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Bantu Noun Class 19 pi in Benue-Congo"' versucht, einen Zusammenhang dieser Klassenzeichen mit der Bantu-Diminutiv-Klasse pi herzustellen

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SEKTION XI: AFRIKANISTIK

SEKTIONSLEITER: H. JUNGRAITHMAYR, WEHRDA

Pi-, hi-, fi-, bi- UND bu- IN DEN PLATEAUSPRACHEN

NORDNIGERIAS:

KLASSE NEUN/ZEHN ODER KLASSE NEUNZEHN?

Von Ludwig Gebhardt, Hamburg

In den Plateausprachen Nordnigerias gibt es in der Untergruppe Pla¬

teau- 1 eine Reihe von Sprachen, die ein Klassenzeichen der Form pi-, fi-, hi-,

bi- oder bu- aufweisen. Eine möglichst vollständige Liste derjenigen Spra¬

chen, in denen diese Präfixe zu beobachten sind, findet sich in Tabelle eins

mit jeweils einem Beispiel.

Tabelle 1 Plateau-1 Sprachen mit Klassenzeichen pi-fi-hi-bi*

Plateau la

Kambari :

Basa:

Kamuku :

Ura:

Reshe :

n-naä t- cow (u-Konkordanz) bu-na, i- cow bi-nemi animal bi-ni, i- animal hi-nama, i- animal

Plateau lb

Gure:

Kahugu :

Janji : Surubu :

Kurama :

Ibunu : Buji:

Sheni : Amo:

Taura wa :

Anaguta :

pi-nä, i- cow pi-kawin, s- buffalo be-jö, e- crocodile pi-naka cow bi-nama animal

bi-nämä, i- animal bi-nämä, i- animal bi-na, i- cow fi-nd, i- cow bi-na cow bl-gint, i- fish

E. Kähler-Meyeb hat in ihrer Arbeit ,, Bantu Noun Class 19 pi in

Benue-Congo"' versucht, einen Zusammenhang dieser Klassenzeichen mit

der Bantu-Diminutiv-Klasse pi herzustellen. Sie hat dabei allerdings nur

Material aus dem tsu-Reshe* - einer Sprache, die auf den Inseln des mittle¬

ren Niger gesprochen wm-de - und dem Amo*, einer Sprache des Jos-

Plateau, verwendet. Ihre Argumente für eine Zusammenstellung sind im

wesentlichen die folgenden :

' Kähleb-Meyeb (1968).

2 Haebis (1946).

3 DI Luzio (1972).

* In der Literaturliste wird jeweils angegeben, für welche Sprache Material aus der betreffenden Arbeit herangezogen worden ist.

(2)

Pi-, hi-, fi-, hi- und hu- in den Plateausprachen Nordnigerias 575

1. Es handelt sich um ein Präfix, das in seiner lautlichen Gestalt hin¬

reichend Ähnlichkeit mit Bantu fi hat*.

2. Es handelt sich um singularische Präfixe.

3. Die Klassenzeichen kommen nüt Nominalstämmen vor, die in den Bantu¬

sprachen ebenfalls häufig mit dem Präfix der Klasse 19 als Primäraffix

vorkommen.

Nachdem nunmehr aber über die zwei genannten Sprachen hinaus Ma¬

terial bekanntgeworden ist, kann eine Ärt von Greenbergschem Massen¬

vergleich vorgenommen werden, der die von Kählee-Meyeb vorgebrachten

-Argumente in einer bestimmten Richtung abwandelt. Es sollte aber auch

berücksichtigt werden, daß es sich bei den Plateausprachen - und hier be¬

sonders bei den Plateau- 1 Sprachen - um den nordwestlichsten Ausläufer

der Benue-Congo Sprachen handelt. Es muß daher damit gerechnet werden,

daß sich im Laufe der Geschichte einzelner Sprachen oder kleiner Gruppen

Entwicklungen vollzogen haben könnten, die in den mehr zentral gelegenen

Gebieten nicht zu beobachten sind. Als Folge davon kann sich ergeben, daß

auch lautliche Ähnlichkeit kein Garant von gemeinsamem historischen Ur¬

sprung mehr zu sein braucht.

