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Wohin steuert der Wohnungsmarkt? Zwischen Preisexplosion und Mietpreisbremse (WORD)

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Academic year: 2022

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RAAbits Wirtschaft | Juni 2018 | 1

Zwischen Preisexplosion und Mietpreisbremse – wohin steuert der Wohnungsmarkt?

Nach einer Idee von Steffen Kriese, Mannheim

Themen

Bestellerprinzip 2 M 4

Immobilienerwerb 2 M 5

Immobiliennachfrage 1 M 2

Marktformen 1 M 3

Mietpreise 1 M 1M 3

Mietpreisbremse 2 M 2M 3

Monopol 1 M 3

Nachverdichtung 2 M 7

Niedrigzinspolitik 1 M 2

Oligopol 1 M 3

Polypol 1 M 3

Preis-Mengen-

Diagramm 1 M 3

Sozialer Wohnungsbau 2 M 6

Stationenarbeit 2 M 1M 7

Wohnungsnot 1 M 1 2 M 0

Aufbau der Unterrichtseinheit

MODUL h KOMPETENZEN MATERIALIEN

1 Wie teuer wohnt Deutschland? – Eine Bestandsaufnahme

2 Den Wohnungsmarkt in Deutschland

• mithilfe von Grafi ken und Statistiken beschreiben und analysieren,

• hinsichtlich seiner Preisentwicklung in den letzten Jahren untersuchen und Ursachen hierfür erläutern,

• unter Zuhilfenahme des Modells der Marktformen syste- matisieren und charakterisieren.

M 1M 3

2 Wohnungsmarkt – eine Stationenarbeit zu Schiefl agen und Lösungsansätzen Vorwissen: Wohnungs- not in Deutschland

3 Instrumente der Wohnungspolitik

• erklären und auf Fallbeispiele anwenden,

• hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile analysieren,

• hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Folgen für verschie- dene Gruppen beurteilen.

• Den Lernprozess und die Ergebnissicherung selbstver- antwortlich organisieren.

• Inhalte in Teamarbeit gemeinsam erarbeiten.

M 0M 7

Die Dauer ist in Unterrichtsstunden à 45 Minuten angegeben. Die Angaben sind als Richtwert zu betrachten.

Wer den Wohnungsmarkt in Deutschland unter die Lupe nimmt, muss feststellen, dass Wohnungen in den letzten Jahren insbesondere in begehrten Großstadtlagen zu teurer Mangelware geworden sind. Das ist inzwischen nicht nur für Geringverdiener, sondern auch für mittlere Einkommensgruppen zum Problem geworden.

©thinkstockphoto/SvetaZi

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2 | RAAbits Wirtschaft | Juni 2018

Wie teuer wohnt Deutschland? – Eine Bestandsaufnahme

Fachliche Hinweise

Die Miet- und Immobilienpreise steigen in Deutschland kontinuierlich, gerade in gefragten Groß- stadtlagen. Da die Nachfrage nach Immobilien das knappe Angebot in begehrten Lagen bei Wei- tem übersteigt, kann in einigen Regionen von einem Verkäufermarkt gesprochen werden. Der Verkäufer ist aufgrund der großen Nachfrage in einer stärkeren Position als der Käufer: Er kann sich besser an den Preisen seiner Mitanbieter orientieren oder sogar Absprachen treffen, sodass die Preise künstlich in die Höhe getrieben werden können. Vom sogenannten „Nachfrage-Boom“

sind hauptsächlich Ballungszentren, Universitätsstädte und Regionen mit positiver Wirtschaftsbilanz betroffen, die gleichzeitig einen Bevölkerungszuwachs verzeichnen. Top-Standorte wie München, Frankfurt am Main, Hamburg, Freiburg, Heidelberg und Stuttgart führen regelmäßig die Rankings an, denen zufolge Menschen überdurchschnittlich viel für die Miete oder den Erwerb von Wohn- raum zahlen müssen. In strukturschwachen Regionen ist das Gegenteil der Fall: Die Einwohnerzah- len sind rückläufi g, die Nachfrage nach Immobilien ist deutlich geringer. Dies führt zu sinkenden Immobilienpreisen und häufi gem Leerstand. Als Beispiele sind hier diverse ostdeutsche Regionen oder die Südwestpfalz zu nennen. Hauptgrund hierfür: Die Leitzinsen der Zentralbanken befi nden sich auf einem historischen Tiefstand. Dadurch ist es für Käufer besonders günstig, ein Immobilien- darlehen in Anspruch zu nehmen und eine Wohnung zu kaufen statt sie zu mieten.

