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Archiv "Forschung: Kompetenz konzentrieren" (07.04.2000)

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A-874 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 14, 7. April 2000

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Sozialmedizin

Zu dem Leserbrief „Kirchensteuer-Sy- stem“ von Diplomtheologe Dr. med.

Heinrich Elsner in Heft 4/2000:

Erschreckend

Wir alle – besonders die deutschen Ärzte – müssen grundlegende Begriffsbe- stimmungen durchführen:

„Solidarität“ bedeutet „Zu- sammengehörigkeitsgefühl“, und es entsteht nur dort, wo

„von gleicher Gesinnung für- einander eingestanden wird“

(Brockhaus/Duden). Das von Ihnen beschriebene Kirchen- steuersystem ist erschrek- kend: Zehn Prozent der Teil- nehmer finanzieren 90 Pro- zent der Ausgaben. Das ist kein Zusammenschluss von Gleichgesinnten mehr. Das grenzt an Subventionswirt- schaft, eventuell entsteht dar- aus eine Oligarchie. „Solida- risch“ heißt jedoch auch:

„übereinstimmend gemein- sam, eng verbunden“ (Du- den).

Dr. med. Thomas Kunick, Hahnenäcker 2, 74219 Möck- mühl

Psychotherapie

Zu dem Beitrag „Wir bangen um un- sere Existenz“ von Petra Bühring in Heft 6/2000:

Gröbste Ungerechtig- keiten beseitigt

Die Verfasserin kritisiert, die Psychotherapeuten wür- den „durch den festen Punkt- wert in der Honorarvertei- lung den Ärzten gegenüber bevorteilt“. Tatsächlich wur- de durch die BSG-Urteile erstmals einer Gruppe ge- genüber anderen Gruppen von Leistungserbringern (hier von ,,Ärzten“ zu sprechen baut einen falschen Gegen- satz auf, weil es bekanntlich auch ärztliche Psychothera- peuten gibt) ein fester Punkt- wert zugebilligt. Wenn die Verfasserin die Urteile gele- sen hätte, wäre ihr klar ge- worden, dass sämtliche Ent- scheidungsgründe des BSG

darauf abstellten, die gröb- sten der seit vielen Jahren be- stehenden Ungerechtigkeiten bei der Honorarverteilung im Vergleich zu anderen Arzt- gruppen einigermaßen zu be- seitigen. Dafür ist mit den Ur- teilen vom August 1999 ein Anfang gemacht worden.

Hier von einer „Bevortei- lung“ zu sprechen ist sachlich falsch.

Anne-Marie Schlösser, Deut- sche Gesellschaft für Psycho- analyse, Psychotherapie, Psy- chosomatik und Tiefenpsy- chologie e.V., Goetheallee 8, 37073 Göttingen

Ausländer

Zu dem Beitrag „Türken haben Kul- tur, Deutsche eine Psyche“ von Sabine Rieser in Heft 8/2000:

Ignoriertes Problem

Schön, dass in der letzten Zeit im DÄ Artikel über Menschen erschienen sind, die nur einen erschwerten Zugang zu Leistungen unse- res Gesundheitswesens ha- ben. Obdachlosen und legal in Deutschland lebenden Ausländern steht dabei prin- zipiell die gleiche Versorgung wie anderen hier lebenden Menschen zu, auch wenn dies durch soziale, kulturelle oder andere Schranken behindert ist. Eine große Gruppe von Menschen, welchen das Grundrecht auf eine adäqua- te medizinische Versorgung in Deutschland verweigert wird, wurde in dem Artikel von Sabine Rieser am Rande erwähnt: die Zahl der illegal beziehungsweise durch po- litische und bürokratische Maßnahmen illegalisiert in Deutschland Lebenden wird allein in Berlin auf fünfzigtau- send bis hunderttausend Menschen geschätzt. Bei dem Versuch einer Inanspruch- nahme von zahnärztlicher Ver- sorgung, Geburtshilfe oder einer notwendigen Operati- on drohen unüberwindliche finanzielle Schwierigkeiten oder die Abschiebung. Ein kleiner Teil findet den Weg zu Organisationen wie dem

