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Die arabischen Handschriften Spitta's.
Von Th. Nöldeke.
Die Strassburger Universitäts- und Landesbibliotbek hat vor
Kurzem durch die Erwerbung der von Spitta hinterlassenen
arabischen Handschriften eine schöne Bereicherung erfahren. Spitta
gebot freilich nie über grössere Geldmittel, und der Tod machte
seiner Thätigkeit nur all zu früh ein Ende. So ist's denn bloss
eine kleine Sammlung, 34 Nummern, aber darunter ist manches
Beachtungswerthe , einiges von hoher Bedeutung. Für uns Strass¬
burger haben natürlich zum Theil auch solche Handschriften einigen
Werth, die man unter den Reichthümern Berlins oder Münchens
nicht besonders schätzen würde.
Eine Anzahl dieser Codices besteht aus ganz neuen, auf Spitta's
Veranlassung gemachten , Copien von Handschriften der vicekönig¬
lichen oder andrer Bibliotheken in Cairo ; durchgängig nicht mit
schöner , aber deutlicher Hand und ziemlich sorgfältig geschrieben,
zum Theil genau collationiert. Diese Copien haben den Vorzug,
dass sie die Fehler ihrer Vorlagen nicht zu verbessern suchen,
sondern sie nur, soweit sie von den Abschreibern bemerkt sind,
durch ein Zeichen andeuten; einzeln finden sich schüchterne Ver¬
besserungsvorschläge (... iJLxJ „vielleicht soll es so und so sein")
am Rande. Trügt mich meine Erinnerung nicht, so sind die
modernen Copien der Sprenger'scben Sammlung im Ganzen weniger
gut als die der Spitta'schen. Wollen wir nun auch hoflfen, dass
die Cairiner Bibliotheken ein besseres Schicksal haben werden, als
es den , noch von Sprenger benutzten , indischen im grossen Auf¬
stand zu Theil geworden ist , so ist doch zu wünschen , dass man
dafür sorge, dass von den wissenschaftlichen Schätzen des Orients ')
für den schlimmsten Fall wenigstens gute Abscbriften übrig bleiben.
1) Eigentlich auch dos Occidents. Man denl(o an don Untergang dor Strassburger Stadtbihliothek und an das Unheil, welches der Pariser Bibliothek von deu Unholden der Commune drohte.
306 Nöldeke, Die arahinchen Handschriften Spitta's.
Im Folgenden gebe ich eine Uebersicht über die Spitta'schen
Handschriften. Ich benutze dabei die von Aug. Müller auf Grund
von Spitta's Notizen gemachte Liste, zum Theil fast wörtlich. Nur
von solchen Handschriften, die ich genauer untersucht habe, spreche
ich etwas ausführlicher. Später muss über diese und andre orien¬
talische Erwerbungen ') ja doch ein regelmässiger Katalog erscheinen.
Ueber die Hälfte der Handschriften bezieht sich auf Geo¬
graphie und Geschichte. Ein höchst wichtiges Unicum, in
mancher Hinsicht das bei Weitem hervorragendste Stück der Samm¬
lung, ist der arabische Ptolemaeus oder viebnehr das von Mu¬
hammed b. Müsä al Chowdrizmi (um 200 d. H.) auf Grund der
Ptolemaeischen Geographie gemachte Handbuch. Ich brauche auf
diese im Ramadän 428 {— Juni/Juli 1037) geschriebene Handschrift
nicht näher einzugehn, da Spitta selbst darnber in der ZDMG.
33, 294 S. und besonders iu den Verhandlungen des 5. (Berliner)
internationalen Orientahsten - Congresses 2, 19 ff. ausführlich ge¬
sprochen hat [nr. 18].
Eiu grosses Stück von Mas'üdi's „goldnen Wiesen", entsprecbend
3, 141 — 5, 114 der Pariser Ausgabe, leider mit zahlreichen
Lücken, so dass zur Completierung des Ganzen gegen ein Drittel
fehlen mag. Ich habe die in völligem Durcheinander liegenden
Blätter, nachdem ich sie als Theile Mas'üdi's erkannt hatte, mit
gi-osser Mühe zu ungefähr 20 grösseren und kleineren Bruchstücken
richtig geordnet. Der defecte Zustand ist um so mebr zu bedauern,
als der Text gut zu sein scheint. Mir sind, ohne dass ich genauere
Vergleichungen angestellt hätte, viele Abweichungen vom Pariser
Text aufgestossen, auch in Bezug auf Mehr oder Weniger von
Versen und ganzen Stellen. Gute Schrift etwa aus dem Anfang
des 8. Jahrhunderts d. H. [ur. 11].