Didaktisch-methodische Überlegungen

Wie Kapazitäten und die Preisstruktur des deutschen Wohnungsmarkts aktuell beschaffen sind und sich künftig entwickeln, untersucht dieses Modul anhand dreier Materialien. Mit einem dreiminüti- gen Podcast zur Wohnungsnot in Deutschland holen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler* mit ihren Vorkenntnissen ab und geben ihnen bei der gemeinsamen Besprechung des Podcasts die Mög- lichkeit, diese einzubringen. Im Zentrum des Moduls steht die Charakterisierung des deutschen Wohnungsmarkts mithilfe mehrerer Infografi ken und Statistiken.

Modul 1: Wie teuer wohnt Deutschland? – Eine Bestandsaufnahme

Lernziel: Die Schüler können erklären, warum der Wohnraum in Deutschland aktuell knapp und teuer ist.

Methoden: Analyse eines Podcasts (M 1), Analyse von Statistiken (M 1, M 2), Lückentext (M 2), Analyse von Grafi ken (M 3)

MODULPHASE ABLAUF MEDIEN

Einstieg/

Erarbeitung I/

Sicherung I

Zu Beginn der Unterrichtseinheit setzen sich die Schüler auditiv mit dem Wohnungsmarkt auseinander. Aus einem Podcast arbeiten sie aktuelle Probleme und Lösungsansätze heraus. Die Lehrkraft sichert die Ergeb- nisse, indem sie die vorstrukturierte Tabelle gemeinsam mit der Klas- se ausfüllt. Aus einer statistischen Grafi k leiten die Jugendlichen das Problem der Wohnraumknappheit in Großstädten ab und entwickeln Gründe hierfür.

Erarbeitung II/

Sicherung II

Durch das Ausfüllen eines Lückentexts nähern sich die Lernenden den Ursachen dafür an, warum Wohnen in Deutschland immer teurer wird.

Eine Statistik zur Entwicklung der Mietpreise veranschaulicht dies. Auf dieser Grundlage erläutern die Schüler die Entwicklung der Miet- und Immobilienpreise in eigenen Worten.

Erarbeitung III/

Transfer

Anhand eines Preis-Mengen-Diagramms vollziehen die Jugendlichen die Miet- und Immobilienpreisbildung auf dem Wohnungsmarkt nach.

Mittels einer Infografi k können sie wiederholen, über welche Eigen- schaften die verschiedenen Marktformen (Polypol, Oligopol, Monopol) verfügen. Davon ausgehend charakterisieren die Schüler den Woh- nungsmarkt in Ballungsgebieten und im ländlichen Raum.

M 1 Computer/

Lautsprecher, Kopien im Klassen- satz, ggf. Beamer/

OHP

M 2 Kopien im Klassensatz, ggf. Beamer/OHP

M 3 Kopien im Klassensatz, ggf. Beamer/OHP

* Zur besseren Lesbarkeit wird nachfolgend „Schüler“ verwendet, wenn „Schülerinnen und Schüler“ gemeint sind.

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4 | RAAbits Wirtschaft | Juni 2018

M 1

Der Wohnungsmarkt in Deutschland – Trends und Prognosen

Wohnraum in Ballungsgebieten wird immer knapper; gleichzeitig steigen die Mieten weiter an, so- dass selbst mittlere Einkommensgruppen sich inzwischen schwertun, in größeren Städten eine be- zahlbare Wohnung zu finden. Welche weiteren aktuellen Entwicklungen gibt es auf dem Wohnungs- markt?

https://www.tagesschau.de/inland/wohnungsmangel-101.html

DER WOHNUNGSMARKT IN DEUTSCHLAND

PROBLEME LÖSUNGEN

1. Hört die Audiodatei „Knapper Wohnraum sorgt für soziale Probleme“ an. Arbeitet mithilfe der Tabelle heraus, welche Probleme und Lösungen für den Wohnungsmangel skizziert werden.