Es sollten deshalb noch andere Faktoren berücksichtigt werden, die

gegen eine unmittelbare Zusammenstellung der Plateau-Klassenzeiehen

mit dem Bantu-Klassenzeichen sprechen. Es sind dies die folgenden Tat¬

sachen :

Auf phonologischem Gebiet sollte beachtet werden, daß die meisten

Sprachen - elf von sechzehn - ein bi- als Klassenzeichen aufweisen. Nxu"

in einer Untergruppe der Plateau-lb Sprachen, die sehr nahe miteinander

verwandt sind, finden sich zwei Varianten des Klassenzeichens mit stimm¬

losem Anlaut: fi- und fi-. Dazu kommt aus Plateau-la das Reshe mit hi-.

Nun scheint aber ganz allgemein in den Plateau- 1 Sprachen der Über¬

gang von stimmhaften zu stimmlosen Lauten eine ziemlich verbreitete Er¬

scheinung zu sein, durch die ein Wechsel von hi- zu fi- erklärt werden

könnte. Die Beispiele hierzu finden sich in Tabelle 2.

Tahelle 2

Wechsel zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten

belly Gure : Icu-buri Ibunu : ä-pürü, ti- ; Duka : 3t-mEn, is-

Dakarkari: d-bstä, c-

egg Gure: ni-kpä, ä- Ibunu: rä-ywä

fish : Gure : ki-aünii Duka : o-jane ; Dakarkari : gyine, gyen-ni

Anaguta: bi-gini, i-; Kambari: ä:-sa?-a, »-

grass: Gure: ii-gbi Amo: d-kp6

^ Die Entwicklung von Proto-Bantu p zu / ist etwa im Kikongo, die von p zu

h im Kinyaruanda zu beobachten.

(3)

576 Ludwig Gebhabdt

hoe, to Gure: kaba Dakarkari: gbvo

hoe, the Gure : kü-piri, nä- Kambari: ü-.-bä-.ri, i-

hunger Gure: kü-gbey Amo: kü-kpäy

leopard Gure : ku-gbe, a- Anaguta: ü-kp9y, i-

medicine Gure: ii-gan Amo : ü-kän ; [Kagoro (Plateau 2): kani

name Gure: ni-zd, a- Amo: ll-sä, ti-

rabbit Gure: kä-z6öm, nä- Amo: kl-söm, ni-; [Kagoro: 3-sdm, ä-som]

sheep Gure: gäam, ä- Amo: kii-käm; Dakarkari: kyomo

shoulder Gure: kä-hök Ibunu: ti-päki

sickness Gure: mi-gbini Ibunu: mä-kwine

slave Gure: ü-gyärä, ä- Reshe: u-Sera, ba-

Es sieht also so aus, als ob die in den Plateau- 1 zu beobachtenden Klassen¬

zeichen nicht auf ein Proto-Plateau-1 Klassenaffix pi- zurückgehen, sondern

auf hi-.

Auf morphologischem Gebiet muß ein für die Aufhellung historischer

Zusammenhänge wichtiger Komplex untersucht werden: die Klassen-

gruppenbildung* .

Wie wichtig die Klassengruppenbüdung hierfür ist, hat de Wolf* in

seinen Arbeiten über die nominalen Klassensysteme der Benue-Congo

Sprachen eindrucksvoll nachgewiesen. Viele der Benue-Congo Sprachen

haben ein dermaßen reduziertes oder im Verhältnis zur Proto-Sprache ab¬

gewandeltes Klassensystem, daß aus dem Vergleich der Klassenzeichen

allein nicht mehr viel hervorgeht. Ich möchte dies kurz anhand einiger

Plateau-4 Sprachen verdeutlichen.