„Büro für medizinische Flücht-

lingshilfe Berlin“, das, wenn möglich, eine kostenlose und anonyme medizinische Hilfe vermittelt. Die mitarbeiten- den Kolleginnen und Kolle- gen versuchen dabei, Proble- me zu bewältigen, welche po- litisch verursacht wurden und deren Lösung die Politik nach wie vor verweigert. Während in anderen europäischen Län- dern Modelle jedenfalls für Untergruppen gefunden wer- den (für Schwangere in Spa- nien, Lancet, Vol 354, S.

1368), wird das Problem der fehlenden medizinischen Ver- sorgung für Hunderttausende in Deutschland lebende Men- schen auch von der neuen Regierung ignoriert und der Umgang mit den Folgen engagierten Einzelpersonen und Verbänden überlassen.

Um dies zu ändern, bedarf es eines starken politischen Drucks auch durch die Stan- desorganisationen der Ärzte- schaft.

Dr. Jan Adolphsen, Büro für medizinische Flüchtlingshilfe Berlin, Gneisenaustraße 2 a, 10961 Berlin

Forschung

Zu dem Beitrag „Von Menschenbild und Menschenwürde“ von Priv.-Doz.

Dr. med. Stefan Winter und Prof. Dr.

med. Christoph Fuchs in Heft 6/2000:

Kompetenz konzentrieren

. . . Während Forschungs- ethikkommissionen in Deutsch- land fast ausschließlich mit Ärzten besetzt sind, sind in den USA neben Ärzten zu- nehmend andere Berufsgrup- pen wie Biologen, Psycholo- gen, Pflegeberufe, Apothe- ker, Anthropologen, Sozial-

wissenschaftler, Juristen und

„Laien“ vertreten. Diese Ent- wicklung verdeutlicht, dass ethische Fragen in der For- schung mit Menschen nicht mehr einer Berufsgruppe überlassen werden können, sondern auf einer breiten ge- sellschaftlichen Basis erörtert werden müssen, was die Au- toren im innovativen zweiten Teil ihres Artikels selbst beto- nen.

In diesem Zusammen- hang kann die Ansiedlung der so genannten Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer 1995 zwar als standespolitischer Lobbyerfolg der ärztlichen Selbstverwaltung bewertet werden. Ob diese Konstruk- tion jedoch langfristig aus- reicht, bei der von den Auto- ren geforderten medizinethi- schen Konsensfindung in der Gesellschaft wirklich weiter- zukommen, muss bzweifelt werden. Auch wenn Parla- mente und Regierungen Schwierigkeiten haben, kom- plexe medizinethische Pro- bleme zu lösen, folgt daraus nicht, dass die standespoliti- sche Vertretung einer Berufs- gruppe diese gesamtpoliti- sche Aufgabe übernehmen kann und soll. Vielmehr benötigen wir eine breite gesellschaftliche Diskussion und Konsensbildung, wie sie nur gesamtgesellschaftlich demokratisch legitimierte Gremien, wie zum Beispiel in skandinavischen Ländern beim Parlament oder der Re- gierung angesiedelte Natio- nale Ethikkommissionen, lei- sten können. Hier weist der Vorschlag der Autoren, auch in Deutschland eine Instanz unterhalb der Legislative zu schaffen, in die richtige Rich- tung. Denn langfristig ist die

E-Mail

Briefe, die die Redaktion per E-Mail erreichen, werden aufmerksam gelesen. Sie können indessen nicht veröf- fentlicht werden, es sei denn, sie würden ausdrücklich als

„Leserbrief“ bezeichnet. Voraussetzung ist ferner die vollständige Anschrift des Verfassers (nicht die bloße E-Mail-Adresse). Die Redaktion behält sich ohne weitere Mitteilung vor, E-Mail-Nachrichten, die als Leserbrief erscheinen sollen, zu kürzen. DÄ

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A-875 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 14, 7. April 2000

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Ärzteschaft besser beraten, nicht neue eigene Gremien zu schaffen, sondern ihre Kompetenz und Erfahrung zu konzentrieren und öffent- lich in gesamtgesellschaftli- che Strukturen einzubringen.