2. Beschreibe und analysiere die Grafik. Erkläre, warum gerade in Großstädten der Woh- nungsbedarf so stark ansteigt.

© 2016 JW Medien – iwd.de vom 22.06.2016

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RAAbits Wirtschaft | Juni 2018 | 9

Wohnungsmarkt – eine Stationenarbeit zu Schieflagen und Lösungsansätzen

Fachliche Hinweise

Um Mieter auf einem oligopolistischen Wohnungsmarkt mit knappem Wohnraum insbesondere in Großstädten und Ballungsräumen zu schützen, hat die Bundesregierung Gesetze erlassen. Bei der Wiedervermietung von Immobilien greift etwa seit Mitte 2015 die Mietpreisbremse. Diese regelt, dass Vermieter die Miete bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr als zehn Prozent über die orts- übliche Vergleichsmiete anheben dürfen. Für laufende Mietverhältnisse gilt die Kappungsgrenze.

Hierbei ist bei Mieterhöhungen nur eine Steigerung der Miete bis zur ortsüblichen Vergleichsmiete gestattet. Beide Gesetze sollen Mieter vor übertrieben hohen Mieten schützen und damit Wohn- raum auch für Geringverdiener erschwinglich halten. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (2018) hat die Mietpreisbremse tatsächlich dazu geführt, dass der Anstieg der Wiedervermietungsmieten gerade in den hochpreisigen Städten bzw. Stadtteilen abgebremst wird.

Allerdings liegen die Wiedervermietungsmieten in begehrten Großstadtlagen dennoch über den anvisierten zehn Prozent – bei etwa 17 bis 28 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete. Daher fordert der Deutsche Mieterbund Nachbesserungen an der Mietpreisbremse, z. B. eine Verlänge- rung des Zeitraums, der der Vergleichsmiete zugrunde liegt, von vier auf zehn Jahre.

Gleichzeitig mit der Mietpreisbremse wurde auch das sogenannte Bestellerprinzip eingeführt. Seit- her ist bei der Vermittlung von Mietobjekten die Maklergebühr von demjenigen zu bezahlen, der den Makler beauftragt. Wird der Makler vom Vermieter mit der Vermietung seiner Immobilie be- auftragt, so hat der Vermieter die Maklergebühr zu bezahlen. Vor Einführung des Bestellerprinzips musste zumeist der zukünftige Mieter die Maklergebühr entrichten. Ein älteres Instrument der deut- schen Wohnungspolitik ist der soziale Wohnungsbau, der nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt wurde. Da Deutschland ein Sozialstaat ist, sollten Geringverdiener und Bedürftige auch lange nach dem Krieg weiterhin vom Staat unterstützt werden. Bezahlbarer Wohnraum wurde durch staatliche, meist kommunale Wohnungsbaugesellschaften errichtet. Da jedoch inzwischen viele Wohnungs- baugesellschaften privatisiert wurden und viele Sozialwohnungen ihre ursprüngliche Sozialbindung verloren haben, ist der Staat in diesem Bereich immer weniger aktiv. Stattdessen vergibt er heute Fördergelder, Steuererleichterungen und zinsgünstige Darlehen an private Bauherren.

Didaktisch-methodische Überlegungen

Eine Stationenarbeit bildet den Kern dieses Moduls. In Kleingruppen durchlaufen die Schülerinnen und Schüler* im Klassenzimmer verschiedene Stationen, an denen Arbeitsblätter zum Thema „Woh- nungsmarkt“ ausliegen. Ein Laufzettel erleichtert die Orientierung und bietet Platz für Anmerkun- gen und Fragen. Das Lernen an Stationen weist folgende didaktische Vorteile gegenüber anderen Unterrichtsverfahren auf:

Lernen im Team: Die Lernenden diskutieren in der Kleingruppe unterschiedliche Lösungsmög- lichkeiten und schulen dadurch ihre kommunikativen Fähigkeiten.

Selbstgesteuertes Lernen: Die Jugendlichen erarbeiten sich die Inhalte eigenständig und über- nehmen die Verantwortung für die Kontrolle ihrer Ergebnisse.

Lehrkraft als Berater: Sorgfältig zusammengestellte Materialien ermöglichen einen schülerzen- trierten Unterricht. Die Lehrkraft steht als Berater zur Verfügung und gibt Hilfestellungen.

Motivation: Das selbstgesteuerte Lernen mithilfe abwechslungsreicher Arbeitsblätter und Aufga- benstellungen empfinden viele Schüler als motivierend.