Das Kaningkom, eine Sprache dieser Gruppe, hat an Klassenzeichen nur

noch Permutationen des nominalstammanlautenden Konsonanten aufzu¬

weisen: eine Normal- oder Null-Stufe, eine Palatal- und eine Labial-Stufe.

Die Vermutung liegt nahe, daß diese Permutationen Reste eines ehemals

vorhandenen Systems nominaler Klassenzeichen sind. Ein Blick auf Nach¬

barsprachen zeigt auch sofort, daß dies so ist : der Null-Stufe im Kaningkom

entspricht dort ein a- als Nominalpräfix, der Palatalstufe dagegen ein i-

und der Labialstufe schließlich ein u-. Beispiele hierfür finden sich in

Tabelle 3.

Tabelle 3

Plateau 4, unterschiedlicher Erhaltungszustand von Präfixen

month Kaningkom: yxuua, nhyä Nindem: üyxwä, iyxwä

house Kaningkom: rwäs, ryäs Nindem: ü-läs, i-läs

small hoe Kaningkom: kwär, kyär Nindem: it-kwär, iykär

water-pot Kaningkom : gäy, gyäy Nindem : ä-gäy, i-gäy

nose Kaningkom: mvyir, rhver Nindem: i-mver, ä-mver

^ Klassengruppe ist der Versuch einer Übersetzung von englisch gender.

« DE Wolf (1971), Voobhoevb/de Wolf (1969).

(4)

Pi-, hi-, fi-, bi- und bu- in den Plateausprachen Nordnigerias 577

Verglichen mit der Mehrzahl der Proto-Benue-Congo Klassenzeichen

sind ja nun aber auch die für das Kaningkom oder besser die Vorstufe des

Kaningkom rekonstruierten Vokale vom Zahn der Zeit angenagt: einem

Vokal können mehrere Klassenzeichen entsprechen. Im Falle von -i sind es

die Proto-Benue-Congo Klassenzeichen i-, i-, bi-, ki-, pi-, ri-, ti-.

Hier hilft nun die Klassengruppenbüdung ein erhebliches Stück weiter:

einer Singular-Plural Kombination i - a körmen an Proto-Benue-Congo

Klassenpaaren nur noch ki - a und ri - a entsprechen, und ein Vergleich

der etjrmologisch verwandten Nominalstämme wird dann vermutlich rela¬

tiv einfach klären, um welche Klassengruppe es sich handelt.

Wie ist nun die Lage in den Plateau- 1 Sprachen und im Vergleich dazu

in den Bantusprachen? In den Bantusprachen wird das Präfix der Klasse

19 pi- mit dem der Klasse 12, nach anderer Zählung 13, tu- zu einer Klassen¬

gruppe kombiniert. In dem gesamten mir aus den Klassensprachen der

Plateau- 1 Gruppe zur Verfügung stehenden Material haben sich in genau

einer Sprache ganze zwei Nomina auftreiben lassen, die sich in dieser

Klassengruppe befinden. Es sind im Ibunu die Worte für „Zahn" und ,, Na¬

gel". Innerhalb des Ibunu wird diese Klassengruppe als eine von minderer

Bedeutung gekennzeichnet, die ihr Entstehen einem ,, cross-pairing" ge¬

nannten Prozeß verdankt, also eine auf das Ibunu beschränkte, sekundäre

Entwicklung ist'. Die Masse der Nomina in den anderen Sprachen und aueh

im Ibunu bildet eine Klassengrüppe, die durch die Präfixe bi- im Singular

imd i- oder i- im Plural gekennzeichnet ist. Beispiele hierfür finden sich in

Tabelle 4.

