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Vedische Untersuchungen^) Von H. Oldenberg.
18. Zu den Verbalprafixen.
Ich lege im folgenden einige Beobacbtungen und Erwägungen vor
über die vielbehandelten Fragen der WortsteUung und Akzentuation
der vedischen Verbalpräfixe, vornehmlich im 5gveda. Zuvörderst
spreche ich von dem Fall eines Präfixes im Hauptsatz, dann im
Nebensatz; sodann von mehreren Präfixen. Im Ganzen betrachte
ich nur die Verbindung der Präfixe mit Verbum finitum; der
historisch ja wesentlich anders geartete Fall der Verbindung mit
Verbum infinitum soll nur gelegentlich berührt werden *). Die
naheliegenden Vergleichungen insonderheit avestischer Verhältnisse i
lasse ich für jetzt beiseite.
1, Als normale Wortstellung des Hauptsatzes muß das Er¬
scheinen des Präfixes an der Spitze des Satzes gelten. Wenn es heißt :
I, 59, 6 prd nü mdkitvdrn vrsahhdsya vocam
VI, 59,1 prd nü vocä sniisu väm viryä yäni cakrathuh, i
so liegt — wenigstens für das Präfix — der natürliche Zustand
vor. Wer wollte, wenn es etwa III, 5, 2 heißt sdrn dütö adyaud
usdso virohS, meinen, daß in solchem FaUe —■ und er ist typisch —
das Voranstehen der Präposition auf besonderer Gewichtigkeit ihrer
Bedentung beruhe? Verschoben ist dagegen das natürliche Gleich- 2
gewicht, wenn es mit andrer Wortstellung, als an den eben an¬
geführten Stellen I, 59,6 und VI, 59,1, beißt:
I, 32,1 indrasya nü viryäni prd vocam :
1) Fortsetzung zu Bd. 60, S. 707.
2) Wenn die Gesetze des Verbum finitum im Nebensatz und die des Part, praes. etc. dem Resultat nacb zusammentreffen (upayänti mit derselben Akzen¬
tuierung wie upaydntam), so gibt sich die Verschiedenheit der historischen Situation, das spätere Datum des Zusammenwachsens im ersten Fall, wie kaum erinnert zu werden braucht, in der hier sehr häufigen, im zweiten Fall ver¬
gleichsweise seltenen Tmesis zu erkennen.
804 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
hier hat sich des Gottes Name, höchsten Nachdruck verlangend, an
den Anfang gedrängt
Im großen und ganzen wird beim ersteren Typus das Präfix
vom Verbum finitum getrennt sein, beim letzteren unmittelbar vor
5 ihm stehen. Die im ersteren Pall dazwischen tretenden Worte aber
beanspruchen, wie kaum ausdrücklich bemerkt zu werden braucht
diese Stellung mit verschiedener Intensität. In Sätzen wie VIII, 27,15
prd vak darnsämy adruhah , I, 36, 3 prd tvä dütam vrnlmahe
I, 17, 9 ^jm väm adnotu sustutih wäre unmittelbares Polgen des
10 Verbs auf das Präfix , wodurch das Enklitikon von seiner Stelle
entfernt würde, also *prd darnsämi vah etc., sehr ungewöhnlich-).
Wenn es aber heißt V, 26, 8 prd yajnd etu, so schließt dies nicht
Gegenbeispiele mit einer etwa auf rhetorischem oder metrischem
Motiv beruhenden andern Wortfolge aus; so finden wir III, 26.4
15 prd yantu väjäh, I, 40, 3 praitu brähmanas pdtih.
Bekanntlich schreiben wir, der indiscben Tradition folgend
prd yantu, nicht *prdyantu. Ist dies berechtigt?
Natürlich kann es sich hier nur um einen relativen Unter¬
schied handeln. Was wir erstreben dürfen, ist allein, zu einer ganz
20 ungefähren Abschätzung der Festigkeit zu gelangen, welche derartigen
Verbindungen für das vedische Sprachbewußtsein zukam.
Daß die Überlieferung prd und yantu trennt, fällt nicht ins
Gewicht; der Analyse der indischen Grammatiker läßt sich das
letzte Wort in solchen Fragen nicht zugestehen*). Auch scheint
s.'i mir nicht, wie Speyer (Ved. und Sansk. Syntax 47) meint,
die Erwägung zu ihren Gunsten zu entscheiden, daß „das Verbura
in Hauptsätzen immer tonlos sein muß, das Präfix aber immer
betont ist". Es schließt, meine ich, ein allzu großes Vertrauen auf Abstraktionen in sich, auf Grund , eines solchen Prinzips a priori
1) Die damit bezeichnete Sachlage läßt sich im ganzen auch der Yajus- prosa zuschreiben. Allerdings bietet diese für das Studium der regelmäßigen Wortstellung kein sehr gUnstiges Terrain dar; die auf sakralen Rücksichten beruhende Verteilung des Nachdruckes durchkreuzt die Norm fortwährend. Als normal sehe ich Fälle an wie üd divam stabhäna, sdm asya tanüvä bhava, ddhi dätri vocah (Taitt. Samh.). Wenn es aber heißt indrasya tvä bähu¬
bhyäm üd yacche, so liegt darin: nicht ioh handle hier; meiu Tun ist das Tun Indra's. Dem ähnlich ädityäh sddo 'si, ädityäh säda Ü sida (Taitt.
Samh. I, 2, 8, 1); das ddityäli, sich au die Spitze drängend, schob das Präfix zurUck. Es scheint übrigens unverkennbar, daß auch unabhängig von Motiven dieser Art die Bewegung, die auf Zusammenschluß von Präfix und Verb hin¬
strebt, hier im Fluß ist und an der alten Norm rüttelt. Eine genaue Unter¬
suchung der Einzelheiten, die auf die Details des Verlaufs dieser Bewegung Licht werfen würde, wäre nützlich.
2) Ganz fehlen Ausnahmen in Bezug auf die Stellung des Enklitikons nicht. So I, 42, 9 prd 7jamsi ca; VIII, 35, 11 jjrd stutain ca.
3) Wer, wie ich, an ein prdyanti oder prdyantu glaubt, kann natürlich ohne Schwierigkeit erklären, warum die Inder prd | yanti auseinander schnitten, 2>rfi-ydnti aber nicht. Jenes zerschnitten sie, weil es sowohl ein prä wie ein yanti gab; dies zerschnitten sie nicht, weil es kein unakzentuiertes pra gab.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 805
zu deduzieren, ob es ein prdyantu habe geben dürfen. Vielmehr
wäre, je nachdem es das tatsächlich gab, eventuell für jenes Prinzip
eine — wohl leicht erreichbare — Pormulierung aufzusuchen, die
der vorliegenden Sachlage Rechnung trüge.
Können wir zwischen prd yantu oder prdyantu natürlich vor r>
allem deshalb schwanken, weil das akzentlose yantu sich gleicher¬
maßen beiden Auffassungen fügt, so werden Maßstäbe der Ent¬
scheidung, die wenigstens wahrscheinliche Giltigkeit besitzen, ver¬
gleichbaren Fällen zu entnehmen sein, die unter anderen Akzent¬
bedingungen stehen. Solche Fälle bietet das Nomen, das Verb des lo
Nebensatzes, die Zusammensetzung des Verbs mit mehreren Präfixen.
Wie das prd und das yantu getrennt und unabhängig er¬
scheinen können, so können die Duale miträ und vdrunä in voller
Unabhängigkeit voneinander auftreten. Aber hier sehen wir Tendenzen
wirken, denen ähnliche für das yantu anzunehmen recht nahe- 15
liegt. Neigung zum Zusammenwachsen solcher Duale gibt sich im
Akzent des satzeröfiFnenden Vokativs (indrävi.mä) , in den Pällen
der Flektierung nur des zweiten Gliedes (miträvdrunäbhyäm),
eventuell in der Akzentuiei'ung allein dieses Gliedes {indräpüsnök
neben indräpüsdnä) u. a. m. zu erkennen (s. die Materialien bei 20
Waekernagel, Ai. Gramm. II, 151 ff.). Oder wenn die Über¬
lieferung des Rv. brähmanas pdtih u. ähnl. als zwei Worte gibt —
als ein Wort (wie bfhaspdtih), wenn ich nichts übersehe, wohl
nur da wo der an erster Stelle stehende Genetiv als eignes Wort
nicht geläufig war —, so zeigt sich die Hinneigung zur Verein- 23
heitlichung z. B. in der Übertragung des Doppelakzents auf die
Komposita sadaspati, sdcipdti (Wackemagel II, 262), mit welchen
jene Verbindungen demnach als gleichartig empfunden wurden,
sodann im Eintonigwerden von jäspatim neben jdspdtih, dem Neu¬
aufkommen von eintönigem amhasaspati (Väj. Samh.) u. a. m. 30
(Waekernagel II, 263).
Sehen wir hier auf nominalem Gebiet*) den Vorgang des
Zusammenwachsens im Veda mitten in der Bewegung, so fehlt es
nicht an Anzeichen dafür, daß beim Verb Ahnliches sich zutrug.
Bekanntlich wächst im rgvedischen Nebensatz das Präfix, wo 33
es unmittelbar vor betontem Verb steht, mit diesem fast überall
unter Verlust seines eignen Akzents zusammen : anuyäti. Schreibungen
wie pdri vida I, 31, 5 = VI, 1, 9 finden sich nur selten-); es wird
sicb schwer ausmachen lassen, ob da direkte Fortsetzung des alten
unverbundenen Zustandes oder dessen gelegentliche Neuherstellung 4«
1) Ich lasse dabei die Verbindung des Verbum infinitum mit Präfix ab¬
sicbtlich beiseite; hier ist die Zusammensetzung bekauntlich sehr viel älter als die uns beschäftigende Zeit. Daß sie übrigens dazu beigetragen haben wird, das Verwachsen von Präfix und Verbum finitum zu befördern, ist wohl unzweifel¬
haft, wie für das Griechische Brugmann, Gr. Gr.' 170. 432 hervorgehoben hat.
2) Durchaus nur scheinbar sind gewisse häufig vertretene Typen dieser Art; ich komme auf sie uuten S. 811 zurUck.
806 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
vorliegt. Die Berechtigung der Schreibung von anuydti als Einheit
ist zweifellos ; akzentloses anu ist eben nur in solch engster Ver¬
bindung mit dem Polgenden denkbar. Ist aber so im Nebensatz
die Einheit der beiden Elemente hergestellt, so läßt sich offenbar
5 vermuten, daß wenn im Hauptsatz dieselben Elemente in derselben
Stellung erschienen, das Sprachgefühl ihr Verhältnis ähnlich empfimden
haben oder doch von ähnlicher Empfindung nicbt sebr weit ent¬
femt gewesen sein wird*).
