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Ich hatte im vorigen Jahr zunächst auT ausdrücklichen Wunsch des Herrn Geheimerath Bunsen für den Scblussbaud seines Werks „Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte&#34

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Notizen, Correspondenzen und Vermischtes.

Zur Erklärung des ersten Kapitels des Vfendldäd.

Von

Pr. Martin Haug.

Die mir so eben zugekommene Arbeit des Herrn H. Kiepert „Ueber die geu- grapbisebe Anordnung der Namen ariscber Landscbaften im ersten Fargard des Vendidad" (Sitzungsberichte der Berliner Akademie v. Decbr. 1856. S. 621

—647) veranlasst mich, die Untersuchung über jenes so wichtige Kapitel wieder aurzunehmen. Ich hatte im vorigen Jahr zunächst auT ausdrücklichen Wunsch des Herrn Geheimerath Bunsen für den Scblussbaud seines Werks

„Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte" eine Abhandlung darüher geschrie¬

ben (Das erste Kapitel des Vendidad übersetzt und erläutert S. 101 —137 des angeführten Bandes), in der ich in manchen Punkten, namenllich auch hinsichtlich der Bestimmung bis jelzt dunkler Oertlichkeiten zu neuen und mir selbst gauz unerwarteten Resultaten gekommen war. Von vorgefassten Meinungen ging ich dabei durchaus nicht aus, sondern suchte meine Ansich¬

ten theils durch Verfolgung und Combination der spärlichen Notizen über die einzelnen Landschaften , theils durch Etymologie zu begründen. Dass eine gewisse Ordnung in dem Verzeichnisse herrscht, gieht sich jedem unbe¬

fangenen Forscher von selbst kund. Herr Kiepert nun sucht in seiner Ab¬

handlung oicbt nur alle meine neuen Ortsbestimmungen zu widerlegen, sondern auch zwei Landschaften , Ni^aja oder Ni^äi und Raghä an andere Slellen zu setzen, als bisjetzt allgemein geschehen ist. Bei seiner neuen Anordnung liess er sich als Geograph vou der Voraussetzung einer gewissen Symmetrie leiten, wobei er aber doch auch genöthigt ist, die in der Urkunde eingehaltene Reihenfolge öfter zu verlassen und manche etwas kühne Sprünge zu macben , wie von Hyrkanien nach Aracbosien , und von Khorasan nach Käbub. Für die ersten 12 Namen slellen sicb ihm 4 Reihen jede zu .H Na¬

men heraus (Iste Reihe: Airjanem vae^ö , ^lughdbü, .VIüurA; 2le: Bäkhdbi, Nijäja , Haröju; 3te: Vaekereta , Urvä, Vehrkäna; 4te : Haraqaiti, Haetumat, Raghä), deren beide erslen von Nordosten nach Südwesten, die zwei letzten von Nordwesten nacb Südosten (oder umgekehrt, w.enn man mit Vaekereta 7 und Haraqaiti 10 zu zählen anfangt , wie es die Reihenfolge der Urkunde verlangt) laufen. Eine 6le Reihe: (Jakbra , Varcna, Hapla-Hendu gewinnt er weiter östlich. Nach seinen Erklärungen sind Hyrkanien am Kaspischen .Meer nnd Khoräsän die dem Zendavesta bekannten westlichsten Punkte arischer Niederlassung. Aber er scheini nicbt zu bedenken , dass bei dieser ongern Begrenzung des arischen Gebiets als durchaus östlich von Medien

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Uaug, iur Erklärung des ersten Kapitels des Vendidad. 527 gelegen, die Colonisirung des Westens durch Arier, wenigstens Mediens, die nun einmal ein nicht wegzuläugnendes historisches Faktum ist, nicht gut erklärt werden kann, will man sie nicht, was unthunlich ist, in ganz späte Zeiten verlegen. Sollte der Zendawesta von diesem westlichen Zöge der Arier nach Medien gar keine Kunde gehabt haben oder sollten ahsichtlicb jene westlichen Niederlassungen übergangen worden seyn? Abgesehen von der L'nwahrscheinlichkeit dieser Annahmen haben wir aber noch einen histo¬