Tabelle 4

Beispiele zur Klassengruppenbildung [abweichende Formen in eckigen Klam¬

mem]

antelope Ibunu: bi-kävnl, i-; Reshe: hi-kyaha, i-.

bean Ura: bu-gaye, i-; Kamuku: bi:-gaya, i:-; Reshe: hi-könd, i-; Kurama:

b6-vääz6,

bee Kambari : S-Sikyi (v-),i:-; Gure : pi-sük, i- ; Amo : fi-Sii, i- ; Kurama : bi-Si, i-,

buffalo Kamuku: bi-hasi; Reshe: h-irümä, 0-; Gure: pi-kawi, i-; Kurama:

bu-hawa, i-; Surubu: pi-kae, e-; Buji: bi-yäwä, i-; Sheni: bi-aba, i-; Ibimu:

bi-yäwd, i-.

camel Reshe: hi-rakunbe, i-; Ibunu: bi-rääköme, i-. (Hausa-Lehnw.)

dog Reshe: hi-bwa, i-; Ibunu: bäaSi (< bi-wäi&), i-wäSi; [Kurama: u-wase, i-, donkey Reshe: hi-janke, i-; Ibimu: bl-jääkd, i-. (Hausa-Lehnw.)

elephant Reshe: hi-lUld, i-; Gure: pi-rogo, i-; Kurama: bu-roga, i-; Surubu:

pi-kaie, i-; Buji: be-rö, e-; Sheni: bi-ro, i-; Ibimu: bi-ro, i-; Amo: fi-ro, i-;

[Anaguta: ii-roho, i-].

finger Gure: pl-ho, i-; [Ibunu: rö-bö, sö-]; Reshe: he-kita, e-.

fowl Reshe: hi-tälkd, i-; Ibunu: be-tökörö, e-; Kurama: bi-toro, i-; Janji: bi- tukuro, e-; Buji: bi-tökörö, i-.

' Shimizu (1968), S. 51.

Or.-Tag 1973

(5)

578 Ludwig Gebhakdt

goat Reshe: hi-pepa, i-; Ibunu: bi-biyä, i-.

horse Reshe: hi-roko, i-; Gure: pl-bärkä, i-; Ibunu: bärkö (< bi-bärkö), i-.

iron Gure: pi-lügä; Amo: ß-kdrö.

nose Gure: pl-nim, i-; Kahugu: pi-nyur); Ibunu: bi-nyltnü, i-.

scorpion Reshe: hi-cice, i-; [Gure: kü-na, d-;] Amo: ß-nar), i-.

snalce Kambari: y-yo (i;-Konkordanz), i:-; Reshe: hyo'a, yo'a; Amo: ß-yi, i-;

Ibunu: büwä (< bi-üwä), i-; Kurama: bo-wa, i-.

tongue Gure : pi-lem, i- ; Kahugu : pi-lim, i-.

Aber auch in den weniger zahlreichen Fällen, in denen bi- Nomina nicht

mit i- sondern mit anderen Klassenzeichen kombiniert werden, finden wir

nicht tu- oder andere diesem ähnliche Klassenzeichen, sondern a-. Diese

Klassengruppe ist deshalb interessant, weil hier gleichsam im Querschnitt

der Zusammenfall oder auch das Auseinanderbrechen von Nominalklassen

zu beobachten ist, und deshalb soll kurz etwas näher auf sie eingegangen

werden. Diese Klassengruppe findet sich im Kurama und Kahugu. Zu¬

sätzlich dazu soll das Gure noch mit hinzugezogen werden. In der Termino¬

logie des Handbook of African Languages bildet es zusammen mit dem

Kahugu einen sog. dialect-cluster, es zeigt aber gerade in der Klassen¬

gruppenbildung interessante Abweichungen. Die entsprechenden Beispiele

finden sich in Tabelle 5.