Dafür spricht weiter noch der Typus samükrnost, upüvasija:
10 zwei Präfixe mit der, wenn d oder dva das zweite ist, die Regel
(s. unten S. 813) bildenden Tonlosigkeit des ersten. Denn wie
sollten wir es verstehen, daß die Elemente von üpa srja als ge¬
trennt empfunden wären, upävasija aber eine Einheit bildete: daß
also das üpa, welches mit alleinstehendem srja direkt ebensowenig
15 wie mit alleinstehendem dva hätte zusammenwachsen können, da
wo es vor dva sija trat, mit dem Polgenden, unter Verlust des
eignen Akzents, verschmolz^)? Wenn wir upägahi schreiben, werden
wir da, wo das erste, loseste Element dieser Verbindung abgetrennt
ist, nicht konsequenterweise auf üpa . . . dgahi geführt werden ?
20 Warum üpa . . . ä gahi '^)?
Ich verkenne nicht das Gewicht, das die so unendlich häufige,
unter gewissen Bedingungen geforderte Trennung des ä . . . gaki
durch dazwischenstehende Worte für das Bewußtsein haben mußte.
Aber es heißt ja auch üpa md (= mä d) yanti VIII, 46, 30, und
25 doch würde ohne das enklitische Pronomen unzweifelhaft updyanti
1) Mit andern Worten: wenn in prä bharat des Hauptsatzes das prä noch voUlsommen selbständiges Wort war, würde man im Nebensatz prä ihärat erwarten. Das gibt es zwar, wie erwähnt, aber herrschend jst dort doch, sofern die beiden Elemente von einander nicht getrennt sind, prabhärat.
2) Whitney zu Ath. Prätis. IV, 2 sagt von solchen Znsammensetzungen:
,It is not the relation of the former to the latter preposition that costs the lormer its accent, but rather tbeir common relation to the verb : we have not a compound preposition, but a duplicate verbal compound". Gewiß ist es in upävasrja nicht das dva, mit dem das üpa zusammengesetzt ist. Aber ist es das Sfjal Ich meine, daß es dvasrja ist, an welches üpa sich gefügt hat und dem es den Ausdruck einer bestimmten Eichtung mitteilt. In nirdvadayate (TS. etc.) fügt das nih die mit ihm verknüpfte Vorstellung weder dem dva
noch dem dayate, sondern dem avadayate hinzu. Delbrück, Ai. Synt. 48
scheint mir das zu verkennen, wenn er findet, daß z. B. anstatt vyabhicarete (Maitr. S.) es richtiger wäre vyabhi carete zu schreiben.
3) Daß die von Eichter, IF. IX, 15, und Wackemagel, II, § 9a
besprochenen Tatsachen dieser Argumentation die Kraft rauben, wird kaum be¬
hauptet werden. Vielleicht hält man aber entgegen, daß dem einakzentigen Typus samülcrnosi, auf den ich mich hier stütze , der zweiakzentige üpa prd yanti zur Seite steht. Aber einmal behaupte ich nicht, daß die Verschmelzung allgemeingiltig gewesen sein muß, sodann beweisen die Akzente des üpa prd yanti nicht, daß das darin enthaltene prd yanti nicht bereits zu prdyanti verwachsen gewesen sein kann. Das zeigt sich an abhi sarnndvämahe und dergleichen im Nebensatz, wo der erhaltene Akzent des ersten Präfixes doch nicht das Verwaehsensein des zweiten mit dem Verb ausschließt.
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 807
gesagt worden sein, dessen Einheitlichkeit die Überlieferung selbst
zugibt. Auch wir Häutigen lassen uns ja in der Empfindung der
Einheit von vorliest (etwa in: wer vorliest) nicht dadurch
stören, daß wir andrerseits sagen er liest vor. So werden wir,
meine ich, unsre Bedenken gegen eine traditionelle Auffassung nicht 5
unterdrücken, die nur gerade auf dem Teil des in Frage kommenden
Gebiets herrscht, wo die Akzentverhältnisse die Frage nicht ent¬
scheiden, deren Giltigkeit aber, oder richtiger deren Allgemein¬
giltigkeit überall, wo jene Verhältnisse ihr Zeugnis hergeben, aus¬
geschlossen wird^). 10
Die Annahme, daß die Verschmelzung von Präfix und Haupt¬
satzverb schon im Rgveda in gewissem ümfang sich vollzogen hat,
wird endlich dadurch wesentlich gestützt, daß diese Verschmelzung,
wie bekannt, im klassischen Sanskrit — ebenso auch im Päli —
vollständig durchgeführt ist. Dieser Vorgang spiegelt sich ab in n
der von der ältesten Zeit bis zu diesem Endpunkt stetig sich ver¬
mindernden Häufigkeit der Tmesis. Ich habe Zählungen über die
Tmesis zunächst für eine Partie des älteren Rv. (VI, 1 — 20), dann
des jüngeren Rv. (X, 85—98. 146 —191), endlich für einen über¬
wiegend metrischen Mantraabschnitt der Taitt. Samh. (IV, 1—2) S(0
vorgenommen ; sie betreffen neben den Verhältnissen des Haupt¬
satzes zugleich die des Nebensatzes. Die Ergebnisse sind die
folgenden -).
1) Zur Verstärkung des Glaubens an ein frühzeitiges, wenn auch gewiß nicht allgemeines Zusammenwachsen der beiden Elemente ist das uralte ^)«(/- (vgl. jti^fej), weun es auch wegen des pi- von dem Fall des betonten Verbum finitum ausgegangen sein wird, von Bedeutung (doch siehe gegen die hier be¬
rührte Aufi'assung von pid Bloomfield, Johns Hopkins University Circular 1906, 14). Man beachte ferner „VVzI.' vyac wohl aus vi-ac; nach der rgvedischen Zeit paläy. Für den Uv. weise ich auf die einheitliche Schreibung des im Pp. nicht zerlegten prdnak hin (aus Ts. niläyata, vivoh; Weber, Ind. Stud.
XIII, 60), sodann auf ny irire 1 , 128, 8; II , 2, 3, iu dessen Betonung sich Empfindung von erire als Einheit kundzugeben scheint. Man bedenke weiter den Lautbestand in den Typen jird neßi, ni sida (während nicht nur neben ^)ra nü auch prä nü gesagt wird, sonderu auch beim Enklitikon es neben p>rd nah heißt prd nah), dann bald naoh Rv. vy äfahanta u. dgl. (Waekernagel I, 235), weiter im Ait. Br. niniyoja, udaprapatat (VV'hitnoy 1087 f.). Ob die Häufigkeit des Halbvokals im Sandhi bei ddhy atifthan u. dgl. (Arnold, Ved. Metre 76) auch als Argument für das Verwachsensein der beiden Elemente geltend gemacht werden kann, übersehe ich gegenwärtig uicht sicher; man muß bedenken, daß auch solche Verbindungen mit Nomen (praty ävartim) nicht seiteu sind.
2) Diese Zählungen sind rasch ausgeführt und enthalten im Einzeluen möglicherweise Ungenauigkeiten; natürlich kann auch die AulTassung mancher einzelnen Stelle zweifelhaft sein. Handelt es sich aber auch nur um Annäherung an die richtigen Zahlen, wird sich doch an den klaren Ergebnissen Wesent¬
liches nicht ändern. In Taitt. Samh. ist der aus dem Ev. entnommene Stolf
— dio YSjyänuväkyä-Abschnitte in ihrer Gesamtheit — unberücksichtigt ge¬
lassen.
S 7
808 Oldenberg, VediscJie Vntersuchungen.
Hauptsatz Nebensatz
Präfls unmittelbar
vor Verb
Andere Stellung
PrStix unmittelbar
vor Verb
Andere Stellung
?v. VI, 1—20 Bv. X, 85 ff. 146 ff.
Taitt. Samh. IV, 1 — 2 45 171 101
42 90 23
5 44
7
141) 21
Man sieht, wie sich gleichermaßen im Hauptsatz und im Neben¬
satz der Umschwung zugunsten der Stellung des Präfix vor dem
Verb vollzieht.
Wie diese Entwicklung in der Brähmanaprosa wieder einen
5 Schritt weiter gekommen und hier vom Abschluß nicht mehr fern
ist, ist bekannt. Ich versuche keine erschöpfende Beschreibung
der Sachlage , sondern beschränke mich auf wenige Andeutungen.
Die Fälle der Tmesis, die hier übrig geblieben sind, legen sich im
Ganzen leicht naeh bestimmten Typen auseinander. Ich hebe —
10 iin wesentlichen in Einklang mit Delbrück-) — hervor das
Zwischentreten von Worten wie va!, u, ca-ca und dgl.*), weiter
den Fall solcher Verteilung des Nachdrucks im Satze, daß ein
unzusammengesetztes Verb, wenn solches vorläge, die Stellung an
der Spitze erhalten würde : dann steht das Präfix an der Spitze,
13 das Verb, von ihm getrennt, am Ende; besonders häufig ist dies
bei folgendem ya evarn veda*). Zuweilen aber ist auch in diesem
1) Hierliin sind zwei Fälle gestellt, in denen das Präfix zwar unmittelbar vor dem Verb steht, aber eignen Akzent hat.
2) Ai. Syntax 45. Vgl. auch Synt. Forsch. IH, 23 ff.
3) Auch Formen des Stammes ena- schieben sich gern dazwischen (vgl.
für den IW. Windisch, IF. XIV, 423), z. B. Ait. Rr. 1,5, 15 upainam yajno namali ya etc., I, 6, 9 vi hy enena paiyati etc. Diese Beobachtung fallt in»
Gewicht für die Behandlung der bekannten Stelle Bihad Aranyaka IV, 3, 1
Janukam ha Vaideham Yujnavalkyo jagäma sa mene na vadisya ity. atha
ha yaj Janakai ca Vaideho Yäjnavalkyas cägnihotre samüdäte tasmai ha
Yäjnavalkyo varam dadau. Ist zu verstehen sa mene na vadisya iti oder sam enena vadisya lii'i Ursprünglich ist unzweifelhaft das letztere, wenn auch vielleicht die erstere Gestalt eine sehr alte Entstellung repräsentiert. Es kann kein Zufall sein, daß gerade die Lautfolge eines der Kasus, die vom defektiven eiifl- gebräuchlich sind , eben in der bei diesem Pronomen typischen Stellung erscheint und obendrein das sam . . . vadi^ye durch das folgende samüdäte (wie schon Weber, Jen L.-Z. 1878, S.83, treffend bemerkt hat) Bestätigung findet. Das sa mene na würde auch ein Motiv in die Erzählung hineintragen, von dem zu erwarten wäre, daß es im folgenden irgendwie aufgenommen würde (Deussen's Versuch, Sechz. Upan. 463, dieser Forderung Genüge zu schaffen, scheint mir verfehlt). Entscheiden würde natürlich, wenn es dessen noch bedürfte, die Akzentuation. Weber gibt Sat. Br. XIV, 7, 1, 1 säm enena v°, aber aller¬
dings sind die Hss. nicht einstimmig (s. Weber's Ausg. S. 1183).