Demnach kommt der ärztli- chen Selbstverwaltung a pri- ori keine Schlüsselfunktion in der Medizinethik zu, son- dern sie muss neben anderen Stimmen im medizinethi- schen Diskurs durch Kompe- tenz, gute Argumente und Glaubwürdigkeit überzeu- gen. In diesem Zusammen- hang kann der unzureichen-

de Stellenwert von Medizin- ethik im Medizinstudium so- wie in der ärztlichen Weiter- und Fortbildung nur als Selbstbeschädigung bezeich- net werden.

Nach meiner Einschät- zung hat die selbstverwaltete Ärzteschaft eine weitere wichtige gesamtgesellschaftli- che Funktion, die von den Autoren nicht diskutiert wird: Während die American Medical Association nur noch circa ein Drittel der Ärzte und Ärztinnen in den USA repräsentiert, vertritt die Bundesärztekammer als Ar- beitsgemeinschaft der Lan- desärztekammern alle Ärzte und Ärztinnen in Deutsch- land. Angesichts einer zu- nehmenden Ökonomisierung und Globalisierung des Ge- sundheitssektors besteht hier eine große Chance und Auf- gabe. In den USA gibt es keine gesellschaftliche Insti- tution, die den zunehmend mächtigeren privatwirtschaftli- chen Interessen von Gesund- heits- und Pharmakonzernen wirkungsvoll entgegentreten könnte. Daher konnten die

amerikanischen Ärzte leicht ökonomischen Strukturen und Fremdinteressen unter- worfen werden, wie es durch

„managed care“ geschehen ist. Angesichts der zunehmen- den Ökonomisierung des Ge- sundheitssektors in Deutsch- land stellt sich daher die Frage, wer und wie privat- wirtschaftlichen Interessen Einhalt gebieten kann . . .

Prof. Dr. med. Dr. phil. Jo- chen Vollmann, AG Medi- zinethik am Institut für Ge- schichte der Medizin, Freie Universität Berlin, Klingsor- straße 119, 12203 Berlin

Lebensqualität

Zu dem Beitrag „Krebstherapie: Psy- chologisches Gespräch hinter dem Vor- hang“ von Petra Bühring in Heft 7/2000:

Wichtiger Schritt

Wir in der Charite´ haben bereits seit nun über sieben Jahren die Krebspatienten- Initiative Onkologisches Pa- tientenseminar Berlin-Bran- denburg e.V. in die Univer- sitätsklinik integriert und führen regelmäßig Informati- onsveranstaltungen, Intensiv- seminare und Gespräche sehr erfolgreich durch. Das Ge- spräch ist gerade in der Krebsbetreuung weit stärker zu betonen, als es bisher in der klinischen Praxis der Fall ist. Die Initiative ehemaliger Krebspatienten und der Uni- versität Köln ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Zufriedenheit der Patienten und des Klinikpersonals . . .

Eine engere Vernetzung aller am und mit Krebspati- enten beteiligten Institutio-

Australien

Nachdem der Beitrag „Busch-Arzt in Australien, Der lange Weg ins Paradies“ in Heft 10/2000 des Deutschen Ärzteblattes erschienen war, wurde der Autor, Dr. med.

Horst Herb, mit Leseranfragen überflutet. Er hat mitt- lerweile eine Website im Internet unter www.hherb.com/

ozdoc eingerichtet. Sie enthält Stellenangebote sowie Tipps für deutschsprachige Ärzte im Ausland und sol-

che, die es werden wollen. EB

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A-878 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 14, 7. April 2000

S P E K T R U M LESERBRIEFE

nen wird die notwendige Ver- besserung der Kommunikati- on mit sich bringen . . .