Ibn al Wardi's ^bAjtJl äAj.i». Leidliche Schrift des 12.
oder 13. Jahrhunderts d. H. [nr. 19].
Der zweite Theil des ^ixJl j-^^^ von Maqrizi. Nach
Hägi Chalifa 4680 besteht das ganze Werk aus 4 Bänden und
eiuem Band Einleitung. Der euggescliriebeue Folioband von 200
Blättern, die Seite zu 29 Zeilen entbält Nachrichten über die alten
Araber. Zuerst giebt er eine Uebersicht über die 'Adnän-Stämme
und ihre Wohnsitze in alter und neuerer Zeit, namentlich in Africa,
danu ausführliche genealogische Angaben über diese Stämme, darauf
Vieles über Rehgion und Sitten der arabischen Heiden. Das Meiste,
das wir hier lasen, dürfte wohl schon aus anderu Quellen bekaunt
1) Z. B allerlei Judaica, welche Euting Im Orient besorgt hat; ferner einige aus Huber's Nachlass erworbene arabische Handschriften, darunter zwei mit Beduinenliedem und die von ü. H. Müller bei seiner Ausgabe benutzte Handschrift von Hamdäni's i»J_xji s.Ji^ .
Nöldeke, Die arabischen Handschriften Spitta's. 307
sein, aber die grosse Gelebrsanilceit des Verfassers hat uns doch
auch manche Einzelheit erhalten , die wir sonst vergeblich sucheu
würden. — Ob von dem Werke sonst noch Etwas erhalten ist,
weiss ich nicht. — Moderne Abschrift uach einer lücken- und fehler¬
haften Vorlage. Der Copist hebt die Fehler dieser Vorlage oft
selbst durch ein Zeichen (f) hervor. — Im Titel wird der Verfasser
tSihdb addin Abmed b. 'Abdalciädir al Maqrizi as Säfi'i genannt.
Man könnte also denken, dass Werk sei nicht von dem bekannteu
Maqrizi, soudern von einem Obeim desselben. Aber dass es vou
jenem selbst hen-ührt, ergiebt sich 1) aus der oben angezogenen
Augabe des H. Cb. 2) aus der gauzeu Art des Werkes , welches
durchaus die uugfiwöhnlielie Oelehrsamkeit und Gründhchkeit Ma¬
qrizi's zeigt 3) aus directem Selbstzeuguiss. Denn auf der letzteu
Seite der 15. Kurräsa erzählt „der Verfasser ') Ahmed b. 'Ali al-
Maqrizi". dass er im Ramadän 807 bei Gize gegenüber Misr das
und das geseheu habe. Denmach ist jener Name unrichtig uud
muss es Ta<fi eddin Abmed h. 'Ali b. 'Abdaltiädir al Maqrizi
heissen [nr. 15].
Ein Band mit 3 Schriften: 1) ^L;i»t^ .\IittJ jj.ftjt Lo iui vjUi'
o .
j-öUJ!^ ^ v_j..^A*.Jt .s>;.X/o'b!l yA
.:.Jl iJU! iy^^ ^')^ i5 o.i i vou Zain addin Abü Bekr Mubanuned
b. Abi 'Othmän Müsä b. 'Othmän b. Müsä b. 'Othmän alJfäzivn
(t 584). S. über das Werk Wüstenfeld's Jäqut 5, 32 ff. Genaue
Vergleichuug mit Jäqüt wird noch eiuige Nachträge und Ver-
bes.serungeu ergeben. Ungefilhr 00 Blätter, die Seite zu 25 Zeilen.
Gutes Nescbi, aber der Text nicbt all zu sorgfältig. Geschrieben
Cairo im Rabi' 1 715.
2) J,>jJs yc -).LJ; joUäJi ij.^\ ^ j> ^ »L*_i:iii v«^"
Abü 'Omar Jüsuf b. 'Abdalläh b. Muhammad Jfni 'Abdcdbarr
an 1^ amar 1 (308 — 403). S. übor den Verfasser Ibn Challikän
(Wüstenfeld) nr. 847 und Wüstenfeld, Geschichtsschreiber nr. 207.
