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as Deutsche Krebsforschungszen- trum (DKFZ) in Heidelberg wird an der Schwelle zum fünften Jahr- zehnt seines Bestehens neue Wege ein- schlagen. Um grundlegende Verbesse- rungen in der Onkologie in Deutschland zu erzielen, will sich das DKFZ an die Spitze der Bewegung setzen, welche an- wendungsreife Ergebnisse der For- schung möglichst rasch in die Klinik bringt, wie der Chef der Großfor- schungseinrichtung Prof. Dr. med.

Otmar D.Wiestler im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt erklärt hat.

Die Krebsforschung habe diese lange Zeit gebraucht, um die Grundmecha- nismen bei der Entstehung von Krebserkrankungen zu verstehen, er- läuterte Wiestler. Erst mit der Genom- forschung und molekularen Medizin habe eine wirkliche Expansion des Wis- sens stattgefunden, die zur Entwicklung

neuer Diagnose- und Therapieverfah- ren geführt habe.Auch Wiestlers Vorgän- ger, Prof. Dr. Dr. h. c. Harald zur Hausen, weist darauf hin, dass „erst in den ver- gangenen fünf bis zehn Jahren Techni- ken aus der Grundlagenforschung ent- standen sind, die einen Transfer in die praktische Anwendung ermöglichen“.

Dafür nannte Wiestler Beispiele aus dem eigenen Hause: So sei es auf Basis der Genomforschung mit der Chiptech-

nik möglich, besser einzuschätzen, wie sich die Krebserkrankung im individuel- len Patienten verhalten werde und wie sie therapeutisch anzugehen sei. Und in der Strahlentherapie habe es in den letz- ten zehn Jahren keine Entwicklung ge- geben, die nicht vom DKFZ maßgeblich

angestoßen worden sei. Auf dem Gebiet der Papillomvirusforschung, die ihren Ausgang in der Arbeitsgruppe von zur Hausen nahm, könnten jetzt endlich die ersten Impfprogramme beginnen.

Wiestler sieht diese Entwicklungen als einen Anfang.

Aufbauend auf Grundlagenfor- schung, werde sich das Zentrum in den kommenden Dekaden „dem großen Auftrag“ stellen, als treibende Kraft die

Krebsforschung in die Klinik zu brin- gen. Diese „völlig neue Art der Partner- schaft“ zwischen dem Krebsforschungs- institut, den Kliniken der Universität Heidelberg und der Thoraxklinik Hei- delberg-Rohrbach werde in einem „Na- tionalen Centrum für Tumorerkrankun- gen“ (NCT) realisiert. Diese Struktur ermögliche auch „intelligente Allian- zen“ mit der Industrie, die der DKFZ- Chef als Partner gewinnen möchte.

Pate für dieses einzigartige Modell in Deutschland stehen die Comprehensive Cancer Centers (CCC) in Amerika. In diesen fächerübergreifenden Einrich- tungen arbeiten Kliniker und Krebsfor- scher zusammen und haben sich einer strengen Qualitätskontrolle zu stellen.

Kernstück des NCT, das vom Lym- phomspezialisten Prof. Dr. med. Volker Diehl kommissarisch geleitet wird, ist eine Interdisziplinäre Tumorambulanz.

Dort erwartet die Patienten ein Team aus Vertretern verschiedener Fachrich- tungen wie Chirurgen, internistische Onkologen, Hämatologen, Gynäkolo- gen, Radiologen und Gastroenterolo- gen, die gemeinsam den Diagnose- und Therapieplan des Patienten festlegen.

Basis dieser Empfehlungen sind Dia- gnose- und Behandlungs-Leitlinien, die in Experten-Panels – den Kooperativen Onkologischen Gruppen (KOGs) – nach dem evidenzbasierten Stand der Wissenschaft erarbeitet und aktualisiert werden. Ihnen angeschlossen sind Ver- treter der Pflegeberufe, der Studienko- ordination sowie der sozialen Bera- tungsdienste. In den Kooperativen On- kologischen Gruppen werden für alle Tumordiagnosen

> die Leitpfade der Patienten,

> die für alle behandelnden Ärzte verbindlichen Leitlinien für Diagno- stik,Therapie und Nachsorge (Standard Operation Procedures = SOPs), M E D I Z I N R E P O R T

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A3078 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 101⏐⏐Heft 46⏐⏐12. November 2004

Deutsches Krebsforschungszentrum

Mit starken Partnern auf neuen Wegen

Die Kooperation im „Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen“ wird einen Schwerpunkt der künftigen Arbeit des DKFZ darstellen. Ihr Ziel ist die multidisziplinäre Verknüpfung von Forschung und Patientenversorgung nach amerikanischem Vorbild.