4) Z. B. Ait. Br. IV, 0, 7. 8 zuerst einfach berichtend, das Verb mit dem Präfix vor sich am Satzende: tad evaisäm tenädadate. Dann: ä dvifato vasu datte . . . ya evam veda. VI, 4 zuerst Erzählung; oft wiederholt te . . . asura- raksämsy apüghnata. Dann nachdrucksvolle Zusammenfassung: te devü evam
5 7
Oldenherg, Vedische Untersuchungen. 809
Fall das Präfix in Verbindung mit dem Verb an die Spitze ge¬
schoben i). Delbrück (Ai. Synt. 45) nimmt an, daß dies geschieht,
wenn der durch Präfix und Verb ausgedrückte Begriff' besonders
deutlich als etwas Einheitliches empfunden wird: ob etwa — viel¬
leicht zugleich mit diesem Gesichtspunkt — größere Modernität
im Spiel ist, muß weiterer Untersuchung vorbehalten bleiben.
2. Wenden wir uns nun zum Nebensatz, so widerlegen
schon die eben mitgeteilten Zählungen die Vorstellung, als sei in
alter Zeit hier die Verbindung von Präfix und Verb in höherem
Grade als im Hauptsatz zur Herrschaft gelangt. Delbrück (Ai.
Syntax 46) stellt als Regel hin, daß dem prd gacchati des Haupt¬
satzes ein ydh pragdcchati des Nebensatzes gegenüberstehe ; ebenso
faßt Hermann KZ. 33, 520 das Verhältnis auf. Aber man über¬
blicke etwa Aufrecht's Verzeichnis der rgvedischen Versanfänge.
Dort findet man annähernd keinen Versanfang mit ydh {ydm,
ydt, yd etc.) und einer mit pra- zusammengesetzten Verbalfonn
(einziger Fall: V, 58, 6 ydt prdyäsista). Dagegen erscheinen Vers¬
anfänge mit prd y£, prd ydh, prd ydm, prd ydt, prd yä, prd
ydh, prd yübhih, zusammen 34 mal ^). Anfangsstellung des Präfixes
und Tmesis bildet hier also in alter Zeit durchaus die Regel. Wo
aber das Präfix nicht an der Spitze steht, pfiegt es — ich denke
weitaus überwiegend — mit dem Verb vereinigt^) am Ende des
klptena ijajUenäpäsurän . . . aghnatäjayan svargam lokam. apa ha vai dvisantam . . . hate, jayati svargam lokam ya evam veda; hier also beim zusammengesetzten Verb Tmesis, Voranstellung des einfachen Verbs. — Äber ohne Tmesis, mit Nachstellung des zusammengesetzten Verbs z. B. VI, 7, 10. 11 priyena dhämnä samrdhyate ya evam veda: hier hat das priyena dhämnä
den Nachdruclt und vermittelt den Anschluß an das Vorangehende.
1) Z. B. prajäyate prajayä pasuhhir ya evam veda gegeniiber prd prajdyä jäyeya.
2) Enklitische Pronomina, die der Eegel nach an die Stelle hinter dem Anfangswort streben, folgen bei dem bezeichneten Typus des Eingangs erst an dritter Stelle : prd yi me, d yds te etc. Die verschiedenen Typen, nach denen sich die Stellungen des Eelativums auseinander legen, werden noch eingehenderer Erörterung bedürfen. In Delbrück's so wertvollen Untersuchungen über die Wortstellung scheinen mir eben diese Probleme nicht gauz zu ihrem Recht za kommen.
3) In dem von Delbrück, Ai. Synt. 46 besprochenen Satz III, 62, 9 y6 viiväbhi vipdsyati bhüvanä sdm ca päiyati glaube ich nicht mit D., daß die Trennung des sdm . . pdiyati durch das Metrum , sondern daß sie durch das Ca verursacht ist. Man wende nicht ein, daß sampdäyati ca als metrisch un¬
möglich nicht in Betracht kam. Überhaupt sei man bei diesen Fragen vor¬
sichtig mit dem Voranstellen des metrischen Gesichtspunktes. Gewiß wird man in weitem Umfang finden, daß die als anderweitig normal sich kennzeichnenden Stellungen nicht abgeändert werden können, ohne daß auch das Metrum zn Schaden käme. Darum war doch für die Wahl jener Stellungen nicht, oder doch nicht in erster Linie, das Metrum maßgebend, sondern die syntaktische Norm. Dieser entsprechend goß der Dichter den Gedanken in eino Form, dio dann natürlich auch dem Metrum genügen mußte. Wären aber die metrischen Erfordernisse andere gewesen, hätte er doch nicht — wenigstens in der Regel uicht — den Ausdruck so abgewandelt, daß die syntaktische Norm verletzt
810 Oldenberg, Vedische Untermchungen.
Eelativsatzes oder gegen dies Ende hin zu erscheinen ; an der Spitze steht dann regelmäßig das Eelativum : z. B. VI, 5, 4 yö nah sdnutyo
abhidüsad agne etc. Wenn ich die Stellung Präfix, Eelativum ....
Verb als A, die Stellung Relativum Präfix + Verb als B be-
5 zeichne, so läßt sich behaupten, daß da, wo das Eelativ auf ein
folgendes Demonstrativ hinzeigt, wo also jenes besonderen Nach¬
druck besitzt (etwa mit der Nuance : der welcher das und das tut,
der und kein andrer etc.), die Stellung B zu erscheinen pflegt. Ein
Lied wie II, 12, wo es immer und immer wieder heißt: ,der dies
10 tut — der jenes tut, der ist Indra*, ist die rechte Heimat dieser
Stellung, z. B.
V. 2 yö antdriksam vimami vdriyah
v. 8 ydm krdndasi samyati vihvdyete:
immer folgt als Hauptsatz sd janäsa (ndrah. Dagegen veran-
15 schauliebt es die Bedeutung der Stellung A, wenn wir dem eben
angeführten y6 antdriksarn vimami gegenüber anderwärts finden
V, 85, 5 v{ yo mami pfthivim suryena
' IX, G8, 3 vi yö mame yamya sarnyati madah:
hier handelt es sich nicht um die nachdrucksvolle Entsprechung
20 eines „welcher" und eines ,der", sondern in ruhigem Flusse ist
von dem Gott die Eede, der das und das getan hat.
Wir werden also der Delbrück'schen Hinstellung eines ydh
pragdcchati als des normalen vielmehr für den 5v. die Auffassung
entgegensetzen, daß normal hi prd ydh ... gdcchati, wofür okkasionell 2.'i ydh . . . pragdcchati, nur selten ydh pragdcchati . . . erscheint.
Daß dann in der Folgezeit die Herrschaft der Tmesis auf
Kosten der Vereinigung von Präfix und Verb rasch abnimmt, ergibt
sich aus den oben S. 808 mitgeteilten Zählungen. Diese deuten
vielleicht auch darauf hin , daß dieser Vorgang sich im Nebensatz
30 noch entschiedener als im Hauptsatz vollzieht, was definitiv freilich
nur durch eine ausgedehntere Statistik entschieden werden könnte.
Ein Paktum , das solche Auffassung zu begünstigen scheint , wird
uns bei der Besprechung der Verbindung mehrerer Präfixe begegnen
(s. unten S. 815).
SS Schon Delbrück (Ai. Synt. 46) hat den Fall zur Sprache
gebracht, daß das vom akzentuierten Verb abgesonderte, seinen
eignen Akzent bewahrende Präfix auch unmittelbar vor dem Verb
worden wäre, sondern er hätte eben eine andere Wendung des Gedankens aus¬
findig gemacbt, die ihm die Vereinigung syntaktischer und metrischer Korrekt¬
heit ermöglicht hätte. — Noch in einer anderen Uichtung wiirde, wie vielleicht nicht überflüssig ist bei dieser Gelegenheit zu bemerken, die allzu einseitige Hervorhebung des metrischen Gesichtspunktes bei Beurteilung der Wortstellung
der Hymnen eine Korrektur verlangen. Diese weicht von derjenigen der
Brähmanas zum großen Teil auch deshalb ab , weil in den Hymnen ein viel reicheres Spiel von forte und piano lierrscht, das in der geschäftsmäßigen Trockenheit der Brähmanaprosa auf ein Minimum reduziert ist.
Oldenberg, Vedisclie Untersuchungen. 811
stehen kann. So in Delbrück's Beispiel VI, 1, 9 ydh . . .pari veda;
oder IV, 43, 5 ä ydt samudräd abhi vartate väm; besonders
stehend bei Verbindungen des Verbs as, wie II, 4, 9 tvdyä ydthä ...
üparäri abhi syuh, II, 23, 9 yd luih . . . abhi sdnti, X, 115, 4 vi
ydsya te jrayasändsya . . .pari sdnti
Neben solchen im ganzen seltenen Fällen, an deren Authentizität kein Zweifel ist, steht aber eine andere Gruppe weitaus häufigerer Ausnabmen von der Regel der Tonlosigkeit des Präfixes vor betontem
Verb. Mit ihr beschäftigt sich Delbrück Ai. Synt. 46. Er
sagt: „Warum in Fällen wie yö ny dsldat {ni dsldat) \, 143, 1
(aber ydd nisidathah Vlll, 9, 21), yö ny dstah {ni dstah) VII, 18, 11, yö vy dsthät {vi dsthät) II, 4, 7 der Pada-Text die eingeklammerte
Betonung hat, wäre noch zu ermitteln'. Und unter Rückverweisung
auf diese Stelle führt er (S. 47) als Ausnahmen vom Gesetz der
Akzentlosigkeit (im Hauptsatz) eines ersten Präfixes, dem als zweites
ein « folgt (s. unten S. 813), die typischen Fälle auf ny d kuru
{ni d), vy dkah {vi ä), vy äsarat {vi d), mit der Bemerkung:
„Warum diese Fälle Ausnahmen bilden, ist mir nicht klar" : womit
offenbar der Erscheinung eine über den Bereich des Padapätha
hinausgehende, in den wahren Rgvedatext hineinreichende Bedeutung zugeschrieben wird.
Mir scheint unzweifelhaft, daß sie solche Bedeutung in der
Tat nicht besitzt. Vielmehr liegt — woran schon Whitney
g 1084 a gedacht hat — allein ein Mißgriff des Padapätha vor.