rischen Erklärungsgrund der westliehen Auswanderung , nämlich Religions¬

zwist, von dem auch unsere Urkunde weiss. Nachdem ich die wenigen, aber deutlichen Spuren jenes Schisma, die sich auriinden lassen, verrolgt habe, hin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass heide Parteien sich wirklich räumlich gelrennt haben und als Ostiränier und Westiranier bezeichnet wer¬

den künnen. Doch vor allem müssen die Gründe angegeben werden , um so mehr, als ich der erste bin, der diesen wichtigen Punkt einer nahern Be¬

sprechung unlerwirri. Die auf uns gekommenen Bruchslücke der Zarathustri¬

schen Religionsbücher zerfallen hauptsächlich in zwei Klassen; die erste enthält unler dem Namen Gäthä's eine Sammlung religiöser Lieder, die sicb durch einen besondern Dialekt, der ein unverkennbar höheres Alter zeigt nnd auch auf eine andere Oertlichkeit hinzuweisen scheint, als die Sprache der übrigen Zendbücher, sowie durcb eine eigenthümliche und sicher ursprüng¬

lichere Fassung der Zarathustrischen Lehre auszeichnen. Zur zweilen Klasse gehören alle übrigen Stücke des Zendawesta , in denen der Zarathustrismus bereits weiler ausgebildet erscheint und die jene Gäthä's schon als heiliges Wort anführen. In den Gäthä's kommt nun der dem übrigen Zendawesta so wohl bekannte Name äthrava für Priester (eigentlich Feurer, Feuermann, atharvan im Weda) gar nicht vor. Dagegen kennen diese den den übrigen Büchern fast unbekannten Namen magavo , magu (s. meine Erklärung persi¬

scher Wörler des alten Testaments in Ewald's Jahrbüchern der bibliscbeu Wissenschaft Bd. V. p. 157 ff.), der sicher idenlisch ist mit dem magus der arischen Keilschriften und den Mayoi der Griechen , und bezeichnet damit (Jaj. 51, 15. vgl. 33, 7) die eifrigsten Beförderer des Zarathustrischen Reformalionswerks , das selbsl maga heisst. Diese magava's nun oder eine nach ibnen sich nennende Klasse sind in ganz historischer Zeit, sicher noch vor Darius, als Priester des Ahuramazda-Glaubens in den von Baktrien west¬

lich gelegenen Ländern, namentlich in Medien, aufgetreten. Der Zuratbu- striscbe Glaube, wie er uns aus den Keilschriften entgegentritt, hat dieselbe Gestalt wie in den Gäthä's, nicht etwa wie im Vcndidäd und anderu Büchern, Die Dariusinschriflen kennen ebensowenig als die Gäthä's das böse Princip unter dem den Baktriern so geläufigen Namen Anro mainjus, sondern haupt¬

sächlich unter der Benennung drukhs Lüge; beide kennen dieNamen Ameshu (penta und Frovashi, denen man in den übrigen Zendschriften überall be¬

gegnet, nicht. Schon diese Umstände würden auf eine gewisse Glaubens¬

verschiedenheil zwischen den Ost- und Wesl-Iraniern hinweisen. Aber wir besitzen überdiess noch ein wichtiges historisches Zeugniss von zwei sich heftig hassenden Parteien der Zarathustrischen Religion in den Armenischen Historikern. Elisäus (p. 50 ed. Venet. 18.38) und Eznik ( confuL haeret.

I. 11, c. 2) melden uns von der Feindschaft der Mog und der Zandiks. Dass H ^ «

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528 Haug , zur Erklärung des erslen Kapilels des Yendiddd.