Sein grosses Werk über die Namen der Gefährten Muhammed's
(wovon zwei Theile im Brit. Museum ur. 1623) ist .sehr
berühmt. Unser Werkchen dient uach der Ueberschrift und uach
der Vorrede selbst als Einleituug (J^_5>k\^) dazu. Die Schrift
1) JvjkoLs- , wiu Hill Sciiluss (lur Aliliuiulluiig Ubor diu niicli Aogypteii uiii- gowiiMilertcn urubiscliou Sliiininu, luit ilur sich guwisso 'riiuiln di-s Hiiclis iiudi sonst boriiliron.
2) Nicht otwii ül.Jt JjLÖ Diu Stiiiniiiu .solbst wcriluii iils „üliciiicfornd"
bttauichnet. So iin Wurku iiftor Ojy i^-rlW*^' • / 4
308 Nöldehe, Die arahischen Handschriften Spitta's.
(29 Blätter) giebt mancherlei Belehrung über die Genealogien der
Stämme und über die schwankenden Meinungen hinsichtlich der¬
selben. Sie ist sorgfältiger geschrieben als Nr. 1 und, wahrschein¬
lich von einem Andem , coUationiert. Copiert von demselbeu
Schreiber wie Nr. 1 im Gumada II 719.
.3) Von demselben Verfasser. Nach der späteren Ueberschrift:
.£
i*/c^l iw)'u*ol iys\ oai', nach der Unterschrift ^bit^ Juaäjt OOi',
nach H. Ch. 9432 und Ibn ChaU. nr. 764 S. 52 ^^i^ A.*aJÜ!
j_>uJU ojJI oUJI [H. Ch. ^J!] ^ Der erste Titel, wo man
umam „Völker" lesen müsste, wäre an sich der passendere, aber
die Uebereinstimmung der Zeugen beweist, dass der lange Titel
(worin mit dem Schreiber des Codex amam „Nähe" zu sprechen)
richtig ist, obwobl von Arabern hier gar nicht die Rede. Die
Schrift (11 Blätter) hat nur den Werth eines Curiosums. Sie ent¬
hält Angaben über den Ursprung der fremden Völker. Dieselben
stammen zum Theil aus dem Alten Testament, zum Theil sogar aus
dem Alexanderroman. Manches in Uebereinstimmung mit Mas'üdi.
Es ist als eine Art Anhang an das vorige Werk anzusehn. Ge¬
schrieben von demselben Schreiber am 1. Gumada II') 719 [nr. 6].
Ich schliesse an das letzte Werkchen gleich ein weit jüngeres :
A.^t '\J)^^\ ^tr^\ fi^^ UJ'u<.o! ^j ÖlX-.*-) sÄ3>
^^oiJI ^♦iiLjJl ^^^.Lv*^:*^t 1*^1-^' cr^ >A5»ljJ! . Kurze Nachrichten
über Abstammung der Türken, Tataren, Perser, Slaven, Römer etc.
Manches aus Mas'üdi, Andres aus türkischen QueUen wie dem
Oghuznäme. Kaum lesen wir hier etwas, das wir nicht anderswo
besser fänden. Ich habe über die Schrift und ihren Verfasser sonst
nichts gefunden; freilich hab' ich mir auch keine grosse Mühe mit
Nachsuchen gegeben. Sie scbeint ganz oder bis auf wenige Sätze
voUständig zu seiu.
Dann enthält die Handschrift die zweite Hälfte von Maqrizi's
Abhaudiung über die in Aegypten eingewanderten Araberstämme,
entsprechend S. 24 der Wüstenfeld'schen Ausgabe bis zum Ende.
Der Abschreiber meinte den Schluss des vorigen Werkes zu geben
und liess zur Ergänzung der vermeintlichen Lücke zwischen beiden
Theilen zwei Blätter frei. Moderne Copie [nr. 29].
1) »^^^1 (^oL»J>- Vermutlilicli hat er sich aber, von dor
Gewohnheit des verflossenen Monats beeinflusst, verschrieben und hätte Ragab setzeu sollen. Denn die vorige Schrift 1st nach zweimaliger Datierung im Lauf des Gumada II 719 geschrieben, und schon die Beschaffenheit dor Uand¬
schrift macht es unwahrscheinlich, dass er sie nach der dritten copiert hatte.