Tabelle 5

Verschmelzen von Klassenzeichen in Plateau-lb Sprachen

Gure Kahugu Kurama

buffalo pi-kawi, i- pi-kawin, e- bu-hawa, i-

elephant pi-rogo, i- pi-rogo, i- bu-roga, i-

bee pl-sük, i- ? bi-Si, i-

slave ii-gyärä, ä- pu-gyara, a- bi-lara, a-riare

smith ii-sänä, ä- pu-sana bi-aana, a-

Im Kurama findet sich ein singularisches Klassenaffix bi- mit einem

AUomorph bu-. Daß es sich tatsächhch um nur ein Klassenzeichen handelt,

geht daraus hervor, daß in dem einzigen Beleg der Quelle* für beide Klassen¬

zeichen die gleichen Konkordanzelemente benutzt werden. Die Distribu¬

tionsregeln für die beiden AUomorphe lassen sich wie folgt formuheren : vor

Velaren Konsonanten einschließhch h und vor unpalatalisiertem r steht bu-,

ansonsten bi-. bi- kommt mit Abstand häufiger vor als bu-.

Auf Grund der Klassengruppenbildung lassen sich die Nomina dieser

Klasse jedoch unterteilen: eine Gruppe mit dem Klassenpaar bufbi — a und

eine zweite mit bujbi - i. Einem einzelnen singularischen Klassenzeichen

stehen also zwei plurahsche gegenüber.

Im Kahugu finden wir eine auf den ersten Blick ähnhche Situation vor:

» Meek (1931).

(6)

Pi-, hi-, fi-, bi- und bu- in den Plateausprachen Nordnigerias 579

pi- und pu- als singularische Klassenzeichen, die ebenfalls vermutlich die

gleiche Konkordanz aufweisen. Es stellt sich aber heraus, daß die Distri¬

bution dieser Klassenzeichen nicht nach phonologischen Gesichtspunkten

erfolgt, sondern, daß es sich offensichtlich um zwei verschiedene Klassen¬

zeichen handelt, die ihren Plural auch auf unterschiedliche Weise bilden:

die pM-Nomina nehmen a- als Pluralzeichen, die pi-Nomina dagegen i-.

Im Gure schließlieh sind die beiden singularischen Klassenzeichen auch

lauthch deutlich getrennt - sie lauten u- und pi-. Die entsprechenden

Klassengruppen sind u-a bzw. pi - i, wobei darauf hinzuweisen wäre, daß

es sich bei der u-a Klassengruppe um die weitverbreitete sog. Menschen¬

klasse handelt ! Aus dieser Tatsache sollen hier keine weiteren Rückschlüsse

gezogen werden, es sollte nur gezeigt werden, wie der Inhalt einer bestimm¬

ten kanonischen Proto-Benue-Congo Klassengruppe, die sich ja sogar über

das Benue-Congo hinaus auch in weiteren Teilen Westafrikas beobachten

läßt, in einer anderen Nominalklassengruppe aufgehen kann.

Ein letztes Argument gegen die Zusammenstellung von Bantu pi- mit

den verschiedenen 6i-Zeichen der Plateausprachen bildet das Fehlen einer

anderen kanonischen Proto-Benue-Congo Klassengrüppe in den Plateau¬

sprachen, die in allen anderen Untergruppen der Benue-Congo Sprachen zu

finden ist, und die de Wolf (1971) in seiner Arbeit über das nominale Klas¬

sensystem der Benue-Congo Sprachen mit i-i angesetzt hat. Diese Klassen¬

gruppe hat ihre Entsprechung in den Bantusprachen in den Klassen 9 und

10. Ihren Inhalt machen zu einem erheblichen Prozentsatz Tierbezeich¬

nungen aus. Diese Klassengruppe ist nun in keiner der in dieser Arbeit er-

vpähnten Plateau- 1 Sprachen faßbar. Sie ist es aber in allen benachbarten

Plateau-Untergruppen, wie in Tabelle 6 nachzusehen ist. Umgekehrt findet

sich in keiner der umliegenden Plateau-Untergruppen ein Klassenzeichen

bi-. Es erhebt sich also die Frage, was mit dieser Proto-Benue-Congo

Klassengruppe geschehen ist.