unter den erstern die Magier, die Priester der Westiranier zu verstehen sind, leuchtet von seihst ein. Die Bedeutung des Wortes Zandik, das bei

den mohammedanischen Persern die Bedeutung Ketzer annahm, ist nach

dem, was von Spiegel und mir über das Wort Zend gesagt worden ist,

leicht zu entwickeln: es muss einen Anhänger der Zcnd-Lehre d. i. der traditionellen Auslegung des Awesta als der unmittelbaren göttlichen Offen¬

barung, bedeulen, Dass die Zendlebre aber den Ostiraniern oder Baktrern angehört, lässt sich genugsam aus dem Zendawesta, der grösstentheils nur aus der Zendlebre besteht, beweisen, da alle, auch die verschiedensten Theile desselben wegen der sicb darin kund gebenden L'nbekanntschaft mit dem Westen, aber desto grösserer Bekannischart mit dem Osten, nur in Ost¬

iran abgefasst seyn können. Dass ein solches grosses Schisma , dessen Grund wohl die Nichlanerkennung der Tradition von einer gewissen Partei war, wie uns diesen Fall die Religionsgescbichte so häufig lehrt, wirklich Statt gefunden hat, ist hiernach historisch völlig begründet. Aber der Be¬

weis wird nocb dadurch verstärkt, dass der Zendawesta seihst ein solches Schisma kennt. Das Ahriman'sche Uebel, mit dem das schöne IVi^äi heim¬

gesucht wurde, war nach unserer Urkunde Unglauben. Bei Raghä wird

der Unglaube näher als ein Zweifel an dem Obersten , d. i. nach Ja;. 19.

an der geisligen Oberhoheit Zarathustra's über alle arische Völker beschrie¬

ben. Wenn man nun mil Kiepert Nijäi von Nishäpür weg, wo es bis jetzt immer gesucht wurde , in das Murgäh-Thal nördlich von Herat verlegt und gar in Raghä nicht Rei in Medien, sondern ein sonsl unbekanntes 'Payav in Parthien sieht, so muss man jenes Schisma ganz nach Ostirän setzen, was

gegen die Geschichle isl oder mehrere Schismas annehmen, was durch

niehls bewiesen werden kann. Zwist unler Bekennern eines Glaubens er¬

zeugt immer heftige Verfolgungen der schwachem Partei von Seiten der starkem und veranlasst die schwächere zur Auswanderung. So haben wir einen sehr gulen Erklärungsgrund der arischen Auswanderungen nach dem Westen. Die Anhänger der Tradition, die Zendiker, vcrfolglen die nur die reine Lehre Zaralbuslra's bekennenden Mager, die so genöthigt wurden weiter nacb dein Weslen zu ziehen. Fragen wir weiter nach den Kiepertseben Be¬

weisen für seine Verlegung Ni^äi's und Raghä's , so scheinen die Tür den

erstem Orl angeführten von einigem Gewicht zu seyn. Die Urkunde be¬

slimml die Lage Nijäi's durch die VVorle ,, zwischen .Mourü und Bakhdhi ", die allerdings nicbl auf das heulige Nishäpür in Kborasäo passen. Kieperl suchte desswegen unter den vielen Nisaea's der Alten eines, das der Angabe der Urkunde mehr entspräche und er war so glücklich, an der Gränze von Areia und-Margiana oder zwischen dem Hochlande von Herat und dem Tief¬

lande von .Merw eines zu entdecken. Aber auch auf dieses passl, näher besehen, die Ortsbestimmung der Urkunde ebenfalls nichl rechl. Bäkhdbi liegl viel zu weit östlich. Von Nishäpür behauptet K. , es sei ersl von dem Säsänidenkönige Sapor erbaut worden und habe voo ihm seioen Namen, dessen erster Tbeil das neupers. new neu, der zweite Shäpur enlhalle, so müssie das Ganze eigentlicb .Neu-Sapor bedeulen. Bei dieser Elymologie scheint aber Herr Kiepert zweierlei übersehen zu haben 1) dass new neu (Baktrisch uavä) nur zu nü nie aber zu ni werden kann , 2) dass Neu-Sapor als Name

