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Archiv "Poly-Hämoglobin als Blutersatz" (26.10.1989)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

Um Empfehlungen für ei- ne kalkulierte Antibioti- katherapie in der Klinik be- mühten sich die Experten, die unter Leitung von Prof. Dr.

med. Dr. Dieter Adam, Uni- versitäts-Kinderklinik Mün- chen, an einem von MSD Sharp & Dohme veranstalte- ten „Medienforum" Mitte Ju- li in München teilnahmen.

Die Antibiotika-Auswahl in Fällen, in denen eine rasche Intervention ohne Erreger- nachweis erforderlich ist, richte sich natürlich in erster Linie nach dem in der speziellen Indikation relevan- ten Keimspektrum, betonte Adam; ein ganz wichtiges Kri- terium sei daneben aber auch die lokale Erreger- und Resi- stenzsituation in der betref- fenden Klinik. Adam plädier- te für einen regelmäßigen Wechsel zwischen verschiede- nen äquipotenten Antibiotika bzw. Kombinationen. Es habe sich nämlich ganz klar ge- zeigt, daß der einseitige Ein- satz jedweder Substanz auf kurz oder lang zu einer Resi- stenzentwicklung führt.

Vor diesem Hintergrund, so Adam weiter, sei auch die Frage zu diskutieren, wann — das heißt wie breit — moderne Breitband-Antibiotika wie Carbapeneme, die derzeit noch eine kaum durch Resi- stenzen eingeschränkte Wirk- samkeit besitzen, eingesetzt werden sollten. Als Imipi- nem (Imipinem/Cilastin, Zie- nam®) in die Therapie einge- führt wurde, ging die gängige Meinung dahin, daß eine der- art effiziente Substanz — die gegenüber Betalactamasen eine hohe Stabilität aufweist

— für therapeutische Problem- situationen reserviert bleiben sollte, um durch diesen selek- tiven Einsatz das Risiko neu- er Resistenzen niedrig zu hal- ten. Demgegenüber vertrat Prof. Adam in München die Ansicht, bei sachgemäßer — nicht einseitiger — Anwen-

dung sei ein breiterer Einsatz von Imipinem durchaus zu vertreten. Entscheidend sei, daß die klinikeigene Resi- stenzsituation laufend kon- trolliert werde — was generell für alle Antibiotika gelte.

In der chirurgisch/trauma- tologischen Intensivmedizin treten sehr häufig mehrere Organinfektionen gleichzeitig auf, und hier stelle Imipinem eine therapievereinfachende Alternative speziell zur Kom- bination von Cephalospori- nen mit modernen Penicillin- derivaten dar, erklärte Dr.

med. Ulrich Hartenauer, Uni- versitätsklinik Münster, beim Münchner „Medienforum".

Therapeutische Lücken von Imipinem: methicillinresi- stente S.-aureus-Stämme so- wie P. maltophilia/cepacia. P.

aeruginosa kann unter der Therapie resistent werden, wobei dieser Resistenzme- chanismus allerdings nicht über Betalactamasen läuft.

Zu Kreuzresistenzen zwi- schen Imipinem und ande- ren Betalactam-Antibiotika kommt es nicht. Und schließ- lich hob Hartenauer im Hin- blick auf den Einsatz bei In- tensivpatienten besonders hervor, daß die intestinale Mikroflora durch Imipinem nur geringfügig beeinflußt wird — die fäkale Ausschei- dung liegt für diese Substanz bei unter einem Prozent.

Für die Behandlung von Infektionen beziehungsweise unklarem Fieber bei neutro- penischen Patienten läßt sich kein bestimmtes antibioti- sches Konzept favorisieren — so das Ergebnis einer von der Paul-Ehrlich-Gesellschaft durchgeführten Studie an Pa- tienten mit hämatologischen Systemerkrankungen, über die Dr. med. Georg Masch- meyer, Evangelisches Kran- kenhaus Essen-Werden, in München berichtete. Voraus- gesetzt, die angewendete Therapie erfolgt unverzüglich

und hochdosiert und schließt sicher gram-negative Entero- bakterien ein, liegen die Er- folgsraten immer um siebzig Prozent.

