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„Recht auf Mehr!“

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(1)

Rede der stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Ingrid Sehrbrock

„Recht auf Mehr!“

Anlass:

gemeinsame Kundgebung DGB, Deutscher Frauenrat und SoVD zum Equal Pay Day 2013

21. März 2013

Brandenburger Tor

Es gilt das gesprochene Wort!

(2)

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Liebe MitstreiterInnen in Sachen Equal Pay,

Frauen haben ein “Recht auf Mehr!“ – und beim Equal Pay Day 2013 ist klar, um was es geht:

Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit!

Als stellvertretende DGB-Vorsitzende begrüße ich Sie ganz herzlich;

im Namen des Deutschen Frauenrates, des Sozialverbandes Deutschland und des Deutschen Gewerkschaftsbundes

zu unserer zentralen Kundgebung zum Equal Pay Day 2013.

Männer in Deutschland verdienen immer noch rund ein Viertel mehr als Frauen.

In kaum einem anderen Land der EU ist diese Entgeltlücke zwischen den Ge- schlechtern so groß wie in Deutschland.

Heute ist der 21. März! Fast drei Monate arbeiten Frauen länger, nur auf das gleiche Gehalt, den gleichen Lohn zu bekommen wie die Männer.

Heute wäre es soweit! Equal Pay Day!

Wir haben uns im Vergleich zu 2012 um genau ein Prozentpünktchen nach vorne bewegt, konkret von 23 auf 22 Prozent Entgeltdifferenz.

Ich weiß nicht, was Sie in den kommenden Jahren so vorhaben. Ich weiß nur ei- nes: das geht uns zu langsam!

Und wir wollen auch nicht, dass die junge Generation Frauen so lange warten muss!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe MitstreiterInnen in Sachen Entgeltgleichheit,

Eltern und Großeltern geben ihrem Nachwuchs immer den einen guten Rat, und der heißt:

Such dir einen Beruf, in dem du auch Geld verdienst!

Stellen wir uns vor, das Kind tut wie ihm geheißen:

es erlernt nach der Schule einen ordentlichen Beruf oder studiert mit Erfolg an

(3)

Vieles ist möglich, aber eines ist sicher:

Töchter werden, was immer sie als Beruf erlernen oder studieren, auf jeden Fall weniger im Portemonnaie haben als ihre männlichen Kollegen. Das gilt für eine Grafikerin ebenso wie für eine Konditorin. Und das, obwohl Backen z.B. nicht im Verdacht steht, eine ausschließlich von Männern gepflegte Leidenschaft zu sein.

Das gilt für die Architektin, die Chemielaborantin, die Gärtnerin und die Sportleh- rerin! Wir haben sie hier auftreten lassen! Das Problem ist nicht abstrakt, son- dern ganz konkret!

Die Entgeltlücke trifft die Ingenieurin und die Sportlehrerin gleichermaßen.

Oder anders gesagt:

Für dasselbe Jahresgehalt wie Männer müssen Frauen fast 3 Monate länger ar- beiten. Deshalb stehen wir heute hier.

Die Entgeltlücke von 22 % ist kein Ruhmesblatt.

Im Gegenteil. Sie ist für einen so starken Wirtschaftsstandort wie Deutschland nur peinlich. Und jeder neue Bericht, ob nun von Seiten der EU oder der OECD, macht diese Peinlichkeit noch weniger akzeptabel.

Welche Erklärungen gibt es für die 22%-Lücke:

Da heißt es immer wieder: Frauen verhandeln nicht gut, wenn es um Lohn und Gehalt geht.

Sicher, Frauen gehen eher davon aus, dass es verbindliche Vergütungsstan- dards und Tarifverträge gibt und nutzen mögliche Spielräume weniger.

Aber: Warum sprechen wir in Deutschland nicht über das, was wir verdienen?

Transparenz wäre ein wichtiger Schritt zu besseren Verhandlungspositionen.

Da beklagt man: Frauen arbeiten öfter in Teilzeit, noch dazu oft im Minijob, und unterbrechen ihre Berufstätigkeit länger.

Aber: Warum lassen sich denn berufliches Fortkommen und Familienaufgaben so schlecht miteinander vereinbaren? Warum wird immer weniger Arbeit in Voll- zeit, dafür umso mehr in unfreiwilliger Teilzeit angeboten?

Viele arbeiten nur im Minijob.Mit Lohnabschlägen auf ihre Stundenlöhne ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Dafür gibt es keine Rechtfertigung! Realität sind sie trotzdem.

Da wird immer wieder kritisiert, dass sich junge Frauen bei der Berufswahl auf traditionelle Berufe konzentrierten. Es stimmt: Sie werden mit Vorliebe Kaufrau im Einzelhandel, Verkäuferin, Bürokauffrau, medizinische Fachangestellte oder Friseurin und sollten – so sagt man – doch lieber Mechatronikerin werden oder Speditionskauffrau, weil das besser bezahlt wird.

(4)

Aber: Warum werden technische Berufe eigentlich besser bezahlt als Betreu- ungs- und Sorgeaufgaben? Ist der Dienst am Menschen weniger Wert als die Arbeit mit Technik?

Und: Auf Platz eins der Studienfächer, für die sich junge Frauen wie Männer ent- scheiden, liegt inzwischen BWL! Die „falsche“ Berufswahl ist also weder ein Ar- gument für die Entgeltlücke noch für die geringe Anzahl Frauen in führenden Po- sitionen der deutschen Wirtschaft.

Wir wollen nicht, dass auch die Töchter unserer Töchter ein Viertel weniger ver- dienen als unsere Söhne.

Freundliche Appelle an den guten Willen reichen nicht. Betriebe und Verwaltun- gen müssen ihre Eingruppierungspraxis systematisch und verbindlich überprü- fen. Und geschlechtergerecht gestalten. Dies kann nicht auf freiwilliger Basis passieren, es muss von einer unabhängigen Stelle kontrolliert werden.

Genau dafür brauchen wir gesetzliche Vorgaben.

Das heißt konkret:

- Die Leistungen von Frauen muss höher bewertet werden. Dass sich dies dann auch in Tarifverträgen niederschlägt, dafür tragen beide Tarifpartner die Verantwortung:

Arbeitgeber und Gewerkschaften.

- Gravierender sind die Unterschiede in den Betrieben und Verwaltungen: da- bei geht es um Eingruppierungen, Beurteilungen, Beförderungen oder Hö- hergruppierungen.

Mit Verfahren wie dem Entgeltgleichheits-Check können Unternehmen ihre Entgeltstrukturen und die Bewertung von Tätigkeiten analysieren.

Bis heute wird der Leiter einer Kfz-Werkstatt besser bezahlt als die Leiterin einer Großküche. Wieso eigentlich?

Das lässt sich mit dem EG-check feststellen. Und verändern!

Eines sage ich an die Adresse der Politik im Jahr der Bundestagswahl ganz deutlich:

die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern sind dort beson- ders groß, wo es keine Tarifverträge und keine Betriebsräte gibt. Gerade dort arbeiten viele Frauen. Sie stellen mehr als zwei Drittel unter den Niedrig- lohnbeschäftigten. Hier kann und muss der Gesetzgeber gegensteuern – mit

(5)

- Wir brauchen eine nachhaltige Reform der Minijobs. Kleine Arbeitsverhältnis- se müssen endlich neu geordnet werden. Teilzeitbeschäftigte, auch mit wenig Stunden, müssen Ansprüche für die Rente erwerben und Leistungen aus der Krankenversicherung. Jobs, mit denen die gute Arbeit weiter unter Druck ge- setzt wird und mit denen Frauen mit niedrigen und niedrigsten Löhnen abge- speist werden, braucht kein Mensch!

Wir brauchen eine soziale Absicherung für alle Beschäftigten ab der ersten Arbeitsstunde. Denn: 7 Millionen Minijobs verhindern, die Entgeltlücke zu schließen. Und machen im Alter arm.

- Und wir müssen die Möglichkeiten schaffen aus der Teilzeit wieder in Vollzeit zu wechseln oder in vollzeitnahe Teilzeit. Ein Aufstocken der Arbeitszeit nach der Teilzeit-Phase muss möglich und vor allem rechtlich verbindlich sein. Nur so erleichtern wir Frauen die Rückkehr in Vollzeit und Männern den Weg in eine mögliche Teilzeit und überwinden den erheblichen Gap in den Arbeits- zeiten zwischen den Geschlechtern. Dazu muss das Gesetz geändert wer- den.

Gesetzliche Normen, wie das Grundgesetz, das EU-Recht und auch das Allge- meine Gleichbehandlungsgesetz, machen ja klare Vorgaben.

Doch: Wo keine Klägerin, da kein Richter.

Die Mehrheit in diesem Land will die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen nicht länger dulden. Wir auch nicht!

Jahr für Jahr analysieren wir die Gründe dafür. Es bleiben die gleichen.

Wir brauchen endliche wirksame Instrumente – damit gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit gezahlt wird.

Denn Frauen haben: ein Recht auf Mehr!

(6)

Rede der stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Ingrid Sehrbrock

„Recht auf Mehr!“

Anlass:

gemeinsame Kundgebung DGB, Deutscher Frauenrat und SoVD zum Equal Pay Day 2013

21. März 2013

Brandenburger Tor

(7)

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Liebe MitstreiterInnen in Sachen Equal Pay,

Frauen haben ein “Recht auf Mehr!“ – und beim Equal Pay Day 2013 ist klar, um was es geht:

Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit!

Als stellvertretende DGB-Vorsitzende begrüße ich Sie ganz herzlich;

im Namen des Deutschen Frauenrates, des Sozialverbandes Deutschland und des Deutschen Gewerkschaftsbundes

zu unserer zentralen Kundgebung zum Equal Pay Day 2013.