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Haug , zur Erklärung des erslen Kapilels des Yendiddd. 529 einer Stadt geradezu sinnlos w'äre; cs müsste wenigstens eine der so häufigen iränischen Städlehezeichnungen häd oder gard angehängt seyn. Dass der zweite Theil von Nishäpür den Königsnamen Shäpür (Shahpuhr in den Pehlewi- inschriflen) enthält, will ich nicht läugnen; aber in dem ersten ni kann ich nur eine Verkürzung von Nifäi sehen ; dass jäi konnte um so leichter aus¬

fallen als der zweite Theil fast mit denselben Lauten beginnt und durch Elidirung eine Kakophonie vermieden wJrd ; denn Nijäshäpür würde schlecht ins Gehör fallen. So heissl der Name einfach „Niederlassung oder Colonie Sapor's" oder, da zur Zeit der Säsäniden ni^äja sicher seine appellative Bedeutung „Niederlassung" verloren hatte und ganz Eigenname geworden war, „das Ni^a Sapor's". Bei dieser Deutung bleibt aber immer die Annahme ührig, dass die neue Stadt von Shäpür an der Stelle oder in der Nähe eines allen Nija gegründet worden sey, und zum Unterschied von jenem den Na¬

men das Ni{äi Shäpür's erhallen habe. Nach dieser Auseinandersetzung finde ich keinen Grund, von meiner frühern Ansichl abzugehen, um so mebr, als der „Unglaube" in Nijäi ein westliches Land, wie Nishäpür erfordert. Wenn nun die Kieperlscbe Verlegung des Ni^a auch einigen Schein für sich hat, so isl dagegen die Versetzung des Raghä nach Parthien durchaus grundlos.

Das berühmteste Raghä im Altertbum war in Medien. Dass aucb den Ver¬

fassern desZendawesta Raghä als eine wichtige Stadt galt, geht aus der zweimaligen Erwähnung derselben (in der Urkunde und nach Jayna 19) und der Weise, wie dieses geschieht, deutlich hervor. Sie beissl thri-zaiilu „die drei Geschlechter oder Stämme in sich vereinigende", was auf keine unbe¬

deutende Sladt gehen kann , wie das von Ptolemäus erwähnte 'PayaXa oder

das 'Payav des Isidor gewesen seyn müssen , da sonst Niemand etwas

davon weiss. Abgesehen von jenem Prädikat weisst schon der Jayna 19

hervorgehobene religiöse Widerspruch , den die Bewohner Raghä's gegen die gesammle übrige iranische Well erhoben, indem sie den Zarathustra nicht als geistiges Oberhaupt aller Iranier anerkannten , auf eine sehr starke und bedeutende Sladt hin. Da nur das medische Raghä als eine mächtige und bedeutende Stadt berühmt war, so werden wir das Raghä unserer Ur¬

kunde wohl nur in dem jetzigen Räi bei Teheran zu suchen haben.

Was Kiepert S. 626 u, 631 f. gegen meine Verlegung des siebenten Landes, Khnenla-Vehrkäna vom kaspischen Meer, wo es wegen der jedem sich von selbst aufdrängenden Identität von Hyrcania und Vehrkäna bis jelzt immer gesucht wordeo ist, nach Kandähär vorbringt, ist nicbt stichhaltig. K. weiss nichts anzurühren , als Vehrkäna sey idenlisch mit Hyrcania und der Name Urghändäh, wie ich nach Riller's Vorgang schrieb, laute eigentlich Arghändäb und sei mit ^^a;i;<uTOc und Haraqaiti identisch. Aber er übersieht 1) ganz, die Bedeutung des Khnenla-vehrkänö-shajanem , das nur Khnenla , das Vehr- käna-Gehiet , d. i. Khneiita, worin Vehrkäna liegl, überselzl werden kann.

Uass in dieser Verbindung Khneiita das Land und Vehrkäna ein darin ge¬

legenes Gebiel oder eine Stadt bezeichne , beweist v. 7 Vaekereta Duzakö- shajanem deutlich, da wir wissen, dass Duzaka, Duzak, jelzt eine Sladt in Segestan, welcbes Land sicher Vaekereta isl, war. Er stützt sich auf den Ausdruck Gäu QughdhS - shajanem , Gäu das ^ughdhäland, d. h. Gau,, worin

^ughdhä liegt. Dass ^.ughdhä Name eines Landes ist, lässl sich nichl be-

Bd. XI. 34

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530 Baug , zur Erklärung des ersten Kapitels des Yindiddd.