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RAAbits Wirtschaft | Juni 2018 | 13

Lernzirkel Wohnungsmarkt – ein Laufzettel

M 1

Gruppe:

Bearbeitungszeit pro Station:

min STATION ERLEDIGT FRAGEN/BEMERKUNGEN

1

Der Mietspiegel – Grundlage für Kap- pungsgrenze und Mietpreisbremse

2

Funktioniert die Mietpreisbremse? – Eine Bilanz

3

Wer bestellt, bezahlt – das Besteller- prinzip

4

Immobilien als Geldanlage – Chancen und Risiken

5

Kommunaler Wohnungsbau – ein Nachkriegsrelikt vor dem Aus?

6

„Mehr Stadt in der Stadt“ – Nachverdichtung

ARBEITSAUFTRAG

1

Setze dich mit deiner Gruppe an eine Lernstation. Lies dir die Informationen auf dem Ar- beitsblatt sorgfältig durch.

2

Bearbeitet anschließend gemeinsam die gestellten Aufgaben. Hakt die Station, die ihr bearbeitet habt, auf eurem Laufzettel ab.

3

Zum vereinbarten Signal wechselt ihr die Station. Wenn ihr bei Station 6 wart, dann geht ihr jetzt zu Station 1. Wenn ihr bei Station 1 wart, dann geht ihr im Anschluss zu Station 2 usw.

4

Verfahrt bei der neuen Station wie bei der vorhergehenden (siehe Punkte 1 bis 3).

5

Wenn ihr alle sechs Stationen durchlaufen habt, korrigiert eure Ergebnisse mithilfe der ausliegenden Musterlösungen.

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14 | RAAbits Wirtschaft | Juni 2018

M 2

Station 1: Der Mietspiegel – Grundlage für Kappungs- grenze und Mietpreisbremse

Findet heraus, wie die Mietpreise in einzelnen Städten und Gemeinden verglichen werden kön- nen und wie der Staat übertriebenen Mietsteigerungen durch die Mietpreisbremse entgegenwirken möchte.

Wenn man wissen möchten, ob die Miete für eine Immobilie an- gemessen ist, so kann man dies oftmals anhand eines örtlichen Mietspiegels ermitteln. Viele deutsche Großstädte bieten ei- nen sogenannten qualifizierten Mietspiegel. Dieser zeigt für unterschiedliche Immobilien, zum Beispiel eine Ein-Zimmer- Wohnung, die durchschnittliche Vergleichsmiete. Der Vermieter ist verpflichtet, sich an dieser durchschnittlichen Vergleichs- miete zu orientieren. Der Miet- spiegel wird alle zwei Jahre aktualisiert. Als Grundlage der durchschnittlichen Vergleichsmiete werden alle, in den letzten vier Jahren neu abgeschlossenen Verträge und Mieterhöhungen her- angezogen.

Der Mietspiegel liefert zudem die Grundlage für die sogenannte „Kappungsgrenze“. Bei einem laufenden Mietverhältnis darf der Vermieter die Miete demnach höchstens auf die ortsübliche Ver- gleichsmiete anheben. Dabei darf der Preisaufschlag frühestens 15 Monate nach der letzten Miet- erhöhung oder nach Einzug ausgesprochen werden. Gemäß der Kappungsgrenze darf die Miete außerdem innerhalb von drei Jahren um nicht mehr als 20 Prozent angehoben werden.

Die Mietpreisbremse soll den bereits gültigen Schutz bestehender Mietverhältnisse durch die Kap- pungsgrenze um den Schutz neu eingegangener Mietverhältnisse ergänzen. Vermieter sollen wei- terhin für ihre Investitionen belohnt werden und Geld verdienen können. Mietern hingegen soll es ermöglicht werden, bei einem Umzug in bezahlbare Wohnungen einzuziehen. Bei der Wiederver- mietung einer bestehenden Immobilie greift daher seit Mitte 2015 die Mietpreisbremse. Seither dürfen Vermieter die Miete einer wiedervermieteten Wohnung nicht mehr als zehn Prozent über die ortsübliche Vergleichsmiete anheben.

Aufgrund der regional sehr unterschiedlichen Preissituation auf den Wohnungsmärkten entschei- den die Bundesländer eigenverantwortlich darüber, in welchen Regionen Wohnungsnot herrscht und daher die Mietpreisbremse gelten soll. Die Mietpreisbremse gilt also nicht flächendeckend.

