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So helfen Sie Ihren Psoriasispatienten

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BERICHT

ARS MEDICI 5 | 2021

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Psoriasis ist eine alte Erkrankung, sie wurde schon in der Antike beschrieben. Hippokrates sprach von unspezifischen juckenden Hauter- scheinungen, Galen beschrieb einen schup- penden, juckenden Ausschlag. Anfang der 2000er-Jahre wurde eine Assoziation mit zahlreichen HLA-Genen und Genloci des an- geborenen Immunsystems wie zum Beispiel NFkB oder IL-23 entdeckt (1). Dass diese Genvarianten im Genpool des Menschen so lange überdauert haben, kann bedeuten, dass diese Genkonstellation keinen Selektions- nachteil darstellt. Darauf weist eine Unter- suchung hin, die bei Psoriasispatienten eine geringere Häu- figkeit von viralen oder bakteriellen Hauterkrankungen als bei einer Vergleichspopulation ohne Psoriasis gefunden hat (2). Die daraus zu vermutende Infektionsresistenz hat sich in anderen Untersuchungen weiter erhärtet. In einer Ge- nomanalyse von Psoriatikern wurde eine Anreicherung von bestimmten Allelen mit HIV-protektiver Wirkung gefun- den, die das Voranschreiten der Erkrankung behindern. Ob gegenüber SARS-CoV-2 ebenfalls eine erhöhte Protektion besteht, ist nicht klar. Die Mortalität von COVID-19 bei Psoriatikern unter Therapie war gemäss einer internationa- len Registerstudie mit 2 Prozent (3) jedenfalls ähnlich hoch wie bei der Gesamtbevölkerung, trotz einer mehrheitlichen Biologikatherapie.

Psoriasis sei eine entzündliche Erkrankung, bei der die Zyto- kine IL-17, IL-23 und TNF-a über Keratinozyten, dendriti- sche und TH-17-Zellen in der Dermis miteinander kommu- nizierten, erklärte Haase. Bei dieser Erkrankung ist die Lebensqualität erheblich gestört, eine Erhebung mittels SF-36-Fragebogen weist auf den Belastungsgrad im Vergleich mit anderen Erkrankungen hin: Die Patienten bezeichneten die physische und psychische Belastung einer Psoriasis gra- vierender als Krebs, Depression oder Herzinfarkt (4).

Die Psoriasis zeichnet sich durch eine typische Klinik aus.

Kardinaleffloreszenz ist die erythrosquamöse Plaque bezie- hungsweise eine Entzündung der Haut, die sich über das Hautniveau erhebt und mit einer dicken, fest haftenden Schuppung bedeckt ist. Die Klinik ist jedoch nicht immer

ausreichend für eine Diagnose. Chronische Ekzeme, Lichen ruber planus, Comdylomata lata in der Analfalte und Pityria- sis rosea können ähnlich aussehen, werden aber ganz anders behandelt. Mit einer Histologie kann der Verdacht erhärtet und die Diagnose gestellt werden.

Möglichkeiten der topischen Therapie

Von der Antike bis in die 1960er-Jahre behalf man sich mit Arsen als erstem wichtigen systemischen und topischen Pso- riasistherapeutikum. Die Nebenwirkungen überwogen für eine heutige Verwendung jedoch den Nutzen, wie das auch bei Schwefel, Quecksilber und Teer der Fall war. Chrysaro- bin, ein Extrakt aus dem Ararobabaum, auch bekannt als Goa-Powder, wird dagegen immer noch verwendet. Mittler- weile wird Chrysarobin synthetisch unter dem Namen Dithranol hergestellt.

Eine leichte Psoriasis mit einer BSA (body surface area)

< 3 Prozent wird im Praxisalltag mit topischen Therapien behandelt. Bei einer mittelschweren (BSA: 3–10%) oder schweren Psoriasis (BSA: > 10%) wird die äusserliche Thera- pie mit weiteren Topika (z. B. UV-Therapie + Dithranol + Kortikoide) oder einer systemischen Therapie kombiniert.