zweifeln , aber wir wissen , dass es aucb Name einer Stadt war. Hyrcania dagegen kennen wir bis jetzt nur als Name eines Landes und das entspre¬

ebende neupersiscbe Gurgän auch als den eines Flusses östlich vom kaspi¬

schen Meer. 2) Widerspricht diese Annahme ganz der in der geographischen Anordnung unseres Verzeichnisses eingehaltenen Reihenfolge von Norden nach Süden, da wir von Hyrcania (9) einen gar zu weiten Sprung nach Arachosia, uls welches Land sich die lOte Landschaft Haraqaiti unzweifelhaft heraus¬

stellt, machen müssen. 3) KhneEta muss der ganzen grammatischen Fügung nach der eigentliche Name des 9teD Landes seyn. Da darin unschwer der erste Theil von Kandähär zu erkennen ist und dieses zu der von der Reihen¬

folge verlangten Nachbarschaft Arachosiens vortrelflich passt, so sehe ich keinen Grund von meiner Annahme abzugehen. Der Arghändäb mag immerhin aus Haraqaiti entstanden seyn, wobei indess das gh für q doch etwas auf¬

fallend ist, aber die Annahme, dass mehrere Flüsse, wie Haraqaiti, so auch Vehrkäna geheissen haben können, wird dadurch nicht ausgeschlossen.

Auf den Süden für Kbneüta weist auch noch der damit sicher verwandle Name Khnäthaiti (Tür beide lässt sich im Baktrischen keine gute Ableitung finden), den die Peri des Kandähär benachbarlen Se^stän trägt.

Das 8te Land L'rvä will K. S. 636 in den zwischen Gurgän und Sc^estän auf dem Rücken des Hochlandes sich ausdehnenden Ebenen des westlichen Parlbiens der Alten oder des jelzigen Khoräsän wiederfinden. Er weiss keinen andern Grund , als dass die Symmetrie es so verlange. Denn nach seiner vorgefassten Meinung kann, wenn das 7te Land als Se^'cstän und das 9te als Hyrcania genommen und so ein südlicher und nördlicher Gränzpunkt gewonnen ist, das 8te nur in der Milte zwischen beiden liegen, weil durch eine Verrückung desselben nach Osten oder Westen die eingebildete Sym¬

metrie eine bedenkliche Störung erlitte. Ich habe in l'rvä Käbül schoo dem Wortlaute nach erkannt und was K. dagegen vorbringt, entbehrt allen Grun¬

des. Er behauptet, Käbül sei das Kaspapyros oder Kaspatyros Herodot's schon dem Namen nacb (S. 637 f.) , ohne zu bedenken, dass aus diesen Worlen im NeupersLschen unmöglich Käbül hätte werden können. Die Laut¬

verbindung sp ist dem Iranischen so geläufig, dass sie nicht so ohne wei¬

teres spurlos verloren gehl; pura kann nie, am wenigsten am Wortende zu bül werden, sondern müsste pur, pul, hur, bul, oder eher per, pel, bei mit kurzem Vokal lauten. Der gegen meine etymologische Deutung von L'rvä als „Weite" vorgebrachte Grund, dass eine solche Bezeichnung auf das so enge Hochthal von Käbül gar nichl passe, wird einfach dadurcb widerlegt, dass jenes Wort im Iranischen die allgemeinere Bedeutung von Gegend, Feld annahm. Schon im Weda bezeichnet urvi (seil, dij) eine Gegend (s. meine Note zu Jajna 29, 6); büla^ ist im Neupersischen ein beständig bebautes Land, bül-^är ist „Zufluchtsort oder auch Schlachtfeld".

