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(1)Auf dem langen Transit zum Süd-Sandwich-Graben ANT-XIX-4

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Auf dem langen Transit zum Süd-Sandwich-Graben ANT-XIX-4; 4. Wochenbericht, 18. bis 24. März 2002

Der Montag Morgen findet uns auf dem langen Transit zum Süd-Sandwich- Graben. Statt der "angedrohten" Bft. 8, 9 und mehr erfreuen wir uns an Windstille und glatter See. Das hilft beim Mikroskopieren, ist zum Ausschlafen aber ebenso willkommen!

Nachzutragen vom späten Sonntag Abend wäre noch der erfolgreiche Versuch, den Kastengreifer modifiziert einzusetzen – warum bequem, wenn's auch anders geht! -. Ihn am Meeresboden nicht mehr zu schließen und die

großvolumige Sedimentprobe dennoch aus 4500 m Tiefe ungestört an Deck zu bringen. Von weiteren Versuchen dieser Art werden wir jedoch Abstand nehmen, da, bei allem Erfolg, das Auslösen an Deck mit erheblich mehr

Aufwand nachgeholt werden muss. Unsere blinden Pasagiere sind übrigens auch noch an Bord. Seit letzter Woche wird die Heckschleppe mal von einem, mal von mehreren Zügelpinguinen als Pausenraum und Wohnquartier benutzt; Kenner wissen wie das inzwischen ausssieht und duftet! Wenn das Agassiz-Trawl an Deck kommt und dafür die Absperrpforte geöffnet werden muss, ist dies Gelegenheit für die aufdringlichen Gäste, die völlige Eroberung des

Schiffes zu versuchen. Zur Zeit steht schon einer Wache auf dem Arbeitsdeck am Eingang zum Betriebsgang. Mal sehen, wann der erste in der Messe

auftaucht und ob er sich an die Kleiderordnung hält.

Zum mehr oder weniger aktuellen, d.h. inzwischen recht routinierten Wochengeschehen: Am Montag Nachmittag wird der 60. Breitengrad über dem südlichsten Teil des Süd-Sandwich-Grabens gequert und Fächerecholot HYDROSWEEP und Sedimentecholot PARASOUND zur Erkundung der nächsten

Beprobungsstationen eingeschaltet, um geeignete Positionen für eine weitere Stationsserie zwischen 1000 m und 4000 m Wassertiefe zu erkunden. Wir

merken rasch, die Struktur des Süd-Sandwich-Grabens ist viel komplizierter als erwartet, von Regelmäßigkeit – wie etwa während des ersten ANDEEP- Abschnitts im Süd-Shetland-Graben erlebt - keine Spur; und die Erkenntnis wächst, was wir hier ohne unsere modernen akustischen Systeme hätten

ausrichten können? Nichts!! Oder: Stochern im Heuhaufen! So können wir nach einem West-Ost-Profilschnitt über den Graben aber doch wenigstens drei geeignete Positionen für die Stationsarbeiten im weiteren Verlauf der Woche festlegen.

In der Nacht briest der Wind auf und so haben wir zum Stationsbeginn am Dienstag Morgen die seit einigen Tagen angekündigte Bft. 8. Der Wind nimmt im Laufe des Tages weiter zu und als in der Dunkelheit des späten Abends in einer sehr nassen und mühevollen Aktion das Agassiz-Trawl erfolgreich an Deck geholt wird und vor den achtern einsteigenden Wasser-massen endlich in Sicherheit gebracht worden ist, fällt schweren Herzens der Entschluss, die Forschungsarbeiten bis zur Wetterbesserung, die uns der Meteorologe für den nächsten Tag ankündigt, zunächst einzustellen. So geht es nach 12 Stunden und einer unruhigen Nacht auch wirklich nach dem Frühstück am Mittwoch

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Morgen weiter. Allerdings immer noch Starkwind mit einer strammen Bft. 7 und einer ordentlichen Dünung vom Tag zuvor. Die Arbeit an Deck insgesamt dennoch recht erfolgreich aber nass, kalt und mühsam.