Salicylsäure

Zur Ablösung der Schuppen kann Salicylsäure als Emolliens in Form von Salicylvaseline 10 Prozent als Magistralrezeptur beziehungsweise als Fertigpräparat für die Kopfhaut (Lotio decapans, Widmer) oder in Kombination mit Steroiden wie beispielsweise Betamethason (Diprosalic®) verwendet wer- den. Salicylsäure sollte nicht in hoher Konzentration okklu- siv, das heisst unter einer Folie oder Haube, aufgetragen werden, da es mit der Aufnahme durch die Haut zu neuro- toxischen Störungen (Salizylismus) kommen kann.

Weitere Emollienzien sind Präparate mit Harnstoff (Urea) wie zum Beispiel Excipial U Lipolotio 4 Prozent Carbamid Creme oder Emulsion oder Carbamid VAS Creme.

Topische Steroide

Topische Steroide sind ein Stützpfeiler der Psoriasistherapie.

Hoch potente Steroide (z. B. Clobetasolpropionat [Dermo- vate®], Betamethason [Betnovate®]) kommen bei ausgepräg-

Therapie der Schuppenflechte

So helfen Sie Ihren Psoriasispatienten

Patienten mit Plaquepsoriasis haben einen grossen Leidensdruck. Ihre Lebensqualität ist stärker be- einträchtigt als bei einem Herzinfarkt oder einer Krebserkrankung. Mit welchen Therapien Linderung erreicht werden kann, erklärte Prof. Ingo Haase, Dermatologe im Glattpark (Opfikon), beim Webinar von Rheuma Schweiz.

Prof. Ingo Haase

Foto: zVg

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ten Plaques an Extremitäten in Form von Salben und Cremes zum Einsatz, auf der Kopfhaut als Lösung. Eine Kombina- tion mit Salicylsäure (Diprosalic®) ist ebenfalls möglich.

Niedrig potente Steroide (z. B. Clobetasolbutyrat [Emovate®], Methylprednisolon [Advantan®]) werden im Gesicht als Salbe oder Creme und in Körperfalten als Salbe angewendet.

Die zuverlässige und schnelle Wirkung von topischen Steroi- den ist ein Vorteil, doch ist die Wirkung nicht nachhaltig und kann bei Absetzen zu einem Rebound führen. Bei lang dau- ernder Anwendung können topische Steroide zu Hautatro- phie führen.

Dithranol

Dithranol, auch Anthralin oder Cignolin genannt, hat anti- proliferative und entzündungshemmende Eigenschaften.

Eine Studie zeigt eine verminderte Expression von Chemoki- nen, die Neutrophile anlocken und ein reduziertes IL-36-Sig- naling 6 Tage nach Behandlungsbeginn (5). Dithranol wird auf der freien Haut angewendet, ein Auftrag in Körperfalten oder auf der Kopfhaut sollte vermieden werden, da Irritatio- nen und Verfärbungen auftreten können. Es kann als Magis- tralrezeptur in Kombination mit Salicylsäure und Vaseline (z. B. Dithranol 0,5–5 g, Salicylsäure 2,0 g, Paraffinum sub- liqu. 2,0 g, Vaselinum album ad 100 g) hergestellt werden. Es handelt sich dabei um eine 5-wöchige oder länger dauernde Kurzkontakttherapie mit einer Einwirkzeit von jeweils 20 bis 60 Minuten, danach wird die Salbe mit Wasser abgewaschen.

Die Konzentration sollte individuell getestet und frühestens nach jeweils 72 Stunden gesteigert werden. Die Therapie ist zuverlässig und nachhaltig wirksam, ist aber aufwendig in der Applikation, irritierend und stark verfärbend auf Gegen- ständen, die damit berührt worden sind.

Vitamin D

Die Vitamin-D-Derivate Calcipotriol, Calcitriol und Tacalci- tol seien aus der topischen Psoriastherapie nicht wegzuden- ken, so Haase. Vitamin D wirkt antiproliferativ, differenzie- rungsfördernd und immunmodulatorisch, hat aber allein eine eher schwache Wirkung. Deshalb wird es häufig mit Betamethason kombiniert.