Das wird klar, wenn man die Typen solcher auffälligen, aber allein
durch den Padapätha verbürgten Akzentuierung des Präfixes voll¬
ständiger überblickt, als D. getan hat. Wir finden diese Akzentuierung:
1. Bei auslautendem, an sich betontem -^des Präfixes {vi, ni, abht)
a) vor anlautendem betontem wurzelhaftem, vor sich den Wandel
des -i in -y verlangenden Vokal des im Nebensatz stehenden
Verbum finitum, zi. B. abhy (Pp. abhi) dmanta I, 189, 3; abhy
(Pp. abhi) djäva I, 179, 3; vy (Pp. vi) dda III, 36, 8 2).
b) unter im Übrigen gleichen Bedingungen vor dem Augment,
z. B. abhy (Pp. abhi) dvartanta V, 31, 5; ny (Pp. ni) dsldat
I, 143, 1; 'vy (Pp. vi) dsthiran I, 94, 11; vy (Pp. vi) aüchah V, 79, 2. 3
c) vor folgendem zweitem, mit dem Verb verwachsenen Präfix
d im Hauptsatz, z. B. vy dkah (Pp. vi d akar üy akah) II, 38, 8;
vy äsarat (Pp. vi ä asarat) IX, 3, 8 ■').
1) Man bemerke bei diesem Verb aueh die entsprechende Akzentuierung im Fall des zusammengesetzten Verbum infinitum, wie abhi säntam, pi'iri fäntam etc.
2) Anders beim Verbum infinitum wie nbhyärsan (Pp. abhi-drßan).
3) Ähnlich in der Taitt. Samhitä: dort wird z. B. vyäkuru im Pada durch vydkurv iti vi-dkuru wiedergegeben (VI, 4, 7, 3; vgl. Ind. Stud. XIII, 64).
Anders im Av., wo dem abhi d agät des Rv. Pp. ein abhi-ägät gegenübersteht;
Whitney zu Av. IX, 10, 5.
Zeilschrift der D. M. G. Bd. LXI. 54
812 Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
Dagegen bleibt die Akzentuierung aus, unter im Übrigen dem
Obigen entsprecbenden Bedingungen , wenn das -i des Präfixes
unbetont ist; es heißt im Nebensatz adhySti, nicht ddhy Sti-
parySti, nicht pdry äti; im Hauptsatz atydyähi, nicht dty d yähi.
fi Ebenso wenn der Anlautsvokal des Verbs unbetont ist; es heißt
im Nebensatz nyühdtuh, nicht ny ühdtuh; nyrsdnti, nicht ny rsdnti.
Ebenso wenn das Verb konsonantisch anlautet; es heißt im Neben¬
satz ahhiksdranti , nicht abhi ksdranti; abhidhitsate , nicht abhi
dhitsate ^).
10 Man siebt, daß die Grenzen zwischen der einen und der andern
Behandlungsweise, an sachlichen Gesichtspunkten bemessen, durchaus
irrationell verlaufen. Dagegen fügt sich die Abgrenzung genau
der Regel, daß überall da und nur da") im Padapätha Akzent des
Präfixes erscheint, wo die Gesetze des Samhitäpätha es unklar lassen, 15 ob jenes akzentuiert ist oder nicht. Die betreff'ende allein auf der
Autorität des Padapätha beruhende Auffassung wird also deutlicher¬
maßen durch das Aussehen der in den verschiedenen Richtungen
herumliegenden, im Übrigen gleichartigen, aber der Entscheidung
des Padapätha entzogenen Pälle widerlegt. Die Ordner des Pada-
20 pätha haben sich vielleicht von dem Bestreben leiten lassen, ein
im allgemeinen Betonung beanspruchendes Element überall als betont
zu fassen, wo der Tatbestand des Samhitatextes das möglich macht.
Diese Beurteilung des Padapätha wird nun weiter dadurch
bestätigt, daß noch in einer andern Gruppe von Pällen genau
25 gleichartige Bedingungen vorliegen und auch hier dieselbe irrationelle
Erscheinung wiederkehrt. Wie die Konsonantisierung eines -i, so
kann auch die Kontraktion eines -a Unklarheit über den Akzent
schaffen. Auch hier tritt befremdende Akzentuierung des Präfixes
ira Padapätha auf
so 2. bei Kontraktion von an sich betontem -a des Präfixes
{prd-, ä-) mit betontem Anlautsvokal der Verbalform, gleichviel
ob dieser der Wurzel oder dem Augment angehört, im Nebensatz,
z. B. äyat (Pp. ä dyat) II, 30, 7, prävatam (Pp. prd avatam)
I, 47, 5; präbravit (Pp. prd dbravit) I, 161, 12; ävasat (Pp. d
35 dvasat) I, 144, 2*).
1) Damit ist der typische Sachverhalt angegeben, von dem allerdings bei abhi ■wie bei anderen Präfixen in einzelnen Fällen Abweichungen vorliegen.
Es wurde schon S. 811 hemerlit, dafi es im Nebensatz, der Regel entgegen, abht sdnti heißt, wie auch pari sdnti. Danach werden wir es hier lür richtig halten, wenn abhy dsti im Pp. in abhi dsti aufgelöst wird.
2) Mit der durch die vorige Anmerkung bezeichneten Einschränkung.
3) Der unter Nr. 1 in Betracht gezogene Fall der Verbindung zweier Präfixe, von denen d das zweite ist, im Hauptsatz kommt hier wohl nicht in Frage. Es könnte sich nur um die Verbindung prd-d handeln; ich glaube, daß die nicht vorkommt. — Die dem hier Erörterten parallelen Verhältnisse der Taitt. Samh. bespricht Weber, Ind. Stud. XIII, 70. Er verzeichnet eine Anzahl von Fällen , in denen die Präposition nicht zu dem ihr folgendeu be¬
tonten Verbum finitum gezogen ist (wie tdpasö 'dhi jäyate) und bemerkt dann :
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 813
Dagegen bleibt die Akzentuierung des Präfixes wieder aus,
unter im Übrigen gleichen Bedingungen, wenn dessen Akzent nicht
auf das -a fallen würde; es heißt im Nebensatz avdfian, nicbt
dvähan; upävati, nicht üpdvati; upäsate, nicht upäsate. Ebenso,
wenn der Anlautsvokal des Verbs unbetont ist ; es heißt im Neben¬
satz erir f., nicht irirS. Ebenso, wenn das Verb konsonantisch
anlautet ; es heißt im Nebensatz pracoddyät, nicht prd coddyät.
Wieder sieht man , in genauer Übereinstimmung mit den
Fällen von ahhy, ny, vy, daß das Gebiet dieser Akzentuierungen,
welche der sonst geltenden Regel widersprechen, durchaus danach
begrenzt ist, daß über die betreflFende Erscheinung der Samhitäpätha kein Zeugnis ablegt, der Padapätha mithin sich selbst überlassen ist : wonach an der Verfehltheit von dessen Verfahren kein Zweifel bleibt.
3. Ich mache endlich einige Bemerkungen über die Ver¬
bindungen des Verbs mit zwei Präfixen.
Diese Verbindungen — und dann im weiteren Verlauf der
Entwicklung die mit drei Präfixen ■— werden allmählich häufiger i).
Offenbar gehört das in denselben Zusammenhang wie das Fester¬
werden der Verbindung von Präfix und Verb, das Seltenerwerden
der Tmesis. Bedürfnis und Übung der Sprache wächst, die einzelnen
Elemente des Ausdrucks aus der Zerstreutheit zu vereinigen, sie
zu größeren Gebilden zusammenzuschweißen.
Diesen Vorgang des Verwachsens nun treffen wir im Rgveda
mitten in seinem Verlauf an. Bekanntlich sind im Hauptsatz die
Verbindungen mit ä und mit dva^) an zweiter Stelle — sofern
keine Tmesis vorliegt — in der Akzentuierung zusammengewachsen
{atydyähi, samäyamuh etc.)^); das erste Präfix hat dann seinen
Akzent eingebüßt, was nicht der Fall ist, wenn an zweiter Stelle
ein anderes Präfix als ä oder dva steht {dnu sdrn rabhadhvam etc.).
Das gleiche Verhältnis weist aus der Taitt. Samhitä Weber, Ind.
Stud. XIII, 62 f. nach. Andere Texte dagegen zeigen die Ver-
,Nur bei adhi, anu, abhi findet hiebei je eine spezielle Beziehung zu dem vorgehenden davon regierten Worte statt, in den Fällen mit ä und pra da¬
gegen fehlt dieselbe gänzlich". Diese letzteren Fälle (z. B. Üsicat, Pp. iti Asicat) machen die Hauptmasse des von ihm beigebrachten aus; sie sind genau den hier von uns besprochenen gleichwertig.
1) Ich habe die mit M. MüUer's Index auffindbaren Fälle von Verbindungen des Verbum finitum mit d und einem diesem vorangehenden ersten Präfix (wie aam-dyamuh, anu-dlebhire) gezählt. Die Verbindungen mit ahhi, ni, vi an erster Stelle konnten, wegen ihrer eben besprochenen Behandlung im Pp. im Index nicht erscheinend, dabei nicht mit berücksichtigt werden. Ich faud neun Fälle im 10. Buch, vier Fälle in den jungen Anhängen der andern Bücher, dem gegenüber nur 13 Fälle in dem übrigbleibenden Gros der Sammlung.
2) Für dva kennt Delbrück, Ai. Synt. 47, nur ^inen Fall im Bgveda, upävasrja X, 110, 10. Ich fUge binzu anvdvait X, 139, 4, falls das auf anu- ava-i zurückgeht,
3) Über die nur scheinbare Ausnahme von vyd- (Pp. vi «') und dergleichen s. oben S. 811.
54«
814 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
Schmelzung einen Schritt weiter durchgeführt, indem sie nicht nur
bei den Verbindungen mit d und dva sondern überhaupt der Regel
nach dem ersten Präfix den Akzent entziehen: so die Maitr. Satnhitä
(Delbrück, Ai. Synt. 46) und der Atharvaveda (Whitney, Av.
Prätiä. 185 ff., wo auch die wirklichen und scheinbaren Ausnahmen 5
besprochen sind). Beiläufig sei bemerkt, daß es angesicbts dieser
in der Überlieferung zu verfolgenden Entwicklung mir bedenklich
scheint, kurzweg rait einem altindischen Gesetz zu operieren, nacb
welchem von zwei vor dera Verb stehenden Präfixen das zweite
den Ton gehabt hätte (Whitney § 1083): welches Gesetz dann lo
naturgemäß mit der griechischen Betonung von naQcv&cg u. dgl.
in Zusararaenhang zu bringen wäre (Brugmann, Grundr. I- 954;
Hermann, KZ. 33, 522; Hirt, Idg. Akzent 175).