Ganz anders dann der Donnerstag mit Sonnenschein und Fotowolken, Fernsicht über 70 Kilometer auf die vereisten Gipfelkegel der Vulkaninsel Montagu, die am westlichen Horizont über 1000 m steil und schroff aus dem Meer aufsteigen. In großen Mengen tummeln sich Zügelpinguine im Wasser, die zahlreichen Bewohner der umliegenden Inseln, die in Hundertergruppen laut schnatternd und kreischend über den ungewohnten Eindringling in ihre Welt das Schiff auf ihrer Jagd nach Futter umrunden.

Am Freitag, bei der Beprobung unserer flachsten Station – bei immerhin noch 2000 m Wassertiefe - machen wir eine andere Erfahrung mit den Eigenarten der Region. Das relativ grobkörnige, vorwiegend aus winzigen vulkanischen Bimsstückchen bestehende Sediment widersetzt sich hartnäckig unseren

Greifern, sodass wir mit Kastengreifer und Multicorer erst nach zahlreichen Wiederholungen ausreichend Material für die verschiedenen Projekte an Bord bekommen. Erfolgreicher ist dann schon das Agassiz-Trawl, dass zu

mitternächtlicher Stunde eine reiche Fauna, gut verpackt und erhalten

zwischen lauter kleinen Bimsstückchen (als natürlichem Styropor-Ersatz), an Bord bringt. Für manchen Freund des AGT wird das Frühstück eher zu einem Abendessen bevor er/sie erschöpft in die Koje sinkt.

Die Süd-Sandwich-Inseln bilden einen geologisch recht jungen – nur wenige Millionen Jahre alt - vulkanischen Inselbogen, der sich entlang 26 Grad westlicher Länge von Zavodovski Island im Norden bis nach Southern Thule Island im Süden über mehr als 1000 km von etwa 56 Grad südlicher Breite bis nach 60 Grad südlicher Breite hinzieht. Entdeckt wurde die Inselkette

übrigens von niemand Geringerem als Captain James Cook, der 1775 auf seiner Reise an Bord der HMS Resolution die Insel Southern Thule sichtete. Aus der Tiefsee-Ebene von mehr als 5000 m steigt ein massiver vulkanischer

Gebirgsrücken bis auf 2000 m Wassertiefe an. Dem Rücken sind als Gipfel die zum Teil auch heute noch aktiven Vulkane der Süd-Sandwich-Inselkette

aufgesetzt, die bis auf mehr als 1000 m über die Meeresoberfläche

aufsteigen. Von Schnee und Eis bedeckt, sind die weißen Vulkankegel von Weitem zu erkennen, wenn sie nicht - wie meistens – von dichten Wolken eingehüllt sind.

Der Samstag Morgen findet uns wieder auf Suchfahrt nach unserer letzten großen Probenstation. In der noch verbleibenden Zeit – am Montag Mittag müssen wir die Rückreise nach Punta Arenas antreten - soll eine Station im Süd-Sandwich-Graben, möglichst im Grabentiefsten gefahren werden. Nach kurzer Suchfahrt entscheiden wir uns für eine Wassertiefe von 6350 m. Das ist auch für POLARSTERN eine Herausforderung, die dadurch nicht geringer wird, dass mit Stationsbeginn der Wind wieder auffrischt und in der Nacht zum Sonntag mit 7 bis 8 Bft. die Stationsarbeit nahe an ihre Grenze bringt.

Der Erfolg dann auch geteilt, die MUC-Truppe jubelt, alles komplett; die GKG-Truppe erfährt das Gegenteil: garnichts! Am Sonntag Nachmittag um,

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17.00 Bordzeit sind dann 8.501 m Tiefseedraht ausgesteckt. Am Ende, auf dem Tiefseeboden der EpiBenthos-Schlitten, der in seiner Existenz noch nie so tief gearbeitet hat. Da er erst gegen Mitternacht wieder an Bord kommen wird, kann über Erfolg oder Misserfolg erst im nächsten, unserem letzten Wochenbrief berichtet werden.

Alle Fahrtteilnehmer an Bord sind auch weiterhin gesund und munter und lassen herzlich grüßen.

Im Namen aller Fahrtteilnehmer Dieter K. Fütterer

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