Männer in Deutschland verdienen immer noch rund ein Viertel mehr als Frauen.

In kaum einem anderen Land der EU ist diese Entgeltlücke zwischen den Ge- schlechtern so groß wie in Deutschland.

Heute ist der 21. März! Fast drei Monate arbeiten Frauen länger, nur auf das gleiche Gehalt, den gleichen Lohn zu bekommen wie die Männer.

Heute wäre es soweit! Equal Pay Day!

Wir haben uns im Vergleich zu 2012 um genau ein Prozentpünktchen nach vorne bewegt, konkret von 23 auf 22 Prozent Entgeltdifferenz.

Ich weiß nicht, was Sie in den kommenden Jahren so vorhaben. Ich weiß nur ei- nes: das geht uns zu langsam!

Und wir wollen auch nicht, dass die junge Generation Frauen so lange warten muss!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe MitstreiterInnen in Sachen Entgeltgleichheit,

Eltern und Großeltern geben ihrem Nachwuchs immer den einen guten Rat, und der heißt:

Such dir einen Beruf, in dem du auch Geld verdienst!

Stellen wir uns vor, das Kind tut wie ihm geheißen:

es erlernt nach der Schule einen ordentlichen Beruf oder studiert mit Erfolg an einer Hochschule.

(8)

Vieles ist möglich, aber eines ist sicher:

Töchter werden, was immer sie als Beruf erlernen oder studieren, auf jeden Fall weniger im Portemonnaie haben als ihre männlichen Kollegen. Das gilt für eine Grafikerin ebenso wie für eine Konditorin. Und das, obwohl Backen z.B. nicht im Verdacht steht, eine ausschließlich von Männern gepflegte Leidenschaft zu sein.

Das gilt für die Architektin, die Chemielaborantin, die Gärtnerin und die Sportleh- rerin! Wir haben sie hier auftreten lassen! Das Problem ist nicht abstrakt, son- dern ganz konkret!

Die Entgeltlücke trifft die Ingenieurin und die Sportlehrerin gleichermaßen.

Oder anders gesagt:

Für dasselbe Jahresgehalt wie Männer müssen Frauen fast 3 Monate länger ar- beiten. Deshalb stehen wir heute hier.

Die Entgeltlücke von 22 % ist kein Ruhmesblatt.

Im Gegenteil. Sie ist für einen so starken Wirtschaftsstandort wie Deutschland nur peinlich. Und jeder neue Bericht, ob nun von Seiten der EU oder der OECD, macht diese Peinlichkeit noch weniger akzeptabel.

Welche Erklärungen gibt es für die 22%-Lücke:

Da heißt es immer wieder: Frauen verhandeln nicht gut, wenn es um Lohn und Gehalt geht.

Sicher, Frauen gehen eher davon aus, dass es verbindliche Vergütungsstan- dards und Tarifverträge gibt und nutzen mögliche Spielräume weniger.

Aber: Warum sprechen wir in Deutschland nicht über das, was wir verdienen?

Transparenz wäre ein wichtiger Schritt zu besseren Verhandlungspositionen.

Da beklagt man: Frauen arbeiten öfter in Teilzeit, noch dazu oft im Minijob, und unterbrechen ihre Berufstätigkeit länger.

Aber: Warum lassen sich denn berufliches Fortkommen und Familienaufgaben so schlecht miteinander vereinbaren? Warum wird immer weniger Arbeit in Voll- zeit, dafür umso mehr in unfreiwilliger Teilzeit angeboten?

Viele arbeiten nur im Minijob.Mit Lohnabschlägen auf ihre Stundenlöhne ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Dafür gibt es keine Rechtfertigung! Realität sind sie trotzdem.

Da wird immer wieder kritisiert, dass sich junge Frauen bei der Berufswahl auf traditionelle Berufe konzentrierten. Es stimmt: Sie werden mit Vorliebe Kaufrau im Einzelhandel, Verkäuferin, Bürokauffrau, medizinische Fachangestellte oder Friseurin und sollten – so sagt man – doch lieber Mechatronikerin werden oder Speditionskauffrau, weil das besser bezahlt wird.

(9)

Aber: Warum werden technische Berufe eigentlich besser bezahlt als Betreu- ungs- und Sorgeaufgaben? Ist der Dienst am Menschen weniger Wert als die Arbeit mit Technik?

Und: Auf Platz eins der Studienfächer, für die sich junge Frauen wie Männer ent- scheiden, liegt inzwischen BWL! Die „falsche“ Berufswahl ist also weder ein Ar- gument für die Entgeltlücke noch für die geringe Anzahl Frauen in führenden Po- sitionen der deutschen Wirtschaft.

Wir wollen nicht, dass auch die Töchter unserer Töchter ein Viertel weniger ver- dienen als unsere Söhne.

Freundliche Appelle an den guten Willen reichen nicht. Betriebe und Verwaltun- gen müssen ihre Eingruppierungspraxis systematisch und verbindlich überprü- fen. Und geschlechtergerecht gestalten. Dies kann nicht auf freiwilliger Basis passieren, es muss von einer unabhängigen Stelle kontrolliert werden.

Genau dafür brauchen wir gesetzliche Vorgaben.

Das heißt konkret:

- Die Leistungen von Frauen muss höher bewertet werden. Dass sich dies dann auch in Tarifverträgen niederschlägt, dafür tragen beide Tarifpartner die Verantwortung:

Arbeitgeber und Gewerkschaften.

- Gravierender sind die Unterschiede in den Betrieben und Verwaltungen: da- bei geht es um Eingruppierungen, Beurteilungen, Beförderungen oder Hö- hergruppierungen.

Mit Verfahren wie dem Entgeltgleichheits-Check können Unternehmen ihre Entgeltstrukturen und die Bewertung von Tätigkeiten analysieren.

Bis heute wird der Leiter einer Kfz-Werkstatt besser bezahlt als die Leiterin einer Großküche. Wieso eigentlich?

Das lässt sich mit dem EG-check feststellen. Und verändern!

Eines sage ich an die Adresse der Politik im Jahr der Bundestagswahl ganz deutlich:

die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern sind dort beson- ders groß, wo es keine Tarifverträge und keine Betriebsräte gibt. Gerade dort arbeiten viele Frauen. Sie stellen mehr als zwei Drittel unter den Niedrig- lohnbeschäftigten. Hier kann und muss der Gesetzgeber gegensteuern – mit einem flächendeckenden, gesetzlichen Mindestlohn als wirksamem Schutz gegen grassierende Dumpinglöhne.

(10)

- Wir brauchen eine nachhaltige Reform der Minijobs. Kleine Arbeitsverhältnis- se müssen endlich neu geordnet werden. Teilzeitbeschäftigte, auch mit wenig Stunden, müssen Ansprüche für die Rente erwerben und Leistungen aus der Krankenversicherung. Jobs, mit denen die gute Arbeit weiter unter Druck ge- setzt wird und mit denen Frauen mit niedrigen und niedrigsten Löhnen abge- speist werden, braucht kein Mensch!

Wir brauchen eine soziale Absicherung für alle Beschäftigten ab der ersten Arbeitsstunde. Denn: 7 Millionen Minijobs verhindern, die Entgeltlücke zu schließen. Und machen im Alter arm.

- Und wir müssen die Möglichkeiten schaffen aus der Teilzeit wieder in Vollzeit zu wechseln oder in vollzeitnahe Teilzeit. Ein Aufstocken der Arbeitszeit nach der Teilzeit-Phase muss möglich und vor allem rechtlich verbindlich sein. Nur so erleichtern wir Frauen die Rückkehr in Vollzeit und Männern den Weg in eine mögliche Teilzeit und überwinden den erheblichen Gap in den Arbeits- zeiten zwischen den Geschlechtern. Dazu muss das Gesetz geändert wer- den.

Gesetzliche Normen, wie das Grundgesetz, das EU-Recht und auch das Allge- meine Gleichbehandlungsgesetz, machen ja klare Vorgaben.

Doch: Wo keine Klägerin, da kein Richter.

Die Mehrheit in diesem Land will die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen nicht länger dulden. Wir auch nicht!

Jahr für Jahr analysieren wir die Gründe dafür. Es bleiben die gleichen.

Wir brauchen endliche wirksame Instrumente – damit gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit gezahlt wird.

Denn Frauen haben: ein Recht auf Mehr!

(11)

Rede der stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Ingrid Sehrbrock

„Recht auf Mehr!“

Anlass:

gemeinsame Kundgebung DGB, Deutscher Frauenrat und SoVD zum Equal Pay Day 2013

21. März 2013

Brandenburger Tor

Es gilt das gesprochene Wort!

(12)

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Liebe MitstreiterInnen in Sachen Equal Pay,

Frauen haben ein “Recht auf Mehr!“ – und beim Equal Pay Day 2013 ist klar, um was es geht:

Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit!

Als stellvertretende DGB-Vorsitzende begrüße ich Sie ganz herzlich;

im Namen des Deutschen Frauenrates, des Sozialverbandes Deutschland und des Deutschen Gewerkschaftsbundes

zu unserer zentralen Kundgebung zum Equal Pay Day 2013.

Männer in Deutschland verdienen immer noch rund ein Viertel mehr als Frauen.

In kaum einem anderen Land der EU ist diese Entgeltlücke zwischen den Ge- schlechtern so groß wie in Deutschland.

Heute ist der 21. März! Fast drei Monate arbeiten Frauen länger, nur auf das gleiche Gehalt, den gleichen Lohn zu bekommen wie die Männer.

