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Archiv "Freilichtmuseum Domäne Dahlem: Imbiss zum Anschauen" (31.10.2003)

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er Gast steht gewöhnlich vor einem spärlich deko- rierten Fenster: Nur eini- ge Getränkedosen schmücken das kleine Schaufenster. Ge- grüßt wird nicht. Eine Be- gegnung durch Düfte: Frit- tiergeruch, Ketchup, Rauch, Abgase. Schnelle Bestellung, schnelle Bedienung, schneller Genuss – ein Imbiss. Die Berliner Statistiker zählten in der Bundeshauptstadt 2 000 Buden. Die erste Imbissbude Deutschlands soll 1134 in Regensburg errichtet worden sein.

Das Freilichtmuseum Do- mäne Dahlem in Berlin zeigt noch bis zum 15. Dezember die Ausstellung „Imbissbuden – Essen ohne Grenzen“. Der Ausstellungsverbund der Ber- lin-Brandenburgischen Agrar- museen präsentiert dort auch eine virtuelle Terminalschau mit Quizfragen und Filmaus- schnitten zu den Hintergrün- den europäischer Esskultur.

Mit der Exposition „Imbiss- buden“ will Ausstellungskura- tor Jon von Wetzlar „die Im- bissbude aus ihrer Anony- mität herausholen“. Für von Wetzlar ist die Bude ein Teil des Alltags, ein Bauwerk, bei dem kein Architekt Hand an- legte, ein „Baukörper im Stadtraum, der Beachtung verdient“.

Dirk Lodder, Bildhauer aus Berlin, zerlegte eigens für die Ausstellung eine Imbissbude.

Von der Decke des Aus- stellungszimmers bau- melt eine zerlegte Kaffeemaschine. Der Betrachter entdeckt noch andere Acces- soires der Bude wie Wachstischdecke, Verkaufs- schiefertafel, Friteuse und ein Pappschild mit der Aufschrift

„Snackeria“. Das Architek- tenpaar Chikalov/Hampel- Chikalov fotografierte und zeichnete mehr als 100 Kioske in Petersburg. „Kioske gibt es fast an jedem Punkt der Stadt“, sagte Birgit Hampel- Chikalov. Sogar Medikamente kann der Petersburger an ei- ner Kiosk-Apotheke kaufen.

Kulinarisch bevorzugen die Menschen dort an den Kios- ken unter anderem Blinis (fei-

ne Crêpes mit pikanten oder süßen Füllungen) oder frische heiße Puischkis (den Donuts ähnliches Gebäck). Gegessen wird auf der Straße. Jedoch seien die Tage der Buden in Petersburg ge-

zählt. Aus Man- gel an Laden-

raum sind sie einst entstanden.

„Jetzt gibt es genug davon, es mehren sich auch die Super- märkte, und so steht der Ab- riss vieler Buden bevor“, be- schrieb Hampel-Chikalov die Situation in Petersburg.

In einem anderen Raum der Ausstellung erfährt man etwas über Asiens Garküchen: In Bangkok rollen mindestens 50 000 Garküchen auf den Straßen. „Jedoch sind die

thailändischen Kollegen der Berliner Pommesbude mobi- ler und vari- antenrei-

cher, für

den allerkleinsten Happen scheut man die Mühe der kom- plizierten Zubereitung nicht“, sagte Anne-Katrin Fenk, Stu- dierende der Kunsthochschule Weißensee, die den Raum

„Asiens rollende Kochstuben“

gemeinsam mit Dr. Günter Nest, Dozent der Kunsthoch- schule Weißensee, gestaltete.

„In Öl“ gemalte Bilder von Frikots (flämisch Frittenstall, was soviel wie Frittenbude

heißt) sind von dem flämi- schen Maler Gillis Houben zu sehen. Er zeigt einige Bilder seiner mehr als hundert Stück umfassenden Frittenbuden- sammlung.

Sicherlich nicht einfach nachzuhäkeln sind die Fast- Food-Produkte von der Künst- lerin Patricia Waller. Sie häkelte unter anderem Pizza- stücke, Hamburger und Bier- flaschen für die Ausstellung.

Um einen „Fisch“ zu häkeln, braucht die Künstlerin eine Woche, ein „Häkelbüfett“

nimmt ein halbes Jahr in An- spruch.

Die Ausstellung bietet auch

„Geruchszonen“, die in Zu- sammenarbeit mit einer Pro- jektgruppe für Geruchsdesign der Fachhochschule für Kunst und Design Burg Giebichen- stein, Halle, realisiert wurden.

In den Ausstellungsräumen hängen Gewürzdosen, die beim genauen Schnuppern Duftkompositionen wie „Kal- ter Kaffee“, „Würzklang“

(frischwürziges Aroma mit orientalisch-asiatischen Kom- ponenten) oder „Großstadt- grau“ entfalten. Die Gerüche stehen stellvertretend für die Markt- und Imbissbuden aus verschiedenen Kulturkreisen.

Sie spiegeln nach Auskunft von Dr. Peter Luckner, Pri- vatdozent der Fachhoch- schule, nicht abstrakte Kul- turbilder wider (beispiels- weise: Wie riecht Italien?), sondern eine konkrete Situati- on dieser Kultur (Wie riecht eine Pizzeria?). Die Aus- wirkungen regelmäßigen Fast- Food-Konsums an Imbiss- buden auf den menschlichen Körper und deren mögli- che gesundheitlichen Schäden wurden nach Meinung von Dr.

Peter Lummel, wissenschaftli- chem Leiter des Freilichtmu- seums Domäne Dahlem, bei dieser Ausstellung nicht the- matisiert. Susanne Lenze V A R I A

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4431. Oktober 2003 AA2885

Freilichtmuseum Domäne Dahlem

Imbiss zum Anschauen

Eine Berliner Ausstellung will „die Imbissbude aus ihrer Anonymität herausholen“.

Die Ausstellung läuft bis zum 15. Dezember und ist außer diens- tags von Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Informationen:

Freilichtmuseum Domäne Dahlem, Königin-Luise-Straße 49, 14195 Berlin, Telefon: 0 30/6 66 30 00 Hamburger, Pommes

und Hot Dog, Patricia Waller. Hambur- ger: Wolle, Styropor; Häkelarbeit, 1998. Pommes: Wolle, Holz; Häkel- arbeit, 1998. Hot Dog: Wolle, Watte, Styropor; Häkelarbeit, 2003. Besitz der Künstlerin Pizzaschnitte, Patricia Waller, Wolle, Watte, Styropor; Häkelarbeit, 2003. Besitz der Künstlerin Fotos: Freilichtmuseum Domäne Dahlem

Chickencenter in Berlin, Christoph Buckstegen, Fotografie, 2003.

Besitz des Künstlers

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