Akademiker- Schwemme?
Akademiker auf je 1000 Erwerbspersonen
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Gegenwärtig treten jährlich etwa 100 000 Absolventen von Hoch- schulen und Fachhochschulen ins Erwerbsleben ein. Im kom- menden Jahrfünft von 1981 bis 1985 werden es nach Schätzun- gen aus heutiger Sicht durch- schnittlich 125 000 pro Jahr sein.
Dadurch würden auf je 1000 Er- werbspersonen in den achtziger Jahren fast zwei Drittel mehr Akademiker kommen, als es zu Beginn der siebziger Jahre wa- ren Globus Die Information:
Bericht und Meinung NACHRICHTEN
Private
Krankenversicherung bleibt optimistisch
Trotz tiefgreifender Rechtsverän- derungen durch das am 1. Juli 1977 in Kraft getretene sogenann- te „Krankenversicherung-Kosten- dämpfungsgesetz" und der zu Jahresbeginn erhöhten Einkom- mensgrenze für die Versiche- rungspflicht von Angestellten hat sich die Zahl der Tarifversicherten der 39 Unternehmen der privaten Krankenversicherung (PKV) weiter leicht erhöht. Ende Juni dieses Jahres zählte die PKV 18,36 Millio- nen Tarifversicherte. Davon entfie- len auf die vier Versicherungsar- ten folgende Anteile: Krankheits- kostenversicherung rund 7,13 Mil- lionen, selbständige Kranken- haustagegeldversicherung 5,71 Millionen, sonstige selbständige Teilversicherung 4,12 Millionen und Krankentagegeldversiche- rung 1,40 Millionen. Für Ende 1977 rec inet die PKV mit einem Be- stand von 1,4 Millionen Tarifversi- cherten.
Im ersten Halbjahr 1977 wechsel- ten zahlreiche Personen von ge- setzlichen Krankenkassen zur pri- vaten Krankenversicherung. Allein durch diese Übertritte — selbst nach Abzug der zwangsläufigen Verluste an die gesetzlichen Kas- sen — verbuchte die PKV einen Zu- gang von 131 000 neuen Tarifver- sicherten. Bis Ende 1977 rechnet die Branche mit einem weiteren Wachsen des Bestandes in der Hauptversicherungsart, der Krank- heitskosten-Vollversicherung. Im Jahr 1976 lag der Zugang hier bei über 412 000 Tarifversicherten, von denen rund 80 000 aus den Kassen der gesetzlichen Versiche- rung kamen.
Diese Entwicklung ist deshalb be- achtlich, weil auch 1976 der kran- kenversicherungspflichtige Bevöl- kerungsanteil weiter gestiegen ist, was sich bestandsmindernd auf die Vollversicherung der PKV aus- wirkt. Dennoch ließen sich zu Jah- resbeginn noch 79 Prozent der pri-
vatversicherten Angestellten von der Pflichtversicherung befreien.
Im vergangenen Jahr waren — wie der neueste statistische Bericht des PKV-Verbandes ausweist — die Leistungen an die Versicherten mit 5,2 (4,8) Milliarden DM gegen- über dem Jahr zuvor um 417,1 (400,4) Millionen höher.
An der Spitze der Leistungsausga- ben standen mit 1,9 (1,8) Milliar- den DM beziehungsweise 36,71 (37,42) Prozent die Zahlungen für die stationäre Krankenpflege.