Dr. Jalid Sehouli, Univer- sitätsklinikum, Medizinische Fakultät der Humboldt-Uni- versität, Charite´/Frauenkli- nik, 10098 Berlin

Euthanasie

Zu dem Leserbrief „Jeder Vierte ist ,vor der Zeit‘ gestorben“ von Burk- hard Bratzke in Heft 8/2000:

Missverstanden

Herr Kollege Bratzke de- monstrierte, dass er die in den Niederlanden gegenüber Deutschland anderen Ster- bemöglichkeiten gründlich missverstand. Die von ihm unterstellte Begründung die- ser anderen Sterbemöglich- keiten durch den „Wunsch, von der lästigen Beteiligung an der kosten- und zeitauf- wendigen Pflege der siechen Verwandten entlastet zu wer- den“, ist sachlich unbegrün- det und falsch, ethisch unfair, verfälschend und unzulässig.

Begründet sind diese ande- ren Sterbemöglichkeiten viel- mehr durch das Bestreben, übermäßig Gequälten weite- re unnütze sinnlose Qualen zu ersparen, somit nicht an der Aufrechterhaltung weite- rer Qualen schuldig zu wer- den . . .

Hans Kaegelmann, Hurster Straße 2, 51750 Windeck

Sprachliches

Zu dem Medizin-Beitrag „Gewebe- züchtung (Tissue Engineering) von Herzklappen“ von Prof. Dr. med. Gu- stav Steinhoff, Dr. med. Ulrich Stock, Priv.-Doz. Dr. med. Augustinus Bader, Prof. Dr. med. Axel Haverich in Heft 8/2000:

Anwendung des Englischen überflüssig

Es ist wohltuend, dass nach der unerträglich gewor- denen kritiklosen Übernah- me von Termini und Rede- wendungen aus dem Engli- schen die Autoren die deut-

sche Sprache zu ihrem Recht kommen lassen. Dies umso mehr, als der Forschungsbe- reich „Gewebe- und Zell- züchtung, Gewebeersatz und -aufbau“ schon seit über 15 Jahren in der deutschspra- chigen Fachliteratur bekannt ist. Die mögliche Mitarbeit von Vertretern der Ingeni- eurswissenschaften in ein- zelnen Forschungsgruppen rechtfertigt nicht das un- passende Wort „Engineer- ing“. Mühelos könne eine Li- ste überflüssiger englischer Termini aufgestellt werden.

Geradezu reflexartig werden anlässlich einer Kritik der Anglomanie in unserer Wis- senschaftssprache die Begrif- fe „Globalisierung“ und „In- ternationalisierung“ als Ge- genargumente benutzt. Es ist aber offenkundig, dass die häufig überflüssige Anwen- dung des Englischen eher Ausdruck fehlender Sprach- kreativität oder mangelnder Sorgfalt im Umgang mit un- serer Sprache ist. Fast 100 Millionen Europäer sind deutschsprachig!

Prof. Dr. med. Wolfgang Haße, Eitel-Fritz-Straße 35, 14129 Berlin

Obdachlosenpraxis

Zu dem Beitrag „Lernen jenseits von ,Paradefällen‘ in der Universitätskli- nik“ von Reinhold Schlitt in Heft 7/2000:

Gar nicht so neu

. . . Leider ist dem Autor entgangen, dass zumindest die Universitäts-Frauenklinik der Charité einen „Außen- dienst“ hatte, der im Norden Berlins Schwangere betreute, unter Umständen bis zur Hausgeburt. Da die Univer- sitäts-Polikliniken der Cha- rité pro Fall nur 0,50 RM erhoben, ohne dass eine kassenärztliche Überweisung zwingend notwendig war, konnten auch hier Unbemit- telte zur Untersuchung und Behandlung angenommen werden, ohne dass die KVen Honorar ausschütten muss- ten. Wahrscheinlich wurden

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S P E K T R U M LESERBRIEFE/BÜCHER

A-880 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 14, 7. April 2000 die Polikliniken im Zuge der

Krankenkassenneuordnung nach demKrieg (VAB) in den „kassenärztlichen Topf“

aufgenommen. Manches, was neu erscheint, ist gar nicht so neu und originell.