Antikörper sind heute ein wichtiges Werkzeug für die onkologische Diagno- se. Am Deutschen Krebsforschungszen- trum (links) wurde das Stützgerüst von Zellen mithilfe von spezifischen Anti- körpern markiert (oben).

Fotos:DKFZ

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> die Durchführung klinischer Stu- dien sowie

> die transnationale Forschung festgelegt und deren Einhaltung über- prüft.

Um für die jeweiligen Patienten die bestmöglichen Therapiekonzepte her- auszufinden, besprechen sich die Exper- ten in interdisziplinären Sprechstunden, den „Tumorboards“. Die Arbeitsabläufe in der Tumorambulanz sollen so gestal- tet werden, dass die Patienten so schnell wie möglich und ohne große Wege eine exakte Diagnose und Therapieempfeh- lung bekommen; diese werden an die Tu- morambulanz beziehungsweise an die entsprechenden Fachkliniken der Uni-

versität, die Thoraxklinik, die umliegen- den Krankenhäuser und die niedergelas- senen Onkologen weitergeleitet. Eine wichtige Serviceleistung des Zentrums für die Patienten werden Zweitmei- nungen der Experten zu bereits getrof- fenen Diagnosen- und Behandlungsplä- nen sein.

Darüber hinaus wird eine Studien- zentrale eingerichtet, die klinische Stu- dien koordiniert. Eine möglichst große Zahl der am NCT behandelten Patien- ten sollen in Studien aufgenommen werden. Dabei können die Forscher auf Daten und Bilder aus den elektroni- schen Patientenakten, die anonymisiert werden, zugreifen. Eine Tumor- und Se-

rumbank und ein klinisches Krebsregi- ster ergänzen die Dokumentation.

Zwei Forschungsbereiche des DKFZ, die sehr nahe an der Anwendung sind, wie die „Präventive Onkologie“ und die

„Experimentelle Diagnostik und Thera- pie“, gehen in das NCT ein. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des NCT, in wel- ches das Tumorzentrum Heidelberg- Mannheim integriert wird, werden Be- ratungs- und Informationsangebote sein – beispielsweise ein Krebsinformations- dienst (KID) für Patienten und Ärzte, eine humangenetische und Ernährungs- beratung sowie Hilfen zur Raucherent- wöhnung, der Klinik-Sozialdienst und Selbsthilfegruppen.

„Das Nationale Centrum für Tumor- erkrankungen soll kein virtuelles Netz- werk sein, sondern ein reales Gebäude, das die Patienten aufsuchen können“, betont Wiestler. Die Deutsche Krebs- hilfe bringt für den Neubau 25 Millio- nen Euro ein. Die Helmholtz-Gemein- schaft steckt in das Projekt weitere 20 Millionen Euro für die ersten vier Jahre, und das Universitätsklinikum Heidel- berg bringt zehn Millionen Euro durch Umschichtungen ein.

Über die Kostenübernahme der Be- handlungen werden derzeit intensive Gespräche mit den Kostenträgern ge- führt, die sich nach Aussage von Diehl diesem Novum in der Krebsmedizin ge- genüber aufgeschlossen zeigten; auch auf die Kassenärztliche Vereinigung, die umliegenden Kliniken und niederge- lassenen Onkologen gehe man zu. Man wolle niemanden ausgrenzen, sondern Kooperation mit Kliniken und Ärzten der Umgebung. „Dies setzt aber Kompe- tenz voraus“, sagt Diehl.