Gegen die Bedeutung Feld oder Aue, die zu dem Prädikat „weidereich"

so trefflich passl, wird K. vom geograpbischea Standpunkte doch nichts ein¬

zuwenden baben. Zäbül, ein ächt iranischer Name, muss hinsichtlich des bül jedenfalls auf gleiche Weise erklärt werden. Da K. wohl fühlt, dass das schöne Käbül in dem Länderverzeichnisse nicbt wohl fehlen könne, so will er es in dem so dunkeln dreizehnten Lande dakhra wieder flnden. Er

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Haug, zur Erklärung des erslen Kapilels des Vendidad. 531 wandert sich, dass ich auT die bei diesem Lande als ahrimänisches l'ebel erwähnte Todlcnverbrennung itein Gewichl lege, da diese Sille so deutlich auT die IN'ähe Indiens hinweise. Aber er bedenkt nicht, dass die älteste und gewöhnlichste Bestallungsarl bei dem Wedenvolk am obern Indus nicht das Verbrennen, sondern das Begraben war. Die meislen Todlenlieder im ersten Kapitel des lOten Buchs des Rigweda kennen nur das Begraben in der Erde.

Daneben scheint aber erst während der Einwanderung in Hindostan, aus welcher Epoche wohl alle Lieder des zehnlen Buchs stammen — sie sind entschieden später als die ersten 9 Bücher — nachdem sie längst aus der Nachbarschaft Ostiräns sich entfernt hatten, das Verbrennen aufgekommen zu seyn; Rigv. X, 16 kennt diese Sitte. Daher lässt sich für die Lage (Fakhra's in der Nähe des Indus aus der Sitte des Todlenverbrennens kein sicherer Schloss ziehen.

Das l4le Land Varena will K. trotz der deutlichen Spuren, die auf seine wahre Lage hinführen, mit Lassen in dem Fa-la-nu des chinesischen Pilgers Hiuen-lsang, das südlich von Käbül gelegen seyn soll, wieder finden. Zur Ve.'stärkung seiner Annahme führt er noch aus Plolemäus die Völkerschaft 'Eco^ixai im Südosten Arachosiens an, als ob darin ein einheimischer Landes¬

name Vara, wie schon Roth vermuthete, stecke. Aber er scheint zu über¬

sehen, dass jenem Worte lautlich nicht Vara, sondern Avärja oder Aväri entsprechen muss, wovon Varena ziemlich weit abliegt. In dem Fa-la-nu könnte wohl Varena stecken, aber ebenso gut auch ein Paranu oder Parana, so dass es, wenn nicht wirklich in indiscben Schriftstellern der Name Varana sich finden lässl, eigentlich nichts beweist. Die Stellen des Zendavesta da¬

gegen, in denen V'arena erwähnl isl, gehen nicht den geringsten Anhalts¬

punkt zur Begründung dieser Annahme, l'eherall, in unserer Urkunde sowohl, wie in den Jeschts (9, 1.3. 15, 23. 17, 33.) erscheint Varena als der Ge¬

burtsort des Helden Thraelaona, des Feredün der iränischen Sage im Shäh¬

nämeh, mit dem gewöhnlichen Prädikat cathru-gaosha v i e r w i n k e I i g. Diese constante Verbindung des Varena mit der Thraelaona-Sage , deren mythischer Hintergrund mit Sicherheit aus dem Weda nachgewiesen ist, sowie das Prä¬

dikat calhru-gaosha , das für ein indisches Land etwas sonderbar seyn würde, nnd der Name Varena selbst, der lautlich vollkommen identisch mit dem Wediscben Varuna = Oü^afög ist, lassen das vierzehnte Land mehr als ein mythisches, wie als ein wirkliches Land erscbeinen. Ursprünglich war es gewiss mythisch; aber da Mythen sich leicht der alten Anschauung in Ge¬

schichle verwandeln uud localisiren können, so wollen wir nicbl bestreiten, dass mit Varena auch ein wirkliches Land in Iran bezeichnel wordea ist.

