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Therapie nosokomialer MRSA-Infektionen

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Academic year: 2022

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16 P H A R M A K O T H E R A P I E

B R E M E R Ä R Z T E J O U R N A L04 09

Therapie nosokomialer MRSA-Infektionen

V a n c o m y c i n , L i n e z o l i d

Bei schweren nosokomialen MRSA-Infektio- nen stehen seit einigen Jahren neue Subs- tanzen zur Verfügung. Mittel der Wahl für die Initialtherapie bleibt aber Vancomycin.

Der Anteil von MRSA (Methicillin resisten- ter Staphylokokkus aureus) an Staphylo- kokken-Infektionen liegt in deutschen Kran- kenhäusern mittlerweile über 20 Prozent, in vielen Intensivstationen auch über 30 Pro- zent. Meist handelt es sich um Wund-, Haut- und Weichteil, Katheter- oder pul- monale Infektionen. Seltener sind die Harn- wege, Knochen oder Gelenke betroffen oder die MRSA-Infektion tritt als Sepsis mit oder ohne Endokarditis in Erscheinung.

MRSA sind gegen alle Betalaktam-Antibio- tika (Penicilline und Cefalosporine) resis- tent. Anders als bei den nicht im Rahmen von Hospitalisierungen erworbenen MRSA- Infektionen (community acquired, c-MRSA) liegen bei den nosokomialen Infektionen hohe Resistenzraten auch gegen alle Chino- lone, Erythromycin und andere Makrolide sowie Clindamycin vor. Bis zu 5 Prozent der nosokomialen MRSA-Stämme sind resistent gegenüber Rifampicin, Fusidinsäure und Cotrimaxazol. Gegenüber den Glykopeptid- Antibiotika wie Vancomycin sind in Japan und den USA vereinzelt Fälle von Resisten- zen berichtet; in Deutschland spielen sie keine Rolle. Bei schweren nosokomialen MRSA-Infektionen gilt Vancomycin als Mit- tel der Wahl. Seit einigen Jahren stehen weitere MRSA-wirksame Mittel zur Verfü- gung, von denen neben Tigecyclin und Daptomycin vor allem Linezolid klinisch von Relevanz ist. Für die neuen Substanzen lie- gen mehrere randomisierte Vergleiche mit Vancomycin vor.

Tigecyclin und Daptomycin

Das Glycylcyclin-Antibiotikum Tigecyclin weist ein breites Wirkspektrum auch im gramnegativen Bereich auf und ist zur Be- handlung von MRSA-Infektionen schon deshalb ungeeignet. Bei Patienten mit schweren Haut- und Weichteilinfektionen ist es in zwei größeren Vergleichen so wirk-

sam wie eine Kombination aus Vancomycin plus Aztreonam. Patienten mit grampositi- ven Keimen als Ursache, sprechen auf Ti- gecyclin eher schlechter an als auf die Van- comycin-Kombination. In einer weiteren randomisierten Vergleichsstudie ist es bei MRSA-Infektionen, überwiegend der Haut und Weichteile, dem Vancomycin in der Tendenz unterlegen und schlechter verträg- lich (Übelkeit und Erbrechen). Vergleiche bei anderen Infektionen, insbesondere nosoko- mialen Pneumonien, liegen nicht vor. Das Lipopeptid-Antibiotikum Daptomycin besitzt ein breites Wirkspektrum im grampositiven Bereich. Bei komplizierten Haut- und schwe- ren Gelenkinfektionen erreicht es gleiche Heilungsraten wie Standard-Antibiotika (u.a.

Vancomycin bei Nachweis von MRSA); für eine valide Auswertung der MRSA-Infektio- nen reicht die Anzahl der Fälle in den Stu- dien jedoch nicht. Bei Bakteriämien und Endokarditiden ist Daptomycin einer Stan- dardbehandlung nicht unterlegen. Bei ei- nem Drittel der Patienten liegt eine MRSA- Infektion vor; für diese ergibt sich im Ver- gleich zu Vancomycin kein Vorteil von Daptomycin.

Vancomycin und Linezolid

Das Oxazolidinon Linezolid ist unter den neuen Mitteln am umfangreichsten ge- prüft. In mehreren Studien war es bei Pati- enten mit komplizierten Haut- und Weich- teilinfektionen so wirksam wie Staphylo- kokken-wirksame Penicilline. Bei Verdacht auf oder Nachweis von MRSA als Auslöser der Hautinfektionen ergaben mehrere Stu- dien in der Gesamtauswertung gleiche Hei- lungsraten wie unter Vancomycin. Die nicht zuvor definierte Subgruppenanalyse einer der Studien zeigte einen geringen Vorteil von Linezolid bei tatsächlichem Nachweis von MRSA als auslösenden Keim; entspre- chende Analysen in den übrigen randomi- sierten Vergleichen kamen nicht zu diesem Ergebnis. Unterschiede in der Mortalität fanden sich in keiner Studie. In einer ge- poolten Auswertung von fünf randomisierten Vergleichen waren Heilungsraten und Mor- talität bei Staphylokokken-Bakteriämien unter Linezolid nicht günstiger als unter Vancomycin; dies galt auch für Patienten

mit Nachweis von MRSA. Bei febriler Neu- tropenie im Rahmen von Karzinomthera- pien ergaben sich ebenfalls nahezu gleiche Heilungs- und Überlebensraten unter Line- zolid wie unter Vancomycin; der Anteil von Infektionen durch MRSA war allerdings ge- ring. Zwei ganz ähnlich konzipierte, größe- re randomisierte Studien verglichen Line- zolid mit Vancomycin bei nosokomialen Pneumonien mit Verdacht auf grampositi- ve Keime als Auslöser. Die gemeinsame Aus- wertung der Studien (mehr als 1.000 Pa- tienten) zeigte weder in der Gesamtgruppe noch bei Beatmungspneumonien oder bei Beatmungspneumonien durch Staphylo- kokken einen Vorteil für Linezolid. In den kleinen Subgruppen von 160 bzw. 91 Pa- tienten mit Pneumonien bzw. Beatmungs- pneumonien durch MRSA fanden sich aber signifikante Überlebensvorteile unter Linezo- lid, im Vergleich zu Vancomycin. Die FDA sieht in den Ergebnissen dieser post hoc Ana- lysen (auch wegen Daten-Inkonsistenzen und fehlenden Adjustierungen) keine ausrei- chenden Belege für einen Vorteil von Linezo- lid gegenüber Vancomycin. In zwei kleineren aktuellen Untersuchungen zeigten sich bei Pneumonien, Hautinfektionen oder Sepsis bzw. Beatmungspneumonien durch MRSA unter Linezolid gleiche Heilungsraten bzw.

Überlebendraten wie unter Vancomycin.

Schlussfolgerung

Belege für einen Vorteil der neuen MRSA- wirksamen Mittel und speziell von Linezo- lid gegenüber Vancomycin kann aus der derzeitigen Datenlage nicht abgeleitet wer- den. Ob Linezolid bei Untergruppen von Patienten Vorteile bietet, müsste weiter geklärt werden. Erste Resistenzen gegen Line- zolid sind bekannt. Therapieabbrüche wegen Nebenwirkungen sind unter Linezolid und Vancomycin gleich häufig; unter Linezolid treten aber mehr gastrointestinale und Blut- bildungsstörungen, unter Vancomycin mehr Nierenfunktionsstörungen auf. Bei Kontra- indikationen für Vancomycin ist Linezolid Alternative der Wahl.

Dr. Hans Wille,

Institut für Pharmakologie, Klinikum Bremen-Mitte

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