Heute wäre es soweit! Equal Pay Day!

Wir haben uns im Vergleich zu 2012 um genau ein Prozentpünktchen nach vorne bewegt, konkret von 23 auf 22 Prozent Entgeltdifferenz.

Ich weiß nicht, was Sie in den kommenden Jahren so vorhaben. Ich weiß nur ei- nes: das geht uns zu langsam!

Und wir wollen auch nicht, dass die junge Generation Frauen so lange warten muss!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe MitstreiterInnen in Sachen Entgeltgleichheit,

Eltern und Großeltern geben ihrem Nachwuchs immer den einen guten Rat, und der heißt:

Such dir einen Beruf, in dem du auch Geld verdienst!

Stellen wir uns vor, das Kind tut wie ihm geheißen:

es erlernt nach der Schule einen ordentlichen Beruf oder studiert mit Erfolg an

(13)

Vieles ist möglich, aber eines ist sicher:

Töchter werden, was immer sie als Beruf erlernen oder studieren, auf jeden Fall weniger im Portemonnaie haben als ihre männlichen Kollegen. Das gilt für eine Grafikerin ebenso wie für eine Konditorin. Und das, obwohl Backen z.B. nicht im Verdacht steht, eine ausschließlich von Männern gepflegte Leidenschaft zu sein.

Das gilt für die Architektin, die Chemielaborantin, die Gärtnerin und die Sportleh- rerin! Wir haben sie hier auftreten lassen! Das Problem ist nicht abstrakt, son- dern ganz konkret!

Die Entgeltlücke trifft die Ingenieurin und die Sportlehrerin gleichermaßen.

Oder anders gesagt:

Für dasselbe Jahresgehalt wie Männer müssen Frauen fast 3 Monate länger ar- beiten. Deshalb stehen wir heute hier.

Die Entgeltlücke von 22 % ist kein Ruhmesblatt.

Im Gegenteil. Sie ist für einen so starken Wirtschaftsstandort wie Deutschland nur peinlich. Und jeder neue Bericht, ob nun von Seiten der EU oder der OECD, macht diese Peinlichkeit noch weniger akzeptabel.

Welche Erklärungen gibt es für die 22%-Lücke:

Da heißt es immer wieder: Frauen verhandeln nicht gut, wenn es um Lohn und Gehalt geht.

Sicher, Frauen gehen eher davon aus, dass es verbindliche Vergütungsstan- dards und Tarifverträge gibt und nutzen mögliche Spielräume weniger.

Aber: Warum sprechen wir in Deutschland nicht über das, was wir verdienen?

Transparenz wäre ein wichtiger Schritt zu besseren Verhandlungspositionen.

Da beklagt man: Frauen arbeiten öfter in Teilzeit, noch dazu oft im Minijob, und unterbrechen ihre Berufstätigkeit länger.

Aber: Warum lassen sich denn berufliches Fortkommen und Familienaufgaben so schlecht miteinander vereinbaren? Warum wird immer weniger Arbeit in Voll- zeit, dafür umso mehr in unfreiwilliger Teilzeit angeboten?

Viele arbeiten nur im Minijob.Mit Lohnabschlägen auf ihre Stundenlöhne ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Dafür gibt es keine Rechtfertigung! Realität sind sie trotzdem.

Da wird immer wieder kritisiert, dass sich junge Frauen bei der Berufswahl auf traditionelle Berufe konzentrierten. Es stimmt: Sie werden mit Vorliebe Kaufrau im Einzelhandel, Verkäuferin, Bürokauffrau, medizinische Fachangestellte oder Friseurin und sollten – so sagt man – doch lieber Mechatronikerin werden oder Speditionskauffrau, weil das besser bezahlt wird.

(14)

Aber: Warum werden technische Berufe eigentlich besser bezahlt als Betreu- ungs- und Sorgeaufgaben? Ist der Dienst am Menschen weniger Wert als die Arbeit mit Technik?

Und: Auf Platz eins der Studienfächer, für die sich junge Frauen wie Männer ent- scheiden, liegt inzwischen BWL! Die „falsche“ Berufswahl ist also weder ein Ar- gument für die Entgeltlücke noch für die geringe Anzahl Frauen in führenden Po- sitionen der deutschen Wirtschaft.

Wir wollen nicht, dass auch die Töchter unserer Töchter ein Viertel weniger ver- dienen als unsere Söhne.

Freundliche Appelle an den guten Willen reichen nicht. Betriebe und Verwaltun- gen müssen ihre Eingruppierungspraxis systematisch und verbindlich überprü- fen. Und geschlechtergerecht gestalten. Dies kann nicht auf freiwilliger Basis passieren, es muss von einer unabhängigen Stelle kontrolliert werden.

Genau dafür brauchen wir gesetzliche Vorgaben.

Das heißt konkret:

- Die Leistungen von Frauen muss höher bewertet werden. Dass sich dies dann auch in Tarifverträgen niederschlägt, dafür tragen beide Tarifpartner die Verantwortung:

Arbeitgeber und Gewerkschaften.

- Gravierender sind die Unterschiede in den Betrieben und Verwaltungen: da- bei geht es um Eingruppierungen, Beurteilungen, Beförderungen oder Hö- hergruppierungen.

Mit Verfahren wie dem Entgeltgleichheits-Check können Unternehmen ihre Entgeltstrukturen und die Bewertung von Tätigkeiten analysieren.

Bis heute wird der Leiter einer Kfz-Werkstatt besser bezahlt als die Leiterin einer Großküche. Wieso eigentlich?

Das lässt sich mit dem EG-check feststellen. Und verändern!

Eines sage ich an die Adresse der Politik im Jahr der Bundestagswahl ganz deutlich:

die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern sind dort beson- ders groß, wo es keine Tarifverträge und keine Betriebsräte gibt. Gerade dort arbeiten viele Frauen. Sie stellen mehr als zwei Drittel unter den Niedrig- lohnbeschäftigten. Hier kann und muss der Gesetzgeber gegensteuern – mit

(15)

- Wir brauchen eine nachhaltige Reform der Minijobs. Kleine Arbeitsverhältnis- se müssen endlich neu geordnet werden. Teilzeitbeschäftigte, auch mit wenig Stunden, müssen Ansprüche für die Rente erwerben und Leistungen aus der Krankenversicherung. Jobs, mit denen die gute Arbeit weiter unter Druck ge- setzt wird und mit denen Frauen mit niedrigen und niedrigsten Löhnen abge- speist werden, braucht kein Mensch!

Wir brauchen eine soziale Absicherung für alle Beschäftigten ab der ersten Arbeitsstunde. Denn: 7 Millionen Minijobs verhindern, die Entgeltlücke zu schließen. Und machen im Alter arm.

- Und wir müssen die Möglichkeiten schaffen aus der Teilzeit wieder in Vollzeit zu wechseln oder in vollzeitnahe Teilzeit. Ein Aufstocken der Arbeitszeit nach der Teilzeit-Phase muss möglich und vor allem rechtlich verbindlich sein. Nur so erleichtern wir Frauen die Rückkehr in Vollzeit und Männern den Weg in eine mögliche Teilzeit und überwinden den erheblichen Gap in den Arbeits- zeiten zwischen den Geschlechtern. Dazu muss das Gesetz geändert wer- den.

Gesetzliche Normen, wie das Grundgesetz, das EU-Recht und auch das Allge- meine Gleichbehandlungsgesetz, machen ja klare Vorgaben.

Doch: Wo keine Klägerin, da kein Richter.

Die Mehrheit in diesem Land will die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen nicht länger dulden. Wir auch nicht!

Jahr für Jahr analysieren wir die Gründe dafür. Es bleiben die gleichen.

Wir brauchen endliche wirksame Instrumente – damit gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit gezahlt wird.

Denn Frauen haben: ein Recht auf Mehr!

(16)

Rede der stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Ingrid Sehrbrock

„Recht auf Mehr!“

Anlass:

gemeinsame Kundgebung DGB, Deutscher Frauenrat und SoVD zum Equal Pay Day 2013

21. März 2013

Brandenburger Tor

(17)

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Liebe MitstreiterInnen in Sachen Equal Pay,

Frauen haben ein “Recht auf Mehr!“ – und beim Equal Pay Day 2013 ist klar, um was es geht:

Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit!

Als stellvertretende DGB-Vorsitzende begrüße ich Sie ganz herzlich;

im Namen des Deutschen Frauenrates, des Sozialverbandes Deutschland und des Deutschen Gewerkschaftsbundes

zu unserer zentralen Kundgebung zum Equal Pay Day 2013.

Männer in Deutschland verdienen immer noch rund ein Viertel mehr als Frauen.

In kaum einem anderen Land der EU ist diese Entgeltlücke zwischen den Ge- schlechtern so groß wie in Deutschland.

Heute ist der 21. März! Fast drei Monate arbeiten Frauen länger, nur auf das gleiche Gehalt, den gleichen Lohn zu bekommen wie die Männer.

Heute wäre es soweit! Equal Pay Day!

Wir haben uns im Vergleich zu 2012 um genau ein Prozentpünktchen nach vorne bewegt, konkret von 23 auf 22 Prozent Entgeltdifferenz.

Ich weiß nicht, was Sie in den kommenden Jahren so vorhaben. Ich weiß nur ei- nes: das geht uns zu langsam!

Und wir wollen auch nicht, dass die junge Generation Frauen so lange warten muss!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe MitstreiterInnen in Sachen Entgeltgleichheit,

Eltern und Großeltern geben ihrem Nachwuchs immer den einen guten Rat, und der heißt:

Such dir einen Beruf, in dem du auch Geld verdienst!