Nöldeke, Die arabischen Handschriften Spilta'i 309
ä_j^_j-äJ! ^j-*" >—'Ui'. Suhaili's Commentar zu Ibn
Hisäm's Leben des Propheten. S. Wüstenfeld's Ausgabe des Ibn
HiSäm II, XLVI f. Vollständige Handschrift vom Jahre 733 >). Man
kennt kein so altes vollständiges Exemplar des Werkes und schwer¬
lich ein so altes von einer seiner beiden Hälften *). Das Buch
erfüUt allerdings nicht aUe Erwartungen , die man vielleicht haben
könnte. Der Verfasser benutzt vielfach Werke, die uns jetzt auch
vorliegen, wie Tabari, und commentiert zwar einige der vorkommen¬
den Gedichte sorgfältig, andre aber fast gar nicht. Die Gedichte
von Muhammed's Feinden verdienen nach seiner Ansicht gar keine
Erklärung. Trotz alledem ist das Werk sehr werthvoll, und da die
reichlich vocaUsierte Handschrift sehr gut ist, so möchte ich sie
für die Perle der Sammlung halten [nr. 8J.
Das dem Ibn Qotaiba zugeschriebne x^U^I^ iUU"5!! oLxi'.
S. Wüstenfeld, Geschichtsschreiber nr. 73. Es ist unbegreiflich,
wie dies Werk von Historikern für alt hat gehalten werden können,
bis es endlich Dozy (s. Reeherches, 3. Ed. 1, 21 ff.) als eine späte
Fälschung nachwies. Schon die vielen wörtUch angeführten Reden
und das ewige Weinen hätten bedenklich machen müssen. Im
Ganzen liest sich das Buch allerdings nicbt übel. Wunderlich ist,
dass die Erzählung desto unhistorischer wird , je weiter die Zeit
fortschreitet. Einige Partien sind so, dass sie uns, wenn die guten
QueUen fehlten, doch eine Art Abbild des wirklich Geschehnen
gäben, etwa wie Herodian's Gesehichtswerk; andre sind ganz fabel¬
haft. Interessant ist eine gewisse Weitherzigkeit des Verfassers
(oder vielleicht nur eines Abschreibers?). Nicht bloss empfiingt
Mo'äwija regelmässig sein juLc «JJ! ^^^j , sondern wenn da steht
^Lx-ä-« ^\ yi '^.s^' ^° ^^^^^ dahinter sogar jJÜ!
wie bei j.*c yi »JJi u. A. m. ; schliesslich war ja auch Abü
Sufjän Muslim und „Gefährte des Propheten' geworden ! Das Buch
findet sich uoch in Paris und Berlin. Moderne Copie [nr. 8].
Maqrizi's 'f^-^^ U*s oUi'
^\J> . S. Wüstenfeld, Geschichtsschreiber S. 212 f Das Büchlein
ist trotz seines unhistorischen, rein theologischen Standpuncts nicht
1) Der ehemalige Rath am internationalen Gerichtshof von Cairo Franz Hagens, jetzt Senatspräsident in Posen, hat sio 1876 Spitta zu Weihnachten geschenkt. Den Ankauf hat, wie er mir mitgetheilt hat, damals Freiherr V. Kremer besorgt.
2) In Paris ist ein vollständiges Exemplar aus dem Ende des 10. Jahr¬
hunderts, zwei Handschriften des ersten Theils (eine vom Jahre 783, eine aus demselben Jahrhundert) und eine des zweiten Theils vom Jahre 1116 (gUtige Mittheilung Zotenberg's).
310 Nölcleke, Die nrabinchen HancUchrifteii Spitta's.
ohue Werth, was sich bei einer Schrift dieses Mannes ja eigentlicb
vou selbst verstebt. Er geht mit den 'Abbäsiden im Grunde noch
strenger in's Gericht als mit den Omaijaden. Sehr w(!gwerfend
äussert er sich über die Namen-Chalifen unter Hobeit der Mamluken- Sultane. Pür eiueu Herausgeber der Schriit, von der sicb in Leyden u. s. w. treffliche Haudschriften hetinden, kauu unsre moderne Copie
mit einer grossen Lücke in der Mitte uicht in Betracht kommen
[nr. 15].
Ein Stück des *bL,'!it .i^.u vou DliaJuiit. (f 742); nach der
r ^ -v
Unterschritt der 7. Hand. Uas Werk enthält bekannthch kurze
biographische Angaben, uach deu Todesjahren in Jahrdekaden ge-
ordu(!t. Wir haben (iinen grossen Theil der 17. und die ganze
IS. Dekade (U)0--17() und 170—180). Nach 'den Nachweisen bei
Wüstenfeld, Geschichtssclneiber nr. 410 scheint mau sonst keine
Handschriften di(!ser Dekaden zu keunen. Eine Notiz von Spitta's
Hand sagt, dass sicli in der vicoköuiglichen Bibliothek ein Theil
belindet, der mit dem Jahr 181 beginnt. Sollte mau je <an die
Heransg.abe dieses grossen Werkes denken, so liesse sich das wohl
in einer Art Listeuform machen, wobei man uichts Wesentliches
auszulassen brauchte. — Das Exemplar ist wohl aus dem 0. Jabr¬
bundert, von 2 verschiednen, aber gleichzeitigen Gelehrteiihäudeu
mit sehr wenig diakritischen Puncten [nr. 12].