Diese „für Insider nicht überraschende" Tatsache sei durch die Paul-Ehrlich-Stu- die erstmals sauber dokumen- tiert worden, betonte Masch- meyer. Eine entscheidende Verbesserung der Response- rate sei aufgrund vorliegen- der Daten auch durch die Kombination einer extrem breit wirksamen Substanz wie Imipinem mit einem Glyko- peptid wie Vancomycin nicht zu erwarten.

Eine weitere Herausforde- rung für die moderne Anti- biotika-Therapie stellt der derzeit zu beobachtende Evo-

Ein neu entwickeltes Hä- moglobin-Polymerisat könnte in nächster Zukunft die Blut- substitution erleichtern. Die stabile Infusionslösung, die die Eigenschaften eines Sau- erstoffträgers und Plasmaex- panders in sich vereint, kann ungeachtet der Empfänger- Blutgruppe appliziert wer- den. Nach Abschluß der noch erforderlichen klinischen Prüfungen eröffnet sich ein weites Einsatzfeld, so z.B. bei kritischen Operationen und in Katastrophenfällen.

Der schwedische Arznei- mittelkonzern Kabi, in der Bundesrepublik durch die Firma Pfrimmer Kabi reprä- sentiert, hat von dem ameri- kanischen Unternehmen Northfield Laboratories Inc., Evanston, Illinois, die Berei- che klinische Forschung, Pro- duktion und Vermarktung für dieses völlig neuartige Bluter- satzmittel in Skandinavien, England und der Bundesre- publik Deutschland über- nommen. Das Präparat — ei- ne Lösung von polymerisier- tem Human-Hämoglobin — dürfte nach Einschätzung des Herstellers in spätestens drei bis vier Jahren die Marktreife erlangt haben.

Das neue Blutsubstitut ba- siert auf aus Spendererythro-

lutionsprung der resistenzver- mittelnden Betalactamasen dar, wie Prof. Dr. Adolf Bau- ernfeind, Max-von-Pettenko- fer-Institut, München, berich- tete: Seit Mitte der achtziger Jahre werden Mutanten der herkömmlichen, plasmidver- mittelten Betalactamasen ge- funden, die sich relativ rasch verbreiten. Neuere — bislang als betalactamasestabil gel- tende — Antibiotika wie die Cephalosporine der dritten Generation sind bis auf weni- ge Ausnahmen durch die mu- tierten Bakterienenzyme an- greifbar; Carbapeneme dage- gen sind auch gegenüber den Mutanten stabil — ein erneu- ter Beweis dafür, daß man nicht genug neue Antibiotika in petto haben kann. vi

zyten gewonnenem, polymeri- sierten Hämoglobin. Das un- problematisch i.v. infundier- bare Präparat entspricht in seiner Sauerstoff-Transport- kapazität derjenigen von nati- ven Erythrozyten. Seine zu- sätzliche Eigenschaft als Plas- maexpander ermöglicht auch den Einsatz bei Schock und vergleichbaren Zuständen.

Sicherheit und Wirksamkeit von Poly-Hämoglobin (Poly- Hb) konnten tierexperimen- tell dokumentiert werden. Es zeigte sich, daß Poly-Hb im Gegensatz zu nicht polymeri- sierten Hämoglobin-Präpara- tionen keiner renalen Elimi- nation unterliegt.

Die Infusionslösung aus Poly-Hb ist bei Kühlschrank- temperatur ohne Qualitäts- verlust mindestens ein Jahr lagerfähig, während die Halt- barkeit von Vollblutkonser- ven auf maximal einen Monat beschränkt ist.

Die verschiedenen zur Herstellung von Poly-Hb er- forderlichen Prozeßtechniken sind auch von ausgeprägter antiviraler Wirksamkeit. Da zudem nach der Stabilisie- rung des Präparates eine Pa- steurisierung möglich ist, kann Poly-Hämoglobin als vi- rusfreies Produkt angeboten werden. wmp Antibiotikatherapie im Krankenhaus

Klinikeigene Resistenzsituation soll im Auge behalten werden

Poly-Hämoglobin als Blutersatz

Dt. Ärztebl. 86, Heft 43, 26. Oktober 1989 (77) A-3197

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