Wie der Vorsprung gerade der Verbindungen mit ü und nva
in Bezug auf das Zusamraenwachsen zu erklären ist, ist nicht ganz i5
deutlich. Die Verbindung dieser Präfixe mit dem Verb raag von
altersher — allerdings eine etwas billige Erklärung — als besonders
innig erapfunden worden sein i). Schwerlich läßt sich übrigens be¬
baupten , daß sich das durch besondere Seltenheit der Tmesis bei
den Verbindungen des einfachen d , wie etwa erwartet werden '.io
könnte, bestätigt, abgesehen vielleieht von bestiinmten Verbindungen
wie ä mit i- und ir-. Daß jene beiden Präpositionen fast nur an
zweiter Stelle erscheinen, hat schon Delbrück (Ai. Synt. 48, doch
s. die Ausnahmen S. 438-)) hervorgehoben; auch das scheint be¬
zeichnend, daß nach einer Bemerkung desselben Forschers (eben- 25
das. 437) die in der Brähraanaprosa häufig werdenden Verbindungen
mit drei Präfixen fast durchweg ä oder dva unmittelbar vor dem
Verb haben •'). Hat bei ä vielleicht auch die Einfachheit des aus
1) Es befremdet docli, daß Dasein oder Nicbtdasein solcher Innigkeit der Verbindung im Rv. sich so, fast möchte ieh sagen mechanisch, an das Auftreten oder Nichtauftreten eben joner beiden Präfixe zu knüpfen scheint. Man würdo weniger einfachen Verlauf der Grenzlinie erwarten, etwa so, daß bei verschiedenen Verben dieselben Präfixe eine verschiedene Rolle Ubernehmen. Für die Taitt Sainh. verzeichnet in der Tat Weber, Ind. Stud. XIII, 64 f. gelegentliche Ab¬
weichungen in beiden Richtungen von der das li (resp dva) betreffenden Grenz¬
linie. Dabei fällt allerdings auf, daß die S. 65 verzeichneten Fälle wie abhy -dliricyate (der Pp. gibt dem abhi äen Akzent!) etc. gerade nur Verbindungen von abhi und vi rait folgendem vokaliscb anlautendem, auf der ersten Silbe betontem Präfix (vgl. oben S. 811) betreffen.
2) In Bezug auf diese Ausnahmen weiche ich in Einzelheiten von Delbrück ab. Es läßt sich, meine ich, behaupten, daß, wenn das Verb v und die Präfixe rt und b in der Reihenfolge avb verbunden sind, a das zunächst zum Verb gehörige, b dns mehr von außen herantretende Element ist, jene Verbindung also als Umstellung aus bav, nicht aus abv aufzufassen ist. Danach ist aus I, 145, 3 äiäur udatta sdm rdbhah vielmehr ein sam-ii dä als ein li-sdm-dä.
zu entnehmen, aus X, 82, 4 td ili/ajanta drdvinam sdm asmai vielmehr ein sam-u-yaj als ein d-säm-yaj. So beurteilt auch Windisch, IF. XIV, 420 derartige Fälle.
3) FUr die Sonderstellung des it kann auch angefuhrt werden, daß nur
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 815
einem einzigen Vokal bestehenden Lautkörpers das Zusammenwachsen beschleunigt?
Was Verbindung mit zwei Präfixen im Nebensatz anlangt, so
finden wir — abgesehen von den Fällen der Tmesis — zwei Typen :
vor das mit dem Verb verbundene zweite Präfix tritt das erste 5
mit eignem Akzent oder es ist, unter Verlust dieses Akzents,
angewachsen: einerseits abh{ samndvämahe Vlll, 69, 5, abht sarn-
cdranti X, 4, 2, andrerseits abhipramandüh Vlll, 12, 13, paripra-
sydndate IX, 101, 2, uddcarat VII, 55, 7; vgl. zu allem Delbr.,
Ai. Synt. 48. Indem wir den letzteren Vorgang auch bei solchen lO
Präfixen der zweiten Stelle finden , mit denen im Hauptsatz das
erste Präfix nicht verwächst — also bei andern als u und dva —,
glauben wir hier, wie schon bemerkt (S. 810), ein Anzeichen davon
zu sehen , daß sich in dem uns beschäftigenden Zeitalter das
Zusammenwachsen im Nebensatz intensiver als im Hauptsatz voll- i5
zogen hat*). Dieselbe Beobachtung läßt sich übrigens in der
Brähmanaprosa machen ; es ist bezeichnend, daß Taitt. Samh. II, 2,
1, 2. 3 dem upaprayäti des Nebensatzes ein tipa prd yäti des
Hauptsatzes, ebenso V, 2, 7, 2. 3 dem anUpadadhyät ein dnvpa
dadhäti an der Seite steht. 20
Eine scharfe Abgrenzung der vorher bezeichneten beiden im
Nebensatz geltenden Typen wird sich für den Rgveda mit Hilfe
der sehr spärlichen ■Materialien kaum feststellen lassen und ist
vermutlich so wenig vorhanden gewesen, wie bei den entsprechenden
Möglichkeiten der Behandlung zweier Präpositionen vor dem Verbum 25
infinitum (Delbrück 49).
19. Zur Stellung der Vergleichungspartikeln im
Rgveda.
Können iva und nd im Rgveda auch vor dem Vergleichsworte
stehen ? Ich verbinde mit der Besprechung dieser Frage auch die so
einiger andrer Fälle von abnormer Stellung jener Partikeln.
I. Insonderheit Pischel und Geldner haben in den Vedischen
Studien für eine Reihe von Stellen die obige Frage bejaht. Von
sonstiger Literatur ist natürlich Bergaigne's Syntaxe des com¬
paraisons vediques (Melanges Renier 75 ff.) wichtig. Weiter weise 35
ich, ohne vollständig sein zu wollen, auf Hopkins, JAOS. XV, 256
hin, auf Delbrück, Vgl. Syntax II, 538, sowie auf Poy, KZ. 34,
256 ff., der die Regeln aufstellt: ,nd kann sowohl nach als auch
vor dem Vergleichswort stehen, bez. nach, vor oder zwischen zwei
dies Präfix die Wirkung des r eines vorangehenden Präfixes auf ein n des Verbs njcht hemmt (Wackemagel, Oramm. J, 188).
1) Das pariprayäthd des Nebensatzes (IV, 51, 5) würde ja im Hauptsatz bei gleichem Tempo der Entwicklung ein paripräyätha erwarten lassen. In der Tat aber würde dort unzweifelhaft pdri prd yätha überliefert sein, dem im Nebensatz ein päri prayälhd gleichstände.
816 Oldenherg, Vedische Untersuchungen.
oder mehreren Worten, die zum Vergleiche dienen. Dasselbe wie
von na, gilt von iva und yatkä . . . Aber nie können na, iva
oder yatkä nur aus metrischen Gründen an eine beliebige Stelle
des Satzes treten'.
6 Zu diesen Sätzen drängt sich zunächst die Bemerkung auf,
daß, wenn nd und iva angeblich „sowohl nach als auch vor dem
Vergleichswort" stehen kann, doch offenbar beide Möglichkeiten in
keinem Fall als gleichberechtigt gelten dürfen. Unendlich über¬
wiegend ist Nachstellung; Voranstellung kann, wenn überhaupt, so nur 10 für eine verhältnismäßig geringe Zahl von Stellen in Betracht kommen.
Weiter erscheint a priori wenig glaublich, daß diese Worte
prinzipiell Verschiebungen der Stellung aus metrischen Gründen
ausschließen. Man betrachte einiges wohl Vergleichbare. Wenn
es beispielsweise II, 12,13 heißt düsmäc cid asya pdrvatä bkayante, 15 so ergibt der Zusammenhang (man berücksichtige den vorangehenden
Päda : dyävä cid asmai prthivi namete) , daß das cit dem Sinne
nach vielmehr zu pdrvatäh als zu diismät gehört. Oder in II, 13, 1
tasyä apas pari maksu Jätd ävidat gehört pdri zu tdsyäh, nicht
zu apdh, welches letztere vielmehr von ävidat abhängender Akkusativ
20 ist. Oder VI, 19, 8 steht da utd jäminr djämin, wo gemeint
ist j. utd djämin. In diesen Fällen hat offenbar metrische Not¬
wendigkeit oder Konvenienz die Abweichung herbeigeführt. Ein
Extrem in Verschiebung der Wortstellung weist die von Bergaigne
a. a. 0. 84 hervorgehobene Stelle VII, 43, 1 auf, wo das Haupt-
25 Satzsubjekt vipräh weit vom Hauptsatz fort, mitten in den Relativsatz,
in diesem als unassimilierbarer Fremdkörper wirkend, verschlagen
ist; auch hier ist offenbar das metrische Schema schuld, das in
der Vershälfte des Hauptsatzes zu wenig, in der des Nebensatzes
zu viel Platz hergab. Wäre es nun zu verstehen, daß von solchen
so Versetzungen gerade die Vergleichspartikeln prinzipiell verschont
geblieben wären ? Das könnte höchstens auf Zufall beruhen.
Ehe wir aber fragen , ob dieser Zufall tatsächlich eingetreten
ist, müssen wir — und dies erscheint mir als Hauptteil unsrer
Aufgabe — einige typische Erscheinungen beschreiben, die unter
86 gewissen Umständen den Schein der vorangestellten Vergleichungs¬
partikel hervorrufen können. Eine Anzahl von Stellen, bei denen
an solche Voranstellung tatsächlich gedacht worden ist, finden so
ihre Erledigung.
Bergaigne ist in der Erkenntnis der betreffenden Er-
40 scheinungen vorangegangen. Einzelne Nuancen , einzelne Stellen
dürften anders aufzufassen sein ; auch läßt das Operieren mit den
zu einer gewissen Starrheit neigenden grammatischen Schematen,
an das B. gewöhnt ist, Raum für den Versuch, von den wirkenden
psychologischen Motiven lebendigere Anschauung zu erlangen.
45 2. Ich gehe aus von der von B. (S. 78 ff.) beschriebenen und
reichhaltig belegten Erscheinung der „construetion de termes communs
Oldenberg, Vedüche Untersuchungen. 817
dans la comparaison" : z. B. V, 56, 5 mariltäm purütamam dpür-
vyarn gdvärn sargam iva hvaye, wo das dem Hauptsatz und der
Vergleichung gemeinsame sargam in die Vergleichung gesetzt ist,
oder VIII, 32, 23 süryo radmirn ydthä srja, wo dasselbe mit
radmim geschehen ist. Vielfach hängt diese Ausdrucksform offenbar 5
damit zusammen, daß gerade innerhalb des Vergleichs die Verbindung
der einzelnen Vorstellungen untereinander meist eine besonders
feste und typische ist. Leicht ist sie dort fester als im Hauptsatz :
darura eben greift ja der Redende, der die Vorstellungsreihe des
Hauptsatzes veranschaulichen will, zu der fester zusammengeschlossenen lO
Vorstellungsreihe des Vergleichs. So kommt es, daß ein beiden
Gliedern gemeinsamer Ausdruck leicht in der Vergleichung seinen
Platz erhält, wie das sdrgam V, 56, 5, wo IV, 51, 8; 52, 5 gdvärn
nd sdrgäk oder gaväm sdrgä nd die Pestigkeit der Verbindung
veranschaulicht. Wer den Vers V, 56, 5 sprach oder sprechen is
hörte, hatte natürlich bei sdrgam doch neben den Kühen zugleich
die Maruts im Sinn.