- UaaJl oLä*L von Abu Isluhj asSirdzi (f 470), s. Wüsten¬
feld nr. 210. Schön geschrieben 734 zu Hit. Der Aufang fohlt
|nr. 23].
sLsUJi OwÄ.^L) von Sujuti. Unschöne, aber leserliche Gelehrten- hiiiid vom .bihre !)77; collationiert [nr. 9].
Ttvih-y>lH iiziukh (t 908) lUIt j. Ä>.jU«JJl j^^LJi_iJt oLxj'
.voUi*J' kJ.lXJI . S. u. A. Plügel's Katalog nr. 1182. Von ver¬
scbiedenen Händen; der letzte und umfangreichste Theil vom Jahre
[ljl 39 |iir. 34 |.
Der 4. Band von Ilm 'A.sukir's ^^^^ijo isj^Lj. Euthält u. A.
einen sehr langen Artikel über Hii-ssän b. Thäbit. 108 eng be-
.schriebene Folio-Hliilter; deutliche Schrift etwa des vorigen Jabr¬
bunderts'); guter Text |ur. 10].
Tbeil 8 und 10 vou Ihwuhhus (f 334) IldÜ. S. über das
Werk und speciell über diese beiden, bis jetzt allein bekannteu,
Theile desselb(!u D. H. Müller, „Südarabische Studien" 8 tt'. (= Wiener Sitzungsber., phil. bist. Clivsse, 1877, April 108 ff.). Neuere, wohl
jeinenische Hände |nr. Iii uud 17].
1> UoluT iiiHlro lland.solirit'toii dus iingolionron Workos. s. Portscli. Kntulug 111- 17 T.'i; V. Kroiiicr, Ucbur iiHiiiio Smninliiiig uriunUilisrlu'r Haiidsohriftou S. 17.
Nöldeke, Die arabischen Handschriften Spitta's. '^\\
».^LfiJtj ,MA jLs»t (3 !(./i?L<^*j! yj^=* von Sujüti. Hässliches,
aber sehr deutliches Neschi von 992 [nr. 12].
Ibn Mammätt's (t 606) ^j.l^jJi ,^Ajt^ . Ueber Verwaltung
Aegyptens; s. Wüstenfeld, Geschichtsschreiber nr. 295. Neuerdings
in Cairo gedruckt. Moderne Copie [nr. 26].
&j^j^a*Jl j'ljlXJ! QHi'»-^ i3 y^i\yäl\ j_*J o'^X_/ von
'Othmän b. Ibrähim anNdbulusi, gewidmet dem Sultan Aijüb
(637—647). 34 Blätter. Moderne Abschrift; in der Mitte eine
Lücke [nr. 32].
JiSi.Xji:>- ä^s- Lf-*^ (J>^ l5'-^' o^[j.->«J! ^^,L-o yj^M*.s>- y^ L^Üijj Lgj-^jjj ».^Lfl.Ji Q.C (_5.L_««.J,.äJt
v^! («-g-lc J^s! . Wer der „Schatzmeister der französischen
Republik" Namens ,.ä^X.wt war, dem Husain Efendi am 13. Mu¬
harram 1216 (26. Mai 1801) diese Bescheide auf seine Fragen gab,
werden die , welche sich dafür interessieren , leicht herausbringen.
Die Fragen und Antworten betreffen die verschiedensten Verwaltung¬
zweige Aegyptens ; die Mittheilungen scheinen aber nicht sehr gründ¬
lich zu sein. Die Art der Sprache, uicht eigentlich vulgär, sondern ein fehlerhaftes Canzlei-Arabisch, zeigt die oben gegebne Ueberschrift.
Die kleiue Schrift (31 Blätter) verdiente wohl eine Herausgabe,
aber nur von Seiten eines gründlichen Kenners , der die nöthigen
sachlichen Erläuterungen dazu geben müsste. — Moderne, ganz
genaue Abschrift mit sorgsamer Beibehaltung der Sprachfehler [nr. 33]
Titel: ^^Aj! s'wiJ Jä5L;>jLJ (j*LXfi*J! c^-.^.J JoUis Lj'wJLi" tA-?