Nicht an die Mietpreisbremse gebunden sind darüber hinaus sehr aufwendig sanierte Wohnungen, Neubauten, die nach dem 1. Oktober 2014 bezugsfertig wurden, und möblierte Wohnungen.

1. Herr Martens vermietet seine 40-Quadratmeter-Wohnung in Köln bislang für 8 Euro pro Quadratmeter. Er möchte nun die Miete erhöhen und wirft einen Blick in den Mietspiegel (siehe Abbildung). Erkläre, wie hoch die neue maximale Kaltmiete der Wohnung ausfallen darf.

2. Begründe, warum der Staat die Mietpreisbremse eingeführt hat.

Quelle (Daten): F + B Mietspiegelindex

5,81 6,10

6,17 6,30

6,40 7,08

8,07 8,26

8,39 8,43

9,92 10,22

Schwerin Dresden Potsdam Erfurt Berlin (Ost) Berlin (West) Frankfurt a. M.

Düsseldorf Hamburg Köln Stuttgart München

Durchschnittliche Vergleichsmiete in deutschen Großstädten 2017 in €/m²

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RAAbits Wirtschaft | Juni 2018 | 19

Station 6: „Mehr Stadt in der Stadt“ – Nachverdichtung

M 7

© iStockphoto/Leontura

[…] Die Grundstückpreise in den Innenstadtla- gen von Metropolen steigen immer weiter. Da- durch steigen wiederum die Mieten, weil sich die Investitionen lohnen müssen. „Vielverspre- chend wäre es deshalb zu bauen, ohne für den Grund und Boden zahlen zu müssen“, sagt Claus Michelsen. So könnten beispielsweise weitere Stockwerke auf bestehende Häuser gebaut wer- den oder leerstehende Bürogebäude umgebaut werden, damit Menschen darin wohnen können.

In ihrer Studie Wohnraumpotentiale durch Auf- stockungen stellte die TU Darmstadt fest, dass in ausgewiesenen Regionen mit erhöhtem Wohnbe- darf etwa 600.000 aufstockbare Mehrfamilien- häuser liegen würden.

Um Innenstädte aber wirkungsvoll nachver- dichten zu können, müssen zunächst Gesetze verändert werden. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicher- heit hat bereits eine Gesetzesnovelle der Bau- nutzungsverordnung vorgelegt. Hier soll die Ka- tegorie Urbane Gebiete eingeführt werden. Ziel der Novelle ist es unter anderem, weniger strenge Aufl agen für den Lärmschutz in den Innenstäd-

ten zu ermöglichen. Derzeit wird das neue Ge- setz noch zwischen den Ländern und dem Bund abgestimmt. […] [Anm. d. Red.: Das Gesetz ist seit 13.05.2017 in Kraft.]

So treibt zum Beispiel die Stadt Hamburg die Nachverdichtung stark voran. Viele junge Men- schen ziehen nach Hamburg und wünschen sich eine Wohnung im Stadtinnern. Die Behörde für Stadtentwicklung gibt an, dass neun von zehn Wohnungen in Hamburg mittlerweile im Rah- men der Nachverdichtung gebaut werden. Das Credo lautet: „Mehr Stadt in der Stadt.“ Im Stadtteil Altona soll zum Beispiel ein 1.600 Wohnungen umfassendes Quartier entstehen.

Doch das begeistert längst nicht alle Bewohner:

Das Hamburger Abendblatt berichtet, dass der Mieterverein zu Hamburg seit vier Jahren stetig mehr Beschwerden über Neubauten verzeich- net. Die Zahl der Unzufriedenen habe sich ver- dreifacht, auf 3.000 pro Jahr. Sie fürchten, dass mit den Grünfl ächen in der Stadt auch die Le- bensqualität schwindet. Eine enge Besiedlung kann außerdem soziale Brennpunkte befördern.

[…]

Auszug aus: Brahms, Bastian/Ziegler, Philip: Wohnungsmarkt: Was hilft gegen den Mietpreiswahnsinn, in: Zeit vom 25.09.2016.

1. Betrachte die Grafi k und lies den Artikel. Erkläre, was man unter dem Begriff „Nachverdich- tung“ versteht und wie „mehr Stadt in der Stadt“ geschaffen werden kann.

2. Beurteile die in der Grafi k abgebildeten Nachverdichtungsmaßnahmen aus der Sicht eines Bürgers mit fester Wohnung, eines wohnungssuchenden Bürgers sowie eines Investors in einer Großstadt.