882,6 (823,1) Millionen DM wurden für die ambulante ärztliche Be- handlung ausgegeben; für Arznei- en und Verbandmittel 516,9 (503,3) Millionen DM; für Zahnbehand- lung und -ersatz 418,1 (351,9) Mil- lionen DM und für Heil- und Hilfs- mittel weitere 315,0 (272,6) Millio- nen DM. Die Beitragseinnahmen beliefen sich 1976 auf 7,2 (6,5) Mil- liarden DM; sie erhöhten sich trotz
des Bestandszuwachses gegen- über dem Vorjahr um knapp 9,8 (12,34) Prozent. Für 1977 wird mit einem Gesamtbeitragsvolumen von über 7,7 Milliarden DM ge- rechnet. Die Verwaltungskosten betrugen 6,8 Prozent der Beitrags- einnahmen. (Zum Vergleich: ge- setzliche Krankenversicherung zwischen 5,5 und 7 Prozent.) HC
Ermittlungen
verliefen ergebnislos
Lapidar teilte der Leitende Ober- staatsanwalt in Köln am 4. Oktober 1977 der Bundesärztekammer mit, daß das Ermittlungsverfahren ge- gen bisher unbekannt gebliebene Täter („Rote Zora"), die einen Bombenanschlag gegen das Ärz- tehaus in der Kölner Haedenkamp- straße 5 in der Nacht vom 28. zum 29. April 1977 verübten, als ergeb- nislos eingestellt worden sei. Der Leitende Oberstaatsanwalt ließ die Bundesärztekammer als Miteigen- tümerin des Hauses Haedenkamp- straße 5 weiter wissen, daß „die bisherigen Ermittlungen nach den Tätern ergebnislos verlaufen sind und die Ermittlungsmöglichkeiten erschöpft sind". Es sei, heißt es weiter, „sichergestellt, daß die Er- mittlungen wieder aufgenommen werden, sobald sich neue Anhalts- punkte ergeben". (Lesen Sie hierzu auch DEUTSCHES ÄRZTE- BLATT, Heft 19/1977, Seite I) DÄ
Ersatzkassen kontern der IG Metall
Die Angestellten-Krankenkassen haben sich entschieden gegen die Forderung der IG Metall gewandt, die Krankenversicherung zu ver- einheitlichen. Der Vorstand des Verbandes der Angestellten-Kran- kenkassen (VdAK) stellte dazu fest, daß diese Forderung allen bisherigen Verlautbarungen des DGB und seiner Einzelgewerk- schaften widerspräche. Bisher hätten sie sich immer für die ge- gliederte Krankenversicherung
2610 Heft 44 vom 3. November 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Die Information:
Bericht und Meinung AUS DEN BUNDESLÄNDERN
eingesetzt. Nach Ansicht des Er- satzkassenverbandes erhält der Verdacht, daß es sich dabei vor- nehmlich um taktische Äußerun- gen gehandelt habe, durch den Beschluß der IG Metall neue, ak- tuelle Nahrung.
Der Verband bekräftigte seine Auf- fassung, daß die Einheitsversiche- rung (die im übrigen auch für die Rentenversicherungsträger gefor- dert wurde) zu einer Bürokratisie- rung und zum Abbau der sozialen Selbstverwaltung führen würde.
Der Leidtragende wäre wieder ein- mal mehr der Versicherte, der nicht mehr mit individueller Betreuung durch die Krankenkassen rechnen könnte. DÄ
Apotheken-Novelle passiert Kabinett
Die Versorgung der Krankenhäu- ser mit Arzneimitteln aus zentra- len Krankenhausapotheken, die gleichzeitig in gewissem Umfang mehrere Häuser anderer Träger mit Arzneimitteln beliefern, soll in Zukunft erleichtert werden. Dies sieht der Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Apothekenwesen (Apotheken- wesen-Novelle) vor, den das Bun- deskabinett gutgeheißen hat. In der vergangenen Legislaturperi- ode war der Gesetzentwurf im Bundesrat gescheitert; diesmal soll er ohne Zustimmung des Bun- desrates durchgebracht werden.
Krankenhausträger und Kranken- kassen sind mit der vorgesehenen Regelung prinzipiell einverstan- den, während seitens der Apothe- ken, der privaten Krankenversi- cherungen und der pharmazeuti- schen Industrie Bedenken vorge- bracht worden waren. DÄ
In einem Satz
Sozialhilfe — Die Ausgaben für So- zialhilfe sind von 1975 bis 1976 um 15 Prozent auf rund 9,6 Milliarden DM gestiegen. DÄ
NORDRHEIN-WESTFALEN
Ärztekammer Nordrhein wählte Vorstand
Nachdem die konstituierende Sit- zung der neugewählten Kammer- versammlung der Ärztekammer Nordrhein bereits Dr. Friedrich- Wilhelm Koch erneut zum Präsi- denten und Dr. Jörg-Dietrich Hoppe erneut zum Vizepräsiden- ten gewählt hatte, konnte Anfang Oktober die Wahl des Vorstandes abgeschlossen werden.