Wie nun diese Pigur den Schein einer Voranstellung der
Vergleichungspartikel hervorbringen kann, zeigt sich deutlich an
mehreren der von B. angeführten Stellen, so iO
IV, 41, 8 driyi nd gäva üpa sömam asthuh
indram giro vdrunam me manisäh.
Wollte man driyS zum Hauptsatz ziehen, um vor allem diesem
das Seinige widerfahren zu lassen, so käme für die Vergleichung
ein nd gävah „wie die Kühe" heraus. In der Tat aber gehört 25
unzweifelhaft driyi nd gävah zusammen*). Andere Stellen dieser
Art sind V, 15, 5; IX, 110, 6; vielleicht auch V, 64, 7, wo nach
Pischel, Ved. Stud. I, 238 nd hastibhih für hastibhir nd stehen
würde; vgl. dazu H. 0., GGA. 1890, 426 f
IV, 45, 4 mddhvo nd mdksah savanäni gacchathah so
würde gleichfalls hierher gehören, wenn mddhvah rait B. als Genetiv
zu verstehen wäre. Aber ist es nicht Acc. pl. ? ,Wie zum Honig
die Pliegen (vgl. VII, 32, 2), so geht ihr zu den Pressungen".
Das Lied variiert das Thema der Beziehung der Aävin zum mddhu;
dazu gehört, daß ihr Kommen zum Opfer dem der Pliegen zura m. 35
gleicht. Dann liegt hier keine Besonderheit der Ausdrucksweise vor.
3. Vor allem nun aber ist es ein bestimmter, dera eben
besprochenen ähnlicher, fast als dessen Abart bezeichenbarer Aus¬
druckstypus, der Fälle scheinbar vorangestellter Vergleichungspartikel
liefert. Der Hauptsatz geht in einen ihm mit dem Vergleich m
geraeinsamen Terminus aus : an dieser Stelle gleitet die Vorstellung
1) Gemeint ist natürlich: wie die Milch zum Zweck der iri (es ist an den Somabeisatz gedacht) dem Soma, so nahen die Gebete (ebenfalls zum Zweck der ert, des Glückes der Beter) den Göttern.
818 Oldenberg, Vedische Untersuchungen.
des Redenden in den Vergleich hinüber, so daß jener fort&hrt,
indem er den gemeinsamen Terminus nunmehr als Bestandteil des
Vergleichs behandelt und demgemäß ihm das nd (ivd) folgen läßt.
Für einen Betrachter, der jenen Terminus allein zum Hauptsatz
6 rechnet, scheint dann ein dem Folgenden vorangestelltes nd (ivd)
vorzuliegen. So
V, 36, 2 ä ie hdnü harivah äüra dipre
rühat sömo nd parvatasya prsthi.
Bergaigne a. a. 0. 79 rechnet die Stelle den Fällen der ,con-
10 struction de termes communs dans la comparaison" zu. Mir scheint
die Vorstellung, bei ruhat sei der Hauptsatz, ohne Subjekt, zu
Ende, recht hart; man kann schwer vermeiden weiterzulesen ruhat
sömah. Aber andrerseits kann man auch nicht den glatten Fluß
des in sich zusammengehörigen somo nd parvatasya prsfhS ver¬
is kennen. So wird die Rolle von sömah mit Henry (MSL. IX,
249) *) dahin zu verstehen sein , daß es zugleich beiden Satzteilen
angehört. Wer es doch allein dem Hauptsatz zurechnet, würde
den Vergleich „wie auf dem Bergesrücken' durch nd parvatasya
pfsthd ausgedrückt finden. So spricht in der Tat Gel dner (Bezz.
20 Beitr. XI, 330) hier von Inversion des nd; vgl. Fischel, Ved.
Stud. I, 6.
Wir glauben die hier beschriebene Konfiguration oft genug
wiederzufinden , um ihr typische Geltung zusprechen zu müssen.
Vom Preßstein heißt es
85 VII, 22, 1 solür bähdbhyärn suyato närvä:
nach Bergaigne (78 fg.) ebenfalls Setzung eines gemeinsamen
Terminus in den Vergleich. Mir scheint, daß hinter bähubhyäm
der Hauptsatz nicht zu Ende ist; unzerreißbar gehört bähubhyäm
suyatah zusammen -), aber ebenso süyato närvä. Wer, vor allem
so auf Vollständigkeit des Hauptsatzes sehend , allein diesem das
suyatah zurechnete, würde als Vergleich närvä übrig behalten tind
damit dem Sprachgefühl des Dichters schwerlich gerecht werden.
Hierher gehört vielleicht auch der von Agni gebrauchte
Ausdruck I, 127, 2 pdrijmänam iva dyäm, wozu Pischel (Ved.
85 Stud. I, 105) bemerkt: ,iva gehört dem Sinne nach hinter dyäm".
Mir scheint der Sachverhalt genauer der, da,ßi pdnjmänam zunächst
von Agni gesagt ist, daß aber dann die Vorstellung in die Ver¬
gleichung (,wie der dyauh pdrijmä') hinübergleitet. Denkbar ist
allerdings auch, daß ohne solches Doppelgesicht des Worts einfach
40 gemeint wäre : (Agni) der dem dy. pdrijmä gleicht. Das wird
1) Dieser Forscher, beiläufig hemerlit, läßt die Vorstellung hinoinspielen : . . comme la lune emerge sur le sommet de la montagne' — dies m. E.
nicht überzeugend.
2) Ich erinnere an das Epitheton des ddri : hdstayata. Eben um den ddri handelt es sich an unserer Stelle.
Oldenherg, Vedisclie Untersuchungen. glQ
sich hier nicht entscheiden lassen , wo der event, gemeinsame
Terminus {pdrijmä) nicht wie an den beiden vorher besprochenen
Stellen auch mit dem Hauptsatz in einer kaum lösbaren Verbindung
steht, sondern für diesen entbehrlich ist. Dann bleibt natürlich
die Alternative, ihn auch zum Vergleich allein zu ziehen. So 5
möchte ich II, 14, 2 {ydh) vrtrdm jaghdnäsdnyeva vrksdm a,asehen ;
ob die aSdni für die Vorstellung des Redenden auch das vrtra-
tötende Geschoß ist (vgl. I, 80, 13) oder nur der Blitz, der den
Baum triflft, ist wohl unentscheidbar. Ebenso das kS cit in V, 52,12
(an die Maruts) tS me k4 cin nd täydvah . . . äsan ; vgl. Pischel, lo
Ved. Stud. I, 225 {„nd täydvah . . . steht für täydvo nd') , auch
das tijase in I, 55,1 (von Indra) didlte vdjrarn tSjase nd vdrnsagah:
der Vergleich ist gewiß tSjase nd vdrnsagah, nicht nd vdrnsagah;
fraglich bleibt, ob tigase auch zum Hauptsatz zu ziehen ist.
Eine wegen unsrer mangelhaften Kenntnis des Mythus schwierige i5
Stelle ist I, 52, 5 indro ydd vajri dhrsdmäna dndhasä bhindd
valdsya paridhinr iva tritdh. Bergaigne (S. 79) sieht hier
Stellung des gemeinsamen Terminus {paridhin) im Vergleich; wer
dagegen an den eben besprochenen Stellen Voransetzung der Ver¬
gleichspartikel annimmt, wird das eventuell auch hier tun : in der 20
Tat übersetzt Gr aß mann: ,als Indra . . . des Vala Wehren gleich
wie Trita spaltete". Ich meinerseits möchte Hinübergleiten in dem
besprochenen Sinn für denkbar halten, so daß ein bhindd v. pari¬
dhin in ein paridhinr iva tritdh verliefe '). Anders versteht die
Stelle Macdonell (JRAS. 1893, 425), der übersetzt „when Indra.. . 25
cleft (him, nämlich Vrtra), as Trita (cleaves) the fences of Vala",
und ähnlich Johansson (Bidrag till Rigvedas tolkning 10): ,när
Indra . . . klöf (fästet), liksom Trita (klöf) Valas stängslen". Damit
fiele jede Ungewöhnlichkeit fort. Sehr entschieden würde für diese
Auffassung sprechen, daß der Zusammenhang erwarten läßt, daß so
als Indras Tat hier die Vernichtung Vrtras bz. seiner Festen -),
nicht diejenige Valas genannt wurde. Andrerseits indessen spricht
dagegen, daß die hier tatsächlich erwähnte Valabezwingung ja oft
als Tat Indras erscheint , nirgends als die des Trita (der freilich
im allgemeinen dem Indra ja nahe genug steht). Zu sicherm 35
Resultat wird man in Anbetracht unsrer unvollständigen Orientierung
über Trita schwerlich kommen 8).
1) Trita als Zerspaltender begegnet noch V, 86,1 (es heißt da prd bhedati).
Das Objekt ist allerdings vünili.
2) Ich würde auf dem Boden der Auffassung der beiden hier genannten Forscher als Objekt, dem folgendeu paridhln entsprechend, ein paridhin oder paridhim ergänzen; vgl. III, 33, 6; IV, 18, 6.
3) Ich führe hier noch zwei Stellen an, für die jenes Hinübergleiten, zu scheinbarer Voranstellung der Vergleichspartikel führend , in Frage kommen kann: IX, 84, 2 induh sisakty usäsam nä süryah, wenn hier, wie Bergaigne 79
offenbar annimmt, es die Morgenröte ist, der Soma folgt, und X, 79, 6 vi par - vaääs cakarta gäm ivästh , wenn (vgl. Bergaigne ebendas ) gemeint ist , daß Agni die Kuh zerstückelt hat. An beidem zweifle ich.
820 Oldenherg, Vedische üntersuchungen.
4. Ein weiterer Vorgang, der den Anschein einer Voranstellung
der Vergleichungspartikel erwecken kann, ist die Schiebung eines
dem Hauptsatz angehörigen Worts in die Vergleichung. Von der
unter 2. behandelten Erscheinung der „construetion de termes
communs dans la comparaison ' ist diese prinzipiell unterschieden :
dort Verwebung des betreffenden Worts in die Konstruktion des
Vergleichs, hier unverwobenes Hineingestelltsein von etwas Fremdem,
oder richtiger in der Regel halbverwobenes Hineingestelltsein von
etwas teilweise Fremdem. Natürlich aber können die Grenzen
dieser und der früher besprochenen Erscheinung nicht nur für
uns zweifelhaft sein; auch objektiv sind Zwischenstufen denkbar.