Jene Heldenthat des Feredün nun, die Ermordung des Tyrannen Zobäk, des Azi dakäka des Zendawesta (Vftra oder ahir budhnja, Schlange der Tiefe, im

\Veda), wird von der Sage nach Taberistan an das Gebirge Demavend ver¬

legt. Wir können daher Varena als iadisches Land nur in Taberislan oder der Nähe suchen. Ein sicherer Fingerzeig, auf den ich zuerst aufmerk¬

sam gemacht habe , ist die häufige Erwähnung der Daeva von Varena za-

sammen mit den Daevas mäzanja oder Daevas des Landes Mäzana. Dass

hierunter das Taberislan so benachbarte Mäzenderän zu verstehen ist, unter¬

liegt gar keinem Zweifel, da die Namensidenlität nnd die Sage deutlich 34*

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532 TIatig , zur Erklärung der ersten Kapilels des Yendiddd.

penuft dafür spricht, l'mslände, die von Kiepert gar nicht beachtet worden sind. .Vläzenderän's alle Form muss mäzana-darana gelautet haben; darana oder darena, identisch mit dem Wedischen dharuna Grund, Roden, findel sich auch sonsl als zweiler Theil iräniscber IVamen , so im Namen des Berges l'shi-darana . der oft genug in den Jeschts erwähnt ist. Mäzenderän heissl demnacb .,Mä7ana-Grund oder Mäzana-Land". Ausser der wirklichen Namens¬

identität ist aber auch die Sage beachtenswerth. Das Shähnämeh, die reich¬

ste Quelle iränischer Sage, weiss ungemein viel von den Zauberkünsten der Divc von Mäzenderän zu erzählen. Dieser L'mstand ist um so wichtiger, als die Sagen des Shähnämeh sicb ganz an die wenigen Bruchstücke iräni- ,?cher Sage, die im Zendawesta enthalten sind, ansehliessen und sich nament¬

lich eine Menge Namen des Königsbuchs in den Jeschts wieder auffinden lassen. Was konnten nun die Daüva von Mäzana anders seyn, als die be- rüchtiglen Dive von Mäzenderän, um so mehr, als ihnen in der ältern, wie in der neuern Sage, eine gewisse Bedeutung zugeschrieben wird? Da nun die Sage jene Heldenthat Ferüdun's und somit Varena stets nach Taberistän in die Näbe .Mäzendcrän's verlegt, so haben wir allen Grund Varena in der

Nähe und nicht etwa im fernen Osten zu suchen, wozu K. auch, wenn

Mäzana mit Mäzenderän idenlisch ware (S. 640), geneigt ist. Ich habe Va¬

rena mit Ghilän hinsichtlich des Namens identißcirt, wogegen K. scheinbar gegründete Einsprache erhebt. Die zwei langen Vokale ! und ä sind ihm auffallend. Dass die Endung ana im Neupersischen zu än wird, beweist der Name Airjana = Irän. Ebenso finden sich Beispiele, dass are oder ere zu ir werde, wie verethraghna = neupers. firüz siegreich, üie altiränischen Namen werden ira Neupersischen überhaupt mannigfach verunstaltet , so dass die Herstellung der ursprünglicben Form, wenn sie nicht zufällig noch er¬

halten isl, nach den gewöhnlichen Lanigesetzen kaum möglich wäre So wird z. B. aus Taklimü üru||a im Shähnämeh Tahinürass, während sonst der lehcr¬

gang des p in Ih oder ss unerhört ist. Bei der Entslehung des Ghilän, das vielleichl andere lieber als Gairjana Berg land erklären möchten, aus Varena kommt auch der rauhe eigenthümliche Dialekt Ghilän's in Betracht, in dem das aus v entstehende g leicht zur Aspirate gh werden konnte.

Wenn nun nach dieser Auseinandersetzung Varena recht wohl mit Ghilän identisch seyn kann, so will ich nichl behaupten, dass unter dem Varena der Urkunde nothwendig das beulige Ghilän im Südosten des Kaspischrii Meers verstanden werden müsse. Aber so viel isl gewiss, dass das Varena des Zendawesta in der Nähe Mäzendcrän's und Taberislän's gesucht werden muss. Leicht möglich ist immerhin, dass Ghilän sich weiter nacb Südwesten ausgedehnt hat. Diejenigen, welche Varena südlich von Käbül setzen, be¬

denken nicht, dass dann nothwendig eine Rückwanderung der Iränier von

Indien nuch Baktrien angenommen werden mUsste, eine Annahme, die

scblechlerdings unzulä.ssig isl und mit dem wenigen , was wir aus dem Zendawesla Uber die ursprüngliche Heimath und Verbreitung der Iranier ent¬