^Lw^ ^.^ : aber dieser Titel ist falsch. Aus Steinschneider, Polem.
und apolog. Litteratur S. 181 (worauf eine Note A. Müller's ver¬
weist) ergiebt sich, dass es ist ü^'l-jj ^J^yS^i^\ O-cLj oUi'
^j^^,.<^4^\ (jkJtflJl von Behä addin alFazäri (f 729), s. Wüsten¬
feld, Geschichtsschreiber nr. 394. Denn der Anfang ist derselbe wie
bei Steinschneider, und alles Uebrige stimmt, auch die Eintheilung
in 13 Capitel. — Auch iu Berlin und Leyden vorhanden. — Häss¬
liche, aber leidlich lesbare Hand des vorigen Jahrhunderts [nr. 24].
Die Sprachwissenschaft ist zunächst vertreten durch
eine vorzügliche Handschrift des X-ojiJt ^^ -Lhj'^^! v_jU5' von Abü
"' o *
'Ali al Hasan b. Ahmed b. 'Abdalghaffär al Färisi (t 376 oder 377).
In der Unterschrift wird das Werk auch unter seinem andern Namen
(_^Jui3JiJl erwähnt ; beide Theile beginnen nämlich mit einer Widmung
2 4 *
312 Nöldeke, Die arabisehen Handschriften Spitta's.
an den Buiden 'Adud addaula. Die Abfassung des Werkes liegt
zwiscben 341, wo Abü 'Ali al Färisi noch in Haleb war, und 372,
dem Todesjahr des Fürsten. S. über den Verfasser und das Werk
Fihrist 64; Ibn Athir 9, 36; Abulf. beim Jahr 376; Ibn Challikän
nr. 162 u. s. w. Unser Buch, von dem sich noch 2 alte Exemplare
im Escorial befinden (Derenbourg's Catalog nr. 42 und 43), war
sehr berühmt; doch erweist es sich bei genauer Untersuchung auch
nur als eines der zahlreichen grammatischen Lehrbücher, die alle
dasselbe bringen und im besten Falle mit wenig Aenderungen und
sehr wenig Zuthaten das kürzer wiedergeben, was schon Sibawaih
hat *). — Unsere Handschrift ist vorzüglich. Feine magbrebinische Schrift vom Jahre 596 mit vielen Vocalen. 153 Blätter klein-Octav,
Seite zu 21 Zeilen. Sehr guter Text; hier und da alte Ver¬
besserungen ; auch sonst alte (blossen. Nach magbrebiniscber Ortho¬
graphie steht oft U:_ für aber längst nicht immer. Sonst ist
die Orthographie sehr fest; so beobacbtet der Codex sorgfältig den
in unsem Drucken kanonisch gewordnen, aber eigentlich unbe¬
gründeten, von Ibn Qotaiba ^) nicht gebilligten und in Handschriften
fast immer vernachlässigten Unterschied zwischen Sg. ^-Ju, und PI.
(subj. und apoc.) S^Ju. Das Werk liesse sich nach unsrer Hand¬
schrift sehr gut herausgeben. Dass einige wenige Stellen durch
Feuchtigkeit undeuthch geworden sind, wäre kein emstliches Hinder¬
niss [nr. 7].
Grammatisches Werk ohne Anfang und Ende. Es wird auf
den Kurräsa-Ueberschriften als bezeichnet, und im Eingang
der ersten Capitel wird auch zuweilen von einem Verfasser als „er"
geredet: „nachdem er das und das behandelt hat, geht er zu dem
und dem über" u. dgl. Später hören auch solcbe Beziehungen auf
den Grundtext auf, und nirgends scheint derselbe wörtlich angeführt
zu werden. Das Buch ist eben ein selbständiges grammatisches
Lehrgebäude, das wohl nur äusserlich an ein kurzes Compendium
anknüpft. Es ist ziemlich .ausführlich, ohne eben sachlich mehr zu
geben als andre, kürzere Werke. Es ist mir nicht gelungen durch
Vergleichung von gedruckten Grammatiken und allerlei Notizen, die
ich mir in früheren Jahren gemacht habe , zu ermitteln , welches
Werk wir hier haben. Das vorgeschiiebne \jiy^.f^ ist ein unver¬
schämter Betrug; es ist leider auch kein Kommentar zum Kitäb.