Bergaigne, der die entstehenden Unsicherheiten treffend hervor¬
hebt, neigt nach meinem Eindruck zu sehr dazu, die Erscheinung
auf das Gebiet der Konstruktion, nicht der bloßen Wortstellung
zu verlegen. Gehen wir von einer Stelle des Atharvaveda aus, wo
die Wortumstellung klar und auch von Bergaigne (S. 80) anerkannt
ist: VI, 54, 1 asyd ksatrdrn driyarn mahirn vrstir iva vardhaya
tfnam. Der Imperativ paßt nur in den Hauptsatz. Begreiflich,
daß er, in die Vergleichung hineingestellt, in die wohl der Begriff
des betreffenden Verbs, aber nicht seine Imperativform paßt, doch
hierdurch keine Ablenkung aus dieser Form erfahren hat; daß es
galt eine Aufforderung auszudrücken, war zu sehr Hauptsache, als
daß dies Element des Ausdrucks hätte verdunkelt werden können.
Ganz ebenso nun aber beurteile ich die von B. als zweifelhaft
behandelte Stelle Rv. II, 14, 11 tdm urdararn nd prnatä ydvenin-
dram somebhih. Auch hier paßt der Imperativ als solcher nur
in den Hauptsatz *). Nun zwei Stellen, nach B. (S. 80 fg.) „des
cas oü la construetion du verbe dans la comparaison est indeniable" :
VIII, 6, 38 dnu tvä rödasi ubhS calcrdm nd varty etadam; V, 85, 8
hitaväso ydd riripür nd divi ydd vä ghä satyam utd ydn nd
vidmä . . . An der ersten Stelle würde der Hauptsatz für varti
den Dual verlangen, an der zweiten 2) für riripuh die 1. Pluralis.
Sind darum die beiden Verba einfach der Vergleichung zuzuschreiben ?
Gewiß passen sie in diese — wir dürfen das nicht übersehen •—
nach Begriff und Form im Übrigen hinein. Aber doch kann ja in
der Vedasprache „wie das Rad dem Eta§a nachrollt', „wie Spieler
beim Spiel betrogen haben' gar nicht heißen cakrdm nd {dnu]
varty Siadam, kitaväso riripur nd divi. nd ist ja nicht wie
ydthä Partikel des vollständigen Vergleichssatzes; wenn also bei
dem cakrdrn naitadam, bei dem kitaväso nd devi noch ein Verb
steht, ist dies für den Redenden in die Vorstellungsreihe des Haupt¬
satzes verwoben. Ich glaube in der Tat, daß das hier ganz ebenso
1) Der Begriff des betreffenden Verbs freilich paßt auch hier in die Ver¬
gleichung,
2) Auch in Bezug auf diese Stelle darf ich vom , Hauptsatz' sprechen, obwohl von ihm kaum etwas in die Erscheinung tritt. Im Gedankun des Redenden ist er doch vorhanden.
Oldenberg, Vedische ürdersuchungen. 821
wie in jenem asyd ksatram . .. vrstir iva vardhayä tfnam zutrifft.
Nur kommt Polgendes hinzu. Während das Verb nach der Absicht
des Redenden den Hauptsatz zu Ende führt, ist inzwischen — was
in jenen andern Pällen nicht geschehen war — die Vorstellungsreihe
dieses Hauptsatzes durch das Hervortreten der Vergleichung so 5
weit zum Verschwimmen gebracht, daß das Verb jetzt nicbt mehr
den genauen Anschluß findet, sondern an diesem in einer durch
die Vergleichung bestimmten Richtung vorbei trifft. Ich glaube,
daß zur richtigen Einordnung der in Rede stehenden Stellen dies
Durcheinanderwirken verschiedener Motive, welches bei B. nicht lo
klargelegt ist, gewürdigt werden muß.
Nun zum Einfluß der hier besprochenen Wortversetzung auf
die Vergleichspartikel.
Hat der Vergleich, um ein einfaches Schema zu wählen, die
Gestalt a nd ß (z. B. *bhddre nd mine), und wird nun da hinein 15
ein Wort (h) aus dem Hauptsatz vor das nd^) gestellt (a h nd ß),
so kann, je nach dem Aussehen der einzelnen Satzelemente, der
Anschein entstehen, daß das nunmehr von u abgeschnittene nd
allein zu ß gehöre, also diesem vorangestellt sei. Vori zwei Göttinnen
— wohl Himmel und Erde — und ihrer Beziehung zu Agni heißt 20
es I, 95, 6 ubhS hhadri josayete nd mSne. Ludwig übersetzt
,die beiden glückbringenden machen sich ihm gefällig wie Frauen'.
Mir scheint dagegen (ähnlich Delbrück Vgl. Synt. II, 538) der
Hauptsatz zu sein ubM josayete (vgl. Vers S""*), der Vergleich
bhadr 6 nd mSne (vgl. V, 80, 6 yöseva bhadra), so daß die Vor- 25
anstellung des nd rein scbeinbar ist.
Ich schließe hier VIII, 70, 15 an, welche Stelle, meine ich,
ebenso zu beurteilen ist, nur daß die scheinbare Versetzung des
nd — Pischel Ved. Stud. I, 6 nimmt eine solche in der Tat an
— zufallig nicht als Voranstellung der Partikel vor dem Vergleichs- ;io
wort erseheint. Von einem Maghavan sagt der Sänger — vielleicht,
wie Pischel meint, ironisch — vatsarn nas tribhyd änayat, ajdm
sürir nd dhätave. P. findet den Sinn, der Geber habe den drei
Sängern ein Kalb zugeführt, damit sie daran ihre Freude haben,
sowie die Jungen einer Ziege sich freuen, wenn man ihnen die alte 35
Ziege zuführt, damit sie daran saugen. Mir scheint eher, daß wenn
die Worte vatsdm und dhätave neben einander stehen, der Gedanke
in der Richtung liegen wird, daß das Kalb saugen soll, nicht aber,
daß Jemand (in bildlichem Ausdruck) an dem Kalb saugen (d. h.
sich freuen) soll. Vgl. I, 95, 1 vatsdm upa dhäpayetc; I, 96, 5 *o
dhäpdyete didum; II, 35, 13 didur dhayati; X, 115, 1 didoh . . .
nd yö mätdräv apyiti dhätave. Das säugende Muttertier ist die
ajä. Ich übersetze: er hat uns dreien ein Kalb zugeführt, der
reiche Herr, wie um an einer Ziege zu saugen. Ist die Pointe die,
daß das Kalb bei uns so wenig am rechten Platz ist, wie wenn «
J) Wäre das auch bei iva möglich? Ich zweifle daran.
822 Oldenberg, Vedisclie Untersuchungen.
man es zu einer Ziege statt zu einer Kuh führte Pischel
bezeiehnet als die Stellung, die ohne das Metrum gewählt wäre,
ajäm nd sürir dhätave. Ich meine vielmehr, daß, wenn wir nacb
dem Normalen fragen, sür(h in den Hauptsatz gehört und der Ver¬
fi gleich gelautet bätte qjäm nd dhätave. Das nd ist nicht umgestellt, sondern vor das nd ist ein fremder Bestandteil hineingetreten
Ähnlich II, 11, 3 tiibhyäd etäh . . . prd väydve sisrate nd
dubhräk. Gemeint ist, als zu dem tilbhya gehöriger Vergleich,
väydve nd; dazwischen aber ist aus dem Hauptsatz sisrate gesetzt.
10 Es folgt als eine wenigstens möglicherweise ähnliche Stelle
V, 3, 2 (von Agni) anjdnti mitrdm südhitarn nd göbhih. Auch
hier nimmt Pischel (Ved. Stud. I, 93) Umstellung des nd an,
die freilich auch hier nicht auf Voranstellung vor das Vergleichs¬
wort hinausläuft; gemeint soll sein mitrdm nd südhitam: „sie
15 besprengen dich mit Milch, der du wie ein Preund wohlwollend
bist'. Mit der an den vorigen Stellen angewandten Erklärungsweise
kommen wir, wenn wir südhitam — wofür es ja an Parallelen
nicbt fehlt — auf Agni beziehen, zu der Übersetzung: „man salbt
(dich, Agni) den wohlniedergelegten^) mit Kuh(butter) wie den
20 Mitra". Pür wahrscheinlich halte ich diese Übersetzung doch nicht.
Wenn Agni sildhita ist, so ist Mitra es erst recht; dessen nocb
stärkerer Anspruch auf jenes Epitheton zeigt sich an den von P.
a. a. 0. gesammelten Stellen wie VI, 15, 2 mitrdm nd ydrn südhifarn
bhfgavo dadhuh und ähnlichen. Also wird sudhita schwerlich so,
26 wie in der eben versuchten Übersetzung, von mitrd abzulösen sein.
Sondern ich halte für das Wahrscheinliche; „man salbt (dich) wie
den wohlniedergelegten M. mit Kuh(butter)" *), wo zunächst Mitra
sildhita heißt, aber natürlich die Vorstellung, daß Agni das eben¬
falls ist, mitspielt. Das nd steht hinter dem verglichenen Substantiv
so samt seinem Adjektiv wie oft (pakvä ääkhä nd u. dgl. ; man
vergleiche das oben beigebrachte gaväm sdrgä nd neben gdvärn
nd sdrgäh). Pischel's erwähnte abweichende Auffassung der Kon¬
struktion scheint mir an den Parallelen wie IV, 6, 7 mitrö nd
sudhitah u. ähnl. keine ausreichende Stütze zu haben. In IV, 6, 7
35 besteht Agni's ganze Ähnlichkeit mit M. darin, daß er sudhita ist;
also: „wie M. wohlniedergelegt". In V, 3, 2 dagegen ist die
Hauptsache, daß Agni so wie Mitra mit Butter gesalbt wird*).
1) Ein Sachverständiger spricht darüber die Ansiclit aus, daß es wohl möglich, aber jedenfalls sehr schwierig sei, eine Hutterziege ein Kalb säugen zu lassen.
2) Das Gesagte ergibt, warum ich mich auch abgesehen von der Beur¬
teilung der Stellung des nä der tjbersetzung Poy's (KZ. 34, 257: ,|und] eine Ziege [hat uns] der Herr [zugeführt] wie zum Saugen') nicht anschließen kann.
3) Niclit einfach „den wohlwollenden". Dio Vorstellung ist konkreter;
vgl. meine Rel. des Veda 186 Anm. 1.
4) Im Wesentlichen ebenso Poy, KZ. 34, 257.
5) Ich halte es für irrig, wenn in Pischel's Übersetzung das avjänti mit dem mitram überhaupt nichts zu tun hat.
Oldenberg, Vedisclie Untersucliungen. 823
Das südhita verstärkt nur jene wichtigste Ähnlichkeit; also: „wie
den wohlniedergelegten M. salbt man dich".
5. Eine Reihe von Stellen, für die Umstellung — insonderheit
Voranstellung — der Vergleichspartikel behauptet ist, scheinen mir
aus Gründen, die je nach den einzelnen Fällen verschieden sind, 5
abzulehnen.
