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Archiv "Kinder-Vorsorgeuntersuchungen U 1 bis U 9: Im Fokus des G-BA" (03.03.2006)

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Bereits in der Schwangerschaft setzt das im Juni 2005 gestartete Düsseldorfer Präventionsprojekt an, das Dr. med. Wil- fried Kratzsch, Oberarzt des Kinderneu- rologischen Zentrums, Städtische Klini- ken Düsseldorf, vorstellte. Die beteilig- ten Geburtskliniken erfassen Mütter mit erhöhtem psychosozialen Risiko (sehr junge Mütter, Alkohol- und Drogenab- hängige, Frauen mit psychischen Erkran- kungen, Alleinerziehende) und melden sie mit deren Einverständnis an eine Clearingstelle. Diese entwickelt in Ko- operation mit der Kinderschutzambu- lanz, Sozialpädiatrischen Zentren und dem Kinderneurologischen Zentrum in Düsseldorf Hilfekonzepte. In jedem Fall wird Kontakt zu den für die Nachsorge zuständigen Hausärzten und Kinderärz- ten aufgenommen.

Dieses niederschwellige Angebot be- ruht auf der Erfahrung, dass Familien mit Vernachlässigungsproblemen meist schwer zur Kooperation zu bewegen seien, be- richtete Kratzsch. „Sie begreifen Hilfe oft als feindliche Handlung und Entwer- tung und sind durch Angebote mit ,Komm-Struktur‘ nicht zu erreichen.“

Seit Juni wurden mehr als 50 Kinder mit einem potenziellen Risiko für Vernach- lässigung erkannt und den Eltern Hilfen angeboten.

Wie wichtig es ist, so früh wie möglich mit gezielten Interventionen zu begin- nen, verdeutlichte Jens Gnisa, Jugend- richter am Oberlandesgericht und Vor- sitzender des Deutschen Richterbundes NRW: „Die Justiz kommt meist zu spät.“

Dann erst, wenn aus verhaltensauffälli- gen Kindern kriminelle Jugendliche ge- worden sind. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Psychologie der Tech- nischen Universität Bamberg will der Deutsche Richterbund mit einem Kon- zept zur „Modellregion für Erziehung“

gegensteuern. Präventive Elterntrai- nings wie Triple P (Positive Parenting Program), PEP (Präventionsprogramm für expansives Problemverhalten) oder EFFEKT (Entwicklungsförderung in Fa- milien: Eltern- und Kinder-Training) sol- len in einer Modellstadt in der Praxis wis- senschaftlich überprüft werden.

Trotz aller guten Ansätze zur Steige- rung der Erziehungskompetenz: „Manch- mal müssen auch Zwang ausgeübt und das Sorgerecht entzogen werden“, for- dert die Juristin und Psychotherapeutin

Prof. Dr. Gisela Zenz, Universität Frank- furt/Main. Sie sieht die Liberalisierung der Kinder- und Jugendhilfe in den Sieb- zigerjahren, die eine Abkehr von den oft- mals ungerechtfertigten Heimeinweisun- gen wollte, auch kritisch: „Irgendwann ging es nur noch darum, den Eltern zu helfen.“ Jugendamtsmitarbeiter würden

heute manchmal nicht mehr erkennen, wann es notwendig sei, das Kind vor sei- nen Eltern zu schützen – in Osnabrück beispielsweise sei ein sechsmonatiger Säugling verhungert, obwohl die junge Mutter von einer Mitarbeiterin der Ju- gendhilfe betreut wurde. Sie hatte die Si- tuation falsch eingeschätzt. Petra Bühring P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 9⏐⏐3. März 2006 AA509

M

angelnder Spracherwerb, Über- gewicht und Störungen der sozia- len Entwicklung nehmen bei Kindern und Jugendlichen dramatisch zu. Das bisherige Vorsorgeprogramm reicht nicht mehr aus, diese Gefahren früh- zeitig zu erkennen und Hilfen einzu- leiten. Wir benötigen dringend zu- sätzliche Vorsorgeuntersuchungen.“

Diese Auffassung hat Mitte Februar Dr. med. Wolfram Hartmann, Präsi- dent des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), vertreten.

Dessen Mitglieder fordern, die bis- herigen Untersuchungen (U 1 bis U 9) um vier neuere Angebote des BVKJ für Kinder von 3, 7 bis 8, 9 bis 10 und 16 bis 17 Jahren zu ergänzen (www.kinder aerzte-im-netz.de). Bislang überneh- men nur die privaten Krankenversi- cherungen die Ausgaben dafür. Auf Mängel der U-Untersuchungen hat auch die Bundespsychotherapeuten- kammer aufmerksam gemacht. „Vor- sorgeuntersuchungen vernachlässigen bisher fast vollständig psychische Ent- wicklungsstörungen und Verhaltens- auffälligkeiten“, heißt es in einer Stel- lungnahme. Zukünftig müsse auch die emotionale, psychosoziale und kogni- tive Entwicklung eines Kindes erfasst werden (www.bptk.de).

Die Krankenkassen haben es bis- her allerdings weitgehend abgelehnt, die bestehenden U-Angebote zu er- höhen, wie es der BVKJ fordert, oder sie zumindest auszubauen. So hat bei- spielsweise eine Gruppe von Kin-

derärzten und Psychologen eine er- weiterte Vorsorgeuntersuchung für alle Checks von der U 4 bis zur U 9 entwickelt (www.pits-online.nl).

Stattdessen haben die Kassen ent- schieden, die bisherigen Richtlinien für die U-Untersuchungen im Ge- meinsamen Bundesausschuss (G-BA) komplett zu überarbeiten. Insider rechnen damit, dass dies zwei, mögli- cherweise auch fünf Jahre dauern wird. Ein Grund dafür ist, dass die Stu- dienlage zu den bisherigen U-Unter- suchungen schlecht ist. Zwar werden die Teilnahmeraten erfasst. Doch die Untersuchungsergebnisse selbst wer- den nirgendwo evaluiert. Lediglich das Hüftsonographiescreening wurde bis- lang ausgewertet. „Vieles von dem, was als Ergänzung gefordert wird, ist noch nicht evaluiert“, erläutert zudem Dr. Dominik Dietz, Leiter des Refe- rats Prävention beim Bundesverband der Innungskrankenkassen. Eine um- fassende wissenschaftliche Bewertung der ergänzenden U könnten die Kin- derärzte nicht finanzieren, stellt aller- dings Hartmann klar: „Hier müssen sich die Kassen finanziell beteiligen.“

Die Überprüfung einzelner Maß- nahmen hat indes schon begonnen.

Vor kurzem hat der G-BA das In- stitut für Wirtschaftlichkeit im Ge- sundheitswesen beauftragt, das Am- blyopiescreening und das Neuge- borenen-Hörscreening auszuwerten.

Möglicherweise werden weitere Auf- träge folgen. Sabine Rieser

Kinder-Vorsorgeuntersuchungen U 1 bis U 9

Im Fokus des G-BA

Kinder- und Jugendärzte fordern Ergänzung.

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