Stellen wir uns vor, das Kind tut wie ihm geheißen:

es erlernt nach der Schule einen ordentlichen Beruf oder studiert mit Erfolg an einer Hochschule.

(18)

Vieles ist möglich, aber eines ist sicher:

Töchter werden, was immer sie als Beruf erlernen oder studieren, auf jeden Fall weniger im Portemonnaie haben als ihre männlichen Kollegen. Das gilt für eine Grafikerin ebenso wie für eine Konditorin. Und das, obwohl Backen z.B. nicht im Verdacht steht, eine ausschließlich von Männern gepflegte Leidenschaft zu sein.

Das gilt für die Architektin, die Chemielaborantin, die Gärtnerin und die Sportleh- rerin! Wir haben sie hier auftreten lassen! Das Problem ist nicht abstrakt, son- dern ganz konkret!

Die Entgeltlücke trifft die Ingenieurin und die Sportlehrerin gleichermaßen.

Oder anders gesagt:

Für dasselbe Jahresgehalt wie Männer müssen Frauen fast 3 Monate länger ar- beiten. Deshalb stehen wir heute hier.

Die Entgeltlücke von 22 % ist kein Ruhmesblatt.

Im Gegenteil. Sie ist für einen so starken Wirtschaftsstandort wie Deutschland nur peinlich. Und jeder neue Bericht, ob nun von Seiten der EU oder der OECD, macht diese Peinlichkeit noch weniger akzeptabel.

Welche Erklärungen gibt es für die 22%-Lücke:

Da heißt es immer wieder: Frauen verhandeln nicht gut, wenn es um Lohn und Gehalt geht.

Sicher, Frauen gehen eher davon aus, dass es verbindliche Vergütungsstan- dards und Tarifverträge gibt und nutzen mögliche Spielräume weniger.

Aber: Warum sprechen wir in Deutschland nicht über das, was wir verdienen?

Transparenz wäre ein wichtiger Schritt zu besseren Verhandlungspositionen.

Da beklagt man: Frauen arbeiten öfter in Teilzeit, noch dazu oft im Minijob, und unterbrechen ihre Berufstätigkeit länger.

Aber: Warum lassen sich denn berufliches Fortkommen und Familienaufgaben so schlecht miteinander vereinbaren? Warum wird immer weniger Arbeit in Voll- zeit, dafür umso mehr in unfreiwilliger Teilzeit angeboten?

Viele arbeiten nur im Minijob.Mit Lohnabschlägen auf ihre Stundenlöhne ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Dafür gibt es keine Rechtfertigung! Realität sind sie trotzdem.

Da wird immer wieder kritisiert, dass sich junge Frauen bei der Berufswahl auf traditionelle Berufe konzentrierten. Es stimmt: Sie werden mit Vorliebe Kaufrau im Einzelhandel, Verkäuferin, Bürokauffrau, medizinische Fachangestellte oder Friseurin und sollten – so sagt man – doch lieber Mechatronikerin werden oder Speditionskauffrau, weil das besser bezahlt wird.

(19)

Aber: Warum werden technische Berufe eigentlich besser bezahlt als Betreu- ungs- und Sorgeaufgaben? Ist der Dienst am Menschen weniger Wert als die Arbeit mit Technik?

Und: Auf Platz eins der Studienfächer, für die sich junge Frauen wie Männer ent- scheiden, liegt inzwischen BWL! Die „falsche“ Berufswahl ist also weder ein Ar- gument für die Entgeltlücke noch für die geringe Anzahl Frauen in führenden Po- sitionen der deutschen Wirtschaft.

Wir wollen nicht, dass auch die Töchter unserer Töchter ein Viertel weniger ver- dienen als unsere Söhne.

Freundliche Appelle an den guten Willen reichen nicht. Betriebe und Verwaltun- gen müssen ihre Eingruppierungspraxis systematisch und verbindlich überprü- fen. Und geschlechtergerecht gestalten. Dies kann nicht auf freiwilliger Basis passieren, es muss von einer unabhängigen Stelle kontrolliert werden.

Genau dafür brauchen wir gesetzliche Vorgaben.

Das heißt konkret:

- Die Leistungen von Frauen muss höher bewertet werden. Dass sich dies dann auch in Tarifverträgen niederschlägt, dafür tragen beide Tarifpartner die Verantwortung:

Arbeitgeber und Gewerkschaften.

- Gravierender sind die Unterschiede in den Betrieben und Verwaltungen: da- bei geht es um Eingruppierungen, Beurteilungen, Beförderungen oder Hö- hergruppierungen.

Mit Verfahren wie dem Entgeltgleichheits-Check können Unternehmen ihre Entgeltstrukturen und die Bewertung von Tätigkeiten analysieren.

Bis heute wird der Leiter einer Kfz-Werkstatt besser bezahlt als die Leiterin einer Großküche. Wieso eigentlich?

Das lässt sich mit dem EG-check feststellen. Und verändern!

Eines sage ich an die Adresse der Politik im Jahr der Bundestagswahl ganz deutlich:

die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern sind dort beson- ders groß, wo es keine Tarifverträge und keine Betriebsräte gibt. Gerade dort arbeiten viele Frauen. Sie stellen mehr als zwei Drittel unter den Niedrig- lohnbeschäftigten. Hier kann und muss der Gesetzgeber gegensteuern – mit einem flächendeckenden, gesetzlichen Mindestlohn als wirksamem Schutz gegen grassierende Dumpinglöhne.

(20)

- Wir brauchen eine nachhaltige Reform der Minijobs. Kleine Arbeitsverhältnis- se müssen endlich neu geordnet werden. Teilzeitbeschäftigte, auch mit wenig Stunden, müssen Ansprüche für die Rente erwerben und Leistungen aus der Krankenversicherung. Jobs, mit denen die gute Arbeit weiter unter Druck ge- setzt wird und mit denen Frauen mit niedrigen und niedrigsten Löhnen abge- speist werden, braucht kein Mensch!

Wir brauchen eine soziale Absicherung für alle Beschäftigten ab der ersten Arbeitsstunde. Denn: 7 Millionen Minijobs verhindern, die Entgeltlücke zu schließen. Und machen im Alter arm.

- Und wir müssen die Möglichkeiten schaffen aus der Teilzeit wieder in Vollzeit zu wechseln oder in vollzeitnahe Teilzeit. Ein Aufstocken der Arbeitszeit nach der Teilzeit-Phase muss möglich und vor allem rechtlich verbindlich sein. Nur so erleichtern wir Frauen die Rückkehr in Vollzeit und Männern den Weg in eine mögliche Teilzeit und überwinden den erheblichen Gap in den Arbeits- zeiten zwischen den Geschlechtern. Dazu muss das Gesetz geändert wer- den.

Gesetzliche Normen, wie das Grundgesetz, das EU-Recht und auch das Allge- meine Gleichbehandlungsgesetz, machen ja klare Vorgaben.

Doch: Wo keine Klägerin, da kein Richter.

Die Mehrheit in diesem Land will die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen nicht länger dulden. Wir auch nicht!

Jahr für Jahr analysieren wir die Gründe dafür. Es bleiben die gleichen.

Wir brauchen endliche wirksame Instrumente – damit gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit gezahlt wird.

Denn Frauen haben: ein Recht auf Mehr!

(21)

Rede der stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Ingrid Sehrbrock

„Recht auf Mehr!“

Anlass:

gemeinsame Kundgebung DGB, Deutscher Frauenrat und SoVD zum Equal Pay Day 2013

21. März 2013

Brandenburger Tor

Es gilt das gesprochene Wort!

(22)

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Liebe MitstreiterInnen in Sachen Equal Pay,

Frauen haben ein “Recht auf Mehr!“ – und beim Equal Pay Day 2013 ist klar, um was es geht:

Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit!

Als stellvertretende DGB-Vorsitzende begrüße ich Sie ganz herzlich;

im Namen des Deutschen Frauenrates, des Sozialverbandes Deutschland und des Deutschen Gewerkschaftsbundes

zu unserer zentralen Kundgebung zum Equal Pay Day 2013.

Männer in Deutschland verdienen immer noch rund ein Viertel mehr als Frauen.

In kaum einem anderen Land der EU ist diese Entgeltlücke zwischen den Ge- schlechtern so groß wie in Deutschland.

Heute ist der 21. März! Fast drei Monate arbeiten Frauen länger, nur auf das gleiche Gehalt, den gleichen Lohn zu bekommen wie die Männer.

Heute wäre es soweit! Equal Pay Day!

Wir haben uns im Vergleich zu 2012 um genau ein Prozentpünktchen nach vorne bewegt, konkret von 23 auf 22 Prozent Entgeltdifferenz.

Ich weiß nicht, was Sie in den kommenden Jahren so vorhaben. Ich weiß nur ei- nes: das geht uns zu langsam!

Und wir wollen auch nicht, dass die junge Generation Frauen so lange warten muss!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe MitstreiterInnen in Sachen Entgeltgleichheit,

Eltern und Großeltern geben ihrem Nachwuchs immer den einen guten Rat, und der heißt:

Such dir einen Beruf, in dem du auch Geld verdienst!

Stellen wir uns vor, das Kind tut wie ihm geheißen:

es erlernt nach der Schule einen ordentlichen Beruf oder studiert mit Erfolg an

(23)

Vieles ist möglich, aber eines ist sicher:

Töchter werden, was immer sie als Beruf erlernen oder studieren, auf jeden Fall weniger im Portemonnaie haben als ihre männlichen Kollegen. Das gilt für eine Grafikerin ebenso wie für eine Konditorin. Und das, obwohl Backen z.B. nicht im Verdacht steht, eine ausschließlich von Männern gepflegte Leidenschaft zu sein.