Tacalcitol (Curatoderm® Salbe oder Lotion) ist als Mono- therapie erhältlich, Calcipotriol in Kombination mit Beta- methason (z. B. Daivobet®) als Gel oder Salbe. Seit Kurzem ist eine weitere galenische Form als Schaum verfügbar (Ens- tilar®), mit dem es im Vergleich zum Gel zu einer schnelleren Abheilung kommt (6). Die Schaumtherapie wird 4 Wochen lang 1 ×/Tag auf den befallenen Stellen angewendet und nach Abheilung 2 ×/Woche proaktiv weiter an den betreffenden Stellen aufgetragen. Dieses Therapieregime führt zu einem längeren erscheinungsfreien Intervall als die reaktive Be-

handlung, ohne bei Anwendung bis zu einem Jahr eine rele- vante Hautatrophie zu induzieren (7).

UV-Bestrahlung

Ein weiterer Baustein ist die Lichttherapie. In der Behandlung mit UV-Strahlen werde heute laut Haase vorwiegend UV-B 311 angewendet, da es hierfür in klinischer Anwendung, im Gegensatz zu PUVA, keinen Nachweis für eine Kanzerogeni- tät gebe und es ausser mit Ciclosporin A mit anderen Thera- pien kombinierbar sei. Die Lichttherapie ist zuverlässig und schnell wirksam, erfordert hinsichtlich der Dosierung aber Erfahrung.

Systemische medikamentöse Therapie

Bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis kann eine systemi- sche Therapie zum Einsatz kommen. Dazu zählen Methotre- xat, Acitretin, Dimethylfumarat, Apremilast und Ciclosporin (first line). Biologika können für die Behandlung erwogen werden, wenn andere Behandlungsmethoden nicht wirksam oder kontraindiziert sind oder nicht vertragen werden. Zu diesen zählen Adalimumab, Etanercept, Infliximab, Secuki- numab, Ustekinumab, Ixekizumab, Guselkumab, Risankizu- mab und Tildrakizumab. Die systemische Therapie (ausser Ciclosporin) kann mit der Fototherapie und wenn nötig mit der topischen Therapie kombiniert werden (8, 9). Auf oppor- tunistische Infektionen muss geachtet werden. s

Valérie Herzog

Quelle: «Psoriasis & Psoriasisarthritis», Webinar von Rheuma Schweiz, 21. Januar 2021.

Referenzen:

1. Henseler T et al.: Disease concomitance in psoriasis. J Am Acad Derma- tol. 1995;32(6):982-986.

2. Chen H et al.: Psoriasis patients are enriched for genetic variants that protect against HIV-1 disease. PLoS Genet. 2012;8(2):e1002514.

3. Mahil SK et al.: Factors associated with adverse COVID-19 outcomes in patients with psoriasis-insights from a global registry-based study.

J Allergy Clin Immunol. 2021;147(1):60-71.

4. Rapp SR et al.: Psoriasis causes as much disability as other major medical diseases. J Am Acad Dermatol. 1999;41(3 Pt 1):401-407.

5. Benezeder T et al.: Dithranol targets keratinocytes, their crosstalk with neutrophils and inhibits the IL-36 inflammatory loop in psoriasis. Elife.

2020;9:e56991.

6. Paul C et al.: Calcipotriol plus betamethasone dipropionate aerosol foam provides superior efficacy vs. gel in patients with psoriasis vulgaris:

randomized, controlled PSO-ABLE study. J Eur Acad Dermatol Venereol.

2017 Jan;31(1):119-126.

7. Lebwohl M et al.: Twice-weekly topical calcipotriene/betamethasone dipropionate foam as proactive management of plaque psoriasis increa- ses time in remission and is well tolerated over 52 weeks (PSO-LONG trial). J Am Acad Dermatol. 2020;S0190-9622(20)32625-6.