Die Kurräsa-Bezeichnungen gestatten uns , festzustellen , dass vorne bloss 5 Blätter fehlen ; ferner fehlt das letzte Blatt von Kurräsa 36;
1) Die liervorragcnde Bedeutung von Zamachsari's Mufa.^sal liegt nicht im Stoff, sondern in der ausgezeichnet präcisen (oft zu präcisen!) Fassung der Uogelu.
2) Adab al Kätib S. 82.
2 4 *
Nöldeke, Die arabischen Handschriften Spitta's. 313
der verlorne Schluss belief sich wahrscheinlich aucb nur auf wenige
Blätter. — Ueber 350 Blätter klein-Folio, die Seite zu 18 Zeilen.
Sehr schöne, grosse Schrift des 7. Jahrhunderts [nr. 5].
Gauhans Sihäh, vollständig. Bd. 1 ist datiert von 641 d. H.
Aber der Schreiber dieses Theils hat nur ein noch etwas älteres
Stück ergänzt, das bis zum Anfang von j reicht. Diese älteste
Hand ist die beste, die zweite auch sehr gut. Alles scheint äusserst
sorgfältig geschrieben zu sein. Eine später entstandene Lücke ist
dann erst in neuerer Zeit (spätestens 1152 d. H.) durch 30 Blätter
ausgefüllt. — Bd. 2 (von ^ an) ist in gutem Neschi vom Jahre 888;
scheint gleichfalls einen recht guten Text zu bieten. Das ganze
Exemplar ist nach einem oft wiederkehrenden Stempel im Jahre
1152 einer Medrese in ^^iu^^ (Merzifun, Merzivan in Klein-Asien,
NW. von Amasia) geschenkt [nr. 27].
»i^J! JaJiii oL^iXii oU5' von Abul Qäsim 'All Ibn
Hamza (t 375). S. über dies Werk Kremer's Katalog nr. 91.
Kremer's Exemplar ist ebenso eine moderne, sorgfältige Copie des
sehr alten Exemplar's der viceköniglichen Bibliothek wie unsres. —
Beinahe ein Viertel des Werkes bezieht sich auf Mubarrad's Kämil.
Ibn Hamza tadelt oft pedantisch und hat Mubarrad gegenüber nicht
immer Eecht. Auch geht er zu weit , wenn er diesen von oben
herab behandelt als einen blossen Grammatiker, der von dem wahren
Sinn und dem bistorischen Zusammenhange der alten Gedichte nichts
Rechtes verstehe. Aber doch finden wir hier viele werthvolle Be¬
richtigungen und Ergänzungen zu diesem Buche. Viel weniger
weiss Ibn Hamza an Tha'lab's Pasth auszusetzen. Das Buch ver¬
diente eine Ausgabe, die ein gründlicher Kenner der Sprache und
Poesie wohl nach den beiden Abschriften machen könnte. Nament¬
lich dürften auch die Bemerkungen zu dem „Buche der Pflanzen"
von Dmawarl von Werthe sein, obgleich, oder vielmehr weil dies
Werk selbst verloren zu sein scheint [nr. 4].
Von alten Dichtern haben wir etne moderne Abschrift des
kleinen Diwän's von A'iä, wie es scheint recht sorgfältig [nr. 28];
femer eine solche vom Dlwän des Ru'ba b. al'Aggäg mit einem
ausführlichen Commentar, vom Scheich 'Abd al'aziz und Spitta selbst aufs Genauste collationiert, nach einer ganz vorzüglichen, sehr alten
Handschrift der Azhar-Moschee ') [m-. 2], und eine ebensolche Ab¬
schrift dieses Diwäns mit kürzerem Commentar und in anderer Ueber¬
lieferung nach einem viel weniger guten Manuscript [nr. 3]. In
der Voraussetzung, dass wir über diese 3 Handschriften von anderer
Seite her bald Näheres erfahren werden, habe ich sie einstweilen
noch nicht weiter untersucht.
1) Spitta giebt hinten in der Abschrift eine genaue Roscliroibung dieser seiner Vorlage.