Das gilt für die Architektin, die Chemielaborantin, die Gärtnerin und die Sportleh- rerin! Wir haben sie hier auftreten lassen! Das Problem ist nicht abstrakt, son- dern ganz konkret!

Die Entgeltlücke trifft die Ingenieurin und die Sportlehrerin gleichermaßen.

Oder anders gesagt:

Für dasselbe Jahresgehalt wie Männer müssen Frauen fast 3 Monate länger ar- beiten. Deshalb stehen wir heute hier.

Die Entgeltlücke von 22 % ist kein Ruhmesblatt.

Im Gegenteil. Sie ist für einen so starken Wirtschaftsstandort wie Deutschland nur peinlich. Und jeder neue Bericht, ob nun von Seiten der EU oder der OECD, macht diese Peinlichkeit noch weniger akzeptabel.

Welche Erklärungen gibt es für die 22%-Lücke:

Da heißt es immer wieder: Frauen verhandeln nicht gut, wenn es um Lohn und Gehalt geht.

Sicher, Frauen gehen eher davon aus, dass es verbindliche Vergütungsstan- dards und Tarifverträge gibt und nutzen mögliche Spielräume weniger.

Aber: Warum sprechen wir in Deutschland nicht über das, was wir verdienen?

Transparenz wäre ein wichtiger Schritt zu besseren Verhandlungspositionen.

Da beklagt man: Frauen arbeiten öfter in Teilzeit, noch dazu oft im Minijob, und unterbrechen ihre Berufstätigkeit länger.

Aber: Warum lassen sich denn berufliches Fortkommen und Familienaufgaben so schlecht miteinander vereinbaren? Warum wird immer weniger Arbeit in Voll- zeit, dafür umso mehr in unfreiwilliger Teilzeit angeboten?

Viele arbeiten nur im Minijob.Mit Lohnabschlägen auf ihre Stundenlöhne ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Dafür gibt es keine Rechtfertigung! Realität sind sie trotzdem.

Da wird immer wieder kritisiert, dass sich junge Frauen bei der Berufswahl auf traditionelle Berufe konzentrierten. Es stimmt: Sie werden mit Vorliebe Kaufrau im Einzelhandel, Verkäuferin, Bürokauffrau, medizinische Fachangestellte oder Friseurin und sollten – so sagt man – doch lieber Mechatronikerin werden oder Speditionskauffrau, weil das besser bezahlt wird.

(24)

Aber: Warum werden technische Berufe eigentlich besser bezahlt als Betreu- ungs- und Sorgeaufgaben? Ist der Dienst am Menschen weniger Wert als die Arbeit mit Technik?

Und: Auf Platz eins der Studienfächer, für die sich junge Frauen wie Männer ent- scheiden, liegt inzwischen BWL! Die „falsche“ Berufswahl ist also weder ein Ar- gument für die Entgeltlücke noch für die geringe Anzahl Frauen in führenden Po- sitionen der deutschen Wirtschaft.

Wir wollen nicht, dass auch die Töchter unserer Töchter ein Viertel weniger ver- dienen als unsere Söhne.

Freundliche Appelle an den guten Willen reichen nicht. Betriebe und Verwaltun- gen müssen ihre Eingruppierungspraxis systematisch und verbindlich überprü- fen. Und geschlechtergerecht gestalten. Dies kann nicht auf freiwilliger Basis passieren, es muss von einer unabhängigen Stelle kontrolliert werden.

Genau dafür brauchen wir gesetzliche Vorgaben.

Das heißt konkret:

- Die Leistungen von Frauen muss höher bewertet werden. Dass sich dies dann auch in Tarifverträgen niederschlägt, dafür tragen beide Tarifpartner die Verantwortung:

Arbeitgeber und Gewerkschaften.

- Gravierender sind die Unterschiede in den Betrieben und Verwaltungen: da- bei geht es um Eingruppierungen, Beurteilungen, Beförderungen oder Hö- hergruppierungen.

Mit Verfahren wie dem Entgeltgleichheits-Check können Unternehmen ihre Entgeltstrukturen und die Bewertung von Tätigkeiten analysieren.

Bis heute wird der Leiter einer Kfz-Werkstatt besser bezahlt als die Leiterin einer Großküche. Wieso eigentlich?

Das lässt sich mit dem EG-check feststellen. Und verändern!

Eines sage ich an die Adresse der Politik im Jahr der Bundestagswahl ganz deutlich:

die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern sind dort beson- ders groß, wo es keine Tarifverträge und keine Betriebsräte gibt. Gerade dort arbeiten viele Frauen. Sie stellen mehr als zwei Drittel unter den Niedrig- lohnbeschäftigten. Hier kann und muss der Gesetzgeber gegensteuern – mit

(25)

- Wir brauchen eine nachhaltige Reform der Minijobs. Kleine Arbeitsverhältnis- se müssen endlich neu geordnet werden. Teilzeitbeschäftigte, auch mit wenig Stunden, müssen Ansprüche für die Rente erwerben und Leistungen aus der Krankenversicherung. Jobs, mit denen die gute Arbeit weiter unter Druck ge- setzt wird und mit denen Frauen mit niedrigen und niedrigsten Löhnen abge- speist werden, braucht kein Mensch!

Wir brauchen eine soziale Absicherung für alle Beschäftigten ab der ersten Arbeitsstunde. Denn: 7 Millionen Minijobs verhindern, die Entgeltlücke zu schließen. Und machen im Alter arm.

- Und wir müssen die Möglichkeiten schaffen aus der Teilzeit wieder in Vollzeit zu wechseln oder in vollzeitnahe Teilzeit. Ein Aufstocken der Arbeitszeit nach der Teilzeit-Phase muss möglich und vor allem rechtlich verbindlich sein. Nur so erleichtern wir Frauen die Rückkehr in Vollzeit und Männern den Weg in eine mögliche Teilzeit und überwinden den erheblichen Gap in den Arbeits- zeiten zwischen den Geschlechtern. Dazu muss das Gesetz geändert wer- den.

Gesetzliche Normen, wie das Grundgesetz, das EU-Recht und auch das Allge- meine Gleichbehandlungsgesetz, machen ja klare Vorgaben.

Doch: Wo keine Klägerin, da kein Richter.

Die Mehrheit in diesem Land will die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen nicht länger dulden. Wir auch nicht!

Jahr für Jahr analysieren wir die Gründe dafür. Es bleiben die gleichen.

Wir brauchen endliche wirksame Instrumente – damit gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit gezahlt wird.

Denn Frauen haben: ein Recht auf Mehr!

(26)

Rede der stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Ingrid Sehrbrock

„Recht auf Mehr!“

Anlass:

gemeinsame Kundgebung DGB, Deutscher Frauenrat und SoVD zum Equal Pay Day 2013

21. März 2013

Brandenburger Tor

(27)

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Liebe MitstreiterInnen in Sachen Equal Pay,

Frauen haben ein “Recht auf Mehr!“ – und beim Equal Pay Day 2013 ist klar, um was es geht:

Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit!

Als stellvertretende DGB-Vorsitzende begrüße ich Sie ganz herzlich;

im Namen des Deutschen Frauenrates, des Sozialverbandes Deutschland und des Deutschen Gewerkschaftsbundes

zu unserer zentralen Kundgebung zum Equal Pay Day 2013.

Männer in Deutschland verdienen immer noch rund ein Viertel mehr als Frauen.

In kaum einem anderen Land der EU ist diese Entgeltlücke zwischen den Ge- schlechtern so groß wie in Deutschland.

Heute ist der 21. März! Fast drei Monate arbeiten Frauen länger, nur auf das gleiche Gehalt, den gleichen Lohn zu bekommen wie die Männer.

Heute wäre es soweit! Equal Pay Day!

Wir haben uns im Vergleich zu 2012 um genau ein Prozentpünktchen nach vorne bewegt, konkret von 23 auf 22 Prozent Entgeltdifferenz.

Ich weiß nicht, was Sie in den kommenden Jahren so vorhaben. Ich weiß nur ei- nes: das geht uns zu langsam!

Und wir wollen auch nicht, dass die junge Generation Frauen so lange warten muss!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe MitstreiterInnen in Sachen Entgeltgleichheit,

Eltern und Großeltern geben ihrem Nachwuchs immer den einen guten Rat, und der heißt:

Such dir einen Beruf, in dem du auch Geld verdienst!

Stellen wir uns vor, das Kind tut wie ihm geheißen:

es erlernt nach der Schule einen ordentlichen Beruf oder studiert mit Erfolg an einer Hochschule.

(28)

Vieles ist möglich, aber eines ist sicher:

Töchter werden, was immer sie als Beruf erlernen oder studieren, auf jeden Fall weniger im Portemonnaie haben als ihre männlichen Kollegen. Das gilt für eine Grafikerin ebenso wie für eine Konditorin. Und das, obwohl Backen z.B. nicht im Verdacht steht, eine ausschließlich von Männern gepflegte Leidenschaft zu sein.

Das gilt für die Architektin, die Chemielaborantin, die Gärtnerin und die Sportleh- rerin! Wir haben sie hier auftreten lassen! Das Problem ist nicht abstrakt, son- dern ganz konkret!

Die Entgeltlücke trifft die Ingenieurin und die Sportlehrerin gleichermaßen.

Oder anders gesagt:

Für dasselbe Jahresgehalt wie Männer müssen Frauen fast 3 Monate länger ar- beiten. Deshalb stehen wir heute hier.

Die Entgeltlücke von 22 % ist kein Ruhmesblatt.