So VII, 55, 2 ydd arjuna särameya datdh piäariga ydcchase,
Viva bhräjanta rstdyah. Pischel Ved. Stud. II, 58 „dann glänzen
sie . . . wie Speere", mit der Bemerkung: „Man beachte, daß iva
dem Sinne nach hinter rstdyah gehört". Mit Recht Foy KZ. lo
34, 257: „so ist es, als ob (einem) Speere entgegenleuchteten".
Wie iva hinter unzusammengesetztes Verb tritt (gätüyantiva u. dgl.),
so tritt es, wenn das Verb mit Präfix verbunden ist, hinter das
letztere. Das vwa unsrer Stelle steht mit dem viva von X, 86, 7
diro me Viva hrsyati, "mit dem pr^va von X, 146,1 asau yd preva 15
ridsyasi etc. auf einer Linie.
X, 178, 3 sahasrasüh satasä asya rdmhir, nd sinä varante
yuvatim nd sdryäm. Foy a. a. 0. 266 ff", übersetzt mit Annahme
von Voranstellung des nd: „nicht kann man die Jugendliche, die
wie ein Pfeil ist, hemmen". Nicht überzeugend scheint mir schon 2»
wegen des Akkusativs yuvatim die von ihrem Urheber als „echt
indisch' gerühmte Auffassung Pischel's Ved. Stud. 1,106: „nicht
weist man sie ab, [ebensowenig] wie eine junge Frau den penis" *);
desgleichen die Hirzel's Gleichnisse und Metaphei-n 62: „Niemand
vermag den Pfeil — das Sonnenroß Tärk.sya — aufzuhalten, der s.'i
einer Jungfrau gleicht"; beide Ubersetzungen entfernen übrigens
die das nd eventuell betreff'ende Anomalie. Sofern wir können —
und offenbar können wir es ohne Bedenken — müssen wir bei
der Erklärung von yuvatim nd sdryäm doch wohl in dem gewöhn¬
lichen Geleise verharren, das durch Wendungen wie yuvatlr nd so
yösä, vidathyani nd virdm, jdnyo nd dübhvä, jdnayo ndpdtnih etc.
bezeichnet ist. Also: „nicht wehren sie (seine rdmhi) ab sowenig
wie einen jungfräulichen Pfeil". Ein abgenutzter Pfeil ließe sich
eher abwehren. Die Konstruktion faßt ebenso Grassmann auf :
„nichts hält ihn auf, dem frischentsandten Pfeil gleich'. 3.->
Kurz lassen sich einige andre Stellen erledigen. II, 4, 3 agnim
deväso mänusisu viksü priyam dhuh ksesydnto nd mitrdm, heran¬
gezogen von Hopkins JAOS. XV, 256. Ich übersetze den Vergleich:
„wie Leute die (in Sicherheit) zu wohnen wünschen, den Mitra
(niederlegen)" d. h. sich Bundesfreunde sichern. Ich erinnere an 4o
das oben (S. 822) über Mitra als den südhita Gesagte. — I, 130, 2
rt tvä yacchantu harito nd süryam, dhä visveva süryam, heran¬
gezogen von Hopkins ebendaselbst. Icb übersetze: „(die Soma-
tränke) sollen dich (Indra) herbeilenken wie die Harits den Sonnengott, 1) Ob in I, 148, 4 dstur nä ääryäm wohl vom Penis des Schützen oder von seinem Pfeil die Bede ist?
5 S
824 Oldenherg, Vedische Vntersuchungen.
wie alle Tage (die Harits) den Sonnengott". — I, 43,5 ydh äukrd
iva süryah, nach Pischel-Geldner I, 328 für ydh äuhrdh
surya iva. Ich übersetze unter Hinzuziehung des folgenden Päda:
,der wie die helle Sonne, wie Gold glänzt". — II, 34, 13 t4
5 ksonlbhir arunebhir näiljibhih . . . vävrdhuh, herangezogen von
Geldner Bezz. Beitr. XI, 330, wo „Inversion der Partikel no"
vermutet wird, die G. ebendas. 331 als möglich auch für I, 54, 1
kathä nd ksonir bhiydsä sdm ärata in Betracht zieht. G. selbst
(Ved. Stud. I, 276 f.) hat später für die erste Stelle normale
10 Stellung des vergleichenden nd, für die zweite verneinendes nd
angenommen: meines Erachtens beides mit Recht. — X, 105, 2
drvantänu iijyä, ubhä raji nd kedinä pdtir ddn und IV, 19, 7
prägrilvo nabhanvh nd vdkvä dhvasrä apinvad yuvatir rtajnäh,
herangezogen von Pischel Ved. Stud. II, 95. 101. Beide Stellen
16 erscheinen mir in wesentlichen Stücken als hoffnungslos dunkel.
Anzeichen, die auf freiere Stellung des nd hindeuten, kann ich an
ihnen nicht entdecken. Vgl. zu den Stellen Poy KZ. 34, 256. 258 ff.
Nun bleibt, soviel ich sehe, nicht viel mehr übrig.
Sollen wir Voranstellung des iva annehmen I, 163, 4 utäva
20 me vdrunad chantsy arvan ? Nach Analogie von X, 34, 1 könnte
man iva zu vdrunah ziehen wollen. In der Tat gehört es doch
zu utd. An die den Satz einführende Partikel sich anschließend
teilt es dem ganzen Satz seine Nuance mit (vgl. Graßmann unter
iva 6), wodurch dann freilich ein ähnliches Resultat erreicht wird,
«5 als stände es hinter vdrunah. Zur Verbindung vitöva vergleiche
man die Stellen im Pet. Wb. unter iva 2 a und uid 1.
VI, 35, 3 kadä dhiyo nd niyüto yuvase. Man kann auf den
Gedanken kommen, daß gemeint sei: Wann wirst du (Indra) die
Gebete wie Gespanne^) anspannen (um zu uns zu fahren). Durch
30 das ganze Lied gehen die Bitten durch, daß Indra mit dem brdhma,
stoma, den dhiyah das und das machen möge (z. B. v. 1 kadä
dhiyah karasi väjaratnäh). Und wenn Vergleich zwischen dhiyah
und niyütah vorliegt, so ist an sich, da yuvase dabeisteht, wahr¬
scheinlich, daß niyütah, als das stehend mit yuvase zusammen-
85 gehörige, zur Vergleichung für dhiyah herangezogen sei. Ist dies
richtig, möchte ich doch nicht überzeugt sein, daß dem zu entnehmen
ist, für niyüto nd sei nd niyüto gesetzt. Ich würde eher glauben,
daß äußerlich doch dhiyo nd zusammengehört, wofür auch die
offenbar hinter der fünften Silbe anzunehmende Zäsur spricht.
40 Gesagt hätte der Dichter „Gespanne wie Gebete", während er
gemeint hätte „Gebete wie Gespanne'^). Eine solche zwischen
1) Hiermit soll niyütaJl nur approximativ übersetzt sein. Die genaue Bedeutung des Wortes, das wobl irgendwie eine in langer Reihe arrangierte Bespannung ausdrückt („ Vielgespann ", Geldner, Glossar), steht nicht fest.
2) Sollte es sich nicht um eine ähnliche Abirrung VIII, 3,16 (vgl. Hopkins, JAÜS. XV, 256) handeln? Der Dichter meint aller Wahrscheinlichkeit nach, daß die betenden Kanvas erfolgreich gewesen sind wie die Bhrgus. Er sagt S 8
Oldenberg, Vedische Untersuchungen. 825
Gedanken und Ausdruck liegende Entgleisung kommt hier und da
im Rgveda vor. Eineu Fall, VI, 2, 7, glaube ich ZDMG. 55, 279
nachgewiesen zu haben; einen zweiten habe ich ebendas. heran¬
gezogen I, 135, 2 pdripüto ddribhih: mit den Steinen wird der
Soma ja gepreßt, nicht gereinigt; gereinigt wird er ja mit der 5
Seihe, nicht mit Steinen. Auch I, 109, 4d liegt ähnliche Verwirrung
vor. Immerhin wird man zu einer Erklärung unsrer Stelle in
diesem Stil nicht unnötig greifen. Nichts hindert, meine ich, beim
geradlinigen Verständnis zu bleiben: wann wirst du wie die Gebete
deine Gespanne anspannen? Auch so wird Indra, wie der Tenor lo
des Liedes erwarten läßt, angerufen, mit den Gebeten etwas zu
machen. In langer Reihe sind die Gebete Indra dargeboten worden ;
die nimmt er sich jetzt zum Vorbild, um ihrem Arrangement
entsprechend sein Gespann zu arrangieren und so zum Opfer
zu fahren. i5
6. Mir bleibt schließlich eine Stelle übrig , an der ich
wirkliche Voranstellung des nd glaublich finde: VI, 66, 6 (von den
Maruts und der Göttin Rodasi) ddha smaisu rodasi svdäocir
dmavatsu tasthau nd röhah ,da trat bei ihnen, den ungestümen,
(auf den Wagen) Rodasi die selbstleuchtende, wie ein Licht'. 20
Erkennt man diese Übersetzung an, so ist damit auch für die eben
besprochenen Stellen VI, 35, 3 und VIII, 3, 16 die Annahme vor¬
angestellter Partikel möglicb gemacht. Wenn ich diese Möglichkeit
nicht wahrscheinlich finde, beruht das darauf, daß VI, 35, 3 in
dhiyo nd, VIII, 3, 16 in hdnvä iva ein natürlicher Anschluß der 25
Vergleichspartikeln sich bietet, der VI, 66, 6 fehlt.
20. Die enklitischen Formen des Pronominalstamms a-.
Die Regel über Betonung der Formen des Pronominalstamms
a- formuliert Delbrück Ai. Syntax 28 f (siehe dazu Vgl. Syntax
I, 473; III, 47 f) so, daß bei adjektivischem Gebrauch diese Pormen, 30
immer deiktisch stehend, betont seien, während sie bei substantivischem
Gebrauch sowohl betont als deiktisch oder stark anaphorisch, wie
unbetont als schwach anaphorisch vorkommen. Eine Reihe fg vedischer
Stellen, die ich textkritiscb anzutasten Bedenken trage, erwecken
mir am ersten Teil dieser Regel Zweifel. 35
Ehe ich diesen darlege, bleibe ich zunächst bei ihrem zweiten
Teil und versuche den Unterschied der Fälle mit und ohne Akzent
bei substantivischem Gebrauch zu möglichster Anschaulichkeit zu
bringen. Man betrachte einige Stellen, an denen ein das teilweise
kdnvä iva bhrgavah süryä iva viivam id dKitdm änaiuh : also , die Bhrgus wie die Kanvas" statt „die Kanvas wie die Bhrgus*. Ich glaube nicht, dafi man iva bhrgavah verl>inden und „wie die Bb." Ubersetzen soll. Daß das iva hinter kdnväh steht, von dem bhrgavah durch die Cäsur getrennt, ist gewiß kein Zufall. S. unten Nr. 6.