Prof. Dr. med. H.-J. Maurer, Obere Flurstraße 11, 88131 Boldolz-Enzisweiler

KBV

Zu den „Erläuterungen zur Vereinba- rung über Vordrucke für die ver- tragsärztliche Versorgung“ in Heft 10/2000:

Katastrophaler Höhepunkt

Zu diesem katastrophalen Höhepunkt gesundheitssyste- mischen Überbürokratismus auf 13 wertvollen Seiten Ihres

DÄ kann man nur kondolie- ren.

Angesichts gravierendster Probleme im deutschen Ge- sundheitssystem, für viele deutsche Kassenärzte mit zum Teil existenzbedrohen- der Berufssituation, beweist die von Ihnen im DÄ veröf- fentlichte „Erläuterung zur Vereinbarung über Vor- drucke für die vertragsärztli- che Versorgung“ erneut eine schon als krankhaft zu be- zeichnende Gewichtung nach- rangiger Formularangele- genheiten. Schade nur, dass diese Veröffentlichung nicht rechtzeitig zu den „tollen Ta- gen“ an Fastnacht erschien;

auch wenn schon etwas zu spät, nachträglich mein narri, narro.

Dr. med. Volker Traut, Am Himmelreich 1, 79312 Em- mendingen

Bleivergiftung

Wer kann helfen?

Im DÄ lasen wir 1998 den Artikel zur fraglichen Blei- vergiftung von Heinrich Heine und wurden auf einen möglichen Zusammenhang mit der Erkrankung unseres Sohnes Georg aufmerksam. Wir baten deshalb im Verlauf einer stationären Behandlung um Kontrolle der Blutblei- werte: Sie betrugen 669 und 970 µg/l. Der Referenzwert für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren beträgt 60 µg entsprechend dem Bundesgesundheitsblatt 6/96 des Um- weltbundesamtes. Es erfolgten mehrere Therapien mit DMPS, Penicillamin und Ca-EDTA, ohne dass die Blei- werte sanken. Intensive Quellensuche erbrachte lediglich eine Trinkwasserbelastung mit Blei von maximal 0,08 mg/l.

Die WHO empfiehlt einen Grenzwert von 0,01 mg/l, in Deutschland gilt nach der Trinkwasserverordnung vom 5. Dezember 1990 der Grenzwert von 0,04 mg/l.

1995 erkrankte Georg, Jahrgang 1988, relativ akut. Kli- nisch imponierte das Krankheitsbild als schlaffe beinbe- tonte Tetraparese im Sinne einer Polyneuropathie. Weite- re intensive Diagnostik schätzte das Krankheitsbild als ätiologisch ungeklärt mit motorischer Neuropathie, fluk- tuierender Muskelschwäche und dem Verdacht einer Sy- stemdegeneration ein. 1997 erhielt Georg erstmals einen Rollstuhl, auch seine Sehkraft schränkte sich zunehmend ein: Optikusatrophie beidseits. Es traten Halluzinationen mit dem klinischen Bild einer schweren Psychose auf. Zur Zeit ist Georgs Zustand bis auf die Optikusatrophie und die Fußheberparese stabil. Die Blutbleiwerte liegen im- mer noch zwischen 400 und 570 µg/l.

Welcher Kollege kennt ähnliche Kasuistiken oder eine polyneuropathische Symptomatik, die auf eine derartige toxische Ätiologie hinweisen könnte? Wir sind über jede Anregung oder Äußerung aufrichtig dankbar.