Im Gegenteil. Sie ist für einen so starken Wirtschaftsstandort wie Deutschland nur peinlich. Und jeder neue Bericht, ob nun von Seiten der EU oder der OECD, macht diese Peinlichkeit noch weniger akzeptabel.

Welche Erklärungen gibt es für die 22%-Lücke:

Da heißt es immer wieder: Frauen verhandeln nicht gut, wenn es um Lohn und Gehalt geht.

Sicher, Frauen gehen eher davon aus, dass es verbindliche Vergütungsstan- dards und Tarifverträge gibt und nutzen mögliche Spielräume weniger.

Aber: Warum sprechen wir in Deutschland nicht über das, was wir verdienen?

Transparenz wäre ein wichtiger Schritt zu besseren Verhandlungspositionen.

Da beklagt man: Frauen arbeiten öfter in Teilzeit, noch dazu oft im Minijob, und unterbrechen ihre Berufstätigkeit länger.

Aber: Warum lassen sich denn berufliches Fortkommen und Familienaufgaben so schlecht miteinander vereinbaren? Warum wird immer weniger Arbeit in Voll- zeit, dafür umso mehr in unfreiwilliger Teilzeit angeboten?

Viele arbeiten nur im Minijob.Mit Lohnabschlägen auf ihre Stundenlöhne ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Dafür gibt es keine Rechtfertigung! Realität sind sie trotzdem.

Da wird immer wieder kritisiert, dass sich junge Frauen bei der Berufswahl auf traditionelle Berufe konzentrierten. Es stimmt: Sie werden mit Vorliebe Kaufrau im Einzelhandel, Verkäuferin, Bürokauffrau, medizinische Fachangestellte oder Friseurin und sollten – so sagt man – doch lieber Mechatronikerin werden oder Speditionskauffrau, weil das besser bezahlt wird.

(29)

Aber: Warum werden technische Berufe eigentlich besser bezahlt als Betreu- ungs- und Sorgeaufgaben? Ist der Dienst am Menschen weniger Wert als die Arbeit mit Technik?

Und: Auf Platz eins der Studienfächer, für die sich junge Frauen wie Männer ent- scheiden, liegt inzwischen BWL! Die „falsche“ Berufswahl ist also weder ein Ar- gument für die Entgeltlücke noch für die geringe Anzahl Frauen in führenden Po- sitionen der deutschen Wirtschaft.

Wir wollen nicht, dass auch die Töchter unserer Töchter ein Viertel weniger ver- dienen als unsere Söhne.

Freundliche Appelle an den guten Willen reichen nicht. Betriebe und Verwaltun- gen müssen ihre Eingruppierungspraxis systematisch und verbindlich überprü- fen. Und geschlechtergerecht gestalten. Dies kann nicht auf freiwilliger Basis passieren, es muss von einer unabhängigen Stelle kontrolliert werden.

Genau dafür brauchen wir gesetzliche Vorgaben.

Das heißt konkret:

- Die Leistungen von Frauen muss höher bewertet werden. Dass sich dies dann auch in Tarifverträgen niederschlägt, dafür tragen beide Tarifpartner die Verantwortung:

Arbeitgeber und Gewerkschaften.

- Gravierender sind die Unterschiede in den Betrieben und Verwaltungen: da- bei geht es um Eingruppierungen, Beurteilungen, Beförderungen oder Hö- hergruppierungen.

Mit Verfahren wie dem Entgeltgleichheits-Check können Unternehmen ihre Entgeltstrukturen und die Bewertung von Tätigkeiten analysieren.

Bis heute wird der Leiter einer Kfz-Werkstatt besser bezahlt als die Leiterin einer Großküche. Wieso eigentlich?

Das lässt sich mit dem EG-check feststellen. Und verändern!

Eines sage ich an die Adresse der Politik im Jahr der Bundestagswahl ganz deutlich:

die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern sind dort beson- ders groß, wo es keine Tarifverträge und keine Betriebsräte gibt. Gerade dort arbeiten viele Frauen. Sie stellen mehr als zwei Drittel unter den Niedrig- lohnbeschäftigten. Hier kann und muss der Gesetzgeber gegensteuern – mit einem flächendeckenden, gesetzlichen Mindestlohn als wirksamem Schutz gegen grassierende Dumpinglöhne.

(30)

- Wir brauchen eine nachhaltige Reform der Minijobs. Kleine Arbeitsverhältnis- se müssen endlich neu geordnet werden. Teilzeitbeschäftigte, auch mit wenig Stunden, müssen Ansprüche für die Rente erwerben und Leistungen aus der Krankenversicherung. Jobs, mit denen die gute Arbeit weiter unter Druck ge- setzt wird und mit denen Frauen mit niedrigen und niedrigsten Löhnen abge- speist werden, braucht kein Mensch!

Wir brauchen eine soziale Absicherung für alle Beschäftigten ab der ersten Arbeitsstunde. Denn: 7 Millionen Minijobs verhindern, die Entgeltlücke zu schließen. Und machen im Alter arm.

- Und wir müssen die Möglichkeiten schaffen aus der Teilzeit wieder in Vollzeit zu wechseln oder in vollzeitnahe Teilzeit. Ein Aufstocken der Arbeitszeit nach der Teilzeit-Phase muss möglich und vor allem rechtlich verbindlich sein. Nur so erleichtern wir Frauen die Rückkehr in Vollzeit und Männern den Weg in eine mögliche Teilzeit und überwinden den erheblichen Gap in den Arbeits- zeiten zwischen den Geschlechtern. Dazu muss das Gesetz geändert wer- den.

Gesetzliche Normen, wie das Grundgesetz, das EU-Recht und auch das Allge- meine Gleichbehandlungsgesetz, machen ja klare Vorgaben.

Doch: Wo keine Klägerin, da kein Richter.

Die Mehrheit in diesem Land will die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen nicht länger dulden. Wir auch nicht!

Jahr für Jahr analysieren wir die Gründe dafür. Es bleiben die gleichen.

Wir brauchen endliche wirksame Instrumente – damit gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit gezahlt wird.

Denn Frauen haben: ein Recht auf Mehr!

(31)

Rede der stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Ingrid Sehrbrock

„Recht auf Mehr!“

Anlass:

gemeinsame Kundgebung DGB, Deutscher Frauenrat und SoVD zum Equal Pay Day 2013

21. März 2013

Brandenburger Tor

Es gilt das gesprochene Wort!

(32)

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Liebe MitstreiterInnen in Sachen Equal Pay,

Frauen haben ein “Recht auf Mehr!“ – und beim Equal Pay Day 2013 ist klar, um was es geht:

Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit!

Als stellvertretende DGB-Vorsitzende begrüße ich Sie ganz herzlich;

im Namen des Deutschen Frauenrates, des Sozialverbandes Deutschland und des Deutschen Gewerkschaftsbundes

zu unserer zentralen Kundgebung zum Equal Pay Day 2013.

Männer in Deutschland verdienen immer noch rund ein Viertel mehr als Frauen.

In kaum einem anderen Land der EU ist diese Entgeltlücke zwischen den Ge- schlechtern so groß wie in Deutschland.

Heute ist der 21. März! Fast drei Monate arbeiten Frauen länger, nur auf das gleiche Gehalt, den gleichen Lohn zu bekommen wie die Männer.

Heute wäre es soweit! Equal Pay Day!

Wir haben uns im Vergleich zu 2012 um genau ein Prozentpünktchen nach vorne bewegt, konkret von 23 auf 22 Prozent Entgeltdifferenz.

Ich weiß nicht, was Sie in den kommenden Jahren so vorhaben. Ich weiß nur ei- nes: das geht uns zu langsam!

Und wir wollen auch nicht, dass die junge Generation Frauen so lange warten muss!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe MitstreiterInnen in Sachen Entgeltgleichheit,

Eltern und Großeltern geben ihrem Nachwuchs immer den einen guten Rat, und der heißt:

Such dir einen Beruf, in dem du auch Geld verdienst!

Stellen wir uns vor, das Kind tut wie ihm geheißen:

es erlernt nach der Schule einen ordentlichen Beruf oder studiert mit Erfolg an

(33)

Vieles ist möglich, aber eines ist sicher:

Töchter werden, was immer sie als Beruf erlernen oder studieren, auf jeden Fall weniger im Portemonnaie haben als ihre männlichen Kollegen. Das gilt für eine Grafikerin ebenso wie für eine Konditorin. Und das, obwohl Backen z.B. nicht im Verdacht steht, eine ausschließlich von Männern gepflegte Leidenschaft zu sein.

Das gilt für die Architektin, die Chemielaborantin, die Gärtnerin und die Sportleh- rerin! Wir haben sie hier auftreten lassen! Das Problem ist nicht abstrakt, son- dern ganz konkret!

Die Entgeltlücke trifft die Ingenieurin und die Sportlehrerin gleichermaßen.

Oder anders gesagt:

Für dasselbe Jahresgehalt wie Männer müssen Frauen fast 3 Monate länger ar- beiten. Deshalb stehen wir heute hier.

Die Entgeltlücke von 22 % ist kein Ruhmesblatt.

Im Gegenteil. Sie ist für einen so starken Wirtschaftsstandort wie Deutschland nur peinlich. Und jeder neue Bericht, ob nun von Seiten der EU oder der OECD, macht diese Peinlichkeit noch weniger akzeptabel.

Welche Erklärungen gibt es für die 22%-Lücke:

Da heißt es immer wieder: Frauen verhandeln nicht gut, wenn es um Lohn und Gehalt geht.

Sicher, Frauen gehen eher davon aus, dass es verbindliche Vergütungsstan- dards und Tarifverträge gibt und nutzen mögliche Spielräume weniger.

