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Typ-2-Diabetes: Antidiabetika im Vergleich

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Academic year: 2022

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Zur «First-line»- und «Second-line»- Behandlung von Diabetes Typ 2 wer- den mehr als sieben Medikamenten- klassen mit unterschiedlicher Wirksam- keit bezüglich der Blutzuckersenkung, der Sicherheit und weiterer klinischer Ergebnisse empfohlen.

In einem systematischen Review mit Metaanalyse evaluierten Nisa Maru - thur vom Welsh Center for Prevention, Epidemiology & Clinical Research in Baltimore (USA) und ihre Arbeits- gruppe nun die relative Wirksamkeit und Sicherheit ausgewählter Metfor- minkombinationen und von Monothe- rapien mit Metformin (Glucophage®) und Antidiabetika folgender Klassen:

❖Sulfonylharnstoffe

❖Thiazolidindione

❖Dipeptidylpeptidase-(DDP)-4-Inhi- bitoren

❖SGLT-(sodium-dependent-glucose transporter-)2-Hemmer

❖GLP-(glucagon-like-peptide)-1-Re- zeptor-Agonisten.

Im Rahmen ihrer Metaanalyse werte- ten die Wissenschaftler 179 randomi- sierte kontrollierte Studien und 25 Be- obachtungsstudien mit einem Follow- up von mindestens 3 Monaten aus, die im Zeitraum von April 2009 bis Ende Dezember 2015 in englischer Sprache publiziert worden waren. Bei den Stu- dienteilnehmern handelte es sich um übergewichtige oder adipöse Männer und Frauen, die bei Studienbeginn einen HbA1c-Wert von 7 bis 9 Prozent aufwie- sen. Die Studiendauer variierte zwischen 3 Monaten und 8 Jahren. Allerdings be- trug der Beobachtungszeitraum nur in 22 Studien mehr als 2 Jahre. Etwa zwei Drittel der Studien (67%) wurden von Pharmaunternehmen finanziert.

Gesamtsterblichkeit

und kardiovaskuläre Endpunkte In zwei randomisierten, kontrollierten Studien (Beobachtungszeiträume ≥ 2 Jahre) zeigte sich unter Metformin eine geringere kardiovaskuläre Mortalität als unter Sulfonylharnstoffen.

In den meisten Studien war die Evidenz bezüglich der Gesamtsterblichkeit, der makrovaskulären und der mikrovasku- lären Komplikationen jedoch unzurei- chend oder von zu geringer Qualität, um einen Wirksamkeitsvergleich der Einzelsubstanzen und der Metformin- kombinationen vornehmen zu können.

Dies war darauf zurückzuführen, dass das Follow-up meist maximal 1 Jahr betrug und in dieser Zeit nur wenige oder gar keine Ereignisse eintraten.

Glykämische Kontrolle

Im Rahmen einer Monotherapie senk- ten Metformin, Thiazoledindione und Sulfonylharnstoffe den HbA1c-Wert in vergleichbarem Ausmass. Unter DPP- 4-Inhibitoren wurden geringere Effekt- stärken beobachtet als unter Metfor- min oder Sulfonylharnstoffen.

Metforminkombinationen reduzierten den HbA1c-Wert stärker als Metformin allein, wobei mit Metformin/GLP-1- Rezeptoragonist eine ausgeprägtere Sen- kung des HbA1c-Werts erzielt wurde als mit Metformin/DPP-4-Inhibitor. Zwi- schen anderen Kombinationen zeigten sich keine bedeutsamen Unterschiede.

Körpergewicht

Mit Metformin, DPP-4-Inhibitoren, GLP-1-Rezeptor-Agonisten und SGLT-2- Inhibitoren wurde das Körpergewicht gesenkt oder blieb zumindest gleich.

Unter Metformin wurde eine ausge- prägtere Gewichtsreduzierung erreicht als mit DPP-4-Inhibitoren. SGLT-2- Inhibitoren reduzierten das Gewicht wiederum stärker als Metformin. Bei einer Behandlung mit Sulfonylharn- stoffen, Thiazolidindionen und Insulin wurde dagegen eine Gewichtzunahme beobachtet.

Die Kombinationen Metformin/GLP- 1-Rezeptor-Agonist und Metformin/

SGLT-2-Inhibitor wirkten sich günsti- ger auf das Gewicht aus als Metformin/

DPP-4-Inhibitor. Metformin/GLP-1-Re - zeptor-Agonist beeinflusste das Körper- gewicht auch positiver als Metformin/

vorgemischtes Insulin. Mit Metformin/

Sulfonylharnstoff wurden bessere Er- gebnisse erzielt als mit Metformin/

vorgemischtes Insulin oder Metfor- min/Basalinsulin.

Blutdruck und Herzrate

Die Wirksamkeit von Antidiabetika bezüglich des systolischen Blutdrucks und der Herzrate wurde nur im Zu- sammenhang mit SGLT-2-Inhibitoren und GLP-1-Rezeptor-Agonisten unter- sucht. SGLT-Inhibitoren senkten den systolischen Blutdruck im Vergleich zu anderen Einzelsubstanzen um 3 bis 5 mmHg. Die Kombinationen Metfor- min/SGLT-2-Inhibitor und Metformin/

GLP-1-Rezeptor-Agonist senkten den Blutdruck im Vergleich zur Metformin- monotherapie um 3 bis 5 mmHg.