314 Nöldeke, Diy, arauuchen Handschriften Spitta's.
Auch die spätere Poesie geht nicht ganz leer aus. Wir haben
zunächst eine modeme Abschrift vom Dlwän des Abü Firäs al Ham¬
däni (t 357). Ganz andre (nicht alphabetische) Anordnung als im
Beirüter Drucli (1872). Die Handschrift enthält auch mehr als
dieser und hat zum Theil bessere Lesarten. Auf den eigentlichen
Dlwän folgt noch ein Nachtrag. Vollständige Diwäne dieses nam¬
haften Dichters sind selten [nr. 30]. — Perner haben wir den
Dlwän des Ibn Chafäga (f 533 d. H.) ; aus der Handschrift des
Dichters abgeschrieben und mit ihr coUationiert. Deutliche Schrift
wohl des 11. Jahrhunderts [nr. 1].
Dogmatische Dings behandeln Ibn 'Asäkir's oÄi' ^j-yj'
^_fi^Jl-ilbl! ^^^..^.i^i ^\ pU^l ^-i^' ^^^^ ^.^vmo L^jj (^y^ä^-il, ziem¬
lich alte Handschrift [nr. 21], und As'ari's ^JJi oUT, Abschrift
Spitta's aus der Handschrift v. Kremer's ') [nr. 25]. üeber beide
Werke genügt es auf Spitta's Schrift, ,Zm- Gesch. Abul-Hasan
al As'ari's" Leipzig 1876 zu verweisen.
Zum Fiqh gehört das »^.jääJI JvjLmm.J| ^ jJiJI ^»jyü" , verfasst
563 von Muhammed Ibn adDahhän (vrgl. den neuen Pariser
Catalog nr. 788 sq.); vortreffliches, ziemlich altes Neschi, abgesehen
von der späteren Ergänzung des Anfangs [nr. 20]. Ferner das
j jiii^ <->~*S^ vom Maula Chosrau (t 885); s. Flügel's Kata¬
log nr. 1790; deutliches Neschi vom Jahre 1040 [nr. 22].
1) Nr. 101 in dessen Katulog.
Strassburg i. E.
Nov. 1885.
315
Einundzwanzig Buchstaben eines verlorenen Alphabets.
Von N. Karamianz.
Die amienisclieii Geschichtsschreiber aus dem V. Jahrhundert
n. Ch. bezeugen alle einstimmig, dass der bl. Mesrop, der Erfinder
der Arm. Buchstaben und der Begründer der arm. christlichen
Litteratur, auch für die Iberer und Albaner besondere Schrift¬
zeichen erfunden und in Gebrauch gesetzt bat. Einer von diesen
Geschichtsschreibern Koriün, der Schüler und Biograph des hl.
Mesrop berichtet darüber folgendes'): »Um diese Zeit (nachdem er
,die armen, und iberischen Buchstaben schon erfunden hatte, und
,für die Verbreitung derselben sorgte) kam zu ihm ein albanischer
„Priester, Namens Benjamin. Bei demselben erkundigte er sich
„nach den voin Armenischen abweichenden Wörtern der albani-
„schen Sprache, nahm dann gemäss der ihm von Oben verliehenen
„Geisteskraft die Buchstabenschrift, und ordnete, berichtigte, und
„wendete dieselbe , unter Beihülfe der Gnade Christi , auf die
„albanische Sprache an. Hierauf trennte er sich von den Bischöfen
„und Beherrschern des Landes, und allen Kirchen (im byzanti-
„niscben Theile von Armenien) .... und kam in die Gegend
„von Grossarmenien in die Stadt Nor ^) „Darauf trennte er sich
„von ihnen (von dem König Artasches und dem Patriarchen Sahak)
„zog nach den Gegenden der Albanen und kam in ihr Land. Er
„ging sogleich in die königliche Hauptstadt, besuchte den hl.
„Bischof der Albanen, Namens Jeremia, und den König derselben,
„Arswagh, mit vieler Freimütbigkeit, und wurde von ihnen zuvor-
„kommend aufgenommen wegen des Namens Christi. Auf ihre
„Frage setzte er ihnen auseinander, warum er gekommen sei,
„und beide zusammen, der Bischof und der König, liessen sich
„herab , die Bucbstaben und das Lesen zu lernen. Aueh gaben
„sie den Befehl , in den Provinzen und Ortschaften ihres Reiches
„viele Jünglinge zu sammeln und sie in der Kunst des Lesens
„und Schreibens zu unterweisen , an geeigneten Orten Scbulen zu
„errichten und für die Einkünfte zum Unterhalte derselben zu sorgen.
1) Icli citiro dio deutsche Uebersetzung dos Werkes von Dr. B. Welte:
Goriün's Lebensbeschreibung d. hl. Mesrop. Tübingen 1841. — S. Seite 28 fi'.
2) Dio neue Stadt (Valarschapat).