Aber: Warum sprechen wir in Deutschland nicht über das, was wir verdienen?

Transparenz wäre ein wichtiger Schritt zu besseren Verhandlungspositionen.

Da beklagt man: Frauen arbeiten öfter in Teilzeit, noch dazu oft im Minijob, und unterbrechen ihre Berufstätigkeit länger.

Aber: Warum lassen sich denn berufliches Fortkommen und Familienaufgaben so schlecht miteinander vereinbaren? Warum wird immer weniger Arbeit in Voll- zeit, dafür umso mehr in unfreiwilliger Teilzeit angeboten?

Viele arbeiten nur im Minijob.Mit Lohnabschlägen auf ihre Stundenlöhne ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Dafür gibt es keine Rechtfertigung! Realität sind sie trotzdem.

Da wird immer wieder kritisiert, dass sich junge Frauen bei der Berufswahl auf traditionelle Berufe konzentrierten. Es stimmt: Sie werden mit Vorliebe Kaufrau im Einzelhandel, Verkäuferin, Bürokauffrau, medizinische Fachangestellte oder Friseurin und sollten – so sagt man – doch lieber Mechatronikerin werden oder Speditionskauffrau, weil das besser bezahlt wird.

(34)

Aber: Warum werden technische Berufe eigentlich besser bezahlt als Betreu- ungs- und Sorgeaufgaben? Ist der Dienst am Menschen weniger Wert als die Arbeit mit Technik?

Und: Auf Platz eins der Studienfächer, für die sich junge Frauen wie Männer ent- scheiden, liegt inzwischen BWL! Die „falsche“ Berufswahl ist also weder ein Ar- gument für die Entgeltlücke noch für die geringe Anzahl Frauen in führenden Po- sitionen der deutschen Wirtschaft.

Wir wollen nicht, dass auch die Töchter unserer Töchter ein Viertel weniger ver- dienen als unsere Söhne.

Freundliche Appelle an den guten Willen reichen nicht. Betriebe und Verwaltun- gen müssen ihre Eingruppierungspraxis systematisch und verbindlich überprü- fen. Und geschlechtergerecht gestalten. Dies kann nicht auf freiwilliger Basis passieren, es muss von einer unabhängigen Stelle kontrolliert werden.

Genau dafür brauchen wir gesetzliche Vorgaben.

Das heißt konkret:

- Die Leistungen von Frauen muss höher bewertet werden. Dass sich dies dann auch in Tarifverträgen niederschlägt, dafür tragen beide Tarifpartner die Verantwortung:

Arbeitgeber und Gewerkschaften.

- Gravierender sind die Unterschiede in den Betrieben und Verwaltungen: da- bei geht es um Eingruppierungen, Beurteilungen, Beförderungen oder Hö- hergruppierungen.

Mit Verfahren wie dem Entgeltgleichheits-Check können Unternehmen ihre Entgeltstrukturen und die Bewertung von Tätigkeiten analysieren.

Bis heute wird der Leiter einer Kfz-Werkstatt besser bezahlt als die Leiterin einer Großküche. Wieso eigentlich?

Das lässt sich mit dem EG-check feststellen. Und verändern!

Eines sage ich an die Adresse der Politik im Jahr der Bundestagswahl ganz deutlich:

die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern sind dort beson- ders groß, wo es keine Tarifverträge und keine Betriebsräte gibt. Gerade dort arbeiten viele Frauen. Sie stellen mehr als zwei Drittel unter den Niedrig- lohnbeschäftigten. Hier kann und muss der Gesetzgeber gegensteuern – mit

(35)

- Wir brauchen eine nachhaltige Reform der Minijobs. Kleine Arbeitsverhältnis- se müssen endlich neu geordnet werden. Teilzeitbeschäftigte, auch mit wenig Stunden, müssen Ansprüche für die Rente erwerben und Leistungen aus der Krankenversicherung. Jobs, mit denen die gute Arbeit weiter unter Druck ge- setzt wird und mit denen Frauen mit niedrigen und niedrigsten Löhnen abge- speist werden, braucht kein Mensch!

Wir brauchen eine soziale Absicherung für alle Beschäftigten ab der ersten Arbeitsstunde. Denn: 7 Millionen Minijobs verhindern, die Entgeltlücke zu schließen. Und machen im Alter arm.

- Und wir müssen die Möglichkeiten schaffen aus der Teilzeit wieder in Vollzeit zu wechseln oder in vollzeitnahe Teilzeit. Ein Aufstocken der Arbeitszeit nach der Teilzeit-Phase muss möglich und vor allem rechtlich verbindlich sein. Nur so erleichtern wir Frauen die Rückkehr in Vollzeit und Männern den Weg in eine mögliche Teilzeit und überwinden den erheblichen Gap in den Arbeits- zeiten zwischen den Geschlechtern. Dazu muss das Gesetz geändert wer- den.

Gesetzliche Normen, wie das Grundgesetz, das EU-Recht und auch das Allge- meine Gleichbehandlungsgesetz, machen ja klare Vorgaben.

Doch: Wo keine Klägerin, da kein Richter.

Die Mehrheit in diesem Land will die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen nicht länger dulden. Wir auch nicht!

Jahr für Jahr analysieren wir die Gründe dafür. Es bleiben die gleichen.

Wir brauchen endliche wirksame Instrumente – damit gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit gezahlt wird.

Denn Frauen haben: ein Recht auf Mehr!

(36)

Rede der stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Ingrid Sehrbrock

„Recht auf Mehr!“

Anlass:

gemeinsame Kundgebung DGB, Deutscher Frauenrat und SoVD zum Equal Pay Day 2013

21. März 2013

Brandenburger Tor

(37)

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Liebe MitstreiterInnen in Sachen Equal Pay,

Frauen haben ein “Recht auf Mehr!“ – und beim Equal Pay Day 2013 ist klar, um was es geht:

Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit!

Als stellvertretende DGB-Vorsitzende begrüße ich Sie ganz herzlich;

im Namen des Deutschen Frauenrates, des Sozialverbandes Deutschland und des Deutschen Gewerkschaftsbundes

zu unserer zentralen Kundgebung zum Equal Pay Day 2013.

Männer in Deutschland verdienen immer noch rund ein Viertel mehr als Frauen.

In kaum einem anderen Land der EU ist diese Entgeltlücke zwischen den Ge- schlechtern so groß wie in Deutschland.

Heute ist der 21. März! Fast drei Monate arbeiten Frauen länger, nur auf das gleiche Gehalt, den gleichen Lohn zu bekommen wie die Männer.

Heute wäre es soweit! Equal Pay Day!

Wir haben uns im Vergleich zu 2012 um genau ein Prozentpünktchen nach vorne bewegt, konkret von 23 auf 22 Prozent Entgeltdifferenz.

Ich weiß nicht, was Sie in den kommenden Jahren so vorhaben. Ich weiß nur ei- nes: das geht uns zu langsam!

Und wir wollen auch nicht, dass die junge Generation Frauen so lange warten muss!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe MitstreiterInnen in Sachen Entgeltgleichheit,

Eltern und Großeltern geben ihrem Nachwuchs immer den einen guten Rat, und der heißt:

Such dir einen Beruf, in dem du auch Geld verdienst!

Stellen wir uns vor, das Kind tut wie ihm geheißen:

es erlernt nach der Schule einen ordentlichen Beruf oder studiert mit Erfolg an einer Hochschule.

(38)

Vieles ist möglich, aber eines ist sicher:

Töchter werden, was immer sie als Beruf erlernen oder studieren, auf jeden Fall weniger im Portemonnaie haben als ihre männlichen Kollegen. Das gilt für eine Grafikerin ebenso wie für eine Konditorin. Und das, obwohl Backen z.B. nicht im Verdacht steht, eine ausschließlich von Männern gepflegte Leidenschaft zu sein.

Das gilt für die Architektin, die Chemielaborantin, die Gärtnerin und die Sportleh- rerin! Wir haben sie hier auftreten lassen! Das Problem ist nicht abstrakt, son- dern ganz konkret!

Die Entgeltlücke trifft die Ingenieurin und die Sportlehrerin gleichermaßen.

Oder anders gesagt:

Für dasselbe Jahresgehalt wie Männer müssen Frauen fast 3 Monate länger ar- beiten. Deshalb stehen wir heute hier.

Die Entgeltlücke von 22 % ist kein Ruhmesblatt.

Im Gegenteil. Sie ist für einen so starken Wirtschaftsstandort wie Deutschland nur peinlich. Und jeder neue Bericht, ob nun von Seiten der EU oder der OECD, macht diese Peinlichkeit noch weniger akzeptabel.

Welche Erklärungen gibt es für die 22%-Lücke:

Da heißt es immer wieder: Frauen verhandeln nicht gut, wenn es um Lohn und Gehalt geht.

Sicher, Frauen gehen eher davon aus, dass es verbindliche Vergütungsstan- dards und Tarifverträge gibt und nutzen mögliche Spielräume weniger.

Aber: Warum sprechen wir in Deutschland nicht über das, was wir verdienen?

Transparenz wäre ein wichtiger Schritt zu besseren Verhandlungspositionen.

Da beklagt man: Frauen arbeiten öfter in Teilzeit, noch dazu oft im Minijob, und unterbrechen ihre Berufstätigkeit länger.

Aber: Warum lassen sich denn berufliches Fortkommen und Familienaufgaben so schlecht miteinander vereinbaren? Warum wird immer weniger Arbeit in Voll- zeit, dafür umso mehr in unfreiwilliger Teilzeit angeboten?