Tabelle 6 PBC-Klassengruppe i - i in anderen Plateau-Untergruppen Plateau 2 Afusare: buffalo: i-zär, i-zär; bee: i-SoS, i-SiS.

Koro: buffalo: i-yäy, i-yäy; bee: e-hwey, e-.

Plateau 3 Birom: animal: n-y-äma, n-y-ama; bee: s-y-ök, s-y-ok.

Plateau 4 Rukuba: animal: i-na, i-nä; dog l-wu, i-wu.

Nindem: animal: i-nor), i-nor); buffalo i-jät, i-jat.

Plateau 5 Egon: buffalo: e-ss, e-se; bee: e-si, e-s6.

Aus der Tatsache, daß alle &j-artigen Klassenzeichen in Verbindung mit

bestimmten Nominalstämmen nur in einer Untergruppe der Plateau¬

sprachen zu beobachten sind, scheint mir deutlich zu werden, daß diese so

gekennzeichnete Nominalklasse eine Neuerung der Plateau- 1 Sprachen ist.

Sie wäre damit ein morphologisches Kriterium für die Untergruppierung der

38 Or.-Tag 1973

(7)

580 Ludwig Gerhabdt

Plateausprachen, von denen es bisher noch nicht viele gibt. Diese Proto-

Plateau-1 6j-Klasse geht ihrerseits auf Proto-Benue-Congo i- zurück, bzw.

die Plateau- 1 Klassengruppe bi - i geht auf Proto-Benue-Congo i-i zu¬

rück, die häufig so genannte Tierklasse. Im Laufe der weiteren Geschichte

der einzelnen Sprachen ist diese öi-Klasse dann wieder mit anderen Nomi¬

nalklassen verschmolzen. Das Auftauchen des Sproßkonsonanten b- im An¬

laut des Klassenzeichens ist in den Plateau-1 Sprachen nichts Einmaliges:

es hat seine Parallele in dem Auftauchen eines Labials im Anlaut eines an¬

deren Proto-Benue-Congo Klassenzeichens, das in den anderen Unter¬

gruppen von Benue-Congo ebenfalls mehrheitlich ohne diesen Konsonanten

vorkommt. Dieses Klassenzeichen ist u-, die Entsprechung von Bantu

Klasse 1. de Wolf setzt hier für Proto-Plateau-1 vu- an.

Bevor nun kurz referiert werden soll, wie andere Autoren die 6i-Klasscn-

zeichen der Plateau-1 Sprachen historisch abgeleitet haben, will ich noch

einmal die bisher geäußerten Gedanken zusammenfassen :

Die Lautgestalt in der Mehrzahl der Sprachen weist auf ein Proto-

Plateau-1 Klassenzeichen bi- hin. Dieses Singularzeichen wird bei der

Pluralbindung in der überwiegenden Anzahl der Fälle mit i- kombiniert.

Schließlich finden wir in den Plateau-1 Sprachen kein Anzeichen der sonst

weit verbreiteten Proto-Benue-Congo Klassengruppe i - i, dafür aber - und

dies nur in der Untergruppe Plateau-1 - die Klassengruppe bi - i, die in

dieser Form also eine Neuerung der Plateau-1 Sprachen ist.

Dies alles spricht gegen eine unmittelbare Zusammenstellung mit Bantu

Klasse 19. Es spricht aber auch gegen Interpretationen, wie sie im wesent¬

lichen von P. DE Wolf in seinen Arbeiten (1968, 1969) gegeben worden

sind. In der Arbeit über die Rekonstruktion des Plateau-1 Nominalsystem

(1968) werden insgesamt 19 Nominalklassen für das Proto-Plateau-1 an¬

gesetzt. Von diesen interessieren uns im Zusammenhang dieses Aufsatzes

drei : iit-, ? (■^)- und vu-. Es sind dies in der Terminologie der Bantuistik, die