nehmen können , in direktem Widerspruch slehl. Denn zn einer solchen Annahine ist man genöthigt, sohald man die Thraelaona-Sage vom Süden Käbül's nach Taberistän übertragen werden lässt. Wäre ein von Käbül süd¬

licb gelegenes Land die Heimalh der Fercdün-Sage , so mü.sslen wir doch

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Pelers, Psalmen in der Urgeslall. 533 aucb im Weda Spuren dieses Laades finde», üiess isl aber nicbl der Kall, sundcru in den allen Hymnen des Uik ist der Scbauplatz von Ti-ta's Heldeu- Ibaleu nur am Himmel. So fallt aller und jeder Gruud zu einer VersetzunK Varenu's in deu Süden von Käbül.

L'nler dem l6len Namen Ranbä will Kieperl eiuen wirklichen Slrom verstehen. Ich kann darin nur den Okeanos , oder eiuen fabelhaften Fluss, ähnlich dem Eridanus der griechischen .Mythe sehen. Diess folgt deutlich aus den meislen Stellen des Zendawesla, in denen die Hanhä erwähnt isl.

Die Kaühä isl lief und bat ferne L'fer, was weniger auf eiuen Fluss, als auf ein Meer passt (Jl. I5, 27.), in ihr lebt der ganz mythische Fisch Kara (Jl. 14, 29). Dass sie als sehr gross gedacht wurde, beweisen auch die Gegensätze, aodheshu (hier u. Jt. 12, 18) „an den Grenzen oder L'fern"

und jankc oder yanake „in der Tiefe oder im Grunde" (Jl, 10, 104. 12, 19).

Ihre Zusammenslellung mit vimaidhim arihäo zemö (Jt. 10, 104. 12, 18) „der Mitte oder dem Grund dieser Erde" zeigt noch klar, dass sie kein wirk¬

licher Slrom isl, sondern ebenso gut wie die 7 Karsbvare's dem Bereiche der mythischen Geographie angehört. Die von K. aus Jl. 5, 63. (Äbän-Jeshl) angeführte Stelle, wo der Held Nawäza zur Anähilä an dem Wasser Ranbä betet (vgl. noch 5, 62. 81.), beweist gar nichl, dass die Ranhä ein wirk¬

licher Fluss ist, da der Held ganz der .Mythe angehört. Das Land Qäpaithja, worunter K. gur Kapisa in Käbül verstehen »ill, isl zudem gar kein wirk¬

liches Land, sondern das Worl isl ein einfaches Adjecliv ,. mit eigenen Wegen" d. h. nach der Anschauune des Zendawesla „mit Wegen, die von selbsl enlslanden und nichl von Menschen gemacht sind" , man vgl. das davon abgeleitete qäpailhina Jt. Iii, 3. parallel mit qätacina von selbsl gehend oder fliessend, und qäpaitbjät schon in den Gäthä's (Jl. 31, 21.), «»

die Deutung als Ländername geradezu widersinnig ware. Das Land qäpailhjä ist ebensowohl mythisch , als die Raiihä. Im Weda ist der Name rasä zu allgemein , als dass er für die nähere Besliminung unserer Ranbä viel be weisen könnte.

Hiermit will ich meine ■Entgegnung sehliessen. Auf einige andere Funkte, wie über den Namen medisch und daj Zeilaller Zaralbuslra's, die Kieperl nur gelegentlich berührt, werde ieh hald anderswo zu sprechen kommen.

Heidelberg, Ostern 1857.

Fsaliiien in der DrgeslaK.

Von

Prof. Adoir Peter«.

Einleitung.

Inhalt und Form sind in jedem ächten Gedichte verwachsen , ibre Tren¬

nung verletzt nolhwendig die Seele des Gedichtes. Deshalb versuchte ich, eine kleine Reihe von Psalmen in der Crgeslall deutsch zu bilden, und da¬

durch die SlimiuuMg des Dichters, sein Grundpefühl iu grösserer Annäherung

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