Die Kombination Metformin/SGLT-2- Inhibitor senkte die Herzrate ausge-

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ARS MEDICI 132016

STUDIE REFERIERT

Typ-2-Diabetes: Antidiabetika im Vergleich

Metformin kann trotz neuer Antidiabetika noch immer als «First-line»-Op- tion zur Behandlung von Erwachsenen mit Diabetes Typ 2 empfohlen werden.

Dies ergab ein systematischer Review mit Metaanalyse. Die ausgewerteten Studien waren jedoch meist nur von kurzer Dauer, sodass die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit der Mono- und Kombinationstherapien nicht evaluiert werden konnten.

Annals of Internal Medicine

❖Metformin ist mit einer geringeren kar- diovaskulären Mortalität verbunden als Sulfonylharnstoffe.

❖DPP-4-Inhibitoren senken den HbA1c- Wert weniger ausgeprägt als Metformin oder Sulfonylharnstoffe.

❖Mit Metformin, DPP-4-Inhibitoren, GLP-1-Rezeptor-Agonisten und SGLT-2- Inhibitoren kann das Körpergewicht gesenkt werden.

❖Unter Sulfonylharnstoffen, Thiazolidin- dionen und Insulin ist eine Gewichts - zunahme zu erwarten.

❖Sulfonylharnstoffe sind allein und in Kombination mit Metformin mit einem erhöhten Risiko für Hypoglykämien verbunden.

MERKSÄTZE

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ARS MEDICI 132016

621 STUDIE REFERIERT

prägter als Metformin/Sulfonylharn- stoff. Die gepoolte Differenz betrug 1,5 Schläge/min (95%-Konfidenzinter- vall [KI]: 0,6–2,3 Schläge/min). Zwi- schen GLP-1-Rezeptor-Agonisten und Metformin ermittelten die Autoren kei- nen Unterschied bezüglich der Herzrate.

Hypoglykämien

Sulfonylharnstoffe waren im Vergleich zu Metformin oder Thiazolidindionen mit einem erhöhten Risiko für schwere Hypoglykämien verbunden. Sulfonyl- harnstoffe erhöhten allein und in Kom- bination mit Metformin auch das Risiko für leichte und mittlere Hypo- glykämien im Vergleich zu allen ande- ren Monotherapien und zu allen Met- forminkombinationen.

Die Kombinationen Metformin/Basal - insulin oder Metformin/vorgemischtes Insulin waren mit einem höheren Hypoglykämierisiko verbunden als Metformin/GLP-1-Rezeptor-Agonist.

Unter Metformin/Basalinsulin war das Hypoglykämierisiko geringer als unter Metformin/vorgemischtes Insulin.

Nebenwirkungen

Gastrointestinale Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen oder Diarrhö wurden am häufigsten unter Metfor- min und den GLP-1-Rezeptor-Agonis- ten beobachtet.

Unter SGLT-2-Inhibitoren kam es am häufigsten zu Mykosen im Genital - bereich. Das Risiko der SGLT-2-Inhi - bitoren im Hinblick auf das Fraktur - risiko, eine Beeinträchtigung der Nie- renfunktion oder auf Harnwegsinfekte konnte aufgrund unzureichender Evi- denz nicht beurteilt werden.

Diskussion

Die Ergebnisse des Updates bestätigen Metformin als «First-line»-Option bei Diabetes Typ 2. In der Metaanalyse war Metformin mit einem geringeren Ri- siko für die kardiovaskuläre Mortalität verbunden als Sulfonylharnstoffe. Die- ses Ergebnis stimmt mit den Resultaten der 10-jährigen United Kingdom Pro- spective Diabetes Study überein.

Ob sich die Unterschiede zwischen den Medikamentenklassen und Metformin- kombinationen bezüglich des Körper- gewichts und des systolischen Blutdrucks auch in Unterschieden im Hinblick auf die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität fortsetzen, ist unklar.

Als Limitation ihrer Untersuchung er- achten die Autoren, dass die meisten Studien nur kurze Beobachtungszeit- räume aufwiesen. Seltenere uner- wünschte Ereignisse und langfristige klinische Ergebnisse konnten somit nicht evaluiert werden. Des Weiteren bemängeln sie, dass ältere Personen

oder Patienten mit Komorbiditäten aus den meisten Studien ausgeschlossen wurden und daher unterrepräsentiert waren. Auch wurden nur die Unter- schiede zwischen den genannten Medi- kamentenklassen untersucht, während die Unterschiede zwischen Medika- menten innerhalb einer Substanzklasse unberücksichtigt blieben. Petra Stölting

Quelle: Maruthur NM et al.: Diabetes medications as monotherapy or metformin-based combination therapy for type 2 diabetes. Ann Intern Med 2016, Apr 19. doi:

10.7326/M15-2650.

Interessenlage: Die referierte Originalstudie wurde von der Agency of Health Care Research and Quality (AHRQ) finanziert. Während der Studiendurchführung standen 5 der 10 Autoren bei der AHRQ unter Vertrag. Bei den ver- bleibenden 5 Autoren lagen keine Interessenkonflikte vor.

Referenzen

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