8. S3-Leitlinie Therapie der Psoriasis vulgaris. www.awmf.org 9. www.swissmedicinfo.ch

IL-23 p19 Inhib itor

EINFACH 2

ANHALTEND 1 EFFEKTIV 1

ILUMETRI

®

wird rückerstattet bei schwerer Plaque-Psoriasis

3

Therapiestabilität über 5 Jahre 1

Nur 1 Mal pro Quartal 2

almirall.ch

Ilumetri 100 mg/1 ml, Injektionslösung Z: Jede Fertigspritze enthält 100 mg Tildrakizumab. I: Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis, die auf eine vorgängige konventionelle systemische Therapie und / oder PUVA unzureichend angesprochen haben oder bei denen eine Kontraindikation oder Unverträglichkeit gegenüber solchen Therapien besteht. D/A: Anwendung unter Anleitung und Aufsicht eines mit Psoriasis erfahrenen Arztes. Eine subkutane Injektion in den Wochen 0, 4 und danach alle 12 Wochen unter Beachtung der Hinweise in der Packungsbeilage. Dokumentation der verabreichten Chargennummer. KI: Überempfindlichkeit gegenüber Wirk- oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung, bei klinisch relevanten aktiven Infektionen (z. B. aktive Tuberkulose). VM: Tildrakizumab kann das Risiko für Infektionen erhöhen, bei Patienten unter immunsuppressiver Therapie kann es zur Reaktivierung von latenten Infektionen kommen, bei Anwendung bei Patienten mit einer chronischen Infektion oder einer rezidivierenden oder kürzlich aufgetreten schweren Infektion in der Anamnese ist Vorsicht geboten. Ilumetri darf nicht angewendet werden bei Patienten mit einer aktiven Tuberkulose; vor Einleitung der Behandlung Patienten bezüglich einer Tuberkulose-Infektion beurteilen und während und nach der Behandlung auf Anzeichen und Symptome einer aktiven Tuberkulose überwachen. Ggf. ist vor Einleiten der Behandlung mit Ilumetri eine Anti-Tuberkulose-Therapie erforderlich. Psoriasis-Patienten, die zuvor eine UV-Therapie erhalten haben, sollten vor und während der Behandlung mit Ilumetri gründlich auf das Vorliegen von Hauttumoren untersucht werden. Komedikation mit anderen systemischen Immunsuppressiva, einschliesslich Biologika ist nicht zu empfehlen, Lebendimpfstoffe sollen nicht zeitgleich verabreicht werden. Vor Beginn der Behandlung mit Ilumetri ist die Vervollständigung aller gemäss aktueller Impfrichtlinien angezeigter Immunisierungen zu erwägen. SS/

SZ: Frauen im gebärfähigen Alter sollen während und für mindestens 17 Wochen nach der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden, als Vorsichtsmassnahme sollte die Anwendung von Ilumetri in der Schwangerschaft vermieden werden, während der Stillzeit kann ein Risiko für das Kind nicht ausgeschlossen werden. Ein Unterbrechen des Stillens oder der Behandlung mit Ilumetri muss evaluiert werden. UW: Sehr häufig: Infektion der oberen Atemwege, einschliesslich Nasopharyngitis, häufig: Kopfschmerzen, Gastroenteritis, Übelkeit, Diarrhoe, Schmerzen an der Injektionsstelle, Rückenschmerzen, UW < 1 % siehe www.swissmedicinfo.ch. P: 1 oder 2 Fertigspritzen mit 1 ml Injektionslösung à 100 mg. Abgabekategorie: B.

Zulassungsinhaberin: Almirall AG, Alte Winterthurerstr. 14, 8304 Wallisellen. Ausführliche Informationen siehe Packungsbeilage oder www.swissmedicinfo.ch, Stand der Information:

November 2018. Almirall AG, Alte Winterthurerstrasse 14, 8304 Wallisellen, Mail: info.switzerland@almirall.com

1. Therapiestabilität über 5 Jahre: Augustin M. et al. High levels of efficacy are well maintained throughout 5 years of treatment with tildrakizumab in patients who achieved PASI<3 response at week 28: pooled analysis from reSURFACE 1 and reSURFACE 2 phase 3 trials, Poster presented at the virtual EADV meeting 2020 (P0365).

2. Nur eine Anwendung alle 12 Wochen in der Erhaltungstherapie. Für die vollständige Fachinformationen, siehe www.swissmedicinfo.ch (Stand: November 2018).

3. Rückerstattungsinformationen zu Ilumetri® auf http://www.spezialitaetenliste.ch (Stand: November 2020).

CH-ILU-2000039DeNovember2020

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