NACHVERDICHTUNG

ANBAU:

Erweiterung von Gebäuden um neue Teile und Wohneinheiten

SCHLIESSEN VON BAULÜCKEN:

Bebauung unattraktiver Freifl ächen vor allem in Innen-

stadtlagen

INNENHÖFE:

Nutzung als Bauplatz für neue Gebäu- de in dicht

bebauten Stadtteilen

UMSTRUK- TURIERUNG:

Nutzung von Parkplätzen, Gewerbefl ächen

oder Klein- gärten als neues

Bauland

KONVERSION:

Abriss und Neubebauung

ehemaliger Bahnhöfe oder

Militärfl ächen

Nach: Spiegel Online/Knollenbroich, Britta: Konzept gegen Wohnungsnot: Höher, enger, dichter, vom 28.03.2016.

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RAAbits Wirtschaft | Juni 2018 | 25

Fachbegriffe

Bestellerprinzip Dieses Prinzip wurde gleichzeitig mit der Mietpreisbremse eingeführt.

Es regelt die Zahlung der Gewinnbeteiligung von Immobilienmaklern neu. Wohingegen bislang in den allermeisten Fällen der Mieter für die Gewinnbeteiligung aufkam, gilt nun das Prinzip: „Wer bestellt, bezahlt“. Praktisch heißt das, wer den Makler für die Suche seiner Mietwohnung oder die Vermietung seiner Wohnung beauftragt, be- zahlt seine Provision. Das Prinzip gilt nicht für den Immobilienkauf.

Gentrifizierung Sozialer Umschichtungsprozess in einem Stadtteil, bei dem die bauli- che Aufwertung eines Viertels mit steigenden Grundstückspreisen und Mieten einhergeht. Durch Mieterhöhungen werden alteingesessene Bewohner in günstigere, weniger begehrte und weiter außerhalb liegende Stadtteile verdrängt. Gleichzeitig siedeln sich neue, wohlha- bendere Bewohner an.

Leitzins Auch Banken leihen sich Geld – bei den Noten- und Zentralbanken, zum Beispiel der EZB. Der Leitzins bestimmt die Höhe der Zinsen für diese Anleihen.

Mietpreisbremse Das Gesetz soll verhindern, dass Mieten in begehrten Lagen zu schnell ansteigen. Es greift nur lokal bei Neu- und Wiedervermietun- gen, wobei Neubauten sowie umfassend sanierte Wohnungen ausge- nommen sind. Die Mietpreisbremse sieht vor, dass die Miete bei Ab- schluss eines Mietvertrags maximal 10 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen darf. Die Bundesländer legen fest, in welchen Gebieten sie gültig ist.

Mietspiegel Der Mietspiegel gibt Auskunft über die ortsübliche Vergleichsmiete.

Nachverdichtung Die Bebauung von Freiflächen innerhalb bestehender Bebauung.

Diese Maßnahme wird vorwiegend in Großstädten oder Ballungs- räumen genutzt, um der Wohnungsnot in begehrten Innenstadtlagen entgegenzuwirken. Darunter fällt die Nutzung tatsächlicher Baulü- cken und Freiflächen, bislang zu anderen Zwecken genutzter Flächen oder die Aufstockung bzw. Erweiterung bestehender Gebäude.

Soziale Wohnraum- förderung

Staatliche Unterstützungsmaßnahmen für Personen, die Schwierigkei- ten haben, eine für sie angemessene und bezahlbare Wohnung zu finden. Darunter fallen das Wohngeld oder die Förderung von Woh- nungen mit Sozialbindung. Seit der Föderalismusreform von 2006 fällt die soziale Wohnraumförderung in den Verantwortungsbereich der Länder.

Sozialer Wohnungsbau Um nach den Zerstörungen des Ersten und Zweiten Weltkriegs genü- gend Wohnraum zu schaffen, wurden kommunale Wohnungsbau- gesellschaften für den Zweck der Errichtung von Sozialwohnungen geschaffen. Hintergrund war, dass nicht genügend private Bauherren zur Verfügung standen und das Sozialstaatsprinzip auch im Bereich des Wohnungsbaus verwirklicht werden sollte. Ende der 1980er Jah- re zog sich der Staat zunehmend aus dem sozialen Wohnungsbau zurück. Heute existieren von über 4 Millionen Sozialwohnungen noch knapp 1,3 Millionen.

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