So sieht das Konzept vor, das in dem Zentrum erarbeitete Wissen nach draußen weiterzugeben. Langfristig sol- len nach dem amerikanischen Vorbild auch Zertifizierungen der Kliniken und Ärzte vorgenommen werden, die mit dem Zentrum eng zusammenarbeiten wollen. Wenn der Kraftakt gelingt, die- ses ehrgeizige Projekt zu etablieren, wä- re der viel beklagte Geburtsfehler, die fehlende Nähe zum Patienten, der dem DKFZ bisher anhaftete, endlich beho- ben und ein beispielgebender Impuls für eine verbesserte Versorgungsqua- lität von Krebspatienten in Deutsch- land gesetzt. Ingeborg Bördlein M E D I Z I N R E P O R T

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A3080 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 101⏐⏐Heft 46⏐⏐12. November 2004

Schon der Gründer des Deutschen Krebsfor- schungszentrums (DKFZ), der Heidelberger Chirurg Prof. Dr. med. Karl-Heinrich Bauer, woll- te vor mehr als 40 Jahren im Mittelpunkt der Forschungsbemühungen eines solchen Instituts den krebskranken Menschen sehen und nicht ein Institut für Tumorpathologie der Ratten und Mäuse. Aber die Zeit war lange nicht reif für ei- nen schnellen Transfer von der Forschung in die Klinik zugunsten der krebskranken Patienten.

Beim Blick in die 40-jährige Geschichte des Zen- trums waren die ersten zwei Dekaden der da- maligen Landesstiftung davon bestimmt, sich in der Forschungslandschaft zu positionieren. Die wissenschaftlichen Aktivitäten waren noch weitgehend unkoordiniert, die Struktur des Hauses einem ständigen Wandel unterworfen, gemeinsame wissenschaftlich-klinische Projek- te scheiterten am Widerstand der Universitäts- klinika.Als das DKFZ 1975 zur Großforschungs- einrichtung und damit dem Bund unterstellt wurde, war das Umfeld für eine umsetzungs- freudige Krebsforschung in Deutschland nicht eben günstig.

So erinnert sich die langjährige Presserefe- rentin des DKFZ, Hilde Stamatiadis-Smidt, im

„einblick“ daran, dass Krebs damals noch in der Öffentlichkeit und in der Forschung ein Ta- buthema war. Die Wissenschaftler forschten im berühmten Elfenbeinturm und wurden von den Klinikern auch gar nicht dazu ermuntert, her- auszukommen. Kein Wunder, dass der deut- schen Krebsforschung Ende der 70er-Jahre von ausländischen Expertengremien kein gutes Zeugnis ausgestellt wurde. Die fehlende Patien- tenanbindung suchte man durch die Gründung des Tumorzentrums Heidelberg-Mannheim mit dem DKFZ, den Universitätskliniken Heidelberg

und Mannheim sowie der Heidelberger Thorax- klinik als Vertragspartner zu beheben. Damit begann das Zusammenwachsen von Forscher- gruppen aus der Klinik und der Großfor- schungseinrichtung.

Anfang der 80er-Jahre hatte das Zentrum dann auch infolge von personellen Fehlbeset- zungen und internen Querelen einen Tiefpunkt erreicht. Das Tal war jedoch mit der Übernahme der Führung durch den Immunologen Otto Westphal von 1982 bis Anfang 1983 durch- schritten. Er vermochte es, Ruhe in die For- schungsinstitution zu bringen. Im Mai 1983 nahm der international ausgewiesene Tumorvi- rologe Prof. Dr. Dr. Harald zur Hausen das Ruder in die Hand und führte das Forschungsschiff in den folgenden 20 Jahren in die internationale Spitzenposition in der Grundlagenforschung.

Gleich nach seiner Amtsübernahme schuf er eine neue Forschungsstruktur. Die Institute wurden zugunsten von forschungsbezogenen Themenschwerpunkten aufgelöst, regelmäßige externe und interne Begutachtungen einge- führt und leistungsbezogene Mittelzuweisun- gen vereinbart. Zur Hausen hat die Genomfor- schung ins Haus geholt und die Angewandte Tumorvirologie installiert.

Einen Draht zum Patienten und zur Öffent- lichkeit stellte das DKFZ mit der Etablierung des Krebsinformationsdienstes – KID genannt – her.

Eine bessere Verzahnung von Grundlagenfor- schung und klinischer Medizin wurde wiederum mit dem Aufbau klinischer Kooperationseinhei- ten des DKFZ in den Kliniken Anfang der 90er- Jahre begonnen, deren Einrichtung zur Hausen betrieben hatte. Er sieht sie rückblickend als

„Türöffner“ für das „Nationale Centrum für

Tumorerkrankungen“. )

Höhen und Tiefen der DKFZ-Geschichte

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