Der neue Vorstand besteht aus:
Dr. Horst Bergmann, Duisburg; Dr.
Horst Bourmer, Köln; Dr. Heinz Buchner, Solingen; Dr. Klaus-Pe- ter Faerber, Oberhausen; Dr. Her- mann Gatersleben, Aachen; Prof.
Dr. Ulrich Kanzow, Solingen; Dr.
Karl van Megen, Straelen; Dr. Die- ter Mitrenga, Efferen; Dr. K.-G.
Paschke, Düsseldorf; Robert D.
Schäfer, Bonn; Dr. Heinrich Schröder, Krefeld; Dr. Erwin Schüller, Düsseldorf; Dr. Rolf Thier, Düsseldorf; Dr. H.-W. Vier- gutz. Köln; Dr. Lothar Watrinet, Troisdorf; Dr. Hans Wirtz, Düssel- dorf. ÄK-No
HESSEN
Gesetz zur Ausführung des § 218
Sozialminister Clauss hat den Ent- wurf für ein Gesetz zur Ausfüh- rung der §§ 218 ff. StGB vorgelegt.
Vor allem sollen die Anerkennung der Beratungsstellen und der Ein- richtungen, die Schwanger- schaftsabbrüche vornehmen dür- fen, geregelt werden. Über die An- erkennung der Beratungsstellen entscheiden der Regierungspräsi- dent oder auch Körperschaften des öffentlichen Rechts (Caritas- verband, Diakonisches Werk). Die Zulassung von Einrichtungen zur Vornahme von Schwangerschafts- abbrüchen kann nach dem Ent- wurf nicht nur bei Bekanntwerden ärztlicher Fehler, sondern auch beispielsweise bei „unangemes-
sen hohen Honorarforderungen"
widerrufen werden. Die Universi- tätskliniken des Landes sollen
„eine angemessene Zahl" von Betten für Schwangerschaftsab- brüche bereithalten.
Wie Clauss mitteilte, wird das Land für die Schwangerenbera- tung ab 1979 rund eine Million DM im Jahr aufwenden. Nach den bis- herigen Erfahrungen werde sich die Zahl der Beratungsfälle in den etwa 60 Beratungsstellen des Lan- des auf jährlich 11 000 bis 12 000 einpendeln. WZ
BADEN-WÜRTTEMBERG
Ministerium gegen einheitlichen
Sozialärztlichen Dienst
Den Bestrebungen, die bestehen- den Sozialärztlichen Dienste zu ei- nem einheitlichen Dienst zusam- menzufassen, sind im Hinblick auf die Aufgabenvielfalt der Verwal- tungen und Sozialleistungsträger Grenzen gesetzt. Diese Auffas- sung äußert das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Sozialord- nung in der Stellungnahme zu ei- nem Antrag mehrerer Landtagsab- geordneter der SPD.
Das Sozialministerium ist der An- sicht, daß Gutachter in einem ein- heitlichen Sozialärztlichen Dienst sich kaum alle notwendigen Kenntnisse aneignen könnten, so daß man dann doch wieder Spe- zialgutachter zum Beispiel für die gesetzliche Rentenversicherung, die Versorgungsverwaltung oder die Arbeitsverwaltung einsetzen müßte. Eine organisatorische Zu- sammenfassung würde also kei- neswegs die Probleme der Koordi- nierung zwischen den einzelnen Gebieten automatisch lösen. Viel- mehr entstünde die Gefahr, daß sich ein einheitlicher Sozialärztli- cher Dienst zu einer schwerfälli- gen bürokratischen Institution entwickelt, die mehr Kosten verur- sacht als die bestehenden ärztli- chen Dienste zusammen. I>
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 44 vom 3. November 1977 2611