Silvia und Maik Röpke, Kolmstraße 4, 04299 Leipzig

Differenzialdiagnose

Ein Klassiker

Walter Siegenthaler (Hrsg.):

Differentialdiagnose innerer Krankheiten.18., vollständig neu bearbeitete Auflage, Georg Thie- me Verlag, Stuttgart, New York, 2000, XXXVI, 1 020 Seiten, 716 meist farbige Abbildungen in 889 Einzeldarstellungen, 235 Tabellen, gebunden, Lehrbuch, 199 DM

Unter den zahlreichen Differenzialdiagnosen der In- neren Medizin ganz verschie- denen Inhalts und Wertes ist die von Hegglin begründete, dann von Walter Siegenthaler herausgegebene ein Klassi- ker. Wenn man die in den 40er-Jahren erschienene oder spätere mit der jetzigen 18.

Auflage vergleicht, sieht man nicht nur den Fortschritt der allgemeinen Kenntnisse, son- dern auch den Fleiß und die Übersicht der rund 30 Auto-

ren, vorzugsweise aus der Züricher Schule. Differen- zialdiagnostische Bücher sind unerlässlich, da die Standard- lehrbücher aus didaktischen Gründen vor allem syste- matisch-nosologisch gehalten werden müssen, die Kranken aber mit Beschwerden und Erscheinungen kommen, also eine phänomenologische Ori- entierung erfordern. Im „Sie- genthaler“ gibt ein Inhalts- verzeichnis eine Übersicht der Leitsymptome, mit zum Teil nosologischer Gliede- rung. Nach einer allgemeinen Übersicht der Differenzial- diagnostik werden in den or- gan- und systembezogenen Teilen die einzelnen Krank- heiten nach modernen Ge- sichtspunkten beschrieben.

Bemerkenswert sind die über 700 Abbildungen und die 235 Tabellen sowie die klare Gliederung: ein deutli- cher Fortschritt gegenüber früheren Auflagen.

Rudolf Gross, Köln

L. Dorlöchter, M. Radke, M.

Müller (Hrsg.): Pädiatrie auf den Punkt gebracht.de Gruyter Lehrbuch, Verlag Walter de Gruyter, Berlin, New York, 1999, XVIII, 783 Seiten, kartoniert, 68 DM

Wer in einer großen All- gemeinarztpraxis häufig Kin- der aller Altersgruppen zu behandeln hat, wird dieses klar gegliederte und über- sichtliche Nachschlagewerk bald nicht mehr missen wollen.

Eine schnelle Orientie- rung über die normale Ent- wicklung des Kindes mit we- nigen wichtigen Tabellen hilft, im Zweifelsfall Patholo- gisches zu erkennen und ein- zuordnen. Fragen der Kar- diologie, Infektiologie, Endo- krinologie et cetera werden ebenso umfassend erläutert wie seltene Krankheitsbilder und Syndrome. Ein großes Kapitel ist der Kinder- und Jugendpsychiatrie gewidmet.

Im Anhang finden sich Do- sierungstabellen, Laborwer- te aller Altersgruppen und ein ausführliches Inhaltsver- zeichnis. Nützlich für Allge- meinärzte ist, dass wichtige Fakten in Kästen hervorge- hoben werden und damit schnell zu finden sind.

Das Buch ist als knapp und präzise formulierte Fach- information gedacht. Es emp- fiehlt sich für alle Ärzte, die Kinder – und sei es nur imNotdienst – zu behandeln haben.

Wem Bilder fehlen, der wird seine Freude an der von den gleichen Autoren und Herausgebern erarbeiteten CD-ROM „Kinderheilkunde in Bild, Text und Ton“ haben, mit Videosequenzen vom Keuchhusten bis hin zu selte- nen Herzfehlern.

M. Holtermann, G. Maintz, M. Husmann, Buchholz i. d. N.

Pädiatrie

Knapp und präzise

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