Viele arbeiten nur im Minijob.Mit Lohnabschlägen auf ihre Stundenlöhne ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Dafür gibt es keine Rechtfertigung! Realität sind sie trotzdem.

Da wird immer wieder kritisiert, dass sich junge Frauen bei der Berufswahl auf traditionelle Berufe konzentrierten. Es stimmt: Sie werden mit Vorliebe Kaufrau im Einzelhandel, Verkäuferin, Bürokauffrau, medizinische Fachangestellte oder Friseurin und sollten – so sagt man – doch lieber Mechatronikerin werden oder Speditionskauffrau, weil das besser bezahlt wird.

(39)

Aber: Warum werden technische Berufe eigentlich besser bezahlt als Betreu- ungs- und Sorgeaufgaben? Ist der Dienst am Menschen weniger Wert als die Arbeit mit Technik?

Und: Auf Platz eins der Studienfächer, für die sich junge Frauen wie Männer ent- scheiden, liegt inzwischen BWL! Die „falsche“ Berufswahl ist also weder ein Ar- gument für die Entgeltlücke noch für die geringe Anzahl Frauen in führenden Po- sitionen der deutschen Wirtschaft.

Wir wollen nicht, dass auch die Töchter unserer Töchter ein Viertel weniger ver- dienen als unsere Söhne.

Freundliche Appelle an den guten Willen reichen nicht. Betriebe und Verwaltun- gen müssen ihre Eingruppierungspraxis systematisch und verbindlich überprü- fen. Und geschlechtergerecht gestalten. Dies kann nicht auf freiwilliger Basis passieren, es muss von einer unabhängigen Stelle kontrolliert werden.

Genau dafür brauchen wir gesetzliche Vorgaben.

Das heißt konkret:

- Die Leistungen von Frauen muss höher bewertet werden. Dass sich dies dann auch in Tarifverträgen niederschlägt, dafür tragen beide Tarifpartner die Verantwortung:

Arbeitgeber und Gewerkschaften.

- Gravierender sind die Unterschiede in den Betrieben und Verwaltungen: da- bei geht es um Eingruppierungen, Beurteilungen, Beförderungen oder Hö- hergruppierungen.

Mit Verfahren wie dem Entgeltgleichheits-Check können Unternehmen ihre Entgeltstrukturen und die Bewertung von Tätigkeiten analysieren.

Bis heute wird der Leiter einer Kfz-Werkstatt besser bezahlt als die Leiterin einer Großküche. Wieso eigentlich?

Das lässt sich mit dem EG-check feststellen. Und verändern!

Eines sage ich an die Adresse der Politik im Jahr der Bundestagswahl ganz deutlich:

die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern sind dort beson- ders groß, wo es keine Tarifverträge und keine Betriebsräte gibt. Gerade dort arbeiten viele Frauen. Sie stellen mehr als zwei Drittel unter den Niedrig- lohnbeschäftigten. Hier kann und muss der Gesetzgeber gegensteuern – mit einem flächendeckenden, gesetzlichen Mindestlohn als wirksamem Schutz gegen grassierende Dumpinglöhne.

(40)

- Wir brauchen eine nachhaltige Reform der Minijobs. Kleine Arbeitsverhältnis- se müssen endlich neu geordnet werden. Teilzeitbeschäftigte, auch mit wenig Stunden, müssen Ansprüche für die Rente erwerben und Leistungen aus der Krankenversicherung. Jobs, mit denen die gute Arbeit weiter unter Druck ge- setzt wird und mit denen Frauen mit niedrigen und niedrigsten Löhnen abge- speist werden, braucht kein Mensch!

Wir brauchen eine soziale Absicherung für alle Beschäftigten ab der ersten Arbeitsstunde. Denn: 7 Millionen Minijobs verhindern, die Entgeltlücke zu schließen. Und machen im Alter arm.

- Und wir müssen die Möglichkeiten schaffen aus der Teilzeit wieder in Vollzeit zu wechseln oder in vollzeitnahe Teilzeit. Ein Aufstocken der Arbeitszeit nach der Teilzeit-Phase muss möglich und vor allem rechtlich verbindlich sein. Nur so erleichtern wir Frauen die Rückkehr in Vollzeit und Männern den Weg in eine mögliche Teilzeit und überwinden den erheblichen Gap in den Arbeits- zeiten zwischen den Geschlechtern. Dazu muss das Gesetz geändert wer- den.

Gesetzliche Normen, wie das Grundgesetz, das EU-Recht und auch das Allge- meine Gleichbehandlungsgesetz, machen ja klare Vorgaben.

Doch: Wo keine Klägerin, da kein Richter.

Die Mehrheit in diesem Land will die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen nicht länger dulden. Wir auch nicht!

Jahr für Jahr analysieren wir die Gründe dafür. Es bleiben die gleichen.

Wir brauchen endliche wirksame Instrumente – damit gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit gezahlt wird.

Denn Frauen haben: ein Recht auf Mehr!

(41)

Rede der stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Ingrid Sehrbrock

„Recht auf Mehr!“

Anlass:

gemeinsame Kundgebung DGB, Deutscher Frauenrat und SoVD zum Equal Pay Day 2013

21. März 2013

Brandenburger Tor

Es gilt das gesprochene Wort!

(42)

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Liebe MitstreiterInnen in Sachen Equal Pay,

Frauen haben ein “Recht auf Mehr!“ – und beim Equal Pay Day 2013 ist klar, um was es geht:

Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit!

Als stellvertretende DGB-Vorsitzende begrüße ich Sie ganz herzlich;

im Namen des Deutschen Frauenrates, des Sozialverbandes Deutschland und des Deutschen Gewerkschaftsbundes

zu unserer zentralen Kundgebung zum Equal Pay Day 2013.

Männer in Deutschland verdienen immer noch rund ein Viertel mehr als Frauen.

In kaum einem anderen Land der EU ist diese Entgeltlücke zwischen den Ge- schlechtern so groß wie in Deutschland.

Heute ist der 21. März! Fast drei Monate arbeiten Frauen länger, nur auf das gleiche Gehalt, den gleichen Lohn zu bekommen wie die Männer.

Heute wäre es soweit! Equal Pay Day!

Wir haben uns im Vergleich zu 2012 um genau ein Prozentpünktchen nach vorne bewegt, konkret von 23 auf 22 Prozent Entgeltdifferenz.

Ich weiß nicht, was Sie in den kommenden Jahren so vorhaben. Ich weiß nur ei- nes: das geht uns zu langsam!

Und wir wollen auch nicht, dass die junge Generation Frauen so lange warten muss!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe MitstreiterInnen in Sachen Entgeltgleichheit,

Eltern und Großeltern geben ihrem Nachwuchs immer den einen guten Rat, und der heißt:

Such dir einen Beruf, in dem du auch Geld verdienst!

Stellen wir uns vor, das Kind tut wie ihm geheißen:

es erlernt nach der Schule einen ordentlichen Beruf oder studiert mit Erfolg an

(43)

Vieles ist möglich, aber eines ist sicher:

Töchter werden, was immer sie als Beruf erlernen oder studieren, auf jeden Fall weniger im Portemonnaie haben als ihre männlichen Kollegen. Das gilt für eine Grafikerin ebenso wie für eine Konditorin. Und das, obwohl Backen z.B. nicht im Verdacht steht, eine ausschließlich von Männern gepflegte Leidenschaft zu sein.

Das gilt für die Architektin, die Chemielaborantin, die Gärtnerin und die Sportleh- rerin! Wir haben sie hier auftreten lassen! Das Problem ist nicht abstrakt, son- dern ganz konkret!

Die Entgeltlücke trifft die Ingenieurin und die Sportlehrerin gleichermaßen.

Oder anders gesagt:

Für dasselbe Jahresgehalt wie Männer müssen Frauen fast 3 Monate länger ar- beiten. Deshalb stehen wir heute hier.

Die Entgeltlücke von 22 % ist kein Ruhmesblatt.

Im Gegenteil. Sie ist für einen so starken Wirtschaftsstandort wie Deutschland nur peinlich. Und jeder neue Bericht, ob nun von Seiten der EU oder der OECD, macht diese Peinlichkeit noch weniger akzeptabel.

Welche Erklärungen gibt es für die 22%-Lücke:

Da heißt es immer wieder: Frauen verhandeln nicht gut, wenn es um Lohn und Gehalt geht.

Sicher, Frauen gehen eher davon aus, dass es verbindliche Vergütungsstan- dards und Tarifverträge gibt und nutzen mögliche Spielräume weniger.

Aber: Warum sprechen wir in Deutschland nicht über das, was wir verdienen?

Transparenz wäre ein wichtiger Schritt zu besseren Verhandlungspositionen.

Da beklagt man: Frauen arbeiten öfter in Teilzeit, noch dazu oft im Minijob, und unterbrechen ihre Berufstätigkeit länger.

Aber: Warum lassen sich denn berufliches Fortkommen und Familienaufgaben so schlecht miteinander vereinbaren? Warum wird immer weniger Arbeit in Voll- zeit, dafür umso mehr in unfreiwilliger Teilzeit angeboten?

Viele arbeiten nur im Minijob.Mit Lohnabschlägen auf ihre Stundenlöhne ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Dafür gibt es keine Rechtfertigung! Realität sind sie trotzdem.

Da wird immer wieder kritisiert, dass sich junge Frauen bei der Berufswahl auf traditionelle Berufe konzentrierten. Es stimmt: Sie werden mit Vorliebe Kaufrau im Einzelhandel, Verkäuferin, Bürokauffrau, medizinische Fachangestellte oder Friseurin und sollten – so sagt man – doch lieber Mechatronikerin werden oder Speditionskauffrau, weil das besser bezahlt wird.

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