den Bereich der gesamten Klasse natürlich nicht voll abdeckt, die plurali¬

sche Sachenklasse (8), die singularische Tierklasse (9) und die singularische

Menschenklasse (1). Über das Präfix bi- in den Plateausprachen sagt

DE Wolf folgendes: ,,This prefix is not wholly comparable with Bantu bi-

(cl. 8) as here it is a singular prefix. On the other hand it is not widespread

enough to set it up as a reconstructed form for the whole of Plateau 1. As

a matter of fact there are only three languages in the whole group who

have it: Janji, Kurama, and Anaguta. All three belong to Plateau lb. Some

overlapping of the classes vu- and bu- might be taken into account." Auch

die fi- Präfixe im Gure und Kahugu bringt de Wolf mit diesem Klassen¬

zeichen in Verbindung. Es werden also die Präfixe des Gure, Kahugu, Ku¬

rama, Janji und Anaguta von einem Proto-Plateau-1 Präfix bi- abgeleitet,

wobei Hinweise auf Bantu Klasse 8 gemacht werden, zusätzlich mit An-

(8)

Pi-, hi-, fi-, bi- und bu- in den Plateausprachen Nordnigerias 581

deutungen einer Verbindung zu bu- oder vu-. Diese Klassen entsprechen im

Bantu der Menschen- und der Abstraktenklasse.

Demgegenüber wird das Präfix hi- des Reshe einer Proto-Plateau-1

i(i^)-Klasse zugeordnet, wobei auf den Zusammenhang mit Bantu Klasse 9,

der Tierklasse hingewiesen wird.

Die 6t-Klassenzeiohen der Plateau-la Sprachen schließhch, zu denen die

hier erwähnte w-Konkordanz einiger Sprachen gehört, werden mit der vu-

Klasse des Proto-Plateau-1 zusammengestellt. Dies ist die Plateau-Ent¬

sprechung der Menschenklasse (1).

Insgesamt werden also für die im früheren Teil der vorliegenden Arbeit

beschriebenen Sachverhalte, die hier ja als auf eine historische Quelle

zurückgehend dargestellt wurden, zwei sichere und dazu zwei mögliche

Quellen angegeben: bi-, i{N)-, bu- und vu-, ohne daß auf den zwischen den

einzelnen Sprachen zu beobachtenden Zusammenhang hingewiesen würde.

Das Bild wird noch vielfältiger, wenn wir uns der zweiten Arbeit Vooß-

HOEve/de Wolf (1969) zuwenden, die die Benue-Congo Nominalklassen-

systeme behandelt. Im ersten Teil dieses Buches geht es darum, die syn¬

chron zu beobachtenden Nominalklassensysteme der verschiedenen Spra¬

chen der Benue-Congo Familie, die ja in sehr untersehiedUchem Zustand

erhalten sind, und die ein äußerst komplexes und vielfältiges Bild ergeben,

für den historischen Vergleich aufzubereiten und hierfür eine geeignete

Methode zu entwickeln. Im zweiten Teil werden dann die Klassenzeichen

für die rekonstruierten Nominalklassen aufgestellt und die Verbreitung

dieser Nominalklassen und der aus ihnen resultierenden Klassengruppen

untersucht. Aus der Gruppe der Plateau-1 Sprachen werden dabei die

folgenden berücksichtigt: Kambari (zwei Dialekte), Dakarkari, Duka,

Reshe, Anaguta, Kurama, Ibunu. Insgesamt finden wir vier Klassengruppen

der Protospraehe, die die Vorformen der heutigen 6i-Nomina in Plateau-1

sein sollen. Diese Klassengruppen sind

YI-YI (Kambari, Reshe; Entsprechung der Tierklasse)

FI-YI (Kurama)

BU-YI (Ibunu)

BU-BI (Anaguta)

Der Leser wird gebeten, hiermit die Tabellen 1 und 4 zu vergleichen.

Erscheinungen in den Plateau-1 Sprachen, deren Zusammengehörigkeit

sich bei etwas genauerem Hinsehen ziemlich bald aufdrängt, werden hier

also völlig verschiedenen Proto-Elementon zugeordnet.

Was könnte nun die ,Moral von der Geschieht' sein? Der großräumige

Vergleich ist in einem bestimmten Stadium unseres Erkenntnisstandes

wichtig und nützhch. Er birgt aber immer die Gefahr in sich, daß der

zweite Sehritt vor dem ersten getan wird. Die Gefahr besteht auch darin,

38« Or.-Tag 1973

(9)

582 Ludwig Gebhardt

daß Lautähnlichkeit, selbst wenn sie durch Beobachtungen aus anderen

Gebieten unterstützt wird, nicht immer davor schützt, an den Stellen in

die Irre zu gehen, an denen die einzelnen Sprachen ihre Eigenentwicklung einschlagen. Sicherheit kann hier nur der Vergleich bieten, der vom Dialekt

ausgehend sich über die Sprache, Gruppe und Sprachfamilie zum Sprach¬

verband hocharbeitet. Nur so können die Ergebnisse gewonnen werden,

denen nicht die Gefahr droht, von einer kleinen Einzeluntersuchung in

Frage gestellt zu werden.

LITERATUR

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(10)

PERFEKTIV- (KURZ-) UND IMPERFEKTIV-(LANG-)STAMM

IM ASPEKTSYSTEM OSTTSCHADOHAMITISCHER SPRACHEN

Von H. Jungeaithmaye, Mabbueg

Dem Nestor der Hamitosemitistik in

Deutschland, Herrn Professor Dr. O.

Rössler, in Verehrung und Dankbar¬

keit zum 6. II. 1973 gewidmet.

/. Rückblick und Ausgangspunkt

Im Jahre 1965 habe ich auf dem XVI. Deutschen Orientalistentag in

Heidelberg den Versuch unternommen, das Aspektsystem westtschado-

hamitischer Sprachen vergleichend zu untersuchen'. Neben dem Hausa

hatte ich dafür die folgenden Sprachen herangezogen: Angas, Sura, Ron-

Bokkos, Ron-Daffo, Ron-Scha, Ron-Kulere, Ron-Fyer, Bolanci, Ngamo,

Karekare, Tangale und Kanakuru (Dera). Wenn auch die verfügbaren

Materialien von unterschiedlicher Qualität waren, konnten doch einige

gemeinsame Grundzüge - wie ich meine - richtig erkannt und herausgestellt

werden. Ein wichtiges Ergebnis schien mir z.B. darin zu liegen, daß es ge¬

lungen war, aus der Fülle der Erscheinungen zwei Grundmuster tschadi¬

schen Aspektbaues zu abstrahieren und einander gegenüberzustellen. Für

die untersuchten Sprachen galt in der Regel, daß die personalen Konjuga¬

tionselemente vor den Verbalstamm treten*:

Grundmuster A: SP - AZ - unverändl. VS

Grundmuster B : SP - 0 - verändl. VS (mit in- und/oder suffigier¬

tem AZ).

Zu Grundmuster A heißt es op. cit. S. 230: „Der Verbalstamm hat eine

einzige, unveränderliche Gestalt in allen verbal aufgebauten Aspekten bzw.

Aktionsarten. Hierher gehören Sprachen wie das Hausa und das Angas."

Zu Grundmuster B: ,,Die einzelnen Aspekte und Aktionsarten werden mit

Hilfe abgeleiteter Verbalstämme gebildet. Dabei erhält entweder jeder

'Vgl. „Zum Bau der Aspekte im Westtschadohamitischen", ZDMG 116/2,

1966, 227-234.

" Abkürzungen : SP = Subjektspronomen, AZ = Aspekt- oder Aktionsart¬

zeichen (in der modernen , deutschen' Fachsprache: ,, aspect marker"), VS = Verbalstamm.

Abbildung

Tabelle 1 Plateau-1 Sprachen mit Klassenzeichen pi-fi-